Doch ich erinnere mich auch eben so wenig jemals einen vordern Eingang zwischen den vordern Schenkeln des Gewölbes, der hellen Scheidewand, und zwischen diesem Adergewebe gefunden zu haben, und es haben vor mir berümte Männer dergleichen eben so wenig sehen können [Spaltenumbruch](r).
Jch vermute also, daß diese Gänge der Alten von den Seitenkammern in die dritte, blos eine zu beiden Seiten übrig gebliebene Ritze, sowol vor der grauen Decke der Kammern der Sehnerven (s), als hinter die- ser übrigen Decke seyn sollen. Jch vermute dieses aus den Worten des Villis(t), welcher in der That an bei- den Enden, wo sie in der Mitten zusammen gewachsen sind, einen Eingang hinsetzt, welcher zur dritten Ge- hinkamer fürt. Doch es fürt diese nur unvollkommene Rinne gar nicht von den Seitenkammern, zur dritten, sondern vielmehr von der obern Höle der dritten zur un- tern Höle hin (u). Doch es fürt in der That an der un- tersten und vordern Stelle der Kammer, indem sie sich nach vorne und rückwärts aus einander biegt, ein deut- licher Eingang (x) nach dem Grunde des Gehirns, und zwar vor den zizzenförmigen Vorragungen hinter der vor- dern Zusammenfügung, und hinter den Schenkeln des Ge- wölbes. Es leitet dieser Gang in eine Höle, unter der Hirnschwiele, über der aschfarbenen Rinde (y), welche zwischen den warzenförmigen Vorragungen und dem Seh- nerven lieget, wozu von unten die dünne Gehirnhaut (z)
und
(r) S. 55.
(s) S. 51. Siehe auch die fig. 3. fasc. 7.
(t) S. 30.
(u) S. 55.
(x)CASSERIVS libr. X. tab. 5. fig. 1. 2. tab. 6. fig. 2. tab. 7. fig. 1. m. VESLING c. 4. tab. 2. fig. 1. T. TARIN adv. 1. tab. 1. fig. 2. X. fig. 3. b. tab. 2. fig. 3. R. Fosse profonde. LIEVTAVD S. 395. Jndessen haben viele eine solche [Spaltenumbruch]
Zeichnung, wie oben der Vulve gegeben, und selbst CASSERIVS und VESLING. Auch hat I. A. KVLMVS de monstris in dieser Spalte das Jungferhäurchen gesc- hen, S. 42. Bresl. Samml. 1722. Dec. und Seitenvorragungen MO- LINETVS S. 186.
Doch ich erinnere mich auch eben ſo wenig jemals einen vordern Eingang zwiſchen den vordern Schenkeln des Gewoͤlbes, der hellen Scheidewand, und zwiſchen dieſem Adergewebe gefunden zu haben, und es haben vor mir beruͤmte Maͤnner dergleichen eben ſo wenig ſehen koͤnnen [Spaltenumbruch](r).
Jch vermute alſo, daß dieſe Gaͤnge der Alten von den Seitenkammern in die dritte, blos eine zu beiden Seiten uͤbrig gebliebene Ritze, ſowol vor der grauen Decke der Kammern der Sehnerven (s), als hinter die- ſer uͤbrigen Decke ſeyn ſollen. Jch vermute dieſes aus den Worten des Villis(t), welcher in der That an bei- den Enden, wo ſie in der Mitten zuſammen gewachſen ſind, einen Eingang hinſetzt, welcher zur dritten Ge- hinkamer fuͤrt. Doch es fuͤrt dieſe nur unvollkommene Rinne gar nicht von den Seitenkammern, zur dritten, ſondern vielmehr von der obern Hoͤle der dritten zur un- tern Hoͤle hin (u). Doch es fuͤrt in der That an der un- terſten und vordern Stelle der Kammer, indem ſie ſich nach vorne und ruͤckwaͤrts aus einander biegt, ein deut- licher Eingang (x) nach dem Grunde des Gehirns, und zwar vor den zizzenfoͤrmigen Vorragungen hinter der vor- dern Zuſammenfuͤgung, und hinter den Schenkeln des Ge- woͤlbes. Es leitet dieſer Gang in eine Hoͤle, unter der Hirnſchwiele, uͤber der aſchfarbenen Rinde (y), welche zwiſchen den warzenfoͤrmigen Vorragungen und dem Seh- nerven lieget, wozu von unten die duͤnne Gehirnhaut (z)
und
(r) S. 55.
