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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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der Verschiedenheit der Säfte.
vom engen Loche zurükkegewiesen wird, und vom Blute
nicht geschieden werden kann.

Es werden also, wie Pitcarne (h) überhaupt rich-
tig urteilt, die zurükkstossende Kräfte unendlichmal zal-
reicher, als der einzige Verstattungsfall seyn müssen.

Diesen Erweis des Pitcarne hat zur Zeit Peter
Anton Michelotti (i), ob er gleich im Ernste kein
Schuzredner von den Sieben und Scheidewegen war,
dennoch, dem Ruhme eines Borells und Willhelmini
zu gefallen, folgendergestalt beantwortet. Es hält die-
ser berümte Mann davor, es könnten zwar Theilchen,
wenn sich der gröste Durchmesser des Theilchen vom grö-
sten Diameter des Loches verirrt hätte, an die Wände
des Porus geworfen werden und nicht mit Gemächlich-
keit durchkommen: allein sie könnten auch, von den
nachfolgenden Theilchen auf den geraden Weg geleitet
werden, und von ihnen eine solche Schwingung erhal-
ten, bis beide Durchmesser aufeinander träfen und sie
dadurch durch den Kanal kommen könnten.

Doch es könnte der Scheidekanal kegelförmig gebaut
seyn, und er ist es in der That in dem Exempel der
farblosen Schlagader, dergleichen in der Traubenhaut
von roten Schlagadern entspringen. Es wird aber der
felerhafte Trieb des voranlaufenden dikkern Theilchen,
in diesem Falle, so wenig im Fortrükken verbessert wer-
den, daß hingegen das Uebel mit dem Fortgange zu-
nimmt, und die Verstattungskräfte um desto kleiner wer-
den, und die Gefar vor das Anprellen auf die Wand
um desto grösser werden mus, je tiefer das mit seinem
Loche niesstimmige Theilchen in den Kanal hinabgestie-
gen ist.

Was
(h) [Spaltenumbruch] Angef. Ort. n. 12.
(i) [Spaltenumbruch] Ebendas. S. 244.
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
vom engen Loche zuruͤkkegewieſen wird, und vom Blute
nicht geſchieden werden kann.

Es werden alſo, wie Pitcarne (h) uͤberhaupt rich-
tig urteilt, die zuruͤkkſtoſſende Kraͤfte unendlichmal zal-
reicher, als der einzige Verſtattungsfall ſeyn muͤſſen.

Dieſen Erweis des Pitcarne hat zur Zeit Peter
Anton Michelotti (i), ob er gleich im Ernſte kein
Schuzredner von den Sieben und Scheidewegen war,
dennoch, dem Ruhme eines Borells und Willhelmini
zu gefallen, folgendergeſtalt beantwortet. Es haͤlt die-
ſer beruͤmte Mann davor, es koͤnnten zwar Theilchen,
wenn ſich der groͤſte Durchmeſſer des Theilchen vom groͤ-
ſten Diameter des Loches verirrt haͤtte, an die Waͤnde
des Porus geworfen werden und nicht mit Gemaͤchlich-
keit durchkommen: allein ſie koͤnnten auch, von den
nachfolgenden Theilchen auf den geraden Weg geleitet
werden, und von ihnen eine ſolche Schwingung erhal-
ten, bis beide Durchmeſſer aufeinander traͤfen und ſie
dadurch durch den Kanal kommen koͤnnten.

Doch es koͤnnte der Scheidekanal kegelfoͤrmig gebaut
ſeyn, und er iſt es in der That in dem Exempel der
farbloſen Schlagader, dergleichen in der Traubenhaut
von roten Schlagadern entſpringen. Es wird aber der
felerhafte Trieb des voranlaufenden dikkern Theilchen,
in dieſem Falle, ſo wenig im Fortruͤkken verbeſſert wer-
den, daß hingegen das Uebel mit dem Fortgange zu-
nimmt, und die Verſtattungskraͤfte um deſto kleiner wer-
den, und die Gefar vor das Anprellen auf die Wand
um deſto groͤſſer werden mus, je tiefer das mit ſeinem
Loche niesſtimmige Theilchen in den Kanal hinabgeſtie-
gen iſt.

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(h) [Spaltenumbruch] Angef. Ort. n. 12.
(i) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. S. 244.
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[771/0791] der Verſchiedenheit der Saͤfte. vom engen Loche zuruͤkkegewieſen wird, und vom Blute nicht geſchieden werden kann. Es werden alſo, wie Pitcarne (h) uͤberhaupt rich- tig urteilt, die zuruͤkkſtoſſende Kraͤfte unendlichmal zal- reicher, als der einzige Verſtattungsfall ſeyn muͤſſen. Dieſen Erweis des Pitcarne hat zur Zeit Peter Anton Michelotti (i), ob er gleich im Ernſte kein Schuzredner von den Sieben und Scheidewegen war, dennoch, dem Ruhme eines Borells und Willhelmini zu gefallen, folgendergeſtalt beantwortet. Es haͤlt die- ſer beruͤmte Mann davor, es koͤnnten zwar Theilchen, wenn ſich der groͤſte Durchmeſſer des Theilchen vom groͤ- ſten Diameter des Loches verirrt haͤtte, an die Waͤnde des Porus geworfen werden und nicht mit Gemaͤchlich- keit durchkommen: allein ſie koͤnnten auch, von den nachfolgenden Theilchen auf den geraden Weg geleitet werden, und von ihnen eine ſolche Schwingung erhal- ten, bis beide Durchmeſſer aufeinander traͤfen und ſie dadurch durch den Kanal kommen koͤnnten. Doch es koͤnnte der Scheidekanal kegelfoͤrmig gebaut ſeyn, und er iſt es in der That in dem Exempel der farbloſen Schlagader, dergleichen in der Traubenhaut von roten Schlagadern entſpringen. Es wird aber der felerhafte Trieb des voranlaufenden dikkern Theilchen, in dieſem Falle, ſo wenig im Fortruͤkken verbeſſert wer- den, daß hingegen das Uebel mit dem Fortgange zu- nimmt, und die Verſtattungskraͤfte um deſto kleiner wer- den, und die Gefar vor das Anprellen auf die Wand um deſto groͤſſer werden mus, je tiefer das mit ſeinem Loche niesſtimmige Theilchen in den Kanal hinabgeſtie- gen iſt. Was (h) Angef. Ort. n. 12. (i) Ebendaſ. S. 244. C c c 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/791>, abgerufen am 22.11.2024.