diese Fäden an, indem ich die Hand unterwerts hielt, und dennoch stieg eine jede untere Ribbe zu ihrer obern hinauf (p), und es verminderten sich die Zwischenräume der Ribben.
Hierauf schritte ich zu den Oefnungen lebendiger Thiere. Doch die Sache hat einigermassen ihre Schwierigkeit. Es bewegen kleine, und furchtsame Thiere die Ribben we- nig (q), selbst die Hunde schöpfen ganz kurz Athen, und auf diese Athmungen folgt ein schnelles Auslassen der Luft (r), erst nach langer Zwischenzeit geschicht ein neues Einatmen wieder. Damit also die Thiere ihre Zwischen- ribbenmuskeln besser anstrengen möchten, so verursachte ich ihnen Schmerzen, und durch den Schmerz eine grössere Aengstlichkeit. Jch durchstag ihnen nämlich die Ribbenhaut an der einen Seite (s), oder das Zwerch- fell (t), damit die Luft durch diese Luftröhrenäste schwer- lich in die Brust kommen möchte, und das Blut in der Lungen keinen freien Lauf haben solte. Solchergestalt hört besonders die Wirksamkeit der Zwischenribbenmus- keln auf. Ferner ist sie allezeit oben in der Brust (u), und unten augenscheinlicher (x), da an diesen Stellen die Verschiedenheit in der Festigkeit einer jeden obern Ribbe grösser ist. Mitten an der Brust zeigt sich die Sache oft sehr undeutlich, indem daselbst eine Ribbe vor der andern Nachbarin nur wenig Festigkeit vor- aus hat (y).
Man muß aber dabei die äussern Zwischenmuskeln der Ribben zerstören, und die innern Muskeln entblös- sen (z). Man wird alsdenn wahrnehmen, daß sich die
dieſe Faͤden an, indem ich die Hand unterwerts hielt, und dennoch ſtieg eine jede untere Ribbe zu ihrer obern hinauf (p), und es verminderten ſich die Zwiſchenraͤume der Ribben.
Hierauf ſchritte ich zu den Oefnungen lebendiger Thiere. Doch die Sache hat einigermaſſen ihre Schwierigkeit. Es bewegen kleine, und furchtſame Thiere die Ribben we- nig (q), ſelbſt die Hunde ſchoͤpfen ganz kurz Athen, und auf dieſe Athmungen folgt ein ſchnelles Auslaſſen der Luft (r), erſt nach langer Zwiſchenzeit geſchicht ein neues Einatmen wieder. Damit alſo die Thiere ihre Zwiſchen- ribbenmuskeln beſſer anſtrengen moͤchten, ſo verurſachte ich ihnen Schmerzen, und durch den Schmerz eine groͤſſere Aengſtlichkeit. Jch durchſtag ihnen naͤmlich die Ribbenhaut an der einen Seite (s), oder das Zwerch- fell (t), damit die Luft durch dieſe Luftroͤhrenaͤſte ſchwer- lich in die Bruſt kommen moͤchte, und das Blut in der Lungen keinen freien Lauf haben ſolte. Solchergeſtalt hoͤrt beſonders die Wirkſamkeit der Zwiſchenribbenmus- keln auf. Ferner iſt ſie allezeit oben in der Bruſt (u), und unten augenſcheinlicher (x), da an dieſen Stellen die Verſchiedenheit in der Feſtigkeit einer jeden obern Ribbe groͤſſer iſt. Mitten an der Bruſt zeigt ſich die Sache oft ſehr undeutlich, indem daſelbſt eine Ribbe vor der andern Nachbarin nur wenig Feſtigkeit vor- aus hat (y).
Man muß aber dabei die aͤuſſern Zwiſchenmuskeln der Ribben zerſtoͤren, und die innern Muskeln entbloͤſ- ſen (z). Man wird alsdenn wahrnehmen, daß ſich die
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[68/0074]
Das Atemholen. VIII. Buch.
dieſe Faͤden an, indem ich die Hand unterwerts hielt,
und dennoch ſtieg eine jede untere Ribbe zu ihrer obern
hinauf (p), und es verminderten ſich die Zwiſchenraͤume
der Ribben.
Hierauf ſchritte ich zu den Oefnungen lebendiger Thiere.
Doch die Sache hat einigermaſſen ihre Schwierigkeit.
Es bewegen kleine, und furchtſame Thiere die Ribben we-
nig (q), ſelbſt die Hunde ſchoͤpfen ganz kurz Athen, und
auf dieſe Athmungen folgt ein ſchnelles Auslaſſen der
Luft (r), erſt nach langer Zwiſchenzeit geſchicht ein neues
Einatmen wieder. Damit alſo die Thiere ihre Zwiſchen-
ribbenmuskeln beſſer anſtrengen moͤchten, ſo verurſachte
ich ihnen Schmerzen, und durch den Schmerz eine
groͤſſere Aengſtlichkeit. Jch durchſtag ihnen naͤmlich die
Ribbenhaut an der einen Seite (s), oder das Zwerch-
fell (t), damit die Luft durch dieſe Luftroͤhrenaͤſte ſchwer-
lich in die Bruſt kommen moͤchte, und das Blut in der
Lungen keinen freien Lauf haben ſolte. Solchergeſtalt
hoͤrt beſonders die Wirkſamkeit der Zwiſchenribbenmus-
keln auf. Ferner iſt ſie allezeit oben in der Bruſt (u),
und unten augenſcheinlicher (x), da an dieſen Stellen
die Verſchiedenheit in der Feſtigkeit einer jeden obern
Ribbe groͤſſer iſt. Mitten an der Bruſt zeigt ſich die
Sache oft ſehr undeutlich, indem daſelbſt eine Ribbe vor
der andern Nachbarin nur wenig Feſtigkeit vor-
aus hat (y).
Man muß aber dabei die aͤuſſern Zwiſchenmuskeln
der Ribben zerſtoͤren, und die innern Muskeln entbloͤſ-
ſen (z). Man wird alsdenn wahrnehmen, daß ſich die
innern,
(p)
Memoire. Exp. 1. 21.
(q) Exp. 7. 8. 11. 44.
(r) Exp. 10. 33.
(s) Exp. 9. 11. 23. 24. 25.
(t) Exp. 8.
(u)
Exp. 5. 16. 19. 20. 24. 25. 26.
27. 28. 30. 31.
(x) Exp. 30.
(y) Exp. 27. 29. 30. 31.
(z) Exp. 9. 10. 11. 22. 23. 24. 25.
26. 28.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/74>, abgerufen am 26.11.2024.
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