um eine eine einzige gerade Linie gerade aus, sondern sie beugen sich, von ihrem knochigen Wesen an, bis zum Brustbeine, nach veränderter Richtungslinie, in einen immer spizzern Winkel zurükk in die Höhe, und es befin- det sich dieser Winkel an der fünften Ribbe, und an den unter ihr liegenden Ribben, bei dem Knorpel (e). Ferner so sind die Fehlribben Ursache, daß sie immer ei- nen stumfern Schnitt von einer grössern krummen Linie bekommen, so daß die lezzte Ribbe endlich kaum die Spur einer Krümme übrig behält (f).
Die Ribben werden durch zwo Säulen geschlossen, davon die hintere eine Fortsetzung der Rükkenwirbel, die vordere der beschriebne Brustknochen ist. Die erstere macht mit allen Ribben fast immer einerlei Winkel (g), der aufwerts stumf, übrigens aber wegen ihrer Krüm- mung (h) oberwerts dem Brustbeine näher liegt, und daselbst den Durchschnitt der Brust, wenn man diese von vorne nach hinten zu mist, sehr verengert. Von da ziht sich diese Säule ein wenig rükwerts, und dadurch vergrössert sich dieser Raum in etwas. Doch von dem dritten Wirbel an, wo sich diese Säule nach forne zu beugt (i), verengert sie, so viel als sie kann, die Brust- hölung. Und da sie convex ist, und zu beiden Seiten wieder flach wird, so theilet sie die Brusthöle dergestalt ab (k), daß sie gleichsam eine unvollkommene Scheide- wand macht, wodurch die Brusthöle mitten durch unter- schieden wird, indem die Natur alle Knochen nach der Simmetrie gebauet hat.
Die vordere Säule, die die Brust wölben hilft, ist noch schiefer. Sie neigt sich nämlich dergestalt nach for- ne zu, daß sie sich oberwerts so wenig, als möglich, von
den
(e)[Spaltenumbruch]VESAL. f. 3. c. 19. ALBIN. T. I.
(f)CHESELDEN. T. 20. f. 10. 11. 12. T. 36. EVSTACH. T. 44. 45. ALBIN. T. II.
(g)[Spaltenumbruch]CHESELD. T. 20. u. s. f.
(h) §. 1.
(i) Eben da.
(k)ALBIN. T. III.
H. Phisiol. 3 B. C
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
um eine eine einzige gerade Linie gerade aus, ſondern ſie beugen ſich, von ihrem knochigen Weſen an, bis zum Bruſtbeine, nach veraͤnderter Richtungslinie, in einen immer ſpizzern Winkel zuruͤkk in die Hoͤhe, und es befin- det ſich dieſer Winkel an der fuͤnften Ribbe, und an den unter ihr liegenden Ribben, bei dem Knorpel (e). Ferner ſo ſind die Fehlribben Urſache, daß ſie immer ei- nen ſtumfern Schnitt von einer groͤſſern krummen Linie bekommen, ſo daß die lezzte Ribbe endlich kaum die Spur einer Kruͤmme uͤbrig behaͤlt (f).
Die Ribben werden durch zwo Saͤulen geſchloſſen, davon die hintere eine Fortſetzung der Ruͤkkenwirbel, die vordere der beſchriebne Bruſtknochen iſt. Die erſtere macht mit allen Ribben faſt immer einerlei Winkel (g), der aufwerts ſtumf, uͤbrigens aber wegen ihrer Kruͤm- mung (h) oberwerts dem Bruſtbeine naͤher liegt, und daſelbſt den Durchſchnitt der Bruſt, wenn man dieſe von vorne nach hinten zu miſt, ſehr verengert. Von da ziht ſich dieſe Saͤule ein wenig ruͤkwerts, und dadurch vergroͤſſert ſich dieſer Raum in etwas. Doch von dem dritten Wirbel an, wo ſich dieſe Saͤule nach forne zu beugt (i), verengert ſie, ſo viel als ſie kann, die Bruſt- hoͤlung. Und da ſie convex iſt, und zu beiden Seiten wieder flach wird, ſo theilet ſie die Bruſthoͤle dergeſtalt ab (k), daß ſie gleichſam eine unvollkommene Scheide- wand macht, wodurch die Bruſthoͤle mitten durch unter- ſchieden wird, indem die Natur alle Knochen nach der Simmetrie gebauet hat.
