§. 4 Gründe, womit man diese Luft erweisen wollen.
Der erste von den Beweisen ist, es dringe offenbar in die Lunge Luft ein, es hätte aber die äussere Membran der Lunge ihre Löcher (q), die die Luft wieder herauslies- sen, und daher käme es, daß die Lunge eine eingeblasene Luft nicht in sich behalten könne (r). Es bahne sich das in die Luftröhre gedrungene Quekksilber (s), wie auch die in die Luftröhre geblasene Luft (t), durch diese Membran den Durchgang. Man könne blos, vermittelst des Sau- gens (u), nach einer entgegen gesezzten Richtung, die Luft durch die äussere Lungenmembran an sich ziehen, welches sich durch eine so geringe Kraft verrichten lasse, daß diese nicht den funfzehnten Theil von der Schwere der Atmo- sphäre überstiege. Durch eben diese Löchergen, würden die in die Brusthöle ergossne Flüssigkeiten, wieder einge- sogen, und ihr Geschmakk im Munde empfunden (x). Wenn nun aber diese Membran ihre Löcher hat, so mus sich die eingeatmete Luft, zwischen der Lunge, und der Ribbenhaut, ausbreiten.
Die Anhänger dieser Hipothese verwerfen auch nicht das Beispiel von den Vögeln (y), in denen diese Löcher
so
(q)[Spaltenumbruch]HELMONT. angef. Ort. n. 45. st. hales. Die Luft fällt durch die Lunge, in die Höle der Brust, und aus dieser in die Lunge zurükke. rvfvs apell. part. L. II. S. 57. 58
(r)WEPFER. de cicuta aqu. S. 25. templer. Phil. Transact. n. 56. barles nouvell. decouv. S. 247 mistichelli de apo- plex S. 72. albrecht. obs. ana[m] 10. desagvliers court. T. II. S. 4 5. Bertier, ang. Ort. S. 89. 90.
(s)[Spaltenumbruch]WILLIS Pharmac. ration. L. II. S. 21.
(t)TEMPLER. angef. Ort. hales veget. statiks. Exp. 112. Daß sie sehr schwer eingeblasen, ridley. obs. anat. S. 182.
(u)HALES, ebendas.
(x)BARTHOL. de pulmon. S. 63. highmor. S. 178. d. de marchettis. S. 81.
(y) Jn einer, der vorhergehen- den Anmerkungen. Vergl. VATER. angef. Ort.
Das Atemholen. VIII. Buch.
§. 4 Gruͤnde, womit man dieſe Luft erweiſen wollen.
Der erſte von den Beweiſen iſt, es dringe offenbar in die Lunge Luft ein, es haͤtte aber die aͤuſſere Membran der Lunge ihre Loͤcher (q), die die Luft wieder herauslieſ- ſen, und daher kaͤme es, daß die Lunge eine eingeblaſene Luft nicht in ſich behalten koͤnne (r). Es bahne ſich das in die Luftroͤhre gedrungene Quekkſilber (s), wie auch die in die Luftroͤhre geblaſene Luft (t), durch dieſe Membran den Durchgang. Man koͤnne blos, vermittelſt des Sau- gens (u), nach einer entgegen geſezzten Richtung, die Luft durch die aͤuſſere Lungenmembran an ſich ziehen, welches ſich durch eine ſo geringe Kraft verrichten laſſe, daß dieſe nicht den funfzehnten Theil von der Schwere der Atmo- ſphaͤre uͤberſtiege. Durch eben dieſe Loͤchergen, wuͤrden die in die Bruſthoͤle ergoſſne Fluͤſſigkeiten, wieder einge- ſogen, und ihr Geſchmakk im Munde empfunden (x). Wenn nun aber dieſe Membran ihre Loͤcher hat, ſo mus ſich die eingeatmete Luft, zwiſchen der Lunge, und der Ribbenhaut, ausbreiten.
