Doch wenn man überhaupt sagen soll, was an der Sache sey, so sind allerdings die meresten Ausfürungs- gänge, auch an ihren kleinsten Würzelchen, aller Orten glatt, wovon vor andern die Nieren, die Speichelgänge und der ganze Gekrösegang ein Beispiel geben, indem der lezte so gleich die nezzförmige Beschaffenheit ablegt, sobald er den gemeinschaftlichen Gallengang verläst. Man kan ferner an eben der Niere mit Augen sehen, wie der Weg von den roten Schlagäderchen in die harn- fürende Gänge in einem Stükke fortgeht, und sich end- lich die zottige Form mit der Natur eines wäßrigen und schnell bewegten Saftes schlecht verträgt, indem von neuem, der (o) durch die sehr kleine Mündung des ausdünstenden Flokkchen in einem weiten Auswurfsgang fallende Saft, von seiner Geschwindigkeit so viel ver- liert, als das Loch des Flokkchen enger als die Oefnung des Kanals ist.
Jch übergehe die subtilere Einteilung des Vieus- sens(p), welcher drei Arten von Ausfürungsgängen macht, darunter einige aus Schlagadern entstehen, und in Blutadern eingefügt werden, und das sind die Fettgän- ge, Flieswasserschlagader- und Flieswasserblutadergänge: andere kämen aus flieswasserschlagaderhaften Gