Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Abschnitt. Die Brust.
§. 39.
Mit diesem Rerven angestellte Versuche.

Da man sehr zahlreiche, und in der That denkwürdige
Versuche, über die Wirksamkeit dieses Nerven gemacht
hat, so verdienen solche hier erzählt zu werden; theils
damit man sehe, wie die bewegende Kraft vornämlich
von diesem Nerven dem Zwerchfelle mit getheilt werde,
theils, damit man das zu Wunderbare, welches
man hier der Wahrheit anzudichten pflegt, seine Abferti-
gung bekommen möge.

Man mag nun den Zwerchfellsnerven (phrenicus)
in der Brust, oder am Halse (s), an Thieren, die noch
atemholen, oder die vor kurzem gestorben sind, entblössen,
so wird man folgende Erscheinungen daran gewahr. Es
wird nämlich das Zwerchfell, wenn der Zwerchfellsnerve
gestochen, oder gereizt worden (t), auch wenn es schon
nach dem Absterben stille gewesen, in einen Krampf ver-
sezzt, und das ganz und gar, wenn man gleich nur ei-
nen, oder den andern Nerven in den Reiz bringt. Jn
diesem Krampfe ziehet es die Fleischfasern von beiden
Seiten nach sich, es senkt sich nieder, und verrichtet alles
dasjenige, was wir im Vorhergehenden von der Verrich-
tung dieses Muskels gemeldet haben. Es liegt aber nichts
daran, der Nerve mag in seinem natürlichen Zustande,

oder
(s) [Spaltenumbruch] So hat es GALEN. ad-
ministr. anat. L. VIII. c. 8. I. v.
HORNE microcos.
S. 79. Jch
thue hierbei die Erinnerung, daß
man die Folge des Versuches, und
das vom zusammengedrükkten Ner-
ven unterbrochne Atemholen, nicht
auf die geöffnete Brust schiebe, wie
solches Neukranz thut.
(t) SWAMMERD. Thes. 3.
[Spaltenumbruch] le cat. S. 15. fizes. con-
spect. physiol.
S. 18. zimmer-
mann.
S. 38. petit. epist. 2.
S. 21. Second memoire sur les
parties sensibl. et irritabl. Exp.
210.
211. 214. 216. 217. 218. 219. 222. 223.
224. wo das Wort, je comprimai,
für j' irritai gesezzt ist. Vom elek-
tr schen Funken. CALDANI in
FIBR I racol[o].
S. 330.
K 2
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
§. 39.
Mit dieſem Rerven angeſtellte Verſuche.

Da man ſehr zahlreiche, und in der That denkwuͤrdige
Verſuche, uͤber die Wirkſamkeit dieſes Nerven gemacht
hat, ſo verdienen ſolche hier erzaͤhlt zu werden; theils
damit man ſehe, wie die bewegende Kraft vornaͤmlich
von dieſem Nerven dem Zwerchfelle mit getheilt werde,
theils, damit man das zu Wunderbare, welches
man hier der Wahrheit anzudichten pflegt, ſeine Abferti-
gung bekommen moͤge.

Man mag nun den Zwerchfellsnerven (phrenicus)
in der Bruſt, oder am Halſe (s), an Thieren, die noch
atemholen, oder die vor kurzem geſtorben ſind, entbloͤſſen,
ſo wird man folgende Erſcheinungen daran gewahr. Es
wird naͤmlich das Zwerchfell, wenn der Zwerchfellsnerve
geſtochen, oder gereizt worden (t), auch wenn es ſchon
nach dem Abſterben ſtille geweſen, in einen Krampf ver-
ſezzt, und das ganz und gar, wenn man gleich nur ei-
nen, oder den andern Nerven in den Reiz bringt. Jn
dieſem Krampfe ziehet es die Fleiſchfaſern von beiden
Seiten nach ſich, es ſenkt ſich nieder, und verrichtet alles
dasjenige, was wir im Vorhergehenden von der Verrich-
tung dieſes Muskels gemeldet haben. Es liegt aber nichts
daran, der Nerve mag in ſeinem natuͤrlichen Zuſtande,

