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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Das Rothe darinnen.
Graden erwärmte Badstuben der türkischen Bäder be-
suchte, und von den heissesten in die kalte Luft zurückkam,
daß ihm diese Stuben, die ihm anfangs, als er das
erstemal aus der freien Luft in diese Bäder trat äusserst
heis vorgekommen waren, nunmehro kalt vorgekom-
men (i*).

Vielweniger ist das wahr, daß die Meervögel (k),
oder die Jgel (l), welches doch Thiere sind, die eine der
menschlichen ähnliche Lunge bekommen haben, ein kaltes
Blut hätten. Wofern diese Sagen irgens durch einen
Versuch veranlasset worden sind, so mag man vielleicht
ein dergleichen von Kälte oder Schlummer eingeschläfer-
tes Thier geöfnet haben (m), so wie in der That das Blut
in dem Murmelthiere, so lange dieses sich in seinem
Winterlager aufhält, dem Frieren unterworfen ist. Jm
Sommer habe ich in den Jgeln, die ich aufgeschnitten,
das Blut warm gefunden, und man hat von berühmten
Männern einstimmige Berichte aufzuzeigen (n).

Was nun die Fische betrift, welche ihre sogenannte
Fischohren (Fischlungen) bewegen, so ist in diesen das
Blut, um einen einzigen (o), um anderthalb (p), und so
gar um sieben Graden des Farenheitschen Thermometers
wärmer, als das Wasser, worinnen sie leben: und das
Blut des Frosches (q) und der Meerschildkröte (r) um
fünf Grade. Auch die Natter ist nach dem Tode kälter,
als da sie noch lebte (s). Endlich so erzeugen Jnsekten,

welche
(i*) [Spaltenumbruch] Du hamel de corp. anim.
L. I.
(k) Daß es in der That warm
sei, hat Andry, vom Vogel ma-
creuse,
dessen Blut man vor so
kalt ausgab, daß man ihn als einen
Fisch ansehen, und in den vierzig-
tägigen Fasten unter die Speisen
rechnen können, gezeigt. Des alim.
de careme
S. 413.
(l) schrader Decad. III. obs. 3.
da das Herz hüpfte. blas Anat.
S. 64. tyson beim birch T. IV.
[Spaltenumbruch] S. 258. und vom Siamerigel
tachard Voyage de Siam T. II.
S. 251.
(m) Diese Muthmassung hatte
bereits lister de humor. S. 104.
(n) lister ang. Ort. tancre-
dvs
Robinson Ep. posth.
an den Ray.
Lancis ang. Ort. S. 38.
(o) martine Ess. S. 331. 332.
(p) kraft Phys. theoret. S. 293.
(q) Ebenders ebendas.
(r) Martine S. 332.
(s) woodward Supplem. S. 88.

Das Rothe darinnen.
Graden erwaͤrmte Badſtuben der tuͤrkiſchen Baͤder be-
ſuchte, und von den heiſſeſten in die kalte Luft zuruͤckkam,
daß ihm dieſe Stuben, die ihm anfangs, als er das
erſtemal aus der freien Luft in dieſe Baͤder trat aͤuſſerſt
heis vorgekommen waren, nunmehro kalt vorgekom-
men (i*).

Vielweniger iſt das wahr, daß die Meervoͤgel (k),
oder die Jgel (l), welches doch Thiere ſind, die eine der
menſchlichen aͤhnliche Lunge bekommen haben, ein kaltes
Blut haͤtten. Wofern dieſe Sagen irgens durch einen
Verſuch veranlaſſet worden ſind, ſo mag man vielleicht
ein dergleichen von Kaͤlte oder Schlummer eingeſchlaͤfer-
tes Thier geoͤfnet haben (m), ſo wie in der That das Blut
in dem Murmelthiere, ſo lange dieſes ſich in ſeinem
Winterlager aufhaͤlt, dem Frieren unterworfen iſt. Jm
Sommer habe ich in den Jgeln, die ich aufgeſchnitten,
das Blut warm gefunden, und man hat von beruͤhmten
Maͤnnern einſtimmige Berichte aufzuzeigen (n).

