solches länger währt, und in ein lautes Gelächter ausbricht, so geschehen neue Einatmungen, jede mit ihrer unvollstän- digen Ausatmung versezzt. Und alsdenn geschicht das Lachen durch einen Thon (p), und die verengerte Spalte des Luftröhrenkopfes erregt einen Schall. Dieser Schall artet bei Mannspersonen in den Buchstaben A, und O. bei Frauenspersonen in J und E aus (q). Das gelindere Lachen, oder wie man es nennt das Lächeln, geschicht, ohne eine Veränderung in dem Atemholen zu machen, blos durch den Mund, dessen Unterlefze sich erhebt, die Sei- ten oder Winkel desselben, werden durch die Lachmuskeln, die Trompetermuskeln, und die Jochmuskeln verzogen, die Wangen steigen etwas in die Höhe, daß sie aufschwel- len (r), und die Augen werden durch das Niederlassen der Augenlieder ein wenig zugedrükkt.
Bei den Werkzeugen des Lachens kommen keine Schwierigkeiten vor; es verrichten besonders das Zwerch- fell, nebst den Bauchmuskeln dabei ihre Dienste, indem das erstere bei jeglichem Ausatmen in die Höhe geworfen und erschüttert wird (s), und da viele Autatmungen auf einan- der folgen, so steiget es folglich wechselweise, mit seinen untersten Ribben auf, und nieder, so, daß so gar in den Seiten diese Erschütterung deutlich wird.
Die Ursache des Lachens hat hingegen schon mehr Schwierigkeiten. Es ist nämlich dieses bei dem Lachen sonderbar, daß dieses eben so wohl von einer sittlichen Ursache, wobei schwerlich was körperliches mit unterlau- fen kann, eben so wohl hervorgebracht wird, als es von einem verschiedenen Reize der Nerven, ohne alle Frö- lichkeit erregt wird. So überfällt viele Menschen, denn nicht alle stehen diesen Reiz zum Lachen aus, wenn man
ihre
(p)[Spaltenumbruch]MAYOW. S. 259.
(q)HAMBERGFR. S. 632. 633.
(r)[Spaltenumbruch]
Vergl. Nikolai vom Lachen. S. 27. 28. 29.
(s)LOWER. S. 94.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſolches laͤnger waͤhrt, und in ein lautes Gelaͤchter ausbricht, ſo geſchehen neue Einatmungen, jede mit ihrer unvollſtaͤn- digen Ausatmung verſezzt. Und alsdenn geſchicht das Lachen durch einen Thon (p), und die verengerte Spalte des Luftroͤhrenkopfes erregt einen Schall. Dieſer Schall artet bei Mannsperſonen in den Buchſtaben A, und O. bei Frauensperſonen in J und E aus (q). Das gelindere Lachen, oder wie man es nennt das Laͤcheln, geſchicht, ohne eine Veraͤnderung in dem Atemholen zu machen, blos durch den Mund, deſſen Unterlefze ſich erhebt, die Sei- ten oder Winkel deſſelben, werden durch die Lachmuskeln, die Trompetermuskeln, und die Jochmuskeln verzogen, die Wangen ſteigen etwas in die Hoͤhe, daß ſie aufſchwel- len (r), und die Augen werden durch das Niederlaſſen der Augenlieder ein wenig zugedruͤkkt.
Bei den Werkzeugen des Lachens kommen keine Schwierigkeiten vor; es verrichten beſonders das Zwerch- fell, nebſt den Bauchmuskeln dabei ihre Dienſte, indem das erſtere bei jeglichem Ausatmen in die Hoͤhe geworfen und erſchuͤttert wird (s), und da viele Autatmungen auf einan- der folgen, ſo ſteiget es folglich wechſelweiſe, mit ſeinen unterſten Ribben auf, und nieder, ſo, daß ſo gar in den Seiten dieſe Erſchuͤtterung deutlich wird.
Die Urſache des Lachens hat hingegen ſchon mehr Schwierigkeiten. Es iſt naͤmlich dieſes bei dem Lachen ſonderbar, daß dieſes eben ſo wohl von einer ſittlichen Urſache, wobei ſchwerlich was koͤrperliches mit unterlau- fen kann, eben ſo wohl hervorgebracht wird, als es von einem verſchiedenen Reize der Nerven, ohne alle Froͤ- lichkeit erregt wird. So uͤberfaͤllt viele Menſchen, denn nicht alle ſtehen dieſen Reiz zum Lachen aus, wenn man
ihre
(p)[Spaltenumbruch]MAYOW. S. 259.
(q)HAMBERGFR. S. 632. 633.
(r)[Spaltenumbruch]
Vergl. Nikolai vom Lachen. S. 27. 28. 29.
(s)LOWER. S. 94.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0484"n="478"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>ſolches laͤnger waͤhrt, und in ein lautes Gelaͤchter ausbricht,<lb/>ſo geſchehen neue Einatmungen, jede mit ihrer unvollſtaͤn-<lb/>
digen Ausatmung verſezzt. Und alsdenn geſchicht das<lb/>
Lachen durch einen Thon <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">MAYOW.</hi></hi> S. 259.</note>, und die verengerte Spalte<lb/>
des Luftroͤhrenkopfes erregt einen Schall. Dieſer Schall<lb/>
artet bei Mannsperſonen in den Buchſtaben A, und O.<lb/>
bei Frauensperſonen in J und E aus <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HAMBERGFR.</hi></hi> S. 632.<lb/>
633.</note>. Das gelindere<lb/>
Lachen, oder wie man es nennt das Laͤcheln, geſchicht, ohne<lb/>
eine Veraͤnderung in dem Atemholen zu machen, blos<lb/>
durch den Mund, deſſen Unterlefze ſich erhebt, die Sei-<lb/>
ten oder Winkel deſſelben, werden durch die Lachmuskeln,<lb/>
die Trompetermuskeln, und die Jochmuskeln verzogen,<lb/>
die Wangen ſteigen etwas in die Hoͤhe, daß ſie aufſchwel-<lb/>
len <noteplace="foot"n="(r)"><cb/>
Vergl. <hirendition="#fr">Nikolai</hi> vom Lachen.<lb/>
S. 27. 28. 29.</note>, und die Augen werden durch das Niederlaſſen<lb/>
der Augenlieder ein wenig zugedruͤkkt.</p><lb/><p>Bei den Werkzeugen des Lachens kommen keine<lb/>
Schwierigkeiten vor; es verrichten beſonders das Zwerch-<lb/>
fell, nebſt den Bauchmuskeln dabei ihre Dienſte, indem das<lb/>
erſtere bei jeglichem Ausatmen in die Hoͤhe geworfen und<lb/>
erſchuͤttert wird <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LOWER.</hi></hi> S. 94.</note>, und da viele Autatmungen auf einan-<lb/>
der folgen, ſo ſteiget es folglich wechſelweiſe, mit ſeinen<lb/>
unterſten Ribben auf, und nieder, ſo, daß ſo gar in den<lb/>
Seiten dieſe Erſchuͤtterung deutlich wird.</p><lb/><p>Die Urſache des Lachens hat hingegen ſchon mehr<lb/>
Schwierigkeiten. Es iſt naͤmlich dieſes bei dem Lachen<lb/>ſonderbar, daß dieſes eben ſo wohl von einer ſittlichen<lb/>
Urſache, wobei ſchwerlich was koͤrperliches mit unterlau-<lb/>
fen kann, eben ſo wohl hervorgebracht wird, als es von<lb/>
einem verſchiedenen Reize der Nerven, ohne alle Froͤ-<lb/>
lichkeit erregt wird. So uͤberfaͤllt viele Menſchen, denn<lb/>
nicht alle ſtehen dieſen Reiz zum Lachen aus, wenn man<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihre</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[478/0484]
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſolches laͤnger waͤhrt, und in ein lautes Gelaͤchter ausbricht,
ſo geſchehen neue Einatmungen, jede mit ihrer unvollſtaͤn-
digen Ausatmung verſezzt. Und alsdenn geſchicht das
Lachen durch einen Thon (p), und die verengerte Spalte
des Luftroͤhrenkopfes erregt einen Schall. Dieſer Schall
artet bei Mannsperſonen in den Buchſtaben A, und O.
bei Frauensperſonen in J und E aus (q). Das gelindere
Lachen, oder wie man es nennt das Laͤcheln, geſchicht, ohne
eine Veraͤnderung in dem Atemholen zu machen, blos
durch den Mund, deſſen Unterlefze ſich erhebt, die Sei-
ten oder Winkel deſſelben, werden durch die Lachmuskeln,
die Trompetermuskeln, und die Jochmuskeln verzogen,
die Wangen ſteigen etwas in die Hoͤhe, daß ſie aufſchwel-
len (r), und die Augen werden durch das Niederlaſſen
der Augenlieder ein wenig zugedruͤkkt.
Bei den Werkzeugen des Lachens kommen keine
Schwierigkeiten vor; es verrichten beſonders das Zwerch-
fell, nebſt den Bauchmuskeln dabei ihre Dienſte, indem das
erſtere bei jeglichem Ausatmen in die Hoͤhe geworfen und
erſchuͤttert wird (s), und da viele Autatmungen auf einan-
der folgen, ſo ſteiget es folglich wechſelweiſe, mit ſeinen
unterſten Ribben auf, und nieder, ſo, daß ſo gar in den
Seiten dieſe Erſchuͤtterung deutlich wird.
Die Urſache des Lachens hat hingegen ſchon mehr
Schwierigkeiten. Es iſt naͤmlich dieſes bei dem Lachen
ſonderbar, daß dieſes eben ſo wohl von einer ſittlichen
Urſache, wobei ſchwerlich was koͤrperliches mit unterlau-
fen kann, eben ſo wohl hervorgebracht wird, als es von
einem verſchiedenen Reize der Nerven, ohne alle Froͤ-
lichkeit erregt wird. So uͤberfaͤllt viele Menſchen, denn
nicht alle ſtehen dieſen Reiz zum Lachen aus, wenn man
ihre
(p)
MAYOW. S. 259.
(q) HAMBERGFR. S. 632.
633.
(r)
Vergl. Nikolai vom Lachen.
S. 27. 28. 29.
(s) LOWER. S. 94.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/484>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.