Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verschiedenheit der Säfte.
schiednen Säfte zu erklären, welches unter andern eine
Sache Willhelms Cokburne war (x). George Chey-
ne
(y), Bartholomäus Boschatti (z), und andre richte-
ten ihr Augenmerk auf die Durchmesser der absondern-
den Gefässe, bei dem Verhältnisse der Geschwindigkeit.

§. 6.
Ursachen der verschiednen Absonderung in Ab-
sicht auf die Durchseiher selbst.
1. Die Beschaffenheit der Schlagäderchen
in dem Werkzeuge.

Die Natur hat mehr als einen Weg eingeschlagen,
um die Absonderung der verschiednen Säfte zu Stande
zu bringen: einige davon erraten wir durch Mutmas-
sungen, andre bestätigt uns das Zeugnis unsrer Augen.
Jch rechne also hieher die verschiedne Nezzwerke der Ge-
fässe, die verschiedne Oefnungen der scheidenden Mün-
dungen, die Festigkeit der Ausfürungsgänge, welche
nicht aller Orten gleich ist, die starke oder schwache Reiz-
barkeit des absondernden Werkzeuges, die Kürze, oder
die Länge der Kanäle, die den geschiednen Saft in Em-
fang nehmen, ferner die gerade Ausstrekkung, oder die
Krümmungen, die Bläschen, in welche die Natur den
geschiednen Saft ausgisset, die Kräfte dieser Bläschen
den Saft anzuhalten, oder zu entlassen, das Wiederein-
saugen der Blutadern, und die Vermischung verschied-
ner Säfte unter einander. Alles dieses lässet sich wieder
von neuem auf vielfache Weise zusammensezzen, und
verbinden. Und wir dörfen nicht daran gedenken, die
Reichtümer der Natur zu erschöpfen, indem in dem in-
nersten Gebäude noch vieles verborgen seyn kann, wel-
ches unsrem Forschen auf ewig entwischt.

Billig
(x) [Spaltenumbruch] Oeconom. anim.
(y) Theory S. 69. Philos. prin-
cip. of relig.
S. 297.
(z) [Spaltenumbruch] De salivatio. art. 3. am
Ende.

der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchiednen Saͤfte zu erklaͤren, welches unter andern eine
Sache Willhelms Cokburne war (x). George Chey-
ne
(y), Bartholomaͤus Boſchatti (z), und andre richte-
ten ihr Augenmerk auf die Durchmeſſer der abſondern-
den Gefaͤſſe, bei dem Verhaͤltniſſe der Geſchwindigkeit.

§. 6.
Urſachen der verſchiednen Abſonderung in Ab-
ſicht auf die Durchſeiher ſelbſt.
1. Die Beſchaffenheit der Schlagaͤderchen
in dem Werkzeuge.

Die Natur hat mehr als einen Weg eingeſchlagen,
um die Abſonderung der verſchiednen Saͤfte zu Stande
zu bringen: einige davon erraten wir durch Mutmaſ-
ſungen, andre beſtaͤtigt uns das Zeugnis unſrer Augen.
Jch rechne alſo hieher die verſchiedne Nezzwerke der Ge-
faͤſſe, die verſchiedne Oefnungen der ſcheidenden Muͤn-
dungen, die Feſtigkeit der Ausfuͤrungsgaͤnge, welche
nicht aller Orten gleich iſt, die ſtarke oder ſchwache Reiz-
barkeit des abſondernden Werkzeuges, die Kuͤrze, oder
die Laͤnge der Kanaͤle, die den geſchiednen Saft in Em-
fang nehmen, ferner die gerade Ausſtrekkung, oder die
Kruͤmmungen, die Blaͤschen, in welche die Natur den
geſchiednen Saft ausgiſſet, die Kraͤfte dieſer Blaͤschen
den Saft anzuhalten, oder zu entlaſſen, das Wiederein-
ſaugen der Blutadern, und die Vermiſchung verſchied-
ner Saͤfte unter einander. Alles dieſes laͤſſet ſich wieder
von neuem auf vielfache Weiſe zuſammenſezzen, und
verbinden. Und wir doͤrfen nicht daran gedenken, die
Reichtuͤmer der Natur zu erſchoͤpfen, indem in dem in-
nerſten Gebaͤude noch vieles verborgen ſeyn kann, wel-
ches unſrem Forſchen auf ewig entwiſcht.

