knorpel, und zwar bis zu acht Linien (y), weniger bei den Schlüsselbeinen, nämlich fast zu zwo Linien (z), auf beiden Seiten an einer Menschenbrust. Folglich zieht sich das unterste Brustbein überhaupt nicht einwerts in die Brust hinein, wie solches dennoch von berümten Män- nern angegeben wird (a). Dagegen gestehet Fabri- cius(b), daß diese Bewegung im Menschen überhaupt undeutlich geschehe, und er hat in so fern recht, wenn er es vom gemäßigtem Atemholen eines gesunden Menschen verstanden haben will.
So oft demnach die Ribben in der Mitte von einer sehr heftigen Bewegung heraufgezogen werden, so dre- hen sie sich mit solcher Gewalt, daß auch ihre vordere knorpliche Enden, und die hintern knochigen niederfallen, und der Winkel, den sie mit dem Brustbeine unterwerts machen, grösser, als ein gerader Winkel wird (c). Als- denn wird das Brustbein so wenig erhoben, daß es viel- mehr niedersinkt (d), und es vermindern sich vielmehr die Räume, welche die Knorpel der Ribben absondern, Kraft des Einatmens selbst (e). Vielleicht war dies die Ursache, warum berümte Männer geschrieben, daß sich überhaupt in einatmenden Menschen die Zwischenräume durchgehends vermindern (f), welches unrecht ist, weil sie das dem grösten Theil der Ribben beigemessen, wel-
ches
(y)[Spaltenumbruch]
Es ward das Brusthein an einem engbrüstigen Menschen, un- ter dem Einatmen augenscheinlich in die Höhe gehoben, und es sank eben so deutlich wärendem Ausaemen nieder. COLLINS. S. 1246.
(z)Exp. 2. Nur bis drei und eine halbe Linie, S. 217. aber es war auch die Brust schon steif ge- worden.
(a) Eben da. Zwo Linien hat Hambergern. 47.
(b)BERNOULLI angef. Ort. Er sezzt aber die Bedingung dazu, [Spaltenumbruch]
daß die Ribben unter sich parallel bleiben. ALBIN. n. 178. 179. Ven dem zweiten und dritten Stükke des Brustknochens bejaht er es, und diese Knochen sollen sich so gar deutlich über das erstere verschie- ben. Vielleicht hat er darunter die allerheftigste Einatmungen, die wir beschrieben haben, verstanden. Exp. 1. 7. 18.
(c)De respirat. S. 83.
(d)Exp. 12.
(e)Exp. 17. 18.
(f)Exp. 27. 29.
Das Atemholen. VIII. Buch.
knorpel, und zwar bis zu acht Linien (y), weniger bei den Schluͤſſelbeinen, naͤmlich faſt zu zwo Linien (z), auf beiden Seiten an einer Menſchenbruſt. Folglich zieht ſich das unterſte Bruſtbein uͤberhaupt nicht einwerts in die Bruſt hinein, wie ſolches dennoch von beruͤmten Maͤn- nern angegeben wird (a). Dagegen geſtehet Fabri- cius(b), daß dieſe Bewegung im Menſchen uͤberhaupt undeutlich geſchehe, und er hat in ſo fern recht, wenn er es vom gemaͤßigtem Atemholen eines geſunden Menſchen verſtanden haben will.
So oft demnach die Ribben in der Mitte von einer ſehr heftigen Bewegung heraufgezogen werden, ſo dre- hen ſie ſich mit ſolcher Gewalt, daß auch ihre vordere knorpliche Enden, und die hintern knochigen niederfallen, und der Winkel, den ſie mit dem Bruſtbeine unterwerts machen, groͤſſer, als ein gerader Winkel wird (c). Als- denn wird das Bruſtbein ſo wenig erhoben, daß es viel- mehr niederſinkt (d), und es vermindern ſich vielmehr die Raͤume, welche die Knorpel der Ribben abſondern, Kraft des Einatmens ſelbſt (e). Vielleicht war dies die Urſache, warum beruͤmte Maͤnner geſchrieben, daß ſich uͤberhaupt in einatmenden Menſchen die Zwiſchenraͤume durchgehends vermindern (f), welches unrecht iſt, weil ſie das dem groͤſten Theil der Ribben beigemeſſen, wel-
ches
(y)[Spaltenumbruch]
Es ward das Bruſthein an einem engbruͤſtigen Menſchen, un- ter dem Einatmen augenſcheinlich in die Hoͤhe gehoben, und es ſank eben ſo deutlich waͤrendem Ausaemen nieder. COLLINS. S. 1246.
(z)Exp. 2. Nur bis drei und eine halbe Linie, S. 217. aber es war auch die Bruſt ſchon ſteif ge- worden.
(a) Eben da. Zwo Linien hat Hambergern. 47.
(b)BERNOULLI angef. Ort. Er ſezzt aber die Bedingung dazu, [Spaltenumbruch]
daß die Ribben unter ſich parallel bleiben. ALBIN. n. 178. 179. Ven dem zweiten und dritten Stuͤkke des Bruſtknochens bejaht er es, und dieſe Knochen ſollen ſich ſo gar deutlich uͤber das erſtere verſchie- ben. Vielleicht hat er darunter die allerheftigſte Einatmungen, die wir beſchrieben haben, verſtanden. Exp. 1. 7. 18.
(c)De reſpirat. S. 83.
(d)Exp. 12.
(e)Exp. 17. 18.
(f)Exp. 27. 29.
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[42/0048]
Das Atemholen. VIII. Buch.
knorpel, und zwar bis zu acht Linien (y), weniger bei
den Schluͤſſelbeinen, naͤmlich faſt zu zwo Linien (z), auf
beiden Seiten an einer Menſchenbruſt. Folglich zieht
ſich das unterſte Bruſtbein uͤberhaupt nicht einwerts in
die Bruſt hinein, wie ſolches dennoch von beruͤmten Maͤn-
nern angegeben wird (a). Dagegen geſtehet Fabri-
cius (b), daß dieſe Bewegung im Menſchen uͤberhaupt
undeutlich geſchehe, und er hat in ſo fern recht, wenn er
es vom gemaͤßigtem Atemholen eines geſunden Menſchen
verſtanden haben will.
So oft demnach die Ribben in der Mitte von einer
ſehr heftigen Bewegung heraufgezogen werden, ſo dre-
hen ſie ſich mit ſolcher Gewalt, daß auch ihre vordere
knorpliche Enden, und die hintern knochigen niederfallen,
und der Winkel, den ſie mit dem Bruſtbeine unterwerts
machen, groͤſſer, als ein gerader Winkel wird (c). Als-
denn wird das Bruſtbein ſo wenig erhoben, daß es viel-
mehr niederſinkt (d), und es vermindern ſich vielmehr die
Raͤume, welche die Knorpel der Ribben abſondern,
Kraft des Einatmens ſelbſt (e). Vielleicht war dies die
Urſache, warum beruͤmte Maͤnner geſchrieben, daß ſich
uͤberhaupt in einatmenden Menſchen die Zwiſchenraͤume
durchgehends vermindern (f), welches unrecht iſt, weil
ſie das dem groͤſten Theil der Ribben beigemeſſen, wel-
ches
(y)
Es ward das Bruſthein an
einem engbruͤſtigen Menſchen, un-
ter dem Einatmen augenſcheinlich in
die Hoͤhe gehoben, und es ſank eben
ſo deutlich waͤrendem Ausaemen
nieder. COLLINS. S. 1246.
(z) Exp. 2. Nur bis drei und
eine halbe Linie, S. 217. aber es
war auch die Bruſt ſchon ſteif ge-
worden.
(a) Eben da. Zwo Linien hat
Hamberger n. 47.
(b) BERNOULLI angef. Ort.
Er ſezzt aber die Bedingung dazu,
daß die Ribben unter ſich parallel
bleiben. ALBIN. n. 178. 179. Ven
dem zweiten und dritten Stuͤkke
des Bruſtknochens bejaht er es, und
dieſe Knochen ſollen ſich ſo gar
deutlich uͤber das erſtere verſchie-
ben. Vielleicht hat er darunter
die allerheftigſte Einatmungen, die
wir beſchrieben haben, verſtanden.
Exp. 1. 7. 18.
(c) De reſpirat. S. 83.
(d) Exp. 12.
(e) Exp. 17. 18.
(f) Exp. 27. 29.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/48>, abgerufen am 16.02.2025.
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