Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
und die wäßrige Entkräftung eines Menschen einen gros-
sen Einflus haben.

Je mehr Stärke ein Mensch besizzet, und je näher
er der Leibesbeschaffenheit der alten Ringer kömmt, desto
grösser ist die Menge des Roten im Blute, desto schnel-
ler neigt sich das Blut zum gerinnen, und desto härter
wird die Gerinnung selbst (x). Man findet auch in den
Thieren von warmen Blute, in den Vögeln, dem Hun-
de, den wilden fleischfräßigen Thieren, eine grössere
Menge von dem dikklichen Wesen (y). Hingegen ver-
mehret sich in den Schwächern die Menge des Salzwas-
sers dergestalt (z), daß zwei Drittheile Blut wässrig wer-
den (a), und mit der Zeit vom Blute weiter nichts, als
ein Salzwasser übrig bleibt (b). Jch habe mit meinen
Augen gesehen, und das öfters, daß in kalten Thieren,
welche durch den Hunger entkräftet waren, und die man
zum Versuche nahm, kaum eine Spur des Roten in
ihren Gefässen zu bemerken war (c), und daß ihre Schlag-
adern leer und die Blutadern schlecht angefüllt schienen.
Man kann nämlich glauben, daß das was leer zu seyn
scheint (d), von einem Flieswasser wieder ausgefüllet wer-
de. So fand man bei einem Menschen, der beinahe
ganz und gar verhungert war, das Blut sehr dünne, und
ganz ausgebleicht (d*). Dahingegen sind die beiderlei
Blutgefässe an muntern Thieren, und die ein überflüßi-
ges Futter geniessen, mit einer Menge Blut angefüllt (e),
und es wird von Natur in diese Gefässe ein so grosser

Ueber-
(x) [Spaltenumbruch] Schwenke S. 38. robin-
son
of food and discharges.

S. 65.
(y) shebbeare Pract. S. 249.
(z) Ebenders. S. 279. Schwenke
S. 38. 171. 172.
(a) Schwenke S. 174.
(b) Lucas schroek Eph. Nat.
[Spaltenumbruch] Cur. Dec. II. Ann. IX. Obs. 211.
quesnai Fievr. T. II.
S. 433.
(c) Exp. 4. 12. 16. 72. 73. 74. 75.
77. 78. 81. 84. 85. 86. 172. 182.
218. 219. 225. 226. 233. du second
Memoir. sur le mouvem. du sang.
(d) Vergl. damit S. 24. 25. 189.
dieses zweiten Memoires.
(d*) kirkland of gangrens.
S. 78.
(e) [Spaltenumbruch] Hie und da, so wie im
Exp 11. und Seite 23. 24.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
und die waͤßrige Entkraͤftung eines Menſchen einen groſ-
ſen Einflus haben.

Je mehr Staͤrke ein Menſch beſizzet, und je naͤher
er der Leibesbeſchaffenheit der alten Ringer koͤmmt, deſto
groͤſſer iſt die Menge des Roten im Blute, deſto ſchnel-
ler neigt ſich das Blut zum gerinnen, und deſto haͤrter
wird die Gerinnung ſelbſt (x). Man findet auch in den
Thieren von warmen Blute, in den Voͤgeln, dem Hun-
de, den wilden fleiſchfraͤßigen Thieren, eine groͤſſere
Menge von dem dikklichen Weſen (y). Hingegen ver-
mehret ſich in den Schwaͤchern die Menge des Salzwaſ-
ſers dergeſtalt (z), daß zwei Drittheile Blut waͤſſrig wer-
den (a), und mit der Zeit vom Blute weiter nichts, als
ein Salzwaſſer uͤbrig bleibt (b). Jch habe mit meinen
Augen geſehen, und das oͤfters, daß in kalten Thieren,
welche durch den Hunger entkraͤftet waren, und die man
zum Verſuche nahm, kaum eine Spur des Roten in
ihren Gefaͤſſen zu bemerken war (c), und daß ihre Schlag-
adern leer und die Blutadern ſchlecht angefuͤllt ſchienen.
Man kann naͤmlich glauben, daß das was leer zu ſeyn
ſcheint (d), von einem Flieswaſſer wieder ausgefuͤllet wer-
de. So fand man bei einem Menſchen, der beinahe
ganz und gar verhungert war, das Blut ſehr duͤnne, und
ganz ausgebleicht (d*). Dahingegen ſind die beiderlei
Blutgefaͤſſe an muntern Thieren, und die ein uͤberfluͤßi-
ges Futter genieſſen, mit einer Menge Blut angefuͤllt (e),
und es wird von Natur in dieſe Gefaͤſſe ein ſo groſſer

Ueber-
(x) [Spaltenumbruch] Schwenke S. 38. robin-
ſon
of food and discharges.