oder
(s) [Spaltenumbruch] So hat es GALEN. ad-
miniſtr. anat. L. VIII. c. 8. I. v.
HORNE microcoſ.
S. 79. Jch
thue hierbei die Erinnerung, daß
man die Folge des Verſuches, und
das vom zuſammengedruͤkkten Ner-
ven unterbrochne Atemholen, nicht
auf die geoͤffnete Bruſt ſchiebe, wie
ſolches Neukranz thut.
(t) SWAMMERD. Theſ. 3.
[Spaltenumbruch] le cat. S. 15. fizeſ. con-
ſpect. phyſiol.
S. 18. zimmer-
mann.
S. 38. petit. epiſt. 2.
S. 21. Second memoire ſur les
parties ſenſibl. et irritabl. Exp.
210.
211. 214. 216. 217. 218. 219. 222. 223.
224. wo das Wort, je comprimai,
fuͤr j’ irritai geſezzt iſt. Vom elek-
tr ſchen Funken. CALDANI in
FIBR I racol[o].
S. 330.
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="147"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Die Bru&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 39.<lb/>
Mit die&#x017F;em Rerven ange&#x017F;tellte Ver&#x017F;uche.</head><lb/>
            <p>Da man &#x017F;ehr zahlreiche, und in der That denkwu&#x0364;rdige<lb/>
Ver&#x017F;uche, u&#x0364;ber die Wirk&#x017F;amkeit die&#x017F;es Nerven gemacht<lb/>
hat, &#x017F;o verdienen &#x017F;olche hier erza&#x0364;hlt zu werden; theils<lb/>
damit man &#x017F;ehe, wie die bewegende Kraft vorna&#x0364;mlich<lb/>
von die&#x017F;em Nerven dem Zwerchfelle mit getheilt werde,<lb/>
theils, damit man das zu Wunderbare, welches<lb/>
man hier der Wahrheit anzudichten pflegt, &#x017F;eine Abferti-<lb/>
gung bekommen mo&#x0364;ge.</p><lb/>
            <p>Man mag nun den Zwerchfellsnerven (<hi rendition="#aq">phrenicus</hi>)<lb/>
in der Bru&#x017F;t, oder am Hal&#x017F;e <note place="foot" n="(s)"><cb/>
So hat es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GALEN.</hi> ad-<lb/>
mini&#x017F;tr. anat. L. VIII. c. 8. I. v.<lb/><hi rendition="#g">HORNE</hi> microco&#x017F;.</hi> S. 79. Jch<lb/>
thue hierbei die Erinnerung, daß<lb/>
man die Folge des Ver&#x017F;uches, und<lb/>
das vom zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkten Ner-<lb/>
ven unterbrochne Atemholen, nicht<lb/>
auf die geo&#x0364;ffnete Bru&#x017F;t &#x017F;chiebe, wie<lb/>
&#x017F;olches <hi rendition="#fr">Neukranz</hi> thut.</note>, an Thieren, die noch<lb/>
atemholen, oder die vor kurzem ge&#x017F;torben &#x017F;ind, entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o wird man folgende Er&#x017F;cheinungen daran gewahr. Es<lb/>
wird na&#x0364;mlich das Zwerchfell, wenn der Zwerchfellsnerve<lb/>
ge&#x017F;tochen, oder gereizt worden <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SWAMMERD.</hi> The&#x017F;.</hi> 3.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">le cat.</hi></hi></hi> S. 15. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">fize&#x017F;.</hi></hi> con-<lb/>
&#x017F;pect. phy&#x017F;iol.</hi> S. 18. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">zimmer-<lb/>
mann.</hi></hi></hi> S. 38. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">petit.</hi></hi> epi&#x017F;t.</hi> 2.<lb/>
S. 21. <hi rendition="#aq">Second memoire &#x017F;ur les<lb/>
parties &#x017F;en&#x017F;ibl. et irritabl. Exp.</hi> 210.<lb/>
