Damit aber nicht die Dekke des Gehirns mit seinem Pflaster zusammen wachsen möge, so ist ein Dunst vor- handen, welcher aller Orten aus der Membrane, die die Kammer bekleidet, wie auch aus den Adergeweben, von denen bald geredet werden soll [Spaltenumbruch](r), ausschwitzt, und die innere hole Fläche völlig anfeuchtet. Jch habe hier- über, außer meinen eigenen Versuchen, viele Zeugen (s), und zwar unter den größten Zergliederern für mich. Da dieses nur ein sehr mäßiger Dampf ist, so kann er sich nicht allezeit in ein Wasser verdikken, und er fehlt bisweilen in ganz frischen und unbeschädigten Kör- pern (t). Er hat dieses aber mit dem zarten Wasser des Herzbeutels (u), des holen Rippenfelles, und dem Dunste des Unterleibes gemein.
Es dünstet aber in einem lebendigen Thiere ein sicht- barer Dunst entweder aus der äußern Fläche des Ge- hirns, oder der Höle der Kammer aus (x).
Es ist offenbar, daß dieses Wasser aus den Schlag- adern heraus dämpfe, indem ein zarter Saft, den man in die Schlagadern einspritzt, an der gesamten Oberfläche
in
(r)RIDLEY S. 82. von dem plexu chorioideo.
(s)N. MASSA isagoge S. 84. b. I. CARPVS uber den MVNDI- NVS S. 438. b. POSTHIVS post COLVMBVM S. 512. VALVERD S. 242. VESALIVS von der vierten Kammer S. 788. Denn er sagte, daß sich das Wasser, welches er zu- giebt, in den übrigen Kammern öfters zeige S. 786. BRVNNER de glandula pituitar. S. 15. 16. RIDLEY S. 82. STENON de muscul. et gland. S. 42. GRVND de hydrocephalo SCHNEIDER de catarrhis libr. II. cap. 9. S. 99. [Spaltenumbruch]MOLINETTI disquisitio S. 181. An einem plötzlich im Wasser Er- stickten BARTHOLIN centuria 4. n. 6. Man findet in den Kammern der Vögel, die gegen das Rükken- mark hingehen, Fließwasser, die Pariser.
(t) An einem eben Enthaupteten fand man kein Wasser in den Kam- mern, VERDVC usage des parties T. II. S. 65. Einen feuchten Dunst nennt es BOVILLET Suite des Elemens de Medecine S. 35. post RIDLEY S. 82.
(u) Buch 4.
(x)KAAVW n. 542. k.
Vom Gehirne X. Buch.
§. 19. Das Waſſer in den Gehirnkammern.
Damit aber nicht die Dekke des Gehirns mit ſeinem Pflaſter zuſammen wachſen moͤge, ſo iſt ein Dunſt vor- handen, welcher aller Orten aus der Membrane, die die Kammer bekleidet, wie auch aus den Adergeweben, von denen bald geredet werden ſoll [Spaltenumbruch](r), ausſchwitzt, und die innere hole Flaͤche voͤllig anfeuchtet. Jch habe hier- uͤber, außer meinen eigenen Verſuchen, viele Zeugen (s), und zwar unter den groͤßten Zergliederern fuͤr mich. Da dieſes nur ein ſehr maͤßiger Dampf iſt, ſo kann er ſich nicht allezeit in ein Waſſer verdikken, und er fehlt bisweilen in ganz friſchen und unbeſchaͤdigten Koͤr- pern (t). Er hat dieſes aber mit dem zarten Waſſer des Herzbeutels (u), des holen Rippenfelles, und dem Dunſte des Unterleibes gemein.
Es duͤnſtet aber in einem lebendigen Thiere ein ſicht- barer Dunſt entweder aus der aͤußern Flaͤche des Ge- hirns, oder der Hoͤle der Kammer aus (x).
Es iſt offenbar, daß dieſes Waſſer aus den Schlag- adern heraus daͤmpfe, indem ein zarter Saft, den man in die Schlagadern einſpritzt, an der geſamten Oberflaͤche
in
(r)RIDLEY S. 82. von dem plexu chorioideo.
(s)N. MASSA iſagoge S. 84. b. I. CARPVS uber den MVNDI- NVS S. 438. b. POSTHIVS poſt COLVMBVM S. 512. VALVERD S. 242. VESALIVS von der vierten Kammer S. 788. Denn er ſagte, daß ſich das Waſſer, welches er zu- giebt, in den uͤbrigen Kammern oͤfters zeige S. 786. BRVNNER de glandula pituitar. S. 15. 16. RIDLEY S. 82. STENON de muſcul. et gland. S. 42. GRVND de hydrocephalo SCHNEIDER de catarrhis libr. II. cap. 9. S. 99. [Spaltenumbruch]MOLINETTI disquiſitio S. 181. An einem ploͤtzlich im Waſſer Er- ſtickten BARTHOLIN centuria 4. n. 6. Man findet in den Kammern der Voͤgel, die gegen das Ruͤkken- mark hingehen, Fließwaſſer, die Pariſer.
(t) An einem eben Enthaupteten fand man kein Waſſer in den Kam- mern, VERDVC uſage des parties T. II. S. 65. Einen feuchten Dunſt nennt es BOVILLET Suite des Elemens de Medecine S. 35. poſt RIDLEY S. 82.
(u) Buch 4.
(x)KAAVW n. 542. k.
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Vom Gehirne X. Buch.
§. 19.
Das Waſſer in den Gehirnkammern.
Damit aber nicht die Dekke des Gehirns mit ſeinem
Pflaſter zuſammen wachſen moͤge, ſo iſt ein Dunſt vor-
handen, welcher aller Orten aus der Membrane, die die
Kammer bekleidet, wie auch aus den Adergeweben, von
denen bald geredet werden ſoll
(r), ausſchwitzt, und die
innere hole Flaͤche voͤllig anfeuchtet. Jch habe hier-
uͤber, außer meinen eigenen Verſuchen, viele Zeugen (s),
und zwar unter den groͤßten Zergliederern fuͤr mich.
Da dieſes nur ein ſehr maͤßiger Dampf iſt, ſo kann
er ſich nicht allezeit in ein Waſſer verdikken, und er
fehlt bisweilen in ganz friſchen und unbeſchaͤdigten Koͤr-
pern (t). Er hat dieſes aber mit dem zarten Waſſer
des Herzbeutels (u), des holen Rippenfelles, und dem
Dunſte des Unterleibes gemein.
Es duͤnſtet aber in einem lebendigen Thiere ein ſicht-
barer Dunſt entweder aus der aͤußern Flaͤche des Ge-
hirns, oder der Hoͤle der Kammer aus (x).
Es iſt offenbar, daß dieſes Waſſer aus den Schlag-
adern heraus daͤmpfe, indem ein zarter Saft, den man
in die Schlagadern einſpritzt, an der geſamten Oberflaͤche
in
(r) RIDLEY S. 82. von dem
plexu chorioideo.
(s) N. MASSA iſagoge S. 84.
b. I. CARPVS uber den MVNDI-
NVS S. 438. b. POSTHIVS poſt
COLVMBVM S. 512. VALVERD
S. 242. VESALIVS von der vierten
Kammer S. 788. Denn er ſagte,
daß ſich das Waſſer, welches er zu-
giebt, in den uͤbrigen Kammern
oͤfters zeige S. 786. BRVNNER
de glandula pituitar. S. 15. 16.
RIDLEY S. 82. STENON de
muſcul. et gland. S. 42. GRVND
de hydrocephalo SCHNEIDER
de catarrhis libr. II. cap. 9. S. 99.
MOLINETTI disquiſitio S. 181.
An einem ploͤtzlich im Waſſer Er-
ſtickten BARTHOLIN centuria 4.
n. 6. Man findet in den Kammern
der Voͤgel, die gegen das Ruͤkken-
mark hingehen, Fließwaſſer, die
Pariſer.
(t) An einem eben Enthaupteten
fand man kein Waſſer in den Kam-
mern, VERDVC uſage des parties
T. II. S. 65. Einen feuchten Dunſt
nennt es BOVILLET Suite des
Elemens de Medecine S. 35. poſt
RIDLEY S. 82.
(u) Buch 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/102>, abgerufen am 24.02.2025.
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