der, Gehirnkammern herausschwitzt [Spaltenumbruch](y), wie ich dieses oft versucht habe.
Jch habe auch oft in den gedachten Kammern ge- färbte Züge vom Gallerte gefunden, wenn ich die Schlagadern angefüllt hatte.
Eben so deutlich wird auch diese Feuchtigkeit von den Blutadern aufgefangen. Wenn man nämlich ein reines oder gefärbtes Wasser in große Stämme der Blutadern, oder auch Fischleim, der im Kornbrandweine aufgelößt worden, in sie spritzt, so schwizzet eben so sichtbar, aus eben der ganzen Oberfläche, ein zarter Dunst heraus, als aus den Schlagadern hervordringt (z). Folglich scheint kein Zweifel zu seyn, daß nicht beständig eine zarte Feuchtigkeit, wie im Herzbeutel, und an der Rib- benhaut, in die übrige Hölen des menschlichen Kör- pers, und die Kammern des Gehirns, aus den Schlag- adern ausdünste (a), und hier ebenfals gleich wieder von den Schlagadern eingesogen werde, wie hiemit das Exempel andrer Hölen im Körper übereinstimt.
So oft aber das Geschäfte der Blutadern schläfrig geschicht, und Blutadern pflegen in langwierigen Krank- heiten ihre Dienste nicht gehörig zu verrichten, so sam- melt sich diese Nässe in ein Wasser (b), und dieses dehnt die Gehirnkammern bis zu einer ansehnlichen Größe aus. Man hat in Personen, die vom Schlage gerührt wor- den (c), in schläfrigen Kranken (d), bei entzündetem
Ge-
(y)KAAVW n. 549.
(z) Nach der Theorie des Kaauw n. 614.
(a) Aus den Drüsen des Ader- gewebes, N. STENONIVS, LIT- TRE mem. de l'Acad. 1707. S. 129. doch man findet an unzälichen Orten ein zarters Wässergen, wo doch nichts von Drüsen vorkömt.
(b) Daß dieses oft vorkomme [Spaltenumbruch]FANTON. ad PACHIONVM anim. 10.
(c)BONNET sepulchret. de apoplex. obs. 40 seq. SCHEID de duob. ossib. quaest. 5. KLAV- NIG obs. 13. WEPFER apoplex. S. 378. 379. WILLIS anim. brut. S. 30. HOME med. facts. S. 132. 133.
(d)BARTHOLIN hist. 80. cent. III. CHIFLET.
E 2
I. Abſchn. und den Nerven.
der, Gehirnkammern herausſchwitzt [Spaltenumbruch](y), wie ich dieſes oft verſucht habe.
Jch habe auch oft in den gedachten Kammern ge- faͤrbte Zuͤge vom Gallerte gefunden, wenn ich die Schlagadern angefuͤllt hatte.
Eben ſo deutlich wird auch dieſe Feuchtigkeit von den Blutadern aufgefangen. Wenn man naͤmlich ein reines oder gefaͤrbtes Waſſer in große Staͤmme der Blutadern, oder auch Fiſchleim, der im Kornbrandweine aufgeloͤßt worden, in ſie ſpritzt, ſo ſchwizzet eben ſo ſichtbar, aus eben der ganzen Oberflaͤche, ein zarter Dunſt heraus, als aus den Schlagadern hervordringt (z). Folglich ſcheint kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht beſtaͤndig eine zarte Feuchtigkeit, wie im Herzbeutel, und an der Rib- benhaut, in die uͤbrige Hoͤlen des menſchlichen Koͤr- pers, und die Kammern des Gehirns, aus den Schlag- adern ausduͤnſte (a), und hier ebenfals gleich wieder von den Schlagadern eingeſogen werde, wie hiemit das Exempel andrer Hoͤlen im Koͤrper uͤbereinſtimt.
