Endlich muß ich noch die besondre Wirksamkeit auf die Röhren, welche das Zwerchfell durch sich gehen läst, erklären, so viel ich davon aus der Zerlegung, besonders der lebendiger Thiere, gelernt habe. Es ist nicht nur längst gezeigt worden, sondern auch zugleich durch unsre Versuche bestätigt, ob gleich vortrefliche Männer (y) andrer Meinung gewesen, daß nämlich der Schlund, auch in geöffneten Körpern, vornämlich aber, wenn der Bauch des lebenden Thieres noch ganz voll ist, von den innersten Köpfen des Zwerchfells, wenn diese sich verkürzen und niedersteigen, zusammengedrükkt (x), und folglich gehindert wird, daß aus dem Magen nichts heraus treten kann, wenn wir den Atem einziehen. Der vortrefliche Leibarzt fand (z) den Magen leer, und den Schlund, bis zum Zwerchfell, ganz angefüllt. Joh. Viridet(a) berichtet, daß er, als sich im Schlunde der Saft von der Sonenwende (heliotropium) befunden, dennoch an diesem Safte keine Röthe bemer- ken können, so daß überhanpt vom Magen nicht die ge- ringste Säure zurükkgestiegen seyn kann. Es sind auch mit uus einige berühmte Alte (b), und neuere, einerlei Meinung (c).
Daß die Holader nicht vom Fleische, sondern von durchflochtnen Sehnen abgesondert werde, daß aber diese Sehnen sich nicht zusammenziehen|, wenn sich das fleischi- ge verkürzt, haben grosse Männer behaupten wollen (d). Allein da ich sehr häufige Oefnungen mit lebendigen Thie- ren vorgenommen, so habe ich in der That gesehen, so viel es zur Ueberredung hinlänglich ist, daß sich über-
haupt
(y)AVG. FRIEDR. WAL- THER. de deglutit. n. 15. de oscit. n. 14. de vomitu. n. 31.
(x)[Spaltenumbruch]Exp. 56. 57. 58. 59. SPROEGEL. S. 26. 28. SCHWARZ. n. 10.
(z)SENAC. S. 127.
(a)De fermentat. S. 223.
(b)THEOPHIL. protospath. L. 2. c. 3. iac. berengar. [Spaltenumbruch]
carpensis isag. anat. S. 13. c. bartholin. de struct. di- aphr. S. 58.
(c)BOERHAAVE I. R. M. n. 75. schwarz. n. 10. 15. albin. S. 308. senac. Mem. angef. Ort. S. 127.
(d)WINSL. n. 671. mit dem ich ehedem gleicher Meinung gewe- sen, de muse. diaphr. n. 6. S. 15.
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
Endlich muß ich noch die beſondre Wirkſamkeit auf die Roͤhren, welche das Zwerchfell durch ſich gehen laͤſt, erklaͤren, ſo viel ich davon aus der Zerlegung, beſonders der lebendiger Thiere, gelernt habe. Es iſt nicht nur laͤngſt gezeigt worden, ſondern auch zugleich durch unſre Verſuche beſtaͤtigt, ob gleich vortrefliche Maͤnner (y) andrer Meinung geweſen, daß naͤmlich der Schlund, auch in geoͤffneten Koͤrpern, vornaͤmlich aber, wenn der Bauch des lebenden Thieres noch ganz voll iſt, von den innerſten Koͤpfen des Zwerchfells, wenn dieſe ſich verkuͤrzen und niederſteigen, zuſammengedruͤkkt (x), und folglich gehindert wird, daß aus dem Magen nichts heraus treten kann, wenn wir den Atem einziehen. Der vortrefliche Leibarzt fand (z) den Magen leer, und den Schlund, bis zum Zwerchfell, ganz angefuͤllt. Joh. Viridet(a) berichtet, daß er, als ſich im Schlunde der Saft von der Sonenwende (heliotropium) befunden, dennoch an dieſem Safte keine Roͤthe bemer- ken koͤnnen, ſo daß uͤberhanpt vom Magen nicht die ge- ringſte Saͤure zuruͤkkgeſtiegen ſeyn kann. Es ſind auch mit uus einige beruͤhmte Alte (b), und neuere, einerlei Meinung (c).
