der allzugroßen Menge der Mitlauter unaussprechlich bleiben.
§. 9. Einige Fehler in der Stimme und Sprache.
Nachdem wir die Ursachen erzält haben, die einen Buchstaben zur Aussprache befördern, so wird man desto leichter den Grund finden können, warum manche Buch- staben schlecht ausgedrükkt werden. So hebt eine abge- schnittene Zunge das Reden nicht völlig auf, indem es Buchstaben giebt, die diesen Theil nicht nöthig haben, dergleichen, wie gesagt, das m. ist. Jndessen glaube ich doch nicht, daß es möglich sey, wie man zu lesen pflegt, daß viele Menschen ohne Zunge frei haben reden (p), und so gar alle Buchstaben aussprechen können. Selbst die Sache spricht darwieder, daß eine solche Menge von Mitlautern, wozu die Zunge unentbehrlich ist, nach Zerstö- rung derselben recht herausgebracht werden könne, und wenn ich Menschen gesehen habe, welche durch ein Un- glükk an einem Theile der Zunge verstümmelt gewesen, so habe ich allemal einen Fehler in der Sprache bemerket, welches auch andere bezeugen (r), ich lese auch, daß viele Buchstaben nicht recht ausgesprochen worden sind, sobald die Zunge verstümmelt gewesen ist (s). Jch glaube also, wenn Personen vom Krebse (t), oder von Blattern, die Zunge verlezzet worden, ohne einen Schaden an der Re- (q)
de
(p)[Spaltenumbruch]BARTHOL. Cent II. hist. 22. blancard. Jahrregist. Cent. VI. n. 5. Vergl. WELSCH episagm. S. 25.
(r)HEVERM. dissert. de lingua. S. 25.
(s) d. l. n. r. t. Phil. trans. [Spaltenumbruch]
n. 484. und andere mehr, sprach ein Mädchen schwer aus, Memoir. de l'Acad. 1718. S. 7.
(t) Vergl. RVLAND Ephem. Nat. Gur. Dec. I. ann. 3. Gent- lem. Magaz. von 1743. Mens. Jan. und von einer weggeschnittenen Zun- ge, Mens. Mart. wie auch linden physiologie. S. 573.
(q)WOLF de loquela, LAMY l'art de parler. Phil. trans. n. 464.
A a a 2
IIII. Abſchn. Das Reden.
der allzugroßen Menge der Mitlauter unausſprechlich bleiben.
§. 9. Einige Fehler in der Stimme und Sprache.
Nachdem wir die Urſachen erzaͤlt haben, die einen Buchſtaben zur Ausſprache befoͤrdern, ſo wird man deſto leichter den Grund finden koͤnnen, warum manche Buch- ſtaben ſchlecht ausgedruͤkkt werden. So hebt eine abge- ſchnittene Zunge das Reden nicht voͤllig auf, indem es Buchſtaben giebt, die dieſen Theil nicht noͤthig haben, dergleichen, wie geſagt, das m. iſt. Jndeſſen glaube ich doch nicht, daß es moͤglich ſey, wie man zu leſen pflegt, daß viele Menſchen ohne Zunge frei haben reden (p), und ſo gar alle Buchſtaben ausſprechen koͤnnen. Selbſt die Sache ſpricht darwieder, daß eine ſolche Menge von Mitlautern, wozu die Zunge unentbehrlich iſt, nach Zerſtoͤ- rung derſelben recht herausgebracht werden koͤnne, und wenn ich Menſchen geſehen habe, welche durch ein Un- gluͤkk an einem Theile der Zunge verſtuͤmmelt geweſen, ſo habe ich allemal einen Fehler in der Sprache bemerket, welches auch andere bezeugen (r), ich leſe auch, daß viele Buchſtaben nicht recht ausgeſprochen worden ſind, ſobald die Zunge verſtuͤmmelt geweſen iſt (s). Jch glaube alſo, wenn Perſonen vom Krebſe (t), oder von Blattern, die Zunge verlezzet worden, ohne einen Schaden an der Re- (q)
de
(p)[Spaltenumbruch]BARTHOL. Cent II. hiſt. 22. blancard. Jahrregiſt. Cent. VI. n. 5. Vergl. WELSCH episagm. S. 25.
(r)HEVERM. diſſert. de lingua. S. 25.
(s) d. l. n. r. t. Phil. tranſ. [Spaltenumbruch]
n. 484. und andere mehr, ſprach ein Maͤdchen ſchwer aus, Memoir. de l’Acad. 1718. S. 7.
(t) Vergl. RVLAND Ephem. Nat. Gur. Dec. I. ann. 3. Gent- lem. Magaz. von 1743. Menſ. Jan. und von einer weggeſchnittenen Zun- ge, Menſ. Mart. wie auch linden phyſiologie. S. 573.
(q)WOLF de loquela, LAMY l’art de parler. Phil. tranſ. n. 464.
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IIII. Abſchn. Das Reden.
der allzugroßen Menge der Mitlauter unausſprechlich
bleiben.
§. 9.
Einige Fehler in der Stimme und Sprache.
Nachdem wir die Urſachen erzaͤlt haben, die einen
Buchſtaben zur Ausſprache befoͤrdern, ſo wird man deſto
leichter den Grund finden koͤnnen, warum manche Buch-
ſtaben ſchlecht ausgedruͤkkt werden. So hebt eine abge-
ſchnittene Zunge das Reden nicht voͤllig auf, indem es
Buchſtaben giebt, die dieſen Theil nicht noͤthig haben,
dergleichen, wie geſagt, das m. iſt. Jndeſſen glaube ich
doch nicht, daß es moͤglich ſey, wie man zu leſen pflegt,
daß viele Menſchen ohne Zunge frei haben reden (p),
und ſo gar alle Buchſtaben ausſprechen koͤnnen. Selbſt
die Sache ſpricht darwieder, daß eine ſolche Menge von
Mitlautern, wozu die Zunge unentbehrlich iſt, nach Zerſtoͤ-
rung derſelben recht herausgebracht werden koͤnne, und
wenn ich Menſchen geſehen habe, welche durch ein Un-
gluͤkk an einem Theile der Zunge verſtuͤmmelt geweſen,
ſo habe ich allemal einen Fehler in der Sprache bemerket,
welches auch andere bezeugen (r), ich leſe auch, daß viele
Buchſtaben nicht recht ausgeſprochen worden ſind, ſobald
die Zunge verſtuͤmmelt geweſen iſt (s). Jch glaube alſo,
wenn Perſonen vom Krebſe (t), oder von Blattern, die
Zunge verlezzet worden, ohne einen Schaden an der Re-
de
(q)
(p)
BARTHOL. Cent II. hiſt.
22. blancard. Jahrregiſt. Cent.
VI. n. 5. Vergl. WELSCH episagm.
S. 25.
(r) HEVERM. diſſert. de lingua.
S. 25.
(s) d. l. n. r. t. Phil. tranſ.
n. 484. und andere mehr, ſprach ein
Maͤdchen ſchwer aus, Memoir. de
l’Acad. 1718. S. 7.
(t) Vergl. RVLAND Ephem.
Nat. Gur. Dec. I. ann. 3. Gent-
lem. Magaz. von 1743. Menſ. Jan.
und von einer weggeſchnittenen Zun-
ge, Menſ. Mart. wie auch linden
phyſiologie. S. 573.
(q) WOLF de loquela, LAMY
l’art de parler. Phil. tranſ. n. 464.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 737[739]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/745>, abgerufen am 20.11.2024.
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