(s) S. 51. Siehe auch die fig. 3. faſc. 7.
(t) S. 30.
(u) S. 55.
(x)CASSERIVS libr. X. tab. 5. fig. 1. 2. tab. 6. fig. 2. tab. 7. fig. 1. m. VESLING c. 4. tab. 2. fig. 1. T. TARIN adv. 1. tab. 1. fig. 2. X. fig. 3. b. tab. 2. fig. 3. R. Foſſe profonde. LIEVTAVD S. 395. Jndeſſen haben viele eine ſolche [Spaltenumbruch]
Zeichnung, wie oben der Vulve gegeben, und ſelbſt CASSERIVS und VESLING. Auch hat I. A. KVLMVS de monſtris in dieſer Spalte das Jungferhaͤurchen geſc- hen, S. 42. Bresl. Samml. 1722. Dec. und Seitenvorragungen MO- LINETVS S. 186.
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[88/0124]
Vom Gehirne. X. Buch.
Doch ich erinnere mich auch eben ſo wenig jemals
einen vordern Eingang zwiſchen den vordern Schenkeln
des Gewoͤlbes, der hellen Scheidewand, und zwiſchen
dieſem Adergewebe gefunden zu haben, und es haben
vor mir beruͤmte Maͤnner dergleichen eben ſo wenig ſehen
koͤnnen
(r).
Jch vermute alſo, daß dieſe Gaͤnge der Alten von
den Seitenkammern in die dritte, blos eine zu beiden
Seiten uͤbrig gebliebene Ritze, ſowol vor der grauen
Decke der Kammern der Sehnerven (s), als hinter die-
ſer uͤbrigen Decke ſeyn ſollen. Jch vermute dieſes aus
den Worten des Villis (t), welcher in der That an bei-
den Enden, wo ſie in der Mitten zuſammen gewachſen
ſind, einen Eingang hinſetzt, welcher zur dritten Ge-
hinkamer fuͤrt. Doch es fuͤrt dieſe nur unvollkommene
Rinne gar nicht von den Seitenkammern, zur dritten,
ſondern vielmehr von der obern Hoͤle der dritten zur un-
tern Hoͤle hin (u). Doch es fuͤrt in der That an der un-
terſten und vordern Stelle der Kammer, indem ſie ſich
nach vorne und ruͤckwaͤrts aus einander biegt, ein deut-
licher Eingang (x) nach dem Grunde des Gehirns, und
zwar vor den zizzenfoͤrmigen Vorragungen hinter der vor-
dern Zuſammenfuͤgung, und hinter den Schenkeln des Ge-
woͤlbes. Es leitet dieſer Gang in eine Hoͤle, unter der
Hirnſchwiele, uͤber der aſchfarbenen Rinde (y), welche
zwiſchen den warzenfoͤrmigen Vorragungen und dem Seh-
nerven lieget, wozu von unten die duͤnne Gehirnhaut (z)
und
(r) S. 55.
(s) S. 51. Siehe auch die fig. 3.
faſc. 7.
(t) S. 30.
(u) S. 55.
(x) CASSERIVS libr. X. tab. 5.
fig. 1. 2. tab. 6. fig. 2. tab. 7. fig. 1.
m. VESLING c. 4. tab. 2. fig. 1.
T. TARIN adv. 1. tab. 1. fig. 2. X.
fig. 3. b. tab. 2. fig. 3. R. Foſſe
profonde. LIEVTAVD S. 395.
Jndeſſen haben viele eine ſolche
Zeichnung, wie oben der Vulve
gegeben, und ſelbſt CASSERIVS
und VESLING. Auch hat I. A.
KVLMVS de monſtris in dieſer
Spalte das Jungferhaͤurchen geſc-
hen, S. 42. Bresl. Samml. 1722.
Dec. und Seitenvorragungen MO-
LINETVS S. 186.
(y) Vergleicht TARIN tab. 1.
fig. X. DROUIN tab. 2.
(z) Faſc. 7. tab. 1.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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