Was nun die Fiſche betrift, welche ihre ſogenannte
Fiſchohren (Fiſchlungen) bewegen, ſo iſt in dieſen das
Blut, um einen einzigen (o), um anderthalb (p), und ſo
gar um ſieben Graden des Farenheitſchen Thermometers
waͤrmer, als das Waſſer, worinnen ſie leben: und das
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fuͤnf Grade. Auch die Natter iſt nach dem Tode kaͤlter,
als da ſie noch lebte (s). Endlich ſo erzeugen Jnſekten,

welche
(i*) [Spaltenumbruch] Du hamel de corp. anim.
L. I.
(k) Daß es in der That warm
ſei, hat Andry, vom Vogel ma-
creuſe,
deſſen Blut man vor ſo
kalt ausgab, daß man ihn als einen
Fiſch anſehen, und in den vierzig-
taͤgigen Faſten unter die Speiſen
rechnen koͤnnen, gezeigt. Des alim.
de careme
S. 413.
(l) ſchrader Decad. III. obſ. 3.
da das Herz huͤpfte. blaſ Anat.
S. 64. tyſon beim birch T. IV.
[Spaltenumbruch] S. 258. und vom Siamerigel
tachard Voyage de Siam T. II.
S. 251.
(m) Dieſe Muthmaſſung hatte
bereits liſter de humor. S. 104.
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Robinſon Ep. poſth.
an den Ray.
Lancis ang. Ort. S. 38.
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[47/0067] Das Rothe darinnen. Graden erwaͤrmte Badſtuben der tuͤrkiſchen Baͤder be- ſuchte, und von den heiſſeſten in die kalte Luft zuruͤckkam, daß ihm dieſe Stuben, die ihm anfangs, als er das erſtemal aus der freien Luft in dieſe Baͤder trat aͤuſſerſt heis vorgekommen waren, nunmehro kalt vorgekom- men (i*). Vielweniger iſt das wahr, daß die Meervoͤgel (k), oder die Jgel (l), welches doch Thiere ſind, die eine der menſchlichen aͤhnliche Lunge bekommen haben, ein kaltes Blut haͤtten. Wofern dieſe Sagen irgens durch einen Verſuch veranlaſſet worden ſind, ſo mag man vielleicht ein dergleichen von Kaͤlte oder Schlummer eingeſchlaͤfer- tes Thier geoͤfnet haben (m), ſo wie in der That das Blut in dem Murmelthiere, ſo lange dieſes ſich in ſeinem Winterlager aufhaͤlt, dem Frieren unterworfen iſt. Jm Sommer habe ich in den Jgeln, die ich aufgeſchnitten, das Blut warm gefunden, und man hat von beruͤhmten Maͤnnern einſtimmige Berichte aufzuzeigen (n). Was nun die Fiſche betrift, welche ihre ſogenannte Fiſchohren (Fiſchlungen) bewegen, ſo iſt in dieſen das Blut, um einen einzigen (o), um anderthalb (p), und ſo gar um ſieben Graden des Farenheitſchen Thermometers waͤrmer, als das Waſſer, worinnen ſie leben: und das Blut des Froſches (q) und der Meerſchildkroͤte (r) um fuͤnf Grade. Auch die Natter iſt nach dem Tode kaͤlter, als da ſie noch lebte (s). Endlich ſo erzeugen Jnſekten, welche (i*) Du hamel de corp. anim. L. I. (k) Daß es in der That warm ſei, hat Andry, vom Vogel ma- creuſe, deſſen Blut man vor ſo kalt ausgab, daß man ihn als einen Fiſch anſehen, und in den vierzig- taͤgigen Faſten unter die Speiſen rechnen koͤnnen, gezeigt. Des alim. de careme S. 413. (l) ſchrader Decad. III. obſ. 3. da das Herz huͤpfte. blaſ Anat. S. 64. tyſon beim birch T. IV. S. 258. und vom Siamerigel tachard Voyage de Siam T. II. S. 251. (m) Dieſe Muthmaſſung hatte bereits liſter de humor. S. 104. (n) liſter ang. Ort. tancre- dvſ Robinſon Ep. poſth. an den Ray. Lancis ang. Ort. S. 38. (o) martine Eſſ. S. 331. 332. (p) kraft Phyſ. theoret. S. 293. (q) Ebenderſ ebendaſ. (r) Martine S. 332. (s) woodward Supplem. S. 88.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/67>, abgerufen am 26.11.2024.