nämlich die Lunge, welche man gern zu seiner Absicht getrokknet erhalten will, viele Tage, und Stunden nach dem Tode, wofern eine noch so kleine Wunde, oder eine lose Schnur, der Luft einen Ausgang verstattet, so gleich den Geschwullst (k), und sie zieht sich in einen engen Raum zusammen.
Jndessen schliesse ich doch die so deutliche Fleischfasern, und besonders diejenigen, nicht aus (l), welche die Lunge von allen Seiten kürzer machen, da sie die Länge der Luftröhre begleiten (m), und folglich die Oberfläche dieses vom gesammten Umkreise, gegen den Eintritt der Luft- röhre zu, zusammenziehen. Jch will nicht sagen, ob sie die Knorpelringe wechselweise über einander schieben (n): es ist aber so viel wahr, daß die Knorpel an der Men- schenlunge nach dem Tode, und folglich nach dem Aus- atmen, nicht so nahe an einander liegen, daß sich der untere, unter den obern verstekken sollte. Endlich scheint es sehr wahrscheinlich zu seyn, und es wird auch durch taugliche Zeugen bestätigt, daß auch noch andre Fasern, ausser diesen langen Fasern (o), die Knorpelscheiben in- nerhalb der Lunge dergestalt regieren, wie sie es ober- werts thun. Folglich müssen auch diese die Luströhrenäeste enger machen, und die Luft heraustreiben (p).
Dergleichen Maschine leeret schon an sich die Lunge in den Vierfüßigen Thieren, die ein kaltes Blut ha- ben (q), aus, und diese wissen die Luftröhrenspalte so ge- nau zu verschliessen, daß sich ihre Lunge in offner Luft aufbläht, und die Luft sie vergebens zusammendrükkt.
Diese
(k)[Spaltenumbruch]
So daß viele ber. Männer gar geleugnet, daß man sie auftrokknen könne.
(l) 8. B. §. 12.
(m) Vergl. GALEN de usu part. L. VII. c. 9. BARTHOL. Specim. anat. S. 80. WILLIS. angef. Ort. COLLINS. S. 289. BOHN. S. 88. COWPER intro- duct. u. s. f.
(n)[Spaltenumbruch]
Daß dieses geschehen, sagen GALEN. BELLINVS Lemm. 21. willis. S. 5. schelham- mer de voce. S. 10. drake. T. II. S. 216.
(o) 8. B. §. 12.
(p)FANTON. S. 337. u. f. MORGAN. Prop. 6.
(q) §. 16. Vorhergeh.
Das Atemholen. VIII. Buch.
naͤmlich die Lunge, welche man gern zu ſeiner Abſicht getrokknet erhalten will, viele Tage, und Stunden nach dem Tode, wofern eine noch ſo kleine Wunde, oder eine loſe Schnur, der Luft einen Ausgang verſtattet, ſo gleich den Geſchwullſt (k), und ſie zieht ſich in einen engen Raum zuſammen.
Jndeſſen ſchlieſſe ich doch die ſo deutliche Fleiſchfaſern, und beſonders diejenigen, nicht aus (l), welche die Lunge von allen Seiten kuͤrzer machen, da ſie die Laͤnge der Luftroͤhre begleiten (m), und folglich die Oberflaͤche dieſes vom geſammten Umkreiſe, gegen den Eintritt der Luft- roͤhre zu, zuſammenziehen. Jch will nicht ſagen, ob ſie die Knorpelringe wechſelweiſe uͤber einander ſchieben (n): es iſt aber ſo viel wahr, daß die Knorpel an der Men- ſchenlunge nach dem Tode, und folglich nach dem Aus- atmen, nicht ſo nahe an einander liegen, daß ſich der untere, unter den obern verſtekken ſollte. Endlich ſcheint es ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, und es wird auch durch taugliche Zeugen beſtaͤtigt, daß auch noch andre Faſern, auſſer dieſen langen Faſern (o), die Knorpelſcheiben in- nerhalb der Lunge dergeſtalt regieren, wie ſie es ober- werts thun. Folglich muͤſſen auch dieſe die Luſtroͤhrenaͤeſte enger machen, und die Luft heraustreiben (p).
Dergleichen Maſchine leeret ſchon an ſich die Lunge in den Vierfuͤßigen Thieren, die ein kaltes Blut ha- ben (q), aus, und dieſe wiſſen die Luftroͤhrenſpalte ſo ge- nau zu verſchlieſſen, daß ſich ihre Lunge in offner Luft aufblaͤht, und die Luft ſie vergebens zuſammendruͤkkt.
Dieſe
(k)[Spaltenumbruch]
So daß viele ber. Maͤnner gar geleugnet, daß man ſie auftrokknen koͤnne.
(l) 8. B. §. 12.
(m) Vergl. GALEN de uſu part. L. VII. c. 9. BARTHOL. Specim. anat. S. 80. WILLIS. angef. Ort. COLLINS. S. 289. BOHN. S. 88. COWPER intro- duct. u. ſ. f.
(n)[Spaltenumbruch]
Daß dieſes geſchehen, ſagen GALEN. BELLINVS Lemm. 21. williſ. S. 5. ſchelham- mer de voce. S. 10. drake. T. II. S. 216.
(o) 8. B. §. 12.
(p)FANTON. S. 337. u. f. MORGAN. Prop. 6.
(q) §. 16. Vorhergeh.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
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dem Tode, wofern eine noch ſo kleine Wunde, oder eine
loſe Schnur, der Luft einen Ausgang verſtattet, ſo gleich
den Geſchwullſt (k), und ſie zieht ſich in einen engen
Raum zuſammen.
Jndeſſen ſchlieſſe ich doch die ſo deutliche Fleiſchfaſern,
und beſonders diejenigen, nicht aus (l), welche die Lunge
von allen Seiten kuͤrzer machen, da ſie die Laͤnge der
Luftroͤhre begleiten (m), und folglich die Oberflaͤche dieſes
vom geſammten Umkreiſe, gegen den Eintritt der Luft-
roͤhre zu, zuſammenziehen. Jch will nicht ſagen, ob ſie
die Knorpelringe wechſelweiſe uͤber einander ſchieben (n):
es iſt aber ſo viel wahr, daß die Knorpel an der Men-
ſchenlunge nach dem Tode, und folglich nach dem Aus-
atmen, nicht ſo nahe an einander liegen, daß ſich der
untere, unter den obern verſtekken ſollte. Endlich ſcheint
es ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, und es wird auch durch
taugliche Zeugen beſtaͤtigt, daß auch noch andre Faſern,
auſſer dieſen langen Faſern (o), die Knorpelſcheiben in-
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werts thun. Folglich muͤſſen auch dieſe die Luſtroͤhrenaͤeſte
enger machen, und die Luft heraustreiben (p).
Dergleichen Maſchine leeret ſchon an ſich die Lunge
in den Vierfuͤßigen Thieren, die ein kaltes Blut ha-
ben (q), aus, und dieſe wiſſen die Luftroͤhrenſpalte ſo ge-
nau zu verſchlieſſen, daß ſich ihre Lunge in offner Luft
aufblaͤht, und die Luft ſie vergebens zuſammendruͤkkt.
Dieſe
(k)
So daß viele ber. Maͤnner gar
geleugnet, daß man ſie auftrokknen
koͤnne.
(l) 8. B. §. 12.
(m) Vergl. GALEN de uſu
part. L. VII. c. 9. BARTHOL.
Specim. anat. S. 80. WILLIS.
angef. Ort. COLLINS. S. 289.
BOHN. S. 88. COWPER intro-
duct. u. ſ. f.
(n)
Daß dieſes geſchehen, ſagen
GALEN. BELLINVS Lemm.
21. williſ. S. 5. ſchelham-
mer de voce. S. 10. drake. T.
II. S. 216.
(o) 8. B. §. 12.
(p) FANTON. S. 337. u. f.
MORGAN. Prop. 6.
(q) §. 16. Vorhergeh.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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