Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschn. Die Werkzeuge der Rede.
Luft durch sich fahren läßt, oder zurükk treibt. Wenn
daher bei zernagtem Gaumen die Stimme zerstöret
wird (p), so stellt sich diese wieder her, wenn man statt
des Knochens eine Platte dahin legt (q), und dadurch
den Wiederschall und nicht die Bewegung wieder erzeugt:
und es konnte ein Mensch, dessen Zäpfchen zernagt war,
reden, wenn er die Lage des Kopfes veränderte (r). Dieses
wird auch meine Meinung von der Rede selbst seyn. Es
können die Kehlbuchstaben (s), wenn die Kehle verdor-
ben ist, nicht recht ausgesprochen werden, weil hier die
nöthigen Abprellungen aufgehoben sind: man| hat aber
keinen Buchstaben, welcher durch das Zäpfchen hervor
gebracht würde; und man könnte viele Zeugen anfüren,
welche so gar Exempel beibringen, wo die Rede nichts
gelitten, ob das Zäpfchen gleich weggeschnitten (t), oder
zernaget (u), oder auch gar nicht vorhanden gewesen (x).
Und es hat bereits vor mir ein berühmter Mann die Ver-
muthung gehabt, daß ausserdem andere Theile in denje-
nigen Menschen verlezzt gewesen seyn müssen, welchen
man nachgesaget, daß sie die Stimme von der Verwahr-
losung des Zäpfchens verloren hätten (y).

§. 18.
(p) [Spaltenumbruch] FOREST. L. 32. obs. 22.
scvltet. T. XXXVI. f.
4. Ein
Mensch, der keinen Gaumen hatte,
sprach ganz undeutlich, Nov. Eph.
Nat. Cur. Vol I. obs.
103.
(q) SCVLTET. angef. Ort.
(r) SLEVOGT. de gurgul.
gegen das Ende. Wenn er den
Kopf vorwerts sinken lies.
(s) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
4. 5. obs.
16. Er konnte nicht wohl
aussprechen die Buchstaben L. S.
O. R. Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann.
3. S. 490.
(t) RVFVS part. hom. L. II.
[Spaltenumbruch] S. 57. blancard. Jahrregist.
I. C. IV. n. 99. MARTIN. philos.
trans. n. 233. Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 4. 5. obs.
66. doch blieb die
Heiserkeit.
(u) ASTRVC de lue venerea.
L. IV.
S. 410. fallop. angef. Ort.
bavh. theatr. anat. L. III. c. 83.
hildan Centur. II. obs. 21. 22.
Phil. trans. n. 464. eysel de prae-
cipuis uxulae morbis n. 3. mosca
Pars XI. T. I.
S. 221.
(x) HAGEDORN observ.
68.
(y) MORGAGN. angef. Ort.
H. Phisiol. 3 B. U u

II. Abſchn. Die Werkzeuge der Rede.
Luft durch ſich fahren laͤßt, oder zuruͤkk treibt. Wenn
daher bei zernagtem Gaumen die Stimme zerſtoͤret
wird (p), ſo ſtellt ſich dieſe wieder her, wenn man ſtatt
des Knochens eine Platte dahin legt (q), und dadurch
den Wiederſchall und nicht die Bewegung wieder erzeugt:
und es konnte ein Menſch, deſſen Zaͤpfchen zernagt war,
reden, wenn er die Lage des Kopfes veraͤnderte (r). Dieſes
wird auch meine Meinung von der Rede ſelbſt ſeyn. Es
koͤnnen die Kehlbuchſtaben (s), wenn die Kehle verdor-
ben iſt, nicht recht ausgeſprochen werden, weil hier die
noͤthigen Abprellungen aufgehoben ſind: man| hat aber
keinen Buchſtaben, welcher durch das Zaͤpfchen hervor
gebracht wuͤrde; und man koͤnnte viele Zeugen anfuͤren,
welche ſo gar Exempel beibringen, wo die Rede nichts
gelitten, ob das Zaͤpfchen gleich weggeſchnitten (t), oder
zernaget (u), oder auch gar nicht vorhanden geweſen (x).
Und es hat bereits vor mir ein beruͤhmter Mann die Ver-
muthung gehabt, daß auſſerdem andere Theile in denje-
nigen Menſchen verlezzt geweſen ſeyn muͤſſen, welchen
man nachgeſaget, daß ſie die Stimme von der Verwahr-
loſung des Zaͤpfchens verloren haͤtten (y).

§. 18.
