den Zustand, den sie sonst im Ausatmen hat, versezzt. Daher findet man eben diese Lunge, wenn die Luft, mit der sie angefüllt war, und hernach, die, welche in der Lunge enthalten war, herausgeschast worden, zusammen- gedrükkt (b), und sie geht endlich im Wasser unter (c). Wir wollen gleich erklären, was dieses vor eine Kraft sei. Hier ist genung zu wissen, daß sie wirklich ist.
Wenn man daher die Kräfte, welche die Lunge aus- dehnen, wegräumt, es geschehe dieses, wie man wolle, so werden die zusammenziehende Kräfte der Lunge wirken, es werden die Luftbläschen zusammengedrükkt werden, die Blutgefäße werden kürzer werden, sich in Falten le- gen, auf einander zu liegen kommen, und es wird sich die Lunge in dem Zustande befinden, in dem sie vor dem Einatmen war.
Jn diesem Zustande aber kann das Blut, den Ver- suchen gemäs, nicht in der Lunge umlaufen, und es giebt die gesunde Vernunft leicht au die Hand, daß, wenn die Lunge eben so dicht wäre, als die übrigen Eingeweide sind, eine dergleichen Lunge so viel Blut durch sich lassen wür- de, als diese Eingeweide durchlassen. Es ist aber die Lungenschlagader nicht nur, um etwas kleiner, als die Aorte (d), sondern sie enthält auch alle das Blut, wel- ches die Aorte kurz darauf empfängt; folglich lassen sie so viel Blut durch sich hindurch gehen, als alle Schlag- adern des ganzen Körpers zusammen genommen, durch sich gehen lassen. Daß aber durch die Lunge eine solche Menge Bluts, ohne besondere Gemächlichkeit, nicht durchgeführt werden könne, die der Lunge eigen ist, ist ganz billig zu glauben. Wir haben gesehen, daß das Blut diese Leichtigkeit im Umlaufe, von der durch die Lust
her-
(b)[Spaltenumbruch]Wolfs Versuche. T. III. S. 103. sengverd Exper. I. gvide obs. anat. Sect. 2.
(c)SENGVERD. angef. Ort. [Spaltenumbruch]menghin Comm. Bon. T. II. S. 339. gvide. biech. T. III. S. 255. u. s. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].
(d) B. 8. §. 19.
Das Atemholen. VIII. Buch.
den Zuſtand, den ſie ſonſt im Ausatmen hat, verſezzt. Daher findet man eben dieſe Lunge, wenn die Luft, mit der ſie angefuͤllt war, und hernach, die, welche in der Lunge enthalten war, herausgeſchaſt worden, zuſammen- gedruͤkkt (b), und ſie geht endlich im Waſſer unter (c). Wir wollen gleich erklaͤren, was dieſes vor eine Kraft ſei. Hier iſt genung zu wiſſen, daß ſie wirklich iſt.
Wenn man daher die Kraͤfte, welche die Lunge aus- dehnen, wegraͤumt, es geſchehe dieſes, wie man wolle, ſo werden die zuſammenziehende Kraͤfte der Lunge wirken, es werden die Luftblaͤschen zuſammengedruͤkkt werden, die Blutgefaͤße werden kuͤrzer werden, ſich in Falten le- gen, auf einander zu liegen kommen, und es wird ſich die Lunge in dem Zuſtande befinden, in dem ſie vor dem Einatmen war.
Jn dieſem Zuſtande aber kann das Blut, den Ver- ſuchen gemaͤs, nicht in der Lunge umlaufen, und es giebt die geſunde Vernunft leicht au die Hand, daß, wenn die Lunge eben ſo dicht waͤre, als die uͤbrigen Eingeweide ſind, eine dergleichen Lunge ſo viel Blut durch ſich laſſen wuͤr- de, als dieſe Eingeweide durchlaſſen. Es iſt aber die Lungenſchlagader nicht nur, um etwas kleiner, als die Aorte (d), ſondern ſie enthaͤlt auch alle das Blut, wel- ches die Aorte kurz darauf empfaͤngt; folglich laſſen ſie ſo viel Blut durch ſich hindurch gehen, als alle Schlag- adern des ganzen Koͤrpers zuſammen genommen, durch ſich gehen laſſen. Daß aber durch die Lunge eine ſolche Menge Bluts, ohne beſondere Gemaͤchlichkeit, nicht durchgefuͤhrt werden koͤnne, die der Lunge eigen iſt, iſt ganz billig zu glauben. Wir haben geſehen, daß das Blut dieſe Leichtigkeit im Umlaufe, von der durch die Luſt
her-
(b)[Spaltenumbruch]Wolfs Verſuche. T. III. S. 103. ſengverd Exper. I. gvide obſ. anat. Sect. 2.
(c)SENGVERD. angef. Ort. [Spaltenumbruch]menghin Comm. Bon. T. II. S. 339. gvide. biech. T. III. S. 255. u. ſ. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].
(d) B. 8. §. 19.
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[406/0412]
Das Atemholen. VIII. Buch.
den Zuſtand, den ſie ſonſt im Ausatmen hat, verſezzt.
Daher findet man eben dieſe Lunge, wenn die Luft, mit
der ſie angefuͤllt war, und hernach, die, welche in der
Lunge enthalten war, herausgeſchaſt worden, zuſammen-
gedruͤkkt (b), und ſie geht endlich im Waſſer unter (c). Wir
wollen gleich erklaͤren, was dieſes vor eine Kraft ſei. Hier
iſt genung zu wiſſen, daß ſie wirklich iſt.
Wenn man daher die Kraͤfte, welche die Lunge aus-
dehnen, wegraͤumt, es geſchehe dieſes, wie man wolle,
ſo werden die zuſammenziehende Kraͤfte der Lunge wirken,
es werden die Luftblaͤschen zuſammengedruͤkkt werden,
die Blutgefaͤße werden kuͤrzer werden, ſich in Falten le-
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die Lunge in dem Zuſtande befinden, in dem ſie vor dem
Einatmen war.
Jn dieſem Zuſtande aber kann das Blut, den Ver-
ſuchen gemaͤs, nicht in der Lunge umlaufen, und es giebt
die geſunde Vernunft leicht au die Hand, daß, wenn die
Lunge eben ſo dicht waͤre, als die uͤbrigen Eingeweide ſind,
eine dergleichen Lunge ſo viel Blut durch ſich laſſen wuͤr-
de, als dieſe Eingeweide durchlaſſen. Es iſt aber die
Lungenſchlagader nicht nur, um etwas kleiner, als die
Aorte (d), ſondern ſie enthaͤlt auch alle das Blut, wel-
ches die Aorte kurz darauf empfaͤngt; folglich laſſen ſie
ſo viel Blut durch ſich hindurch gehen, als alle Schlag-
adern des ganzen Koͤrpers zuſammen genommen, durch
ſich gehen laſſen. Daß aber durch die Lunge eine ſolche
Menge Bluts, ohne beſondere Gemaͤchlichkeit, nicht
durchgefuͤhrt werden koͤnne, die der Lunge eigen iſt, iſt
ganz billig zu glauben. Wir haben geſehen, daß das
Blut dieſe Leichtigkeit im Umlaufe, von der durch die Luſt
her-
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Wolfs Verſuche. T. III. S.
103. ſengverd Exper. I. gvide
obſ. anat. Sect. 2.
(c) SENGVERD. angef. Ort.
menghin Comm. Bon. T. II.
S. 339. gvide. biech. T. III.
S. 255. u. ſ. _.
(d) B. 8. §. 19.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/412>, abgerufen am 23.11.2024.
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