Die vordere Saͤule, die die Bruſt woͤlben hilft, iſt noch ſchiefer. Sie neigt ſich naͤmlich dergeſtalt nach for- ne zu, daß ſie ſich oberwerts ſo wenig, als moͤglich, von
den
(e)[Spaltenumbruch]VESAL. f. 3. c. 19. ALBIN. T. I.
(f)CHESELDEN. T. 20. f. 10. 11. 12. T. 36. EVSTACH. T. 44. 45. ALBIN. T. II.
(g)[Spaltenumbruch]CHESELD. T. 20. u. ſ. f.
(h) §. 1.
(i) Eben da.
(k)ALBIN. T. III.
H. Phiſiol. 3 B. C
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I. Abſchnitt. Die Bruſt.
um eine eine einzige gerade Linie gerade aus, ſondern ſie
beugen ſich, von ihrem knochigen Weſen an, bis zum
Bruſtbeine, nach veraͤnderter Richtungslinie, in einen
immer ſpizzern Winkel zuruͤkk in die Hoͤhe, und es befin-
det ſich dieſer Winkel an der fuͤnften Ribbe, und an
den unter ihr liegenden Ribben, bei dem Knorpel (e).
Ferner ſo ſind die Fehlribben Urſache, daß ſie immer ei-
nen ſtumfern Schnitt von einer groͤſſern krummen Linie
bekommen, ſo daß die lezzte Ribbe endlich kaum die
Spur einer Kruͤmme uͤbrig behaͤlt (f).
Die Ribben werden durch zwo Saͤulen geſchloſſen,
davon die hintere eine Fortſetzung der Ruͤkkenwirbel,
die vordere der beſchriebne Bruſtknochen iſt. Die erſtere
macht mit allen Ribben faſt immer einerlei Winkel (g),
der aufwerts ſtumf, uͤbrigens aber wegen ihrer Kruͤm-
mung (h) oberwerts dem Bruſtbeine naͤher liegt, und
daſelbſt den Durchſchnitt der Bruſt, wenn man dieſe
von vorne nach hinten zu miſt, ſehr verengert. Von
da ziht ſich dieſe Saͤule ein wenig ruͤkwerts, und dadurch
vergroͤſſert ſich dieſer Raum in etwas. Doch von dem
dritten Wirbel an, wo ſich dieſe Saͤule nach forne zu
beugt (i), verengert ſie, ſo viel als ſie kann, die Bruſt-
hoͤlung. Und da ſie convex iſt, und zu beiden Seiten
wieder flach wird, ſo theilet ſie die Bruſthoͤle dergeſtalt
ab (k), daß ſie gleichſam eine unvollkommene Scheide-
wand macht, wodurch die Bruſthoͤle mitten durch unter-
ſchieden wird, indem die Natur alle Knochen nach der
Simmetrie gebauet hat.
Die vordere Saͤule, die die Bruſt woͤlben hilft, iſt
noch ſchiefer. Sie neigt ſich naͤmlich dergeſtalt nach for-
ne zu, daß ſie ſich oberwerts ſo wenig, als moͤglich, von
den
(e)
VESAL. f. 3. c. 19. ALBIN.
T. I.
(f) CHESELDEN. T. 20. f. 10.
11. 12. T. 36. EVSTACH. T. 44.
45. ALBIN. T. II.
(g)
CHESELD. T. 20. u. ſ. f.
(h) §. 1.
(i) Eben da.
(k) ALBIN. T. III.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/39>, abgerufen am 24.11.2024.
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