(p) [Spaltenumbruch] FOREST. L. 32. obſ. 22.
ſcvltet. T. XXXVI. f.
4. Ein
Menſch, der keinen Gaumen hatte,
ſprach ganz undeutlich, Nov. Eph.
Nat. Cur. Vol I. obſ.
103.
(q) SCVLTET. angef. Ort.
(r) SLEVOGT. de gurgul.
gegen das Ende. Wenn er den
Kopf vorwerts ſinken lies.
(s) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
4. 5. obſ.
16. Er konnte nicht wohl
ausſprechen die Buchſtaben L. S.
O. R. Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann.
3. S. 490.
(t) RVFVS part. hom. L. II.
[Spaltenumbruch] S. 57. blancard. Jahrregiſt.
I. C. IV. n. 99. MARTIN. philoſ.
tranſ. n. 233. Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 4. 5. obſ.
66. doch blieb die
Heiſerkeit.
(u) ASTRVC de lue venerea.
L. IV.
S. 410. fallop. angef. Ort.
bavh. theatr. anat. L. III. c. 83.
hildan Centur. II. obſ. 21. 22.
Phil. tranſ. n. 464. eyſel de prae-
cipuis uxulae morbis n. 3. moſca
Pars XI. T. I.
S. 221.
(x) HAGEDORN obſerv.
68.
(y) MORGAGN. angef. Ort.
H. Phiſiol. 3 B. U u
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0679" n="671[673]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Werkzeuge der Rede.</hi></fw><lb/>
Luft durch &#x017F;ich fahren la&#x0364;ßt, oder zuru&#x0364;kk treibt. Wenn<lb/>
daher bei zernagtem Gaumen die Stimme zer&#x017F;to&#x0364;ret<lb/>
wird <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FOREST.</hi> L. 32. ob&#x017F;. 22.<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;cvltet.</hi></hi> T. XXXVI. f.</hi> 4. Ein<lb/>
Men&#x017F;ch, der keinen Gaumen hatte,<lb/>
&#x017F;prach ganz undeutlich, <hi rendition="#aq">Nov. Eph.<lb/>
Nat. Cur. Vol I. ob&#x017F;.</hi> 103.</note>, &#x017F;o &#x017F;tellt &#x017F;ich die&#x017F;e wieder her, wenn man &#x017F;tatt<lb/>
des Knochens eine Platte dahin legt <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCVLTET.</hi></hi> angef. Ort.</note>, und dadurch<lb/>
den Wieder&#x017F;chall und nicht die Bewegung wieder erzeugt:<lb/>
und es konnte ein Men&#x017F;ch, de&#x017F;&#x017F;en Za&#x0364;pfchen zernagt war,<lb/>
reden, wenn er die Lage des Kopfes vera&#x0364;nderte <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SLEVOGT.</hi> de gurgul.</hi><lb/>
gegen das Ende. Wenn er den<lb/>
Kopf vorwerts &#x017F;inken lies.</note>. Die&#x017F;es<lb/>
wird auch meine Meinung von der Rede &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eyn. Es<lb/>
ko&#x0364;nnen die Kehlbuch&#x017F;taben <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.<lb/>
4. 5. ob&#x017F;.</hi> 16. Er konnte nicht wohl<lb/>
aus&#x017F;prechen die Buch&#x017F;taben L. S.<lb/>
O. R. <hi rendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec. I.<lb/>
ann.</hi> 3. S. 490.</note>, wenn die Kehle verdor-<lb/>
ben i&#x017F;t, nicht recht ausge&#x017F;prochen werden, weil hier die<lb/>
no&#x0364;thigen Abprellungen aufgehoben &#x017F;ind: man| hat aber<lb/>
keinen Buch&#x017F;taben, welcher durch das Za&#x0364;pfchen hervor<lb/>
gebracht wu&#x0364;rde; und man ko&#x0364;nnte viele Zeugen anfu&#x0364;ren,<lb/>
welche &#x017F;o gar Exempel beibringen, wo die Rede nichts<lb/>
gelitten, ob das Za&#x0364;pfchen gleich wegge&#x017F;chnitten <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RVFVS</hi> part. hom. L. II.</hi><lb/><cb/>
S. 57. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">blancard.</hi></hi></hi> Jahrregi&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq">I. C. IV. n. 99. <hi rendition="#g">MARTIN.</hi> philo&#x017F;.<lb/>
tran&#x017F;. n. 233. Eph. Nat. Cur. Dec. I.<lb/>
ann. 4. 5. ob&#x017F;.</hi> 66. doch blieb die<lb/>
Hei&#x017F;erkeit.</note>, oder<lb/>
zernaget <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ASTRVC</hi> de lue venerea.<lb/>
L. IV.</hi> S. 410. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">fallop.</hi></hi></hi> angef. Ort.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bavh.</hi></hi> theatr. anat. L. III. c. 83.<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hildan</hi></hi> Centur. II. ob&#x017F;. 21. 22.<lb/>
Phil. tran&#x017F;. n. 464. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ey&#x017F;el</hi></hi> de prae-<lb/>
cipuis uxulae morbis n. 3. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mo&#x017F;ca</hi></hi><lb/>
Pars XI. T. I.</hi> S. 221.</note>, oder auch gar nicht vorhanden gewe&#x017F;en <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HAGEDORN</hi> ob&#x017F;erv.</hi><lb/>
68.</note>.<lb/>
Und es hat bereits vor mir ein beru&#x0364;hmter Mann die Ver-<lb/>
muthung gehabt, daß au&#x017F;&#x017F;erdem andere Theile in denje-<lb/>
nigen Men&#x017F;chen verlezzt gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welchen<lb/>
man nachge&#x017F;aget, daß &#x017F;ie die Stimme von der Verwahr-<lb/>
lo&#x017F;ung des Za&#x0364;pfchens verloren ha&#x0364;tten <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MORGAGN.</hi></hi> angef. Ort.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 18.</fw><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 3 B.</hi> U u</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[671[673]/0679] II. Abſchn. Die Werkzeuge der Rede. Luft durch ſich fahren laͤßt, oder zuruͤkk treibt. Wenn daher bei zernagtem Gaumen die Stimme zerſtoͤret wird (p), ſo ſtellt ſich dieſe wieder her, wenn man ſtatt des Knochens eine Platte dahin legt (q), und dadurch den Wiederſchall und nicht die Bewegung wieder erzeugt: und es konnte ein Menſch, deſſen Zaͤpfchen zernagt war, reden, wenn er die Lage des Kopfes veraͤnderte (r). Dieſes wird auch meine Meinung von der Rede ſelbſt ſeyn. Es koͤnnen die Kehlbuchſtaben (s), wenn die Kehle verdor- ben iſt, nicht recht ausgeſprochen werden, weil hier die noͤthigen Abprellungen aufgehoben ſind: man| hat aber keinen Buchſtaben, welcher durch das Zaͤpfchen hervor gebracht wuͤrde; und man koͤnnte viele Zeugen anfuͤren, welche ſo gar Exempel beibringen, wo die Rede nichts gelitten, ob das Zaͤpfchen gleich weggeſchnitten (t), oder zernaget (u), oder auch gar nicht vorhanden geweſen (x). Und es hat bereits vor mir ein beruͤhmter Mann die Ver- muthung gehabt, daß auſſerdem andere Theile in denje- nigen Menſchen verlezzt geweſen ſeyn muͤſſen, welchen man nachgeſaget, daß ſie die Stimme von der Verwahr- loſung des Zaͤpfchens verloren haͤtten (y). §. 18. (p) FOREST. L. 32. obſ. 22. ſcvltet. T. XXXVI. f. 4. Ein Menſch, der keinen Gaumen hatte, ſprach ganz undeutlich, Nov. Eph. Nat. Cur. Vol I. obſ. 103. (q) SCVLTET. angef. Ort. (r) SLEVOGT. de gurgul. gegen das Ende. Wenn er den Kopf vorwerts ſinken lies. (s) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 4. 5. obſ. 16. Er konnte nicht wohl ausſprechen die Buchſtaben L. S. O. R. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. S. 490. (t) RVFVS part. hom. L. II. S. 57. blancard. Jahrregiſt. I. C. IV. n. 99. MARTIN. philoſ. tranſ. n. 233. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 4. 5. obſ. 66. doch blieb die Heiſerkeit. (u) ASTRVC de lue venerea. L. IV. S. 410. fallop. angef. Ort. bavh. theatr. anat. L. III. c. 83. hildan Centur. II. obſ. 21. 22. Phil. tranſ. n. 464. eyſel de prae- cipuis uxulae morbis n. 3. moſca Pars XI. T. I. S. 221. (x) HAGEDORN obſerv. 68. (y) MORGAGN. angef. Ort. H. Phiſiol. 3 B. U u

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/679
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 671[673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/679>, abgerufen am 22.11.2024.