§ 27. Die dritte Kammer, oder die vordere Mittel- kammer des Gehirns.
Es behalten die Wurzeln des Gehirns, welche sich, wie gesagt worden, an dem Grunde der Hirnschale ver- einigen, an ihrer obern Fläche, nachdem sie sich verei- niget haben, dennoch eine Spur von ihrem Unterschiede übrig, welches eine Spalte ist [Spaltenumbruch](a), von der sie mitten durchgetheilt werden. Es läuft ferner von dieser Spalte zwischen denen zu beiden Seiten hinaufsteigenden Kam- mern [Spaltenumbruch](b) der Sehnerven eine Höle fort, welche man sich einbilden muß (c), die von oben durch das von uns be- schriebene mittlere Adergewebe, welches unter dem Ge- wölbe liegt, geendigt wird. Man nennt diese Höle gemeiniglich die dritte Kammer, welche ebenfalls, in- dem im Gehirne alles voll ist, nichts weiter als eine Berührung der Kammern der Sehnerven ist. Sie wird von den zusammengewachsenen Kammern der Sehner- ven, wiewol auf eine unvollkommene Weise in die obere Höle, welche in das Gewölbe gränzt, und in die untere Höle, welche in die Schenkel des Gehirns eingedrückt ist, abgetheilt. Sie hat mit denen vordern Kammern, wenn sich alles in natürlichen Zustande befindet, gar keine Gemeinschaft, indem die erstern voller Wasser, diese hingegen leer befunden worden, und sich mit dem ge- dachten Adergewebe, welches auf ihr liegt, endigt (d).
Jn-
(a) Die Spalte des TARINS tab. 1. fig. 2. 3. 4. tab. 2. fig. 3. VESLING tab 14. fig. 1. Q. EVSTACH. tab. 17. fig. 6. und F. F. CASSER. tab 5. fig. 2. Man füge diesem noch bei die Beschreibung des VAROLIVS S. 6. b. Es ist ein sehr zarter Kanal, der zum Trichter führt, nach dem VESA- LIVS c. 6. S. 787. c. 11. S. 794. I. G. BAVHIN S. 310.
(b)EVSTACH. tab. 17. fig. 4. LIEVTAVD tab. 2. HEVERMANN tab. 7. 9. und tab. 6. e. ob er sie gleich aus einigen Versehen die vierte nennt. So gut hat es nicht getroffen BONHOMME tab. 6.
(c)TARIN adv. 1. S. 7. BON- HOMME tab. 7. P. L. das Thal zwischen zweien Bergen VESAL. S. 786.
(d)Phil. trans. n. 256.
F 3
I. Abſchn. und den Nerven.
§ 27. Die dritte Kammer, oder die vordere Mittel- kammer des Gehirns.
Es behalten die Wurzeln des Gehirns, welche ſich, wie geſagt worden, an dem Grunde der Hirnſchale ver- einigen, an ihrer obern Flaͤche, nachdem ſie ſich verei- niget haben, dennoch eine Spur von ihrem Unterſchiede uͤbrig, welches eine Spalte iſt [Spaltenumbruch](a), von der ſie mitten durchgetheilt werden. Es laͤuft ferner von dieſer Spalte zwiſchen denen zu beiden Seiten hinaufſteigenden Kam- mern [Spaltenumbruch](b) der Sehnerven eine Hoͤle fort, welche man ſich einbilden muß (c), die von oben durch das von uns be- ſchriebene mittlere Adergewebe, welches unter dem Ge- woͤlbe liegt, geendigt wird. Man nennt dieſe Hoͤle gemeiniglich die dritte Kammer, welche ebenfalls, in- dem im Gehirne alles voll iſt, nichts weiter als eine Beruͤhrung der Kammern der Sehnerven iſt. Sie wird von den zuſammengewachſenen Kammern der Sehner- ven, wiewol auf eine unvollkommene Weiſe in die obere Hoͤle, welche in das Gewoͤlbe graͤnzt, und in die untere Hoͤle, welche in die Schenkel des Gehirns eingedruͤckt iſt, abgetheilt. Sie hat mit denen vordern Kammern, wenn ſich alles in natuͤrlichen Zuſtande befindet, gar keine Gemeinſchaft, indem die erſtern voller Waſſer, dieſe hingegen leer befunden worden, und ſich mit dem ge- dachten Adergewebe, welches auf ihr liegt, endigt (d).