Die Anhaͤnger dieſer Hipotheſe verwerfen auch nicht das Beiſpiel von den Voͤgeln (y), in denen dieſe Loͤcher
ſo
(q)[Spaltenumbruch]HELMONT. angef. Ort. n. 45. ſt. haleſ. Die Luft faͤllt durch die Lunge, in die Hoͤle der Bruſt, und aus dieſer in die Lunge zuruͤkke. rvfvſ apell. part. L. II. S. 57. 58
(r)WEPFER. de cicuta aqu. S. 25. templer. Phil. Tranſact. n. 56. barleſ nouvell. decouv. S. 247 miſtichelli de apo- plex S. 72. albrecht. obſ. ana[m] 10. deſagvlierſ court. T. II. S. 4 5. Bertier, ang. Ort. S. 89. 90.
(s)[Spaltenumbruch]WILLIS Pharmac. ration. L. II. S. 21.
(x)BARTHOL. de pulmon. S. 63. highmor. S. 178. d. de marchettiſ. S. 81.
(y) Jn einer, der vorhergehen- den Anmerkungen. Vergl. VATER. angef. Ort.
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[198/0204]
Das Atemholen. VIII. Buch.
§. 4
Gruͤnde, womit man dieſe Luft erweiſen
wollen.
Der erſte von den Beweiſen iſt, es dringe offenbar
in die Lunge Luft ein, es haͤtte aber die aͤuſſere Membran
der Lunge ihre Loͤcher (q), die die Luft wieder herauslieſ-
ſen, und daher kaͤme es, daß die Lunge eine eingeblaſene
Luft nicht in ſich behalten koͤnne (r). Es bahne ſich das
in die Luftroͤhre gedrungene Quekkſilber (s), wie auch die
in die Luftroͤhre geblaſene Luft (t), durch dieſe Membran
den Durchgang. Man koͤnne blos, vermittelſt des Sau-
gens (u), nach einer entgegen geſezzten Richtung, die Luft
durch die aͤuſſere Lungenmembran an ſich ziehen, welches
ſich durch eine ſo geringe Kraft verrichten laſſe, daß dieſe
nicht den funfzehnten Theil von der Schwere der Atmo-
ſphaͤre uͤberſtiege. Durch eben dieſe Loͤchergen, wuͤrden
die in die Bruſthoͤle ergoſſne Fluͤſſigkeiten, wieder einge-
ſogen, und ihr Geſchmakk im Munde empfunden (x).
Wenn nun aber dieſe Membran ihre Loͤcher hat, ſo mus
ſich die eingeatmete Luft, zwiſchen der Lunge, und der
Ribbenhaut, ausbreiten.
Die Anhaͤnger dieſer Hipotheſe verwerfen auch nicht
das Beiſpiel von den Voͤgeln (y), in denen dieſe Loͤcher
ſo
(q)
HELMONT. angef. Ort.
n. 45. ſt. haleſ. Die Luft faͤllt
durch die Lunge, in die Hoͤle der
Bruſt, und aus dieſer in die Lunge
zuruͤkke. rvfvſ apell. part. L. II.
S. 57. 58
(r) WEPFER. de cicuta aqu.
S. 25. templer. Phil. Tranſact.
n. 56. barleſ nouvell. decouv.
S. 247 miſtichelli de apo-
plex S. 72. albrecht. obſ.
anam 10. deſagvlierſ
court. T. II. S. 4 5. Bertier,
ang. Ort. S. 89. 90.
(s)
WILLIS Pharmac. ration.
L. II. S. 21.
(t) TEMPLER. angef. Ort.
haleſ veget. ſtatiks. Exp. 112.
Daß ſie ſehr ſchwer eingeblaſen,
ridley. obſ. anat. S. 182.
(u) HALES, ebendaſ.
(x) BARTHOL. de pulmon.
S. 63. highmor. S. 178. d. de
marchettiſ. S. 81.
(y) Jn einer, der vorhergehen-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/204>, abgerufen am 20.11.2024.
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