funden (g). Wenn hingegen in eben diesem so genann- ten luftleeren Raume ein Thier stirbt, welches eine ganze Brust gehabt, so findet man die Lunge nach dem Tode weis, und zusammengedrükkt (h). Auf diese Versuche gründet sich unser vortrefliche Kollege, Stephan Hales, dergestalt, daß er sagt, daß sich die Luft im ersten Ver- suche, die zwischen der Ribbenhaut, und der Lunge ent- halten sei, unter der Luftpumpenglokke ausbreite, und die Lunge nicht zusammendrükke, und folglich ergiesse sich das Blut, welches ohne Schwierigkeit herbeifliest, in die Lunge, und erfülle diese. Hingegen würde im andern Versuche eben diese Luft, wenn der Wiederstand der in der Lunge enthaltenen Luft, die nun aber aus der Luft- röhre in die Glokke gefahren, aufgehoben worden, erwei- tert, und sie drükke die Lunge zusammen, daß solche kein Blut aufnehmen könne.
Fünftens. Es hat dieser vortrefliche Mann, in demjenigen Versuche (i), welchen auch andere berühmte Männer, unter unsern Gegnern anführen, einen jungen Hund mitten dürchschnitten, und denjenigen Theil des verstümmelten Körpers, zu welchem die mit dem Zwerch- felle verschlossne Brust gehörte, unter die Glokke gebracht, und die Luft ausgeleert. Als die Luft aus der Glokke ge- pumpt ward, so erweiterte sich die Brust des kleinen Thieres, das Zwerchfell sank herab, und dieses war ein offenbarer Beweis, daß sich die Luft zwischen der Rib- benhaut, und der Brust nunmehr, weil das Gewicht der umgebenden Atmosphäre aufgehoben war, erweiterte, und das Zwerchfell niederwerts trieb. Es fügt dieser Autor noch hinzu, wenn er unter die Glokke wieder Luft gelas- sen, so sei die Brust von neuem niedergesunken, und als- denn sei die Lunge des geöfneten Thieres weis, und zusam-
men-
(g)[Spaltenumbruch]HALES haemastatiks. S. 83.
(h) S. 83. 84.
(i) S. 84. Man mag das ver- [Spaltenumbruch]
stümmelte Thier unter Wasser stek- ken oder nicht.
Das Atemholen. VIII. Buch.
funden (g). Wenn hingegen in eben dieſem ſo genann- ten luftleeren Raume ein Thier ſtirbt, welches eine ganze Bruſt gehabt, ſo findet man die Lunge nach dem Tode weis, und zuſammengedruͤkkt (h). Auf dieſe Verſuche gruͤndet ſich unſer vortrefliche Kollege, Stephan Hales, dergeſtalt, daß er ſagt, daß ſich die Luft im erſten Ver- ſuche, die zwiſchen der Ribbenhaut, und der Lunge ent- halten ſei, unter der Luftpumpenglokke ausbreite, und die Lunge nicht zuſammendruͤkke, und folglich ergieſſe ſich das Blut, welches ohne Schwierigkeit herbeiflieſt, in die Lunge, und erfuͤlle dieſe. Hingegen wuͤrde im andern Verſuche eben dieſe Luft, wenn der Wiederſtand der in der Lunge enthaltenen Luft, die nun aber aus der Luft- roͤhre in die Glokke gefahren, aufgehoben worden, erwei- tert, und ſie druͤkke die Lunge zuſammen, daß ſolche kein Blut aufnehmen koͤnne.
Fuͤnftens. Es hat dieſer vortrefliche Mann, in demjenigen Verſuche (i), welchen auch andere beruͤhmte Maͤnner, unter unſern Gegnern anfuͤhren, einen jungen Hund mitten duͤrchſchnitten, und denjenigen Theil des verſtuͤmmelten Koͤrpers, zu welchem die mit dem Zwerch- felle verſchloſſne Bruſt gehoͤrte, unter die Glokke gebracht, und die Luft ausgeleert. Als die Luft aus der Glokke ge- pumpt ward, ſo erweiterte ſich die Bruſt des kleinen Thieres, das Zwerchfell ſank herab, und dieſes war ein offenbarer Beweis, daß ſich die Luft zwiſchen der Rib- benhaut, und der Bruſt nunmehr, weil das Gewicht der umgebenden Atmoſphaͤre aufgehoben war, erweiterte, und das Zwerchfell niederwerts trieb. Es fuͤgt dieſer Autor noch hinzu, wenn er unter die Glokke wieder Luft gelaſ- ſen, ſo ſei die Bruſt von neuem niedergeſunken, und als- denn ſei die Lunge des geoͤfneten Thieres weis, und zuſam-
men-
(g)[Spaltenumbruch]HALES haemaſtatiks. S. 83.
(h) S. 83. 84.
(i) S. 84. Man mag das ver- [Spaltenumbruch]
ſtuͤmmelte Thier unter Waſſer ſtek- ken oder nicht.
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[200/0206]
Das Atemholen. VIII. Buch.
funden (g). Wenn hingegen in eben dieſem ſo genann-
ten luftleeren Raume ein Thier ſtirbt, welches eine ganze
Bruſt gehabt, ſo findet man die Lunge nach dem Tode
weis, und zuſammengedruͤkkt (h). Auf dieſe Verſuche
gruͤndet ſich unſer vortrefliche Kollege, Stephan Hales,
dergeſtalt, daß er ſagt, daß ſich die Luft im erſten Ver-
ſuche, die zwiſchen der Ribbenhaut, und der Lunge ent-
halten ſei, unter der Luftpumpenglokke ausbreite, und die
Lunge nicht zuſammendruͤkke, und folglich ergieſſe ſich
das Blut, welches ohne Schwierigkeit herbeiflieſt, in die
Lunge, und erfuͤlle dieſe. Hingegen wuͤrde im andern
Verſuche eben dieſe Luft, wenn der Wiederſtand der in
der Lunge enthaltenen Luft, die nun aber aus der Luft-
roͤhre in die Glokke gefahren, aufgehoben worden, erwei-
tert, und ſie druͤkke die Lunge zuſammen, daß ſolche kein
Blut aufnehmen koͤnne.
Fuͤnftens. Es hat dieſer vortrefliche Mann, in
demjenigen Verſuche (i), welchen auch andere beruͤhmte
Maͤnner, unter unſern Gegnern anfuͤhren, einen jungen
Hund mitten duͤrchſchnitten, und denjenigen Theil des
verſtuͤmmelten Koͤrpers, zu welchem die mit dem Zwerch-
felle verſchloſſne Bruſt gehoͤrte, unter die Glokke gebracht,
und die Luft ausgeleert. Als die Luft aus der Glokke ge-
pumpt ward, ſo erweiterte ſich die Bruſt des kleinen
Thieres, das Zwerchfell ſank herab, und dieſes war ein
offenbarer Beweis, daß ſich die Luft zwiſchen der Rib-
benhaut, und der Bruſt nunmehr, weil das Gewicht der
umgebenden Atmoſphaͤre aufgehoben war, erweiterte, und
das Zwerchfell niederwerts trieb. Es fuͤgt dieſer Autor
noch hinzu, wenn er unter die Glokke wieder Luft gelaſ-
ſen, ſo ſei die Bruſt von neuem niedergeſunken, und als-
denn ſei die Lunge des geoͤfneten Thieres weis, und zuſam-
men-
(g)
HALES haemaſtatiks. S. 83.
(h) S. 83. 84.
(i) S. 84. Man mag das ver-
ſtuͤmmelte Thier unter Waſſer ſtek-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/206>, abgerufen am 27.11.2024.
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