woran sich, wenn man sie hört, ihr Geschlecht gleich un- scheiden läst. Folglich wird auch der Mensch billig seine eigene Sprache haben, ob dieses gleich Schelhammer leugnet (k), weil ein unter den Bären aufgewachsener Knabe das Brummen von diesen Thieren, und ein an- derer Knabe, welcher unter den Schafen groß gewachsen, das Schafgeblöke angenommen hatte (k*), so wie das alte Wort b e k (l), welches für die Sache der Phrygier gut ausfiel, einzig und und allein eine Nachahmug von Lämmern gewesen zu seyn scheinet. Mann könnte noch hinzu fügen, daß der Papegai die Menschenstimme, und andere Vögel nachahmen kann, und daß in der Stimme des Straußen (m), und im Krokodill etwas Menschen ähnliches angetroffen werde (n), und daß sich die Stim- men der Hunde und Hähnen einigermaßen der mensch- lichen nähern.
Ob aber gleich der Mensch die Stimmen anderer Thiere nachahmen lernt, und obgleich Vögel artig genug den Ton der Flöte lernen, so haben dennoch der Papegai, der Star, oder andere Vögel noch ihre besondere Spra- che, so wie der Mensch die seinige hat. Es bringen nem- lich die verschiedenen Werkzeuge auch ein verschiedenes Bestreben in der Stimme hervor, und es macht der Affe, der doch dem Menschen am nächsten kömmt, keinen sol- chen Laut, als der Mensch. Selbst unter den Menschen hat ein jeder seine eigene Stimme, welche von Hausthie- ren leicht unterschieden werden können.
§. 16.
(k)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. S. 20. Daß CONNOR im zehnten Jahre noch nicht reden können, hist. of Poland. L. I. S. 342.
(k*)TVLPIVS. L. IV. c. 10. da auch die Kehle weiter war, um blöken zu können.
(l)[Spaltenumbruch]
Auf die Bedeutung des Wor- tes Brod zogen sie dieses. svi- das. S. 428. auch herodotvs und clavdian. in Eutrop L. II.
(m)Phil. Trans. 16 2.
(n)greaves travels. S. 525.
Die Stimme. IX. Buch.
woran ſich, wenn man ſie hoͤrt, ihr Geſchlecht gleich un- ſcheiden laͤſt. Folglich wird auch der Menſch billig ſeine eigene Sprache haben, ob dieſes gleich Schelhammer leugnet (k), weil ein unter den Baͤren aufgewachſener Knabe das Brummen von dieſen Thieren, und ein an- derer Knabe, welcher unter den Schafen groß gewachſen, das Schafgebloͤke angenommen hatte (k*), ſo wie das alte Wort β ῆ ϰ (l), welches fuͤr die Sache der Phrygier gut ausfiel, einzig und und allein eine Nachahmug von Laͤmmern geweſen zu ſeyn ſcheinet. Mann koͤnnte noch hinzu fuͤgen, daß der Papegai die Menſchenſtimme, und andere Voͤgel nachahmen kann, und daß in der Stimme des Straußen (m), und im Krokodill etwas Menſchen aͤhnliches angetroffen werde (n), und daß ſich die Stim- men der Hunde und Haͤhnen einigermaßen der menſch- lichen naͤhern.
Ob aber gleich der Menſch die Stimmen anderer Thiere nachahmen lernt, und obgleich Voͤgel artig genug den Ton der Floͤte lernen, ſo haben dennoch der Papegai, der Star, oder andere Voͤgel noch ihre beſondere Spra- che, ſo wie der Menſch die ſeinige hat. Es bringen nem- lich die verſchiedenen Werkzeuge auch ein verſchiedenes Beſtreben in der Stimme hervor, und es macht der Affe, der doch dem Menſchen am naͤchſten koͤmmt, keinen ſol- chen Laut, als der Menſch. Selbſt unter den Menſchen hat ein jeder ſeine eigene Stimme, welche von Hausthie- ren leicht unterſchieden werden koͤnnen.
§. 16.
(k)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. S. 20. Daß CONNOR im zehnten Jahre noch nicht reden koͤnnen, hiſt. of Poland. L. I. S. 342.
(k*)TVLPIVS. L. IV. c. 10. da auch die Kehle weiter war, um bloͤken zu koͤnnen.
(l)[Spaltenumbruch]
Auf die Bedeutung des Wor- tes Brod zogen ſie dieſes. ſvi- daſ. S. 428. auch herodotvſ und clavdian. in Eutrop L. II.
(m)Phil. Tranſ. 16 2.