So oft aber das Geſchaͤfte der Blutadern ſchlaͤfrig geſchicht, und Blutadern pflegen in langwierigen Krank- heiten ihre Dienſte nicht gehoͤrig zu verrichten, ſo ſam- melt ſich dieſe Naͤſſe in ein Waſſer (b), und dieſes dehnt die Gehirnkammern bis zu einer anſehnlichen Groͤße aus. Man hat in Perſonen, die vom Schlage geruͤhrt wor- den (c), in ſchlaͤfrigen Kranken (d), bei entzuͤndetem
Ge-
(y)KAAVW n. 549.
(z) Nach der Theorie des Kaauw n. 614.
(a) Aus den Druͤſen des Ader- gewebes, N. STENONIVS, LIT- TRE mem. de l’Acad. 1707. S. 129. doch man findet an unzaͤlichen Orten ein zarters Waͤſſergen, wo doch nichts von Druͤſen vorkoͤmt.
(b) Daß dieſes oft vorkomme [Spaltenumbruch]FANTON. ad PACHIONVM anim. 10.
(c)BONNET ſepulchret. de apoplex. obſ. 40 ſeq. SCHEID de duob. osſib. quaeſt. 5. KLAV- NIG obſ. 13. WEPFER apoplex. S. 378. 379. WILLIS anim. brut. S. 30. HOME med. facts. S. 132. 133.
(d)BARTHOLIN hiſt. 80. cent. III. CHIFLET.
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0103"n="67"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. und den Nerven.</hi></fw><lb/>
der, Gehirnkammern herausſchwitzt <cb/><noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">KAAVW n.</hi> 549.</note>, wie ich dieſes<lb/>
oft verſucht habe.</p><lb/><p>Jch habe auch oft in den gedachten Kammern ge-<lb/>
faͤrbte Zuͤge vom Gallerte gefunden, wenn ich die<lb/>
Schlagadern angefuͤllt hatte.</p><lb/><p>Eben ſo deutlich wird auch dieſe Feuchtigkeit von den<lb/>
Blutadern aufgefangen. Wenn man naͤmlich ein reines<lb/>
oder gefaͤrbtes Waſſer in große Staͤmme der Blutadern,<lb/>
oder auch Fiſchleim, der im Kornbrandweine aufgeloͤßt<lb/>
worden, in ſie ſpritzt, ſo ſchwizzet eben ſo ſichtbar, aus<lb/>
eben der ganzen Oberflaͤche, ein zarter Dunſt heraus,<lb/>
als aus den Schlagadern hervordringt <noteplace="foot"n="(z)">Nach der Theorie des <hirendition="#fr">Kaauw</hi><lb/><hirendition="#aq">n.</hi> 614.</note>. Folglich<lb/>ſcheint kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht beſtaͤndig eine<lb/>
zarte Feuchtigkeit, wie im Herzbeutel, und an der Rib-<lb/>
benhaut, in die uͤbrige Hoͤlen des menſchlichen Koͤr-<lb/>
pers, und die Kammern des Gehirns, aus den Schlag-<lb/>
adern ausduͤnſte <noteplace="foot"n="(a)">Aus den Druͤſen des Ader-<lb/>
gewebes, <hirendition="#aq">N. STENONIVS, LIT-<lb/>
TRE mem. de l’Acad.</hi> 1707. S. 129.<lb/>
doch man findet an unzaͤlichen Orten<lb/>
ein zarters Waͤſſergen, wo doch nichts<lb/>
von Druͤſen vorkoͤmt.</note>, und hier ebenfals gleich wieder von<lb/>
den Schlagadern eingeſogen werde, wie hiemit das<lb/>
Exempel andrer Hoͤlen im Koͤrper uͤbereinſtimt.</p><lb/><p>So oft aber das Geſchaͤfte der Blutadern ſchlaͤfrig<lb/>
geſchicht, und Blutadern pflegen in langwierigen Krank-<lb/>
heiten ihre Dienſte nicht gehoͤrig zu verrichten, ſo ſam-<lb/>
melt ſich dieſe Naͤſſe in ein Waſſer <noteplace="foot"n="(b)">Daß dieſes oft vorkomme<lb/><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">FANTON.</hi> ad PACHIONVM<lb/>
anim.</hi> 10.</note>, und dieſes dehnt<lb/>
die Gehirnkammern bis zu einer anſehnlichen Groͤße aus.<lb/>
Man hat in Perſonen, die vom Schlage geruͤhrt wor-<lb/>
den <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BONNET</hi>ſepulchret. de<lb/>
apoplex. obſ. 40 ſeq. SCHEID<lb/>
de duob. osſib. quaeſt. 5. KLAV-<lb/>
NIG obſ. 13. WEPFER apoplex.</hi><lb/>
S. 378. 379. <hirendition="#aq">WILLIS anim. brut.</hi><lb/>
S. 30. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">HOME</hi> med. facts.</hi> S.<lb/>
132. 133.</note>, in ſchlaͤfrigen Kranken <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">BARTHOLIN hiſt. 80. cent.<lb/>
III. CHIFLET.</hi></note>, bei entzuͤndetem<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ge-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[67/0103]