Jn-
(a) Die Spalte des TARINS tab. 1. fig. 2. 3. 4. tab. 2. fig. 3. VESLING tab 14. fig. 1. Q. EVSTACH. tab. 17. fig. 6. und F. F. CASSER. tab 5. fig. 2. Man fuͤge dieſem noch bei die Beſchreibung des VAROLIVS S. 6. b. Es iſt ein ſehr zarter Kanal, der zum Trichter fuͤhrt, nach dem VESA- LIVS c. 6. S. 787. c. 11. S. 794. I. G. BAVHIN S. 310.
(b)EVSTACH. tab. 17. fig. 4. LIEVTAVD tab. 2. HEVERMANN tab. 7. 9. und tab. 6. e. ob er ſie gleich aus einigen Verſehen die vierte nennt. So gut hat es nicht getroffen BONHOMME tab. 6.
(c)TARIN adv. 1. S. 7. BON- HOMME tab. 7. P. L. das Thal zwiſchen zweien Bergen VESAL. S. 786.
(d)Phil. tranſ. n. 256.
F 3
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I. Abſchn. und den Nerven.
§ 27.
Die dritte Kammer, oder die vordere Mittel-
kammer des Gehirns.
Es behalten die Wurzeln des Gehirns, welche ſich,
wie geſagt worden, an dem Grunde der Hirnſchale ver-
einigen, an ihrer obern Flaͤche, nachdem ſie ſich verei-
niget haben, dennoch eine Spur von ihrem Unterſchiede
uͤbrig, welches eine Spalte iſt
(a), von der ſie mitten
durchgetheilt werden. Es laͤuft ferner von dieſer Spalte
zwiſchen denen zu beiden Seiten hinaufſteigenden Kam-
mern
(b) der Sehnerven eine Hoͤle fort, welche man ſich
einbilden muß (c), die von oben durch das von uns be-
ſchriebene mittlere Adergewebe, welches unter dem Ge-
woͤlbe liegt, geendigt wird. Man nennt dieſe Hoͤle
gemeiniglich die dritte Kammer, welche ebenfalls, in-
dem im Gehirne alles voll iſt, nichts weiter als eine
Beruͤhrung der Kammern der Sehnerven iſt. Sie wird
von den zuſammengewachſenen Kammern der Sehner-
ven, wiewol auf eine unvollkommene Weiſe in die obere
Hoͤle, welche in das Gewoͤlbe graͤnzt, und in die untere
Hoͤle, welche in die Schenkel des Gehirns eingedruͤckt iſt,
abgetheilt. Sie hat mit denen vordern Kammern,
wenn ſich alles in natuͤrlichen Zuſtande befindet, gar
keine Gemeinſchaft, indem die erſtern voller Waſſer, dieſe
hingegen leer befunden worden, und ſich mit dem ge-
dachten Adergewebe, welches auf ihr liegt, endigt (d).
Jn-
(a) Die Spalte des TARINS
tab. 1. fig. 2. 3. 4. tab. 2. fig. 3.
VESLING tab 14. fig. 1. Q.
EVSTACH. tab. 17. fig. 6. und F. F.
CASSER. tab 5. fig. 2. Man fuͤge
dieſem noch bei die Beſchreibung
des VAROLIVS S. 6. b. Es iſt
ein ſehr zarter Kanal, der zum
Trichter fuͤhrt, nach dem VESA-
LIVS c. 6. S. 787. c. 11. S. 794.
I. G. BAVHIN S. 310.
(b) EVSTACH. tab. 17. fig. 4.
LIEVTAVD tab. 2. HEVERMANN
tab. 7. 9. und tab. 6. e. ob er ſie
gleich aus einigen Verſehen die
vierte nennt. So gut hat es nicht
getroffen BONHOMME tab. 6.
(c) TARIN adv. 1. S. 7. BON-
HOMME tab. 7. P. L. das Thal
zwiſchen zweien Bergen VESAL.
S. 786.
(d) Phil. tranſ. n. 256.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/121>, abgerufen am 20.11.2024.
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