S. 65.
(y) ſhebbeare Pract. S. 249.
(z) Ebenderſ. S. 279. Schwenke
S. 38. 171. 172.
(a) Schwenke S. 174.
(b) Lucas ſchroek Eph. Nat.
[Spaltenumbruch] Cur. Dec. II. Ann. IX. Obſ. 211.
queſnai Fievr. T. II.
S. 433.
(c) Exp. 4. 12. 16. 72. 73. 74. 75.
77. 78. 81. 84. 85. 86. 172. 182.
218. 219. 225. 226. 233. du ſecond
Memoir. ſur le mouvem. du ſang.
(d) Vergl. damit S. 24. 25. 189.
dieſes zweiten Memoires.
(d*) kirkland of gangrens.
S. 78.
(e) [Spaltenumbruch] Hie und da, ſo wie im
Exp 11. und Seite 23. 24.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0096" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
und die wa&#x0364;ßrige Entkra&#x0364;ftung eines Men&#x017F;chen einen gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Einflus haben.</p><lb/>
            <p>Je mehr Sta&#x0364;rke ein Men&#x017F;ch be&#x017F;izzet, und je na&#x0364;her<lb/>
er der Leibesbe&#x017F;chaffenheit der alten Ringer ko&#x0364;mmt, de&#x017F;to<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t die Menge des Roten im Blute, de&#x017F;to &#x017F;chnel-<lb/>
ler neigt &#x017F;ich das Blut zum gerinnen, und de&#x017F;to ha&#x0364;rter<lb/>
wird die Gerinnung &#x017F;elb&#x017F;t <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 38. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">robin-<lb/>
&#x017F;on</hi> of food and discharges.</hi><lb/>
S. 65.</note>. Man findet auch in den<lb/>
Thieren von warmen Blute, in den Vo&#x0364;geln, dem Hun-<lb/>
de, den wilden flei&#x017F;chfra&#x0364;ßigen Thieren, eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Menge von dem dikklichen We&#x017F;en <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;hebbeare</hi> Pract.</hi> S. 249.</note>. Hingegen ver-<lb/>
mehret &#x017F;ich in den Schwa&#x0364;chern die Menge des Salzwa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers derge&#x017F;talt <note place="foot" n="(z)">Ebender&#x017F;. S. 279. <hi rendition="#fr">Schwenke</hi><lb/>
S. 38. 171. 172.</note>, daß zwei Drittheile Blut wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;rig wer-<lb/>
den <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 174.</note>, und mit der Zeit vom Blute weiter nichts, als<lb/>
ein Salzwa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;brig bleibt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Lucas <hi rendition="#k">&#x017F;chroek</hi> Eph. Nat.<lb/><cb/>
Cur. Dec. II. Ann. IX. Ob&#x017F;. 211.<lb/><hi rendition="#k">que&#x017F;nai</hi> Fievr. T. II.</hi> S. 433.</note>. Jch habe mit meinen<lb/>
Augen ge&#x017F;ehen, und das o&#x0364;fters, daß in kalten Thieren,<lb/>
welche durch den Hunger entkra&#x0364;ftet waren, und die man<lb/>
zum Ver&#x017F;uche nahm, kaum eine Spur des Roten in<lb/>
ihren Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu bemerken war <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Exp. 4. 12. 16. 72. 73. 74. 75.<lb/>
77. 78. 81. 84. 85. 86. 172. 182.<lb/>
218. 219. 225. 226. 233. du &#x017F;econd<lb/>
Memoir. &#x017F;ur le mouvem. du &#x017F;ang.</hi></note>, und daß ihre Schlag-<lb/>
adern leer und die Blutadern &#x017F;chlecht angefu&#x0364;llt &#x017F;chienen.<lb/>