I. Abſchn. und den Nerven.
der, Gehirnkammern herausſchwitzt
(y), wie ich dieſes
oft verſucht habe.
Jch habe auch oft in den gedachten Kammern ge-
faͤrbte Zuͤge vom Gallerte gefunden, wenn ich die
Schlagadern angefuͤllt hatte.
Eben ſo deutlich wird auch dieſe Feuchtigkeit von den
Blutadern aufgefangen. Wenn man naͤmlich ein reines
oder gefaͤrbtes Waſſer in große Staͤmme der Blutadern,
oder auch Fiſchleim, der im Kornbrandweine aufgeloͤßt
worden, in ſie ſpritzt, ſo ſchwizzet eben ſo ſichtbar, aus
eben der ganzen Oberflaͤche, ein zarter Dunſt heraus,
als aus den Schlagadern hervordringt (z). Folglich
ſcheint kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht beſtaͤndig eine
zarte Feuchtigkeit, wie im Herzbeutel, und an der Rib-
benhaut, in die uͤbrige Hoͤlen des menſchlichen Koͤr-
pers, und die Kammern des Gehirns, aus den Schlag-
adern ausduͤnſte (a), und hier ebenfals gleich wieder von
den Schlagadern eingeſogen werde, wie hiemit das
Exempel andrer Hoͤlen im Koͤrper uͤbereinſtimt.
So oft aber das Geſchaͤfte der Blutadern ſchlaͤfrig
geſchicht, und Blutadern pflegen in langwierigen Krank-
heiten ihre Dienſte nicht gehoͤrig zu verrichten, ſo ſam-
melt ſich dieſe Naͤſſe in ein Waſſer (b), und dieſes dehnt
die Gehirnkammern bis zu einer anſehnlichen Groͤße aus.
Man hat in Perſonen, die vom Schlage geruͤhrt wor-
den (c), in ſchlaͤfrigen Kranken (d), bei entzuͤndetem
Ge-
(y) KAAVW n. 549.
(z) Nach der Theorie des Kaauw
n. 614.
(a) Aus den Druͤſen des Ader-
gewebes, N. STENONIVS, LIT-
TRE mem. de l’Acad. 1707. S. 129.
doch man findet an unzaͤlichen Orten
ein zarters Waͤſſergen, wo doch nichts
von Druͤſen vorkoͤmt.
(b) Daß dieſes oft vorkomme
FANTON. ad PACHIONVM
anim. 10.
(c) BONNET ſepulchret. de
apoplex. obſ. 40 ſeq. SCHEID
de duob. osſib. quaeſt. 5. KLAV-
NIG obſ. 13. WEPFER apoplex.
S. 378. 379. WILLIS anim. brut.
S. 30. HOME med. facts. S.
132. 133.
(d) BARTHOLIN hiſt. 80. cent.
III. CHIFLET.
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/103>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.