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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Durch diese und andre dergleichen Versuche wurde
Antonius Pacchioni selbst überzeugt, er erkannte die
Kraft der Wahrheit, und es gestand dieser Mann, wel-
cher der harten Gehirnhaut eine Art von Herzschlage zu-
geschrieben hatte [Spaltenumbruch] (c), daß diese Bewegung sanft und ge-
linde geschehe, an dem Umkreise des Gehirns nicht deut-
lich sey (d), nicht beständig geschehe (e), und daß diese
Bewegung, welche von berühmten Männern, als eine
Aehnlichkeit vom Herzschlage betrachtet worden, in der
That dem Gehirn und den Schlagadern zugeschrieben
werden müsse (f), und daß die harte Membran keine
dergleichen klopfende Kraft besizze, welche Bagliv für
sie ausgedacht hatte; ia er widerrief vieles, welches er
vorher behaupter hatte (g), und gestand endlich, daß er
an einem lebendigen Thiere niemals eine Bewegung in
der harten Gehirnhaut sehen können, ob er gleich öftere
Versuche damit gemacht habe (h).

§. 44.
Der Nuzzen der Sinuum.

Jch kehre von dieser Ausschweifung zu meinem
Vorhaben wieder zurükke. Es pflegen die Phisiolo-
gisten sich um die die Absichten der Natur zu beküm-
mern, besonders, wenn einerlei Theile an irgend einem
Gliede anders gebaut sind, als wir solche in andern
Theilen des Menschenkörpers finden, und man hat das
Recht, zu fragen, warum die Natur die Blutadern
des Gehirnes in die harte Membrane eingeschlossen habe.

Sie
(c) In epist. ad L. TESTI.
(d) An FANT. S. 176.
(e) S. 175.
(f) S. 174.
(g) Jm Briefe an BONON.
S. 21.
(h) An FANT. S. 247. Er thut
hinzu, daß viel falsches vom BA-
[Spaltenumbruch] GLIV.
sey berichtet worden S. 16
und daß diesem Manne nicht der
Bau der harten Membrane bekannt
gewesen sey, S. 18. S, was der
berühmte THOMSON wider
den BAGLIV. gesprochen. diss. 1.
S. 24. 25.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Durch dieſe und andre dergleichen Verſuche wurde
Antonius Pacchioni ſelbſt uͤberzeugt, er erkannte die
Kraft der Wahrheit, und es geſtand dieſer Mann, wel-
cher der harten Gehirnhaut eine Art von Herzſchlage zu-
geſchrieben hatte [Spaltenumbruch] (c), daß dieſe Bewegung ſanft und ge-
linde geſchehe, an dem Umkreiſe des Gehirns nicht deut-
lich ſey (d), nicht beſtaͤndig geſchehe (e), und daß dieſe
Bewegung, welche von beruͤhmten Maͤnnern, als eine
Aehnlichkeit vom Herzſchlage betrachtet worden, in der
That dem Gehirn und den Schlagadern zugeſchrieben
werden muͤſſe (f), und daß die harte Membran keine
dergleichen klopfende Kraft beſizze, welche Bagliv fuͤr
ſie ausgedacht hatte; ia er widerrief vieles, welches er
vorher behaupter hatte (g), und geſtand endlich, daß er
an einem lebendigen Thiere niemals eine Bewegung in
der harten Gehirnhaut ſehen koͤnnen, ob er gleich oͤftere
Verſuche damit gemacht habe (h).

§. 44.
Der Nuzzen der Sinuum.

Jch kehre von dieſer Ausſchweifung zu meinem
Vorhaben wieder zuruͤkke. Es pflegen die Phiſiolo-
giſten ſich um die die Abſichten der Natur zu bekuͤm-
mern, beſonders, wenn einerlei Theile an irgend einem
Gliede anders gebaut ſind, als wir ſolche in andern
Theilen des Menſchenkoͤrpers finden, und man hat das
Recht, zu fragen, warum die Natur die Blutadern
des Gehirnes in die harte Membrane eingeſchloſſen habe.

Sie
(c) In epiſt. ad L. TESTI.
(d) An FANT. S. 176.
(e) S. 175.
(f) S. 174.
(g) Jm Briefe an BONON.
S. 21.
(h) An FANT. S. 247. Er thut
hinzu, daß viel falſches vom BA-
[Spaltenumbruch] GLIV.
ſey berichtet worden S. 16
und daß dieſem Manne nicht der
Bau der harten Membrane bekannt
geweſen ſey, S. 18. S, was der
beruͤhmte THOMSON wider
den BAGLIV. geſprochen. diſſ. 1.
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[282/0318] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. Durch dieſe und andre dergleichen Verſuche wurde Antonius Pacchioni ſelbſt uͤberzeugt, er erkannte die Kraft der Wahrheit, und es geſtand dieſer Mann, wel- cher der harten Gehirnhaut eine Art von Herzſchlage zu- geſchrieben hatte (c), daß dieſe Bewegung ſanft und ge- linde geſchehe, an dem Umkreiſe des Gehirns nicht deut- lich ſey (d), nicht beſtaͤndig geſchehe (e), und daß dieſe Bewegung, welche von beruͤhmten Maͤnnern, als eine Aehnlichkeit vom Herzſchlage betrachtet worden, in der That dem Gehirn und den Schlagadern zugeſchrieben werden muͤſſe (f), und daß die harte Membran keine dergleichen klopfende Kraft beſizze, welche Bagliv fuͤr ſie ausgedacht hatte; ia er widerrief vieles, welches er vorher behaupter hatte (g), und geſtand endlich, daß er an einem lebendigen Thiere niemals eine Bewegung in der harten Gehirnhaut ſehen koͤnnen, ob er gleich oͤftere Verſuche damit gemacht habe (h). §. 44. Der Nuzzen der Sinuum. Jch kehre von dieſer Ausſchweifung zu meinem Vorhaben wieder zuruͤkke. Es pflegen die Phiſiolo- giſten ſich um die die Abſichten der Natur zu bekuͤm- mern, beſonders, wenn einerlei Theile an irgend einem Gliede anders gebaut ſind, als wir ſolche in andern Theilen des Menſchenkoͤrpers finden, und man hat das Recht, zu fragen, warum die Natur die Blutadern des Gehirnes in die harte Membrane eingeſchloſſen habe. Sie (c) In epiſt. ad L. TESTI. (d) An FANT. S. 176. (e) S. 175. (f) S. 174. (g) Jm Briefe an BONON. S. 21. (h) An FANT. S. 247. Er thut hinzu, daß viel falſches vom BA- GLIV. ſey berichtet worden S. 16 und daß dieſem Manne nicht der Bau der harten Membrane bekannt geweſen ſey, S. 18. S, was der beruͤhmte THOMSON wider den BAGLIV. geſprochen. diſſ. 1. S. 24. 25.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/318>, abgerufen am 20.11.2024.