ist. Folglich tritt die äussere Luft aus dem Grunde, nach welchem die in der Lunge enthaltne Luft dünner wird, in die Brust ein, und das so lange, bis die Lungenluft mit der Atmosphaerluft einerlei Grad der Dichtigkeit erreicht hat. Es thut auch hier nichts, wie diese Erweiterung erhalten werde.
Es haben sich berühmte Männer längst eine Ma- schine ausgesonnen, welche die Verrichtungen des Zwerch- fells nachahmen sollte. Man legt die Lunge in erst wel- ches Gefäße, wenn solches nur einen beweglichen Boden hat (c): oder man stekkt sie in einen Blasebalg: man be- wegt die Seiten des Balges (d), oder man zieht den be- weglichen Boden des Gefässes nieder, und auf solche Art vermindert man die Dichtheit der Luft im Gefässe, und es fällt sogleich die äusserliche Luft hinein. Es nannten dieses die Alten (e), die Natur fliehe den leeren Naum, und sie gaben durch diese Redensart in der That eine Um- schreibung von diesem wahren Gesezze der Natur, ob sie gleich ihre Schwere nicht kannten, und daher von diesem Fliehen keinen Grund angeben konnten. Auf etwas ver- änderte Weise fügte J. Wilhelm Croeser, an einen ho- len Cilinder, oben einen beweglichen Dekkel von einer Blase (f), und er zog hierauf unterhalb der Blase mit einem Stempel die Luft heraus. Und so sank die Blase in den Cilinder herab, und sie ward hol.
Die
(c)[Spaltenumbruch]WOLFERD SENGVDRD inquis. experim. Exp. 3. und fast 14. LOESCHER anthropol. exper. spec. S. 26. berghr de respir. S. 20. vater physiol S. 714. senac über den Heister. S. 350. Ausgab. 1724. BENJ. HOADL. hat eine Maschine zu Stande ge- bracht, und diese künstlicher nach seiner Absicht verbessert. append. S. II. tab. 1. f. 2.
(d) Diese Vergleichung hat ge- [Spaltenumbruch]
braucht ARISTOT. de vita et morte. c. 21. und den Versuch hat gemacht JOH. MAYOW. angef. Ort. den andre ber. Männer nach- geahmt haben, wie V. F. PLEM- PIVS fundam. med. S. 120. PH. VERH. L. II. tract. 2. c. 6. loe- screr. S. 28. senac. angef. Ort. S. 357.
(e)De vocal. instrum. c. 8. rha- zes ad manzor. L. 1. c. 13.
(f)ONTWERP. S. 2.
Das Atemholen. VIII. Buch.
iſt. Folglich tritt die aͤuſſere Luft aus dem Grunde, nach welchem die in der Lunge enthaltne Luft duͤnner wird, in die Bruſt ein, und das ſo lange, bis die Lungenluft mit der Atmoſphaerluft einerlei Grad der Dichtigkeit erreicht hat. Es thut auch hier nichts, wie dieſe Erweiterung erhalten werde.
Es haben ſich beruͤhmte Maͤnner laͤngſt eine Ma- ſchine ausgeſonnen, welche die Verrichtungen des Zwerch- fells nachahmen ſollte. Man legt die Lunge in erſt wel- ches Gefaͤße, wenn ſolches nur einen beweglichen Boden hat (c): oder man ſtekkt ſie in einen Blaſebalg: man be- wegt die Seiten des Balges (d), oder man zieht den be- weglichen Boden des Gefaͤſſes nieder, und auf ſolche Art vermindert man die Dichtheit der Luft im Gefaͤſſe, und es faͤllt ſogleich die aͤuſſerliche Luft hinein. Es nannten dieſes die Alten (e), die Natur fliehe den leeren Naum, und ſie gaben durch dieſe Redensart in der That eine Um- ſchreibung von dieſem wahren Geſezze der Natur, ob ſie gleich ihre Schwere nicht kannten, und daher von dieſem Fliehen keinen Grund angeben konnten. Auf etwas ver- aͤnderte Weiſe fuͤgte J. Wilhelm Croeſer, an einen ho- len Cilinder, oben einen beweglichen Dekkel von einer Blaſe (f), und er zog hierauf unterhalb der Blaſe mit einem Stempel die Luft heraus. Und ſo ſank die Blaſe in den Cilinder herab, und ſie ward hol.