211. 214. 216. 217. 218. 219. 222. 223.<lb/>
224. wo das Wort, je <hi rendition="#aq">comprimai,</hi><lb/>
fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">j&#x2019; irritai</hi> ge&#x017F;ezzt i&#x017F;t. Vom elek-<lb/>
tr &#x017F;chen Funken. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CALDANI</hi> in<lb/><hi rendition="#g">FIBR</hi> I racol<supplied>o</supplied>.</hi> S. 330.</note>, auch wenn es &#x017F;chon<lb/>
nach dem Ab&#x017F;terben &#x017F;tille gewe&#x017F;en, in einen Krampf ver-<lb/>
&#x017F;ezzt, und das ganz und gar, wenn man gleich nur ei-<lb/>
nen, oder den andern Nerven in den Reiz bringt. Jn<lb/>
die&#x017F;em Krampfe ziehet es die Flei&#x017F;chfa&#x017F;ern von beiden<lb/>
Seiten nach &#x017F;ich, es &#x017F;enkt &#x017F;ich nieder, und verrichtet alles<lb/>
dasjenige, was wir im Vorhergehenden von der Verrich-<lb/>
tung die&#x017F;es Muskels gemeldet haben. Es liegt aber nichts<lb/>
daran, der Nerve mag in &#x017F;einem natu&#x0364;rlichen Zu&#x017F;tande,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0153] I. Abſchnitt. Die Bruſt. §. 39. Mit dieſem Rerven angeſtellte Verſuche. Da man ſehr zahlreiche, und in der That denkwuͤrdige Verſuche, uͤber die Wirkſamkeit dieſes Nerven gemacht hat, ſo verdienen ſolche hier erzaͤhlt zu werden; theils damit man ſehe, wie die bewegende Kraft vornaͤmlich von dieſem Nerven dem Zwerchfelle mit getheilt werde, theils, damit man das zu Wunderbare, welches man hier der Wahrheit anzudichten pflegt, ſeine Abferti- gung bekommen moͤge. Man mag nun den Zwerchfellsnerven (phrenicus) in der Bruſt, oder am Halſe (s), an Thieren, die noch atemholen, oder die vor kurzem geſtorben ſind, entbloͤſſen, ſo wird man folgende Erſcheinungen daran gewahr. Es wird naͤmlich das Zwerchfell, wenn der Zwerchfellsnerve geſtochen, oder gereizt worden (t), auch wenn es ſchon nach dem Abſterben ſtille geweſen, in einen Krampf ver- ſezzt, und das ganz und gar, wenn man gleich nur ei- nen, oder den andern Nerven in den Reiz bringt. Jn dieſem Krampfe ziehet es die Fleiſchfaſern von beiden Seiten nach ſich, es ſenkt ſich nieder, und verrichtet alles dasjenige, was wir im Vorhergehenden von der Verrich- tung dieſes Muskels gemeldet haben. Es liegt aber nichts daran, der Nerve mag in ſeinem natuͤrlichen Zuſtande, oder (s) So hat es GALEN. ad- miniſtr. anat. L. VIII. c. 8. I. v. HORNE microcoſ. S. 79. Jch thue hierbei die Erinnerung, daß man die Folge des Verſuches, und das vom zuſammengedruͤkkten Ner- ven unterbrochne Atemholen, nicht auf die geoͤffnete Bruſt ſchiebe, wie ſolches Neukranz thut. (t) SWAMMERD. Theſ. 3. le cat. S. 15. fizeſ. con- ſpect. phyſiol. S. 18. zimmer- mann. S. 38. petit. epiſt. 2. S. 21. Second memoire ſur les parties ſenſibl. et irritabl. Exp. 210. 211. 214. 216. 217. 218. 219. 222. 223. 224. wo das Wort, je comprimai, fuͤr j’ irritai geſezzt iſt. Vom elek- tr ſchen Funken. CALDANI in FIBR I racolo. S. 330. K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/153
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/153>, abgerufen am 22.12.2024.