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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Siebendes Buch. Die Ursachen
schläge erweicht, oder durch Bähungen, statt des
Schleims, Geblüte aus. Da |dieses Fruchtbehältnis in
Frauen, die bereits viele Kinder an die Welt gebracht
haben, schon viel weicher ist, so sondert es, anstatt dieses
dünnen Schleims, eine Menge weissen und milchigen
Saftes ab. Trokne Wundenlefzen geben ein dünnes
Flieswasser von sich, erweicht man sie hingegen durch
Wärme und durch lauliche Umschläge, oder erweichende
Pflaster, so schwizzen sie einen dikken Eiter aus. Es
kann die Abnehmung eines Gliedes hier zum Exempel
dienen; wenn diese vorgenommen worden, so tröpfelt
den vierten oder fünften Tag aus dem Aderstamme ein
dünnes Salzwasser heraus; den sechsten, siebenten, oder
achten folgt ein aufgelöstes, ungekochtes Fett; etwas
später, ein wirklicher und dikker Eiter (z*). Es könnte
fast das Ansehn bekommen, daß dünne Säfte mittelst
dichter Absondrungsgefässe, dikke Säfte hingegen mit-
telst weicher Gefässe abgesondert werden.

Die Analogie findet ebenfals auch am menschlichen
Körper statt. Es bestehen die harnfürenden Wege in
den Nieren (a) aus einem sehr derben Fleische: befinden
sie sich in gesundem Zustande, so öffnen sie sich einem
Wasser, welches mit einer schwerwichtigen Erde innigst
vermischt ist. Es sind die Fettsäkchen ganz lokker, und
so sind auch, nach den anatomischen Versuchen, die
Wege von den Schlagadern nach diesen Säkkchen von
losem Gewebe: folglich begiebt sich das glatte Fett in
diese Gegenden, und es folget das dikkste Blut leicht nach.

Wir haben aber auch an den Auswurfsgefässen des
Saamens, der Gebärmutter und an der zottigen
Darmhaut, die verschiedne Dichtheiten gezeiget, und
eben dieser Unterscheid findet auch an den Schlag-

adern
(z*) [Spaltenumbruch] bagieu de amputat. S.
405.
(a) [Spaltenumbruch] Wie wir solches an seinem
Orte zeigen wollen.

Siebendes Buch. Die Urſachen
ſchlaͤge erweicht, oder durch Baͤhungen, ſtatt des
Schleims, Gebluͤte aus. Da |dieſes Fruchtbehaͤltnis in
Frauen, die bereits viele Kinder an die Welt gebracht
haben, ſchon viel weicher iſt, ſo ſondert es, anſtatt dieſes
duͤnnen Schleims, eine Menge weiſſen und milchigen
Saftes ab. Trokne Wundenlefzen geben ein duͤnnes
Flieswaſſer von ſich, erweicht man ſie hingegen durch
Waͤrme und durch lauliche Umſchlaͤge, oder erweichende
Pflaſter, ſo ſchwizzen ſie einen dikken Eiter aus. Es
kann die Abnehmung eines Gliedes hier zum Exempel
dienen; wenn dieſe vorgenommen worden, ſo troͤpfelt
den vierten oder fuͤnften Tag aus dem Aderſtamme ein
duͤnnes Salzwaſſer heraus; den ſechſten, ſiebenten, oder
achten folgt ein aufgeloͤſtes, ungekochtes Fett; etwas
ſpaͤter, ein wirklicher und dikker Eiter (z*). Es koͤnnte
faſt das Anſehn bekommen, daß duͤnne Saͤfte mittelſt
dichter Abſondrungsgefaͤſſe, dikke Saͤfte hingegen mit-
telſt weicher Gefaͤſſe abgeſondert werden.

Die Analogie findet ebenfals auch am menſchlichen
Koͤrper ſtatt. Es beſtehen die harnfuͤrenden Wege in
den Nieren (a) aus einem ſehr derben Fleiſche: befinden
ſie ſich in geſundem Zuſtande, ſo oͤffnen ſie ſich einem
Waſſer, welches mit einer ſchwerwichtigen Erde innigſt
vermiſcht iſt. Es ſind die Fettſaͤkchen ganz lokker, und
ſo ſind auch, nach den anatomiſchen Verſuchen, die
Wege von den Schlagadern nach dieſen Saͤkkchen von
loſem Gewebe: folglich begiebt ſich das glatte Fett in
dieſe Gegenden, und es folget das dikkſte Blut leicht nach.

Wir haben aber auch an den Auswurfsgefaͤſſen des
Saamens, der Gebaͤrmutter und an der zottigen
Darmhaut, die verſchiedne Dichtheiten gezeiget, und
eben dieſer Unterſcheid findet auch an den Schlag-

adern
(z*) [Spaltenumbruch] bagieu de amputat. S.
405.
(a) [Spaltenumbruch] Wie wir ſolches an ſeinem
Orte zeigen wollen.
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[712/0732] Siebendes Buch. Die Urſachen ſchlaͤge erweicht, oder durch Baͤhungen, ſtatt des Schleims, Gebluͤte aus. Da |dieſes Fruchtbehaͤltnis in Frauen, die bereits viele Kinder an die Welt gebracht haben, ſchon viel weicher iſt, ſo ſondert es, anſtatt dieſes duͤnnen Schleims, eine Menge weiſſen und milchigen Saftes ab. Trokne Wundenlefzen geben ein duͤnnes Flieswaſſer von ſich, erweicht man ſie hingegen durch Waͤrme und durch lauliche Umſchlaͤge, oder erweichende Pflaſter, ſo ſchwizzen ſie einen dikken Eiter aus. Es kann die Abnehmung eines Gliedes hier zum Exempel dienen; wenn dieſe vorgenommen worden, ſo troͤpfelt den vierten oder fuͤnften Tag aus dem Aderſtamme ein duͤnnes Salzwaſſer heraus; den ſechſten, ſiebenten, oder achten folgt ein aufgeloͤſtes, ungekochtes Fett; etwas ſpaͤter, ein wirklicher und dikker Eiter (z*). Es koͤnnte faſt das Anſehn bekommen, daß duͤnne Saͤfte mittelſt dichter Abſondrungsgefaͤſſe, dikke Saͤfte hingegen mit- telſt weicher Gefaͤſſe abgeſondert werden. Die Analogie findet ebenfals auch am menſchlichen Koͤrper ſtatt. Es beſtehen die harnfuͤrenden Wege in den Nieren (a) aus einem ſehr derben Fleiſche: befinden ſie ſich in geſundem Zuſtande, ſo oͤffnen ſie ſich einem Waſſer, welches mit einer ſchwerwichtigen Erde innigſt vermiſcht iſt. Es ſind die Fettſaͤkchen ganz lokker, und ſo ſind auch, nach den anatomiſchen Verſuchen, die Wege von den Schlagadern nach dieſen Saͤkkchen von loſem Gewebe: folglich begiebt ſich das glatte Fett in dieſe Gegenden, und es folget das dikkſte Blut leicht nach. Wir haben aber auch an den Auswurfsgefaͤſſen des Saamens, der Gebaͤrmutter und an der zottigen Darmhaut, die verſchiedne Dichtheiten gezeiget, und eben dieſer Unterſcheid findet auch an den Schlag- adern (z*) bagieu de amputat. S. 405. (a) Wie wir ſolches an ſeinem Orte zeigen wollen.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/732>, abgerufen am 25.11.2024.