Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Gehirne. X. Buch.
oder sechsten Paare [Spaltenumbruch] (b+), oder zu allen beiden, mit Zu-
verläßigkeit ausstreckte (c), so würde ich kein Bedenken
tragen, sie vor ein Anhängsel des Gehirns zu halten,
welches aus Markrinde und Mark bestünde, und seine
gewisse Nerven hervorbrächte. Es haben aber diese
Nerven von keinem wißbegierigen unter den neuern
Schriststellern gefunden, oder durch unsere Sorgfalt
bestätiget werden können.

§. 31.
Die vierfachen Vorragungen.

Wir haben den vordern Ausgang der dritten Ge-
hirnkammer beschrieben; es folget nunmehr der andere
Ausgang, welcher gegen das Hinterhaupt zugekehrt ist.
Damit nun unser Vortrag in diesem Stükke deutlicher
werde, so müssen wir etwas von dem Gehirnmarke vor-
angehen lassen. Wir haben von diesem Marke unter-
wärts bis zur Brükke des Varolius gehandelt. Ober-
wärts steigt dieses Mark, hinter den Kammern der Seh-
nerven sogleich hernieder (d), und es verwandelt fich zu
einer sehr abhängigen Säule, der man vorne betrachtet,
den Namen der Brükke ebenfals giebt. Es liegt
diese markige Säule zwischen dem großen und kleinen
Gehirne, und kömt bei einigen berühmten Männern
hinterwärts unter dem Namen des Jsthmus [Spaltenumbruch] (e) vor.

Hierauf zeigt sich an der rechten Seite dieses
Jsthmus, bis zur linken über eine (f) querliegende Vor-
ragung, welche beinahe senkrecht liegt. Es ist die
hintere Fläche dieser Vorragung figurirt, und sie erhebt

sich
(b+) Daß sie Nerven vom 5ten
und 6ten Paar habe, sagt Alexius
LITTRE mem.
1707. S. 127.
(c) LIEVTAVD. angef. Ort.
(d) TARIN tab. 2. f. 2. fasc. 7.
tab.
3.
(e) RIDLEY S. 126. Siehe
WILLIS f. 3. DRELINCOVRT
Vorr. S. 18. WILLIS nennt es
regionem peculiorem.
(f) RIDLEY f. 7. cc. dd. WINS-
LOW n. 79. VESAL. libr. VII.

S. 791.

Vom Gehirne. X. Buch.
oder ſechſten Paare [Spaltenumbruch] (b†), oder zu allen beiden, mit Zu-
verlaͤßigkeit ausſtreckte (c), ſo wuͤrde ich kein Bedenken
tragen, ſie vor ein Anhaͤngſel des Gehirns zu halten,
welches aus Markrinde und Mark beſtuͤnde, und ſeine
gewiſſe Nerven hervorbraͤchte. Es haben aber dieſe
Nerven von keinem wißbegierigen unter den neuern
Schriſtſtellern gefunden, oder durch unſere Sorgfalt
beſtaͤtiget werden koͤnnen.

§. 31.
Die vierfachen Vorragungen.

Wir haben den vordern Ausgang der dritten Ge-
hirnkammer beſchrieben; es folget nunmehr der andere
Ausgang, welcher gegen das Hinterhaupt zugekehrt iſt.
Damit nun unſer Vortrag in dieſem Stuͤkke deutlicher
werde, ſo muͤſſen wir etwas von dem Gehirnmarke vor-
angehen laſſen. Wir haben von dieſem Marke unter-
waͤrts bis zur Bruͤkke des Varolius gehandelt. Ober-
waͤrts ſteigt dieſes Mark, hinter den Kammern der Seh-
nerven ſogleich hernieder (d), und es verwandelt fich zu
einer ſehr abhaͤngigen Saͤule, der man vorne betrachtet,
den Namen der Bruͤkke ebenfals giebt. Es liegt
dieſe markige Saͤule zwiſchen dem großen und kleinen
Gehirne, und koͤmt bei einigen beruͤhmten Maͤnnern
hinterwaͤrts unter dem Namen des Jſthmus [Spaltenumbruch] (e) vor.

Hierauf zeigt ſich an der rechten Seite dieſes
Jſthmus, bis zur linken uͤber eine (f) querliegende Vor-
ragung, welche beinahe ſenkrecht liegt. Es iſt die
hintere Flaͤche dieſer Vorragung figurirt, und ſie erhebt

ſich
(b†) Daß ſie Nerven vom 5ten
und 6ten Paar habe, ſagt Alexius
LITTRE mem.
1707. S. 127.
(c) LIEVTAVD. angef. Ort.
(d) TARIN tab. 2. f. 2. faſc. 7.
tab.
3.
(e) RIDLEY S. 126. Siehe
WILLIS f. 3. DRELINCOVRT
Vorr. S. 18. WILLIS nennt es
regionem peculiorem.
(f) RIDLEY f. 7. cc. dd. WINS-
LOW n. 79. VESAL. libr. VII.