Daß die Holader nicht vom Fleiſche, ſondern von durchflochtnen Sehnen abgeſondert werde, daß aber dieſe Sehnen ſich nicht zuſammenziehen|, wenn ſich das fleiſchi- ge verkuͤrzt, haben groſſe Maͤnner behaupten wollen (d). Allein da ich ſehr haͤufige Oefnungen mit lebendigen Thie- ren vorgenommen, ſo habe ich in der That geſehen, ſo viel es zur Ueberredung hinlaͤnglich iſt, daß ſich uͤber-
haupt
(y)AVG. FRIEDR. WAL- THER. de deglutit. n. 15. de oſcit. n. 14. de vomitu. n. 31.
(x)[Spaltenumbruch]Exp. 56. 57. 58. 59. SPROEGEL. S. 26. 28. SCHWARZ. n. 10.
(z)SENAC. S. 127.
(a)De fermentat. S. 223.
(b)THEOPHIL. protoſpath. L. 2. c. 3. iac. berengar. [Spaltenumbruch]
carpenſiſ iſag. anat. S. 13. c. bartholin. de ſtruct. di- aphr. S. 58.
(c)BOERHAAVE I. R. M. n. 75. ſchwarz. n. 10. 15. albin. S. 308. ſenac. Mem. angef. Ort. S. 127.
(d)WINSL. n. 671. mit dem ich ehedem gleicher Meinung gewe- ſen, de muſe. diaphr. n. 6. S. 15.
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I. Abſchnitt. Die Bruſt.
Endlich muß ich noch die beſondre Wirkſamkeit auf
die Roͤhren, welche das Zwerchfell durch ſich gehen laͤſt,
erklaͤren, ſo viel ich davon aus der Zerlegung, beſonders
der lebendiger Thiere, gelernt habe. Es iſt nicht nur
laͤngſt gezeigt worden, ſondern auch zugleich durch unſre
Verſuche beſtaͤtigt, ob gleich vortrefliche Maͤnner (y)
andrer Meinung geweſen, daß naͤmlich der Schlund, auch
in geoͤffneten Koͤrpern, vornaͤmlich aber, wenn der Bauch
des lebenden Thieres noch ganz voll iſt, von den innerſten
Koͤpfen des Zwerchfells, wenn dieſe ſich verkuͤrzen und
niederſteigen, zuſammengedruͤkkt (x), und folglich gehindert
wird, daß aus dem Magen nichts heraus treten kann, wenn
wir den Atem einziehen. Der vortrefliche Leibarzt fand (z)
den Magen leer, und den Schlund, bis zum Zwerchfell,
ganz angefuͤllt. Joh. Viridet (a) berichtet, daß er, als ſich
im Schlunde der Saft von der Sonenwende (heliotropium)
befunden, dennoch an dieſem Safte keine Roͤthe bemer-
ken koͤnnen, ſo daß uͤberhanpt vom Magen nicht die ge-
ringſte Saͤure zuruͤkkgeſtiegen ſeyn kann. Es ſind auch
mit uus einige beruͤhmte Alte (b), und neuere, einerlei
Meinung (c).
Daß die Holader nicht vom Fleiſche, ſondern von
durchflochtnen Sehnen abgeſondert werde, daß aber dieſe
Sehnen ſich nicht zuſammenziehen|, wenn ſich das fleiſchi-
ge verkuͤrzt, haben groſſe Maͤnner behaupten wollen (d).
Allein da ich ſehr haͤufige Oefnungen mit lebendigen Thie-
ren vorgenommen, ſo habe ich in der That geſehen, ſo
viel es zur Ueberredung hinlaͤnglich iſt, daß ſich uͤber-
haupt
(y) AVG. FRIEDR. WAL-
THER. de deglutit. n. 15. de
oſcit. n. 14. de vomitu. n. 31.
(x)
Exp. 56. 57. 58. 59.
SPROEGEL. S. 26. 28.
SCHWARZ. n. 10.
(z) SENAC. S. 127.
(a) De fermentat. S. 223.
(b) THEOPHIL. protoſpath.
L. 2. c. 3. iac. berengar.
carpenſiſ iſag. anat. S. 13.
c. bartholin. de ſtruct. di-
aphr. S. 58.
(c) BOERHAAVE I. R. M.
n. 75. ſchwarz. n. 10. 15.
albin. S. 308. ſenac. Mem.
angef. Ort. S. 127.
(d) WINSL. n. 671. mit dem
ich ehedem gleicher Meinung gewe-
ſen, de muſe. diaphr. n. 6. S. 15.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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