Daher wiedersteht, um kurz zu seyn, keine andere Ursache stärker dem Stokken des Blutes in der Milz (y), und in der Leber besser, da es so in diesen Eingeweiden sehr leicht stille zu stehen pflegt. Von dieser Kraft ge- schicht es, daß das Blut vom untersten Gedärme gegen das Herz senkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht seiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan- der zu drengen, überlassen bleibe. Folglich ist in allen hypochondrischen Uebeln nichts so heilsam, als ein ange- strengtes Atemholen. Wenn man einatmet, schwellen die Gekrösegefäße der Gedärme auf, und sie werden im Ausatmen mit Macht zusammengeschnürt (z).
So wie die aufliegende Presse des Zwerchfells behülf- lich ist, daß das Blut wieder zurükke kehren kann, so be- kömmt auch die Galle durch ihre Kanäle, und aus der Leber Luft, nach dem Gedärme zu gehen (a). Dieses ist die Ursache, warum das Erbrechen, oder das stärkste Ausatmen, in periodischen Schmerzen, welche die Stei- ne der Gallenblase erregen, fast allemal dem Paroxys- mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken, wenigstens auf einige Wochen, vor den Schmerzen sichert (b).
Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortrükken der Steine, in der Zusammendrükkung der Gedärme mit ih- ren Speisen, die sie enthalten, in der Pressung des Spei- sesaftes (c) aus seinem Behälter und Gängen, die
die-
(y)[Spaltenumbruch]LEEVWENHOEK. phy- los. trans. n. 307.
(z)Heuermann Physiologie. T. III. S. 739.
(a)Memoir. | sur la respiration. [Spaltenumbruch]
exp. 55. S. 30. segner de bile cyst.
(b) Vergleiche damit Comment. ad boerhaave Instit. medic T. III. S. 166.
(c)PECQVET. S. 82.
Das Atemholen. VIII Buch.
Daher wiederſteht, um kurz zu ſeyn, keine andere Urſache ſtaͤrker dem Stokken des Blutes in der Milz (y), und in der Leber beſſer, da es ſo in dieſen Eingeweiden ſehr leicht ſtille zu ſtehen pflegt. Von dieſer Kraft ge- ſchicht es, daß das Blut vom unterſten Gedaͤrme gegen das Herz ſenkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht ſeiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan- der zu drengen, uͤberlaſſen bleibe. Folglich iſt in allen hypochondriſchen Uebeln nichts ſo heilſam, als ein ange- ſtrengtes Atemholen. Wenn man einatmet, ſchwellen die Gekroͤſegefaͤße der Gedaͤrme auf, und ſie werden im Ausatmen mit Macht zuſammengeſchnuͤrt (z).
So wie die aufliegende Preſſe des Zwerchfells behuͤlf- lich iſt, daß das Blut wieder zuruͤkke kehren kann, ſo be- koͤmmt auch die Galle durch ihre Kanaͤle, und aus der Leber Luft, nach dem Gedaͤrme zu gehen (a). Dieſes iſt die Urſache, warum das Erbrechen, oder das ſtaͤrkſte Ausatmen, in periodiſchen Schmerzen, welche die Stei- ne der Gallenblaſe erregen, faſt allemal dem Paroxys- mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken, wenigſtens auf einige Wochen, vor den Schmerzen ſichert (b).
Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortruͤkken der Steine, in der Zuſammendruͤkkung der Gedaͤrme mit ih- ren Speiſen, die ſie enthalten, in der Preſſung des Spei- ſeſaftes (c) aus ſeinem Behaͤlter und Gaͤngen, die
die-
(y)[Spaltenumbruch]LEEVWENHOEK. phy- loſ. tranſ. n. 307.
(z)Heuermann Phyſiologie. T. III. S. 739.
(a)Memoir. | ſur la reſpiration. [Spaltenumbruch]
exp. 55. S. 30. ſegner de bile cyſt.
(b) Vergleiche damit Comment. ad boerhaave Inſtit. medic T. III. S. 166.