Billig
(x) [Spaltenumbruch] Oeconom. anim.
(y) Theory S. 69. Philoſ. prin-
cip. of relig.
S. 297.
(z) [Spaltenumbruch] De ſalivatio. art. 3. am
Ende.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0707" n="687"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ver&#x017F;chiedenheit der Sa&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chiednen Sa&#x0364;fte zu erkla&#x0364;ren, welches unter andern eine<lb/>
Sache Willhelms <hi rendition="#fr">Cokburne</hi> war <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">Oeconom. anim.</hi></note>. George <hi rendition="#fr">Chey-<lb/>
ne</hi> <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Theory</hi> S. 69. <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. prin-<lb/>
cip. of relig.</hi> S. 297.</note>, Bartholoma&#x0364;us <hi rendition="#fr">Bo&#x017F;chatti</hi> <note place="foot" n="(z)"><cb/><hi rendition="#aq">De &#x017F;alivatio. art.</hi> 3. am<lb/>
Ende.</note>, und andre richte-<lb/>
ten ihr Augenmerk auf die Durchme&#x017F;&#x017F;er der ab&#x017F;ondern-<lb/>
den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, bei dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Ge&#x017F;chwindigkeit.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.<lb/>
Ur&#x017F;achen der ver&#x017F;chiednen Ab&#x017F;onderung in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf die Durch&#x017F;eiher &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
1. Die Be&#x017F;chaffenheit der Schlaga&#x0364;derchen<lb/>
in dem Werkzeuge.</head><lb/>
            <p>Die Natur hat mehr als einen Weg einge&#x017F;chlagen,<lb/>
um die Ab&#x017F;onderung der ver&#x017F;chiednen Sa&#x0364;fte zu Stande<lb/>
zu bringen: einige davon erraten wir durch Mutma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ungen, andre be&#x017F;ta&#x0364;tigt uns das Zeugnis un&#x017F;rer Augen.<lb/>
Jch rechne al&#x017F;o hieher die ver&#x017F;chiedne Nezzwerke der Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die ver&#x017F;chiedne Oefnungen der &#x017F;cheidenden Mu&#x0364;n-<lb/>
dungen, die Fe&#x017F;tigkeit der Ausfu&#x0364;rungsga&#x0364;nge, welche<lb/>
nicht aller Orten gleich i&#x017F;t, die &#x017F;tarke oder &#x017F;chwache Reiz-<lb/>
barkeit des ab&#x017F;ondernden Werkzeuges, die Ku&#x0364;rze, oder<lb/>
die La&#x0364;nge der Kana&#x0364;le, die den ge&#x017F;chiednen Saft in Em-<lb/>
fang nehmen, ferner die gerade Aus&#x017F;trekkung, oder die<lb/>
Kru&#x0364;mmungen, die Bla&#x0364;schen, in welche die Natur den<lb/>
ge&#x017F;chiednen Saft ausgi&#x017F;&#x017F;et, die Kra&#x0364;fte die&#x017F;er Bla&#x0364;schen<lb/>
den Saft anzuhalten, oder zu entla&#x017F;&#x017F;en, das Wiederein-<lb/>
&#x017F;augen der Blutadern, und die Vermi&#x017F;chung ver&#x017F;chied-<lb/>
ner Sa&#x0364;fte unter einander. Alles die&#x017F;es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich wieder<lb/>
von neuem auf vielfache Wei&#x017F;e zu&#x017F;ammen&#x017F;ezzen, und<lb/>
verbinden. Und wir do&#x0364;rfen nicht daran gedenken, die<lb/>
Reichtu&#x0364;mer der Natur zu er&#x017F;cho&#x0364;pfen, indem in dem in-<lb/>
ner&#x017F;ten Geba&#x0364;ude noch vieles verborgen &#x017F;eyn kann, wel-<lb/>
ches un&#x017F;rem For&#x017F;chen auf ewig entwi&#x017F;cht.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Billig</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[687/0707] der Verſchiedenheit der Saͤfte. ſchiednen Saͤfte zu erklaͤren, welches unter andern eine Sache Willhelms Cokburne war (x). George Chey- ne (y), Bartholomaͤus Boſchatti (z), und andre richte- ten ihr Augenmerk auf die Durchmeſſer der abſondern- den Gefaͤſſe, bei dem Verhaͤltniſſe der Geſchwindigkeit. §. 6. Urſachen der verſchiednen Abſonderung in Ab- ſicht auf die Durchſeiher ſelbſt. 1. Die Beſchaffenheit der Schlagaͤderchen in dem Werkzeuge. Die Natur hat mehr als einen Weg eingeſchlagen, um die Abſonderung der verſchiednen Saͤfte zu Stande zu bringen: einige davon erraten wir durch Mutmaſ- ſungen, andre beſtaͤtigt uns das Zeugnis unſrer Augen. Jch rechne alſo hieher die verſchiedne Nezzwerke der Ge- faͤſſe, die verſchiedne Oefnungen der ſcheidenden Muͤn- dungen, die Feſtigkeit der Ausfuͤrungsgaͤnge, welche nicht aller Orten gleich iſt, die ſtarke oder ſchwache Reiz- barkeit des abſondernden Werkzeuges, die Kuͤrze, oder die Laͤnge der Kanaͤle, die den geſchiednen Saft in Em- fang nehmen, ferner die gerade Ausſtrekkung, oder die Kruͤmmungen, die Blaͤschen, in welche die Natur den geſchiednen Saft ausgiſſet, die Kraͤfte dieſer Blaͤschen den Saft anzuhalten, oder zu entlaſſen, das Wiederein- ſaugen der Blutadern, und die Vermiſchung verſchied- ner Saͤfte unter einander. Alles dieſes laͤſſet ſich wieder von neuem auf vielfache Weiſe zuſammenſezzen, und verbinden. Und wir doͤrfen nicht daran gedenken, die Reichtuͤmer der Natur zu erſchoͤpfen, indem in dem in- nerſten Gebaͤude noch vieles verborgen ſeyn kann, wel- ches unſrem Forſchen auf ewig entwiſcht. Billig (x) Oeconom. anim. (y) Theory S. 69. Philoſ. prin- cip. of relig. S. 297. (z) De ſalivatio. art. 3. am Ende.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/707
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/707>, abgerufen am 20.11.2024.