S. 791.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0132" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Gehirne. <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
oder &#x017F;ech&#x017F;ten Paare <cb/>
<note place="foot" n="(b&#x2020;)">Daß &#x017F;ie Nerven vom 5ten<lb/>
und 6ten Paar habe, &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Alexius<lb/>
LITTRE mem.</hi> 1707. S. 127.</note>, oder zu allen beiden, mit Zu-<lb/>
verla&#x0364;ßigkeit aus&#x017F;treckte <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">LIEVTAVD.</hi> angef. Ort.</note>, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich kein Bedenken<lb/>
tragen, &#x017F;ie vor ein Anha&#x0364;ng&#x017F;el des Gehirns zu halten,<lb/>
welches aus Markrinde und Mark be&#x017F;tu&#x0364;nde, und &#x017F;eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Nerven hervorbra&#x0364;chte. Es haben aber die&#x017F;e<lb/>
Nerven von keinem wißbegierigen unter den neuern<lb/>
Schri&#x017F;t&#x017F;tellern gefunden, oder durch un&#x017F;ere Sorgfalt<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;tiget werden ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 31.<lb/>
Die vierfachen Vorragungen.</head><lb/>
            <p>Wir haben den vordern Ausgang der dritten Ge-<lb/>
hirnkammer be&#x017F;chrieben; es folget nunmehr der andere<lb/>
Ausgang, welcher gegen das Hinterhaupt zugekehrt i&#x017F;t.<lb/>
Damit nun un&#x017F;er Vortrag in die&#x017F;em Stu&#x0364;kke deutlicher<lb/>
werde, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir etwas von dem Gehirnmarke vor-<lb/>
angehen la&#x017F;&#x017F;en. Wir haben von die&#x017F;em Marke unter-<lb/>
wa&#x0364;rts bis zur Bru&#x0364;kke des <hi rendition="#fr">Varolius</hi> gehandelt. Ober-<lb/>
wa&#x0364;rts &#x017F;teigt die&#x017F;es Mark, hinter den Kammern der Seh-<lb/>
nerven &#x017F;ogleich hernieder <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">TARIN tab. 2. f. 2. fa&#x017F;c. 7.<lb/>
tab.</hi> 3.</note>, und es verwandelt fich zu<lb/>
einer &#x017F;ehr abha&#x0364;ngigen Sa&#x0364;ule, der man vorne betrachtet,<lb/>
den Namen der Bru&#x0364;kke ebenfals giebt. Es liegt<lb/>
die&#x017F;e markige Sa&#x0364;ule zwi&#x017F;chen dem großen und kleinen<lb/>
Gehirne, und ko&#x0364;mt bei einigen beru&#x0364;hmten Ma&#x0364;nnern<lb/>
hinterwa&#x0364;rts unter dem Namen des J&#x017F;thmus <cb/>
<note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RIDLEY</hi></hi> S. 126. Siehe<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WILLIS</hi> f. 3. DRELINCOVRT</hi><lb/>
Vorr. S. 18. <hi rendition="#aq">WILLIS</hi> nennt es<lb/><hi rendition="#aq">regionem peculiorem.</hi></note> vor.</p><lb/>
            <p>Hierauf zeigt &#x017F;ich an der rechten Seite die&#x017F;es<lb/>
J&#x017F;thmus, bis zur linken u&#x0364;ber eine <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">RIDLEY f. 7. cc. dd. WINS-<lb/>
LOW n. 79. <hi rendition="#g">VESAL.</hi> libr. VII.</hi><lb/>
S. 791.</note> querliegende Vor-<lb/>
ragung, welche beinahe &#x017F;enkrecht liegt. Es i&#x017F;t die<lb/>
hintere Fla&#x0364;che die&#x017F;er Vorragung figurirt, und &#x017F;ie erhebt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0132] Vom Gehirne. X. Buch. oder ſechſten Paare (b†), oder zu allen beiden, mit Zu- verlaͤßigkeit ausſtreckte (c), ſo wuͤrde ich kein Bedenken tragen, ſie vor ein Anhaͤngſel des Gehirns zu halten, welches aus Markrinde und Mark beſtuͤnde, und ſeine gewiſſe Nerven hervorbraͤchte. Es haben aber dieſe Nerven von keinem wißbegierigen unter den neuern Schriſtſtellern gefunden, oder durch unſere Sorgfalt beſtaͤtiget werden koͤnnen. §. 31. Die vierfachen Vorragungen. Wir haben den vordern Ausgang der dritten Ge- hirnkammer beſchrieben; es folget nunmehr der andere Ausgang, welcher gegen das Hinterhaupt zugekehrt iſt. Damit nun unſer Vortrag in dieſem Stuͤkke deutlicher werde, ſo muͤſſen wir etwas von dem Gehirnmarke vor- angehen laſſen. Wir haben von dieſem Marke unter- waͤrts bis zur Bruͤkke des Varolius gehandelt. Ober- waͤrts ſteigt dieſes Mark, hinter den Kammern der Seh- nerven ſogleich hernieder (d), und es verwandelt fich zu einer ſehr abhaͤngigen Saͤule, der man vorne betrachtet, den Namen der Bruͤkke ebenfals giebt. Es liegt dieſe markige Saͤule zwiſchen dem großen und kleinen Gehirne, und koͤmt bei einigen beruͤhmten Maͤnnern hinterwaͤrts unter dem Namen des Jſthmus (e) vor. Hierauf zeigt ſich an der rechten Seite dieſes Jſthmus, bis zur linken uͤber eine (f) querliegende Vor- ragung, welche beinahe ſenkrecht liegt. Es iſt die hintere Flaͤche dieſer Vorragung figurirt, und ſie erhebt ſich (b†) Daß ſie Nerven vom 5ten und 6ten Paar habe, ſagt Alexius LITTRE mem. 1707. S. 127. (c) LIEVTAVD. angef. Ort. (d) TARIN tab. 2. f. 2. faſc. 7. tab. 3. (e) RIDLEY S. 126. Siehe WILLIS f. 3. DRELINCOVRT Vorr. S. 18. WILLIS nennt es regionem peculiorem. (f) RIDLEY f. 7. cc. dd. WINS- LOW n. 79. VESAL. libr. VII. S. 791.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/132
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/132>, abgerufen am 22.12.2024.