Man kann na&#x0364;mlich glauben, daß das was leer zu &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;cheint <note place="foot" n="(d)">Vergl. damit S. 24. 25. 189.<lb/>
die&#x017F;es zweiten Memoires.</note>, von einem Flieswa&#x017F;&#x017F;er wieder ausgefu&#x0364;llet wer-<lb/>
de. So fand man bei einem Men&#x017F;chen, der beinahe<lb/>
ganz und gar verhungert war, das Blut &#x017F;ehr du&#x0364;nne, und<lb/>
ganz ausgebleicht <note place="foot" n="(d*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">kirkland</hi> of gangrens.</hi><lb/>
S. 78.</note>. Dahingegen &#x017F;ind die beiderlei<lb/>
Blutgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an muntern Thieren, und die ein u&#x0364;berflu&#x0364;ßi-<lb/>
ges Futter genie&#x017F;&#x017F;en, mit einer Menge Blut angefu&#x0364;llt <note place="foot" n="(e)"><cb/>
Hie und da, &#x017F;o wie im<lb/><hi rendition="#aq">Exp</hi> 11. und Seite 23. 24.</note>,<lb/>
und es wird von Natur in die&#x017F;e Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ueber-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0096] Fuͤnftes Buch. Das Blut. und die waͤßrige Entkraͤftung eines Menſchen einen groſ- ſen Einflus haben. Je mehr Staͤrke ein Menſch beſizzet, und je naͤher er der Leibesbeſchaffenheit der alten Ringer koͤmmt, deſto groͤſſer iſt die Menge des Roten im Blute, deſto ſchnel- ler neigt ſich das Blut zum gerinnen, und deſto haͤrter wird die Gerinnung ſelbſt (x). Man findet auch in den Thieren von warmen Blute, in den Voͤgeln, dem Hun- de, den wilden fleiſchfraͤßigen Thieren, eine groͤſſere Menge von dem dikklichen Weſen (y). Hingegen ver- mehret ſich in den Schwaͤchern die Menge des Salzwaſ- ſers dergeſtalt (z), daß zwei Drittheile Blut waͤſſrig wer- den (a), und mit der Zeit vom Blute weiter nichts, als ein Salzwaſſer uͤbrig bleibt (b). Jch habe mit meinen Augen geſehen, und das oͤfters, daß in kalten Thieren, welche durch den Hunger entkraͤftet waren, und die man zum Verſuche nahm, kaum eine Spur des Roten in ihren Gefaͤſſen zu bemerken war (c), und daß ihre Schlag- adern leer und die Blutadern ſchlecht angefuͤllt ſchienen. Man kann naͤmlich glauben, daß das was leer zu ſeyn ſcheint (d), von einem Flieswaſſer wieder ausgefuͤllet wer- de. So fand man bei einem Menſchen, der beinahe ganz und gar verhungert war, das Blut ſehr duͤnne, und ganz ausgebleicht (d*). Dahingegen ſind die beiderlei Blutgefaͤſſe an muntern Thieren, und die ein uͤberfluͤßi- ges Futter genieſſen, mit einer Menge Blut angefuͤllt (e), und es wird von Natur in dieſe Gefaͤſſe ein ſo groſſer Ueber- (x) Schwenke S. 38. robin- ſon of food and discharges. S. 65. (y) ſhebbeare Pract. S. 249. (z) Ebenderſ. S. 279. Schwenke S. 38. 171. 172. (a) Schwenke S. 174. (b) Lucas ſchroek Eph. Nat. Cur. Dec. II. Ann. IX. Obſ. 211. queſnai Fievr. T. II. S. 433. (c) Exp. 4. 12. 16. 72. 73. 74. 75. 77. 78. 81. 84. 85. 86. 172. 182. 218. 219. 225. 226. 233. du ſecond Memoir. ſur le mouvem. du ſang. (d) Vergl. damit S. 24. 25. 189. dieſes zweiten Memoires. (d*) kirkland of gangrens. S. 78. (e) Hie und da, ſo wie im Exp 11. und Seite 23. 24.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/96
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/96>, abgerufen am 28.11.2024.