Sie sind in der Frucht, in Verhältnis gegen den kleinen Körper, sehr groß, und beinahe so groß, als die Gefäße der Gliedmaßen, und sie scheinen sich, weil sie nicht wachsen, in einem erwachsenen Menschen zu ver- kleinern.
Es gehen die größten, verhältnismäßig betrachtet, nach einigen sinnlichen Werkzeugen, dergleichen das Au- ge und das inwendige Ohr ist. Unter den übrigen Thei- len des Körpers haben die Muskeln die gröste Nerven, und unter diesen wieder die Zunge, da sie hingegen in den Eingeweiden, in der Leber, Milz und Lunge und in den Gedärmen kleiner sind. Die Membranen haben überhaupt sehr wenige, die Haut ausgenommen, welche sehr nervenreich ist. Die wenigsten befinden sich, als Begleiter der Schlagadern, in den Röhrchen der Kno- chen, hingegen ganz und gar keine in den flachen Kno- chen, dergleichen die Hirnschaale ist.
Man hat zur Zeit noch keine Nerven mit Zuver- läßigkeit in der harten Gehirnhaut, in der dünnen und im Spinnenwebe des großen und kleinen Gehirns, wie auch im Rükkenmarke, an der Nabelschnur, dem Mut- terkuchen, an der äußern und innern Fruchthaut, finden können. Jch habe, wie auch andere vor mir, keine an den Sehnen, und Kapselbändern finden können, und ich will damit so viel sagen, daß sich in diese Theile keine Aeste hineinwerfen, daß sie keine besondere Nerven ha- ben, oder von denenselben durchdrungen werden, indem es bekannt ist, daß sich Nerven über die äußere Fläche der Sehnen und Kapseln in ziemlicher Menge nach ih- rer bestimmten Stelle hinbegeben [Spaltenumbruch](g). Jch habe sie
aber
(g) V. T. 4. des Memoires sur les part. sensibl. et irrit. S. 80. 81. Uebrigens wird es hie und da an seinem Orte gezeiget werden, daß [Spaltenumbruch]
in diesen Theilen keine Nerven seyn. Jn dem Knochenhäutchen lassen sich keine zeigen JFNTY S. 54. und im Knochen. S. 51.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Sie ſind in der Frucht, in Verhaͤltnis gegen den kleinen Koͤrper, ſehr groß, und beinahe ſo groß, als die Gefaͤße der Gliedmaßen, und ſie ſcheinen ſich, weil ſie nicht wachſen, in einem erwachſenen Menſchen zu ver- kleinern.
Es gehen die groͤßten, verhaͤltnismaͤßig betrachtet, nach einigen ſinnlichen Werkzeugen, dergleichen das Au- ge und das inwendige Ohr iſt. Unter den uͤbrigen Thei- len des Koͤrpers haben die Muskeln die groͤſte Nerven, und unter dieſen wieder die Zunge, da ſie hingegen in den Eingeweiden, in der Leber, Milz und Lunge und in den Gedaͤrmen kleiner ſind. Die Membranen haben uͤberhaupt ſehr wenige, die Haut ausgenommen, welche ſehr nervenreich iſt. Die wenigſten befinden ſich, als Begleiter der Schlagadern, in den Roͤhrchen der Kno- chen, hingegen ganz und gar keine in den flachen Kno- chen, dergleichen die Hirnſchaale iſt.
Man hat zur Zeit noch keine Nerven mit Zuver- laͤßigkeit in der harten Gehirnhaut, in der duͤnnen und im Spinnenwebe des großen und kleinen Gehirns, wie auch im Ruͤkkenmarke, an der Nabelſchnur, dem Mut- terkuchen, an der aͤußern und innern Fruchthaut, finden koͤnnen. Jch habe, wie auch andere vor mir, keine an den Sehnen, und Kapſelbaͤndern finden koͤnnen, und ich will damit ſo viel ſagen, daß ſich in dieſe Theile keine Aeſte hineinwerfen, daß ſie keine beſondere Nerven ha- ben, oder von denenſelben durchdrungen werden, indem es bekannt iſt, daß ſich Nerven uͤber die aͤußere Flaͤche der Sehnen und Kapſeln in ziemlicher Menge nach ih- rer beſtimmten Stelle hinbegeben [Spaltenumbruch](g). Jch habe ſie
aber
(g) V. T. 4. des Memoires ſur les part. ſenſibl. et irrit. S. 80. 81. Uebrigens wird es hie und da an ſeinem Orte gezeiget werden, daß [Spaltenumbruch]
in dieſen Theilen keine Nerven ſeyn. Jn dem Knochenhaͤutchen laſſen ſich keine zeigen JFNTY S. 54. und im Knochen. S. 51.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Sie ſind in der Frucht, in Verhaͤltnis gegen den
kleinen Koͤrper, ſehr groß, und beinahe ſo groß, als die
Gefaͤße der Gliedmaßen, und ſie ſcheinen ſich, weil ſie
nicht wachſen, in einem erwachſenen Menſchen zu ver-
kleinern.
Es gehen die groͤßten, verhaͤltnismaͤßig betrachtet,
nach einigen ſinnlichen Werkzeugen, dergleichen das Au-
ge und das inwendige Ohr iſt. Unter den uͤbrigen Thei-
len des Koͤrpers haben die Muskeln die groͤſte Nerven,
und unter dieſen wieder die Zunge, da ſie hingegen in
den Eingeweiden, in der Leber, Milz und Lunge und in
den Gedaͤrmen kleiner ſind. Die Membranen haben
uͤberhaupt ſehr wenige, die Haut ausgenommen, welche
ſehr nervenreich iſt. Die wenigſten befinden ſich, als
Begleiter der Schlagadern, in den Roͤhrchen der Kno-
chen, hingegen ganz und gar keine in den flachen Kno-
chen, dergleichen die Hirnſchaale iſt.
Man hat zur Zeit noch keine Nerven mit Zuver-
laͤßigkeit in der harten Gehirnhaut, in der duͤnnen und
im Spinnenwebe des großen und kleinen Gehirns, wie
auch im Ruͤkkenmarke, an der Nabelſchnur, dem Mut-
terkuchen, an der aͤußern und innern Fruchthaut, finden
koͤnnen. Jch habe, wie auch andere vor mir, keine an
den Sehnen, und Kapſelbaͤndern finden koͤnnen, und ich
will damit ſo viel ſagen, daß ſich in dieſe Theile keine
Aeſte hineinwerfen, daß ſie keine beſondere Nerven ha-
ben, oder von denenſelben durchdrungen werden, indem
es bekannt iſt, daß ſich Nerven uͤber die aͤußere Flaͤche
der Sehnen und Kapſeln in ziemlicher Menge nach ih-
rer beſtimmten Stelle hinbegeben
(g). Jch habe ſie
aber
(g) V. T. 4. des Memoires ſur
les part. ſenſibl. et irrit. S. 80. 81.
Uebrigens wird es hie und da an
ſeinem Orte gezeiget werden, daß
in dieſen Theilen keine Nerven ſeyn.
Jn dem Knochenhaͤutchen laſſen ſich
keine zeigen JFNTY S. 54. und
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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