(c)PECQVET. S. 82.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0572"n="564[566]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Daher wiederſteht, um kurz zu ſeyn, keine andere<lb/>
Urſache ſtaͤrker dem Stokken des Blutes in der Milz <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LEEVWENHOEK.</hi> phy-<lb/>
loſ. tranſ. n.</hi> 307.</note>,<lb/>
und in der Leber beſſer, da es ſo in dieſen Eingeweiden<lb/>ſehr leicht ſtille zu ſtehen pflegt. Von dieſer Kraft ge-<lb/>ſchicht es, daß das Blut vom unterſten Gedaͤrme gegen<lb/>
das Herz ſenkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht<lb/>ſeiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan-<lb/>
der zu drengen, uͤberlaſſen bleibe. Folglich iſt in allen<lb/>
hypochondriſchen Uebeln nichts ſo heilſam, als ein ange-<lb/>ſtrengtes Atemholen. Wenn man einatmet, ſchwellen<lb/>
die Gekroͤſegefaͤße der Gedaͤrme auf, und ſie werden im<lb/>
Ausatmen mit Macht zuſammengeſchnuͤrt <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#fr">Heuermann</hi> Phyſiologie. <hirendition="#aq">T.<lb/>
III.</hi> S. 739.</note>.</p><lb/><p>So wie die aufliegende Preſſe des Zwerchfells behuͤlf-<lb/>
lich iſt, daß das Blut wieder zuruͤkke kehren kann, ſo be-<lb/>
koͤmmt auch die Galle durch ihre Kanaͤle, und aus der<lb/>
Leber Luft, nach dem Gedaͤrme zu gehen <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Memoir. | ſur la reſpiration.<lb/><cb/>
exp.</hi> 55. S. 30. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſegner</hi></hi> de bile<lb/>
cyſt.</hi></note>. Dieſes<lb/>
iſt die Urſache, warum das Erbrechen, oder das ſtaͤrkſte<lb/>
Ausatmen, in periodiſchen Schmerzen, welche die Stei-<lb/>
ne der Gallenblaſe erregen, faſt allemal dem Paroxys-<lb/>
mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken,<lb/>
wenigſtens auf einige Wochen, vor den Schmerzen<lb/>ſichert <noteplace="foot"n="(b)">Vergleiche damit <hirendition="#aq">Comment.<lb/>
ad <hirendition="#g"><hirendition="#k">boerhaave</hi></hi> Inſtit. medic<lb/>
T. III.</hi> S. 166.</note>.</p><lb/><p>Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und<lb/>
des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortruͤkken der<lb/>
Steine, in der Zuſammendruͤkkung der Gedaͤrme mit ih-<lb/>
ren Speiſen, die ſie enthalten, in der Preſſung des Spei-<lb/>ſeſaftes <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PECQVET.</hi></hi> S. 82.</note> aus ſeinem Behaͤlter und Gaͤngen, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[564[566]/0572]
Das Atemholen. VIII Buch.
Daher wiederſteht, um kurz zu ſeyn, keine andere
Urſache ſtaͤrker dem Stokken des Blutes in der Milz (y),
und in der Leber beſſer, da es ſo in dieſen Eingeweiden
ſehr leicht ſtille zu ſtehen pflegt. Von dieſer Kraft ge-
ſchicht es, daß das Blut vom unterſten Gedaͤrme gegen
das Herz ſenkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht
ſeiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan-
der zu drengen, uͤberlaſſen bleibe. Folglich iſt in allen
hypochondriſchen Uebeln nichts ſo heilſam, als ein ange-
ſtrengtes Atemholen. Wenn man einatmet, ſchwellen
die Gekroͤſegefaͤße der Gedaͤrme auf, und ſie werden im
Ausatmen mit Macht zuſammengeſchnuͤrt (z).
So wie die aufliegende Preſſe des Zwerchfells behuͤlf-
lich iſt, daß das Blut wieder zuruͤkke kehren kann, ſo be-
koͤmmt auch die Galle durch ihre Kanaͤle, und aus der
Leber Luft, nach dem Gedaͤrme zu gehen (a). Dieſes
iſt die Urſache, warum das Erbrechen, oder das ſtaͤrkſte
Ausatmen, in periodiſchen Schmerzen, welche die Stei-
ne der Gallenblaſe erregen, faſt allemal dem Paroxys-
mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken,
wenigſtens auf einige Wochen, vor den Schmerzen
ſichert (b).
Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und
des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortruͤkken der
Steine, in der Zuſammendruͤkkung der Gedaͤrme mit ih-
ren Speiſen, die ſie enthalten, in der Preſſung des Spei-
ſeſaftes (c) aus ſeinem Behaͤlter und Gaͤngen, die
die-
(y)
LEEVWENHOEK. phy-
loſ. tranſ. n. 307.
(z) Heuermann Phyſiologie. T.
III. S. 739.
(a) Memoir. | ſur la reſpiration.
exp. 55. S. 30. ſegner de bile
cyſt.
(b) Vergleiche damit Comment.
ad boerhaave Inſtit. medic
T. III. S. 166.
(c) PECQVET. S. 82.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 564[566]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/572>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.