(n)greaveſ travels. S. 525.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0724"n="716[718]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Stimme. <hirendition="#aq">IX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
woran ſich, wenn man ſie hoͤrt, ihr Geſchlecht gleich un-<lb/>ſcheiden laͤſt. Folglich wird auch der Menſch billig ſeine<lb/>
eigene Sprache haben, ob dieſes gleich <hirendition="#fr">Schelhammer</hi><lb/>
leugnet <noteplace="foot"n="(k)"><cb/>
Angef. Ort. S. 20. Daß<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CONNOR</hi></hi> im zehnten Jahre<lb/>
noch nicht reden koͤnnen, <hirendition="#aq">hiſt. of<lb/>
Poland. L. I.</hi> S. 342.</note>, weil ein unter den Baͤren aufgewachſener<lb/>
Knabe das Brummen von dieſen Thieren, und ein an-<lb/>
derer Knabe, welcher unter den Schafen groß gewachſen,<lb/>
das Schafgebloͤke angenommen hatte <noteplace="foot"n="(k*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">TVLPIVS.</hi> L. IV. c.</hi> 10.<lb/>
da auch die Kehle weiter war, um<lb/>
bloͤken zu koͤnnen.</note>, ſo wie das<lb/>
alte Wort βῆϰ<noteplace="foot"n="(l)"><cb/>
Auf die Bedeutung des Wor-<lb/>
tes <hirendition="#g">Brod</hi> zogen ſie dieſes. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſvi-<lb/>
daſ.</hi></hi></hi> S. 428. auch <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">herodotvſ</hi></hi></hi><lb/>
und <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">clavdian.</hi></hi> in Eutrop L. II.</hi></note>, welches fuͤr die Sache der Phrygier<lb/>
gut ausfiel, einzig und und allein eine Nachahmug von<lb/>
Laͤmmern geweſen zu ſeyn ſcheinet. Mann koͤnnte noch<lb/>
hinzu fuͤgen, daß der Papegai die Menſchenſtimme, und<lb/>
andere Voͤgel nachahmen kann, und daß in der Stimme<lb/>
des Straußen <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Phil. Tranſ.</hi> 16 2.</note>, und im Krokodill etwas Menſchen<lb/>
aͤhnliches angetroffen werde <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">greaveſ</hi></hi> travels.</hi> S. 525.</note>, und daß ſich die Stim-<lb/>
men der Hunde und Haͤhnen einigermaßen der menſch-<lb/>
lichen naͤhern.</p><lb/><p>Ob aber gleich der Menſch die Stimmen anderer<lb/>
Thiere nachahmen lernt, und obgleich Voͤgel artig genug<lb/>
den Ton der Floͤte lernen, ſo haben dennoch der Papegai,<lb/>
der Star, oder andere Voͤgel noch ihre beſondere Spra-<lb/>
che, ſo wie der Menſch die ſeinige hat. Es bringen nem-<lb/>
lich die verſchiedenen Werkzeuge auch ein verſchiedenes<lb/>
Beſtreben in der Stimme hervor, und es macht der Affe,<lb/>
der doch dem Menſchen am naͤchſten koͤmmt, keinen ſol-<lb/>
chen Laut, als der Menſch. Selbſt unter den Menſchen<lb/>
hat ein jeder ſeine eigene Stimme, welche von Hausthie-<lb/>
ren leicht unterſchieden werden koͤnnen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 16.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[716[718]/0724]
Die Stimme. IX. Buch.
woran ſich, wenn man ſie hoͤrt, ihr Geſchlecht gleich un-
ſcheiden laͤſt. Folglich wird auch der Menſch billig ſeine
eigene Sprache haben, ob dieſes gleich Schelhammer
leugnet (k), weil ein unter den Baͤren aufgewachſener
Knabe das Brummen von dieſen Thieren, und ein an-
derer Knabe, welcher unter den Schafen groß gewachſen,
das Schafgebloͤke angenommen hatte (k*), ſo wie das
alte Wort β ῆ ϰ (l), welches fuͤr die Sache der Phrygier
gut ausfiel, einzig und und allein eine Nachahmug von
Laͤmmern geweſen zu ſeyn ſcheinet. Mann koͤnnte noch
hinzu fuͤgen, daß der Papegai die Menſchenſtimme, und
andere Voͤgel nachahmen kann, und daß in der Stimme
des Straußen (m), und im Krokodill etwas Menſchen
aͤhnliches angetroffen werde (n), und daß ſich die Stim-
men der Hunde und Haͤhnen einigermaßen der menſch-
lichen naͤhern.
Ob aber gleich der Menſch die Stimmen anderer
Thiere nachahmen lernt, und obgleich Voͤgel artig genug
den Ton der Floͤte lernen, ſo haben dennoch der Papegai,
der Star, oder andere Voͤgel noch ihre beſondere Spra-
che, ſo wie der Menſch die ſeinige hat. Es bringen nem-
lich die verſchiedenen Werkzeuge auch ein verſchiedenes
Beſtreben in der Stimme hervor, und es macht der Affe,
der doch dem Menſchen am naͤchſten koͤmmt, keinen ſol-
chen Laut, als der Menſch. Selbſt unter den Menſchen
hat ein jeder ſeine eigene Stimme, welche von Hausthie-
ren leicht unterſchieden werden koͤnnen.
§. 16.
(k)
Angef. Ort. S. 20. Daß
CONNOR im zehnten Jahre
noch nicht reden koͤnnen, hiſt. of
Poland. L. I. S. 342.
(k*) TVLPIVS. L. IV. c. 10.
da auch die Kehle weiter war, um
bloͤken zu koͤnnen.
(l)
Auf die Bedeutung des Wor-
tes Brod zogen ſie dieſes. ſvi-
daſ. S. 428. auch herodotvſ
und clavdian. in Eutrop L. II.
(m) Phil. Tranſ. 16 2.
(n) greaveſ travels. S. 525.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 716[718]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/724>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.