Die
(c)[Spaltenumbruch]WOLFERD SENGVDRD inquiſ. experim. Exp. 3. und faſt 14. LOESCHER anthropol. exper. ſpec. S. 26. berghr de reſpir. S. 20. vater phyſiol S. 714. ſenac uͤber den Heiſter. S. 350. Ausgab. 1724. BENJ. HOADL. hat eine Maſchine zu Stande ge- bracht, und dieſe kuͤnſtlicher nach ſeiner Abſicht verbeſſert. append. S. II. tab. 1. f. 2.
(d) Dieſe Vergleichung hat ge- [Spaltenumbruch]
braucht ARISTOT. de vita et morte. c. 21. und den Verſuch hat gemacht JOH. MAYOW. angef. Ort. den andre ber. Maͤnner nach- geahmt haben, wie V. F. PLEM- PIVS fundam. med. S. 120. PH. VERH. L. II. tract. 2. c. 6. loe- ſcrer. S. 28. ſenac. angef. Ort. S. 357.
(e)De vocal. inſtrum. c. 8. rha- zeſ ad manzor. L. 1. c. 13.
(f)ONTWERP. S. 2.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
iſt. Folglich tritt die aͤuſſere Luft aus dem Grunde, nach
welchem die in der Lunge enthaltne Luft duͤnner wird, in
die Bruſt ein, und das ſo lange, bis die Lungenluft mit
der Atmoſphaerluft einerlei Grad der Dichtigkeit erreicht
hat. Es thut auch hier nichts, wie dieſe Erweiterung
erhalten werde.
Es haben ſich beruͤhmte Maͤnner laͤngſt eine Ma-
ſchine ausgeſonnen, welche die Verrichtungen des Zwerch-
fells nachahmen ſollte. Man legt die Lunge in erſt wel-
ches Gefaͤße, wenn ſolches nur einen beweglichen Boden
hat (c): oder man ſtekkt ſie in einen Blaſebalg: man be-
wegt die Seiten des Balges (d), oder man zieht den be-
weglichen Boden des Gefaͤſſes nieder, und auf ſolche Art
vermindert man die Dichtheit der Luft im Gefaͤſſe, und
es faͤllt ſogleich die aͤuſſerliche Luft hinein. Es nannten
dieſes die Alten (e), die Natur fliehe den leeren Naum,
und ſie gaben durch dieſe Redensart in der That eine Um-
ſchreibung von dieſem wahren Geſezze der Natur, ob ſie
gleich ihre Schwere nicht kannten, und daher von dieſem
Fliehen keinen Grund angeben konnten. Auf etwas ver-
aͤnderte Weiſe fuͤgte J. Wilhelm Croeſer, an einen ho-
len Cilinder, oben einen beweglichen Dekkel von einer
Blaſe (f), und er zog hierauf unterhalb der Blaſe mit
einem Stempel die Luft heraus. Und ſo ſank die Blaſe
in den Cilinder herab, und ſie ward hol.
Die
(c)
WOLFERD SENGVDRD
inquiſ. experim. Exp. 3. und faſt 14.
LOESCHER anthropol. exper.
ſpec. S. 26. berghr de reſpir.
S. 20. vater phyſiol S. 714.
ſenac uͤber den Heiſter. S. 350.
Ausgab. 1724. BENJ. HOADL.
hat eine Maſchine zu Stande ge-
bracht, und dieſe kuͤnſtlicher nach
ſeiner Abſicht verbeſſert. append. S.
II. tab. 1. f. 2.
(d) Dieſe Vergleichung hat ge-
braucht ARISTOT. de vita et
morte. c. 21. und den Verſuch hat
gemacht JOH. MAYOW. angef.
Ort. den andre ber. Maͤnner nach-
geahmt haben, wie V. F. PLEM-
PIVS fundam. med. S. 120. PH.
VERH. L. II. tract. 2. c. 6. loe-
ſcrer. S. 28. ſenac. angef.
Ort. S. 357.
(e) De vocal. inſtrum. c. 8. rha-
zeſ ad manzor. L. 1. c. 13.
(f) ONTWERP. S. 2.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/376>, abgerufen am 16.02.2025.
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