den Ribben, wenn wir den Atem in uns ziehen, nicht al- lein in dem ganzen knochigen Wesen, sondern auch in dem grössern Theile der Ribbenanhängsel (l).
Weil aber die mittlern Ribben beinahe gleich lang sind, und keine Ursache darwider ist, daß sie nicht auch gleich feste wären, so müssen sie sich in die Höhe, und zwar dergestalt heben lassen, daß sich ihr Zwischenraum kaum vermindert (m), und ihre Richtung parallel bleibe.
Wiewohl die untersten Ribben, nämlich die zwölf- te, eilfte, zehnte, etwas weniger zum Aufsteigen geschikkt sind, so nähern sie sich doch desto offenbarer den obern Ribben, als der neunten, zehnten, eilften, aus dem Grunde, weil die Beweglichkeit der untersten Ribben, mit den Oberribben verglichen, ganz augenschein- lich ist (n).
Doch wir haben gesagt, daß sich die Ribben in die- sem Geschäfte wenden lassen (o), ohne eben ganz und gar erhoben zu werden. Denn wenn die Ribben bis zur sor- dern Krümmung heraufgestiegen, so folgt alsdenn aus der Natur des Zusammenhanges ihrer Bewegung, daß sich zwar der sinkente Theil der Ribbe in die Höhe heben, der steigende aber sinken müsse, und einen Bogen ziehe, dessen Mittelpunkt das Brustbein ist, nnd dessen Umkreis sich in der Biegung der Ribbe selbst befindet. Folglich werden sie um den Punkt ihrer Beugung, der dem Brust- bein nahe liegt (p), herumgetrieben, und zugleich ge- dreht und zusammengedrükkt, gegen das Brustbein, so, daß sie sich also in einem gewaltsamen Zustande befinden.
Sie
(l)[Spaltenumbruch]
Ueberhaupt habe ich die obern Zwischenräume abnehmen gesehen, S. 217. 218. und exp. 10. 12. 13. 14. 16. 21. 22. 23. 27. 28. 31. wie auch BORELLVS. prop. 89. DIO- NIS. p. 465.
(m)Exp. 27. 29. 30. 31.
(n)Exp. 10. die Zehnte durch- [Spaltenumbruch]
läuft den halben Weg, damit sie sich blos der neunten nähern möge.
(o)Exp. 11. 15. 16. 17. 18. 20. 22. 23. 26. HAVERS. S. 289. LIEVTAVD. S. 547.
(p) Am Hunde 3. 4. Linien da- von weit ab. exp. 17.
Das Atemholen. VIII. Buch.
den Ribben, wenn wir den Atem in uns ziehen, nicht al- lein in dem ganzen knochigen Weſen, ſondern auch in dem groͤſſern Theile der Ribbenanhaͤngſel (l).
Weil aber die mittlern Ribben beinahe gleich lang ſind, und keine Urſache darwider iſt, daß ſie nicht auch gleich feſte waͤren, ſo muͤſſen ſie ſich in die Hoͤhe, und zwar dergeſtalt heben laſſen, daß ſich ihr Zwiſchenraum kaum vermindert (m), und ihre Richtung parallel bleibe.
Wiewohl die unterſten Ribben, naͤmlich die zwoͤlf- te, eilfte, zehnte, etwas weniger zum Aufſteigen geſchikkt ſind, ſo naͤhern ſie ſich doch deſto offenbarer den obern Ribben, als der neunten, zehnten, eilften, aus dem Grunde, weil die Beweglichkeit der unterſten Ribben, mit den Oberribben verglichen, ganz augenſchein- lich iſt (n).
Doch wir haben geſagt, daß ſich die Ribben in die- ſem Geſchaͤfte wenden laſſen (o), ohne eben ganz und gar erhoben zu werden. Denn wenn die Ribben bis zur ſor- dern Kruͤmmung heraufgeſtiegen, ſo folgt alsdenn aus der Natur des Zuſammenhanges ihrer Bewegung, daß ſich zwar der ſinkente Theil der Ribbe in die Hoͤhe heben, der ſteigende aber ſinken muͤſſe, und einen Bogen ziehe, deſſen Mittelpunkt das Bruſtbein iſt, nnd deſſen Umkreis ſich in der Biegung der Ribbe ſelbſt befindet. Folglich werden ſie um den Punkt ihrer Beugung, der dem Bruſt- bein nahe liegt (p), herumgetrieben, und zugleich ge- dreht und zuſammengedruͤkkt, gegen das Bruſtbein, ſo, daß ſie ſich alſo in einem gewaltſamen Zuſtande befinden.
Sie
(l)[Spaltenumbruch]
Ueberhaupt habe ich die obern Zwiſchenraͤume abnehmen geſehen, S. 217. 218. und exp. 10. 12. 13. 14. 16. 21. 22. 23. 27. 28. 31. wie auch BORELLVS. prop. 89. DIO- NIS. p. 465.
(m)Exp. 27. 29. 30. 31.
(n)Exp. 10. die Zehnte durch- [Spaltenumbruch]
laͤuft den halben Weg, damit ſie ſich blos der neunten naͤhern moͤge.
(o)Exp. 11. 15. 16. 17. 18. 20. 22. 23. 26. HAVERS. S. 289. LIEVTAVD. S. 547.
(p) Am Hunde 3. 4. Linien da- von weit ab. exp. 17.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
den Ribben, wenn wir den Atem in uns ziehen, nicht al-
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groͤſſern Theile der Ribbenanhaͤngſel (l).
Weil aber die mittlern Ribben beinahe gleich lang
ſind, und keine Urſache darwider iſt, daß ſie nicht auch
gleich feſte waͤren, ſo muͤſſen ſie ſich in die Hoͤhe, und
zwar dergeſtalt heben laſſen, daß ſich ihr Zwiſchenraum
kaum vermindert (m), und ihre Richtung parallel
bleibe.
Wiewohl die unterſten Ribben, naͤmlich die zwoͤlf-
te, eilfte, zehnte, etwas weniger zum Aufſteigen geſchikkt
ſind, ſo naͤhern ſie ſich doch deſto offenbarer den obern
Ribben, als der neunten, zehnten, eilften, aus dem
Grunde, weil die Beweglichkeit der unterſten Ribben,
mit den Oberribben verglichen, ganz augenſchein-
lich iſt (n).
Doch wir haben geſagt, daß ſich die Ribben in die-
ſem Geſchaͤfte wenden laſſen (o), ohne eben ganz und gar
erhoben zu werden. Denn wenn die Ribben bis zur ſor-
dern Kruͤmmung heraufgeſtiegen, ſo folgt alsdenn aus
der Natur des Zuſammenhanges ihrer Bewegung, daß
ſich zwar der ſinkente Theil der Ribbe in die Hoͤhe heben,
der ſteigende aber ſinken muͤſſe, und einen Bogen ziehe,
deſſen Mittelpunkt das Bruſtbein iſt, nnd deſſen Umkreis
ſich in der Biegung der Ribbe ſelbſt befindet. Folglich
werden ſie um den Punkt ihrer Beugung, der dem Bruſt-
bein nahe liegt (p), herumgetrieben, und zugleich ge-
dreht und zuſammengedruͤkkt, gegen das Bruſtbein, ſo,
daß ſie ſich alſo in einem gewaltſamen Zuſtande befinden.
Sie
(l)
Ueberhaupt habe ich die obern
Zwiſchenraͤume abnehmen geſehen,
S. 217. 218. und exp. 10. 12. 13.
14. 16. 21. 22. 23. 27. 28. 31. wie
auch BORELLVS. prop. 89. DIO-
NIS. p. 465.
(m) Exp. 27. 29. 30. 31.
(n) Exp. 10. die Zehnte durch-
laͤuft den halben Weg, damit ſie ſich
blos der neunten naͤhern moͤge.
(o) Exp. 11. 15. 16. 17. 18. 20.
22. 23. 26. HAVERS. S. 289.
LIEVTAVD. S. 547.
(p) Am Hunde 3. 4. Linien da-
von weit ab. exp. 17.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/46>, abgerufen am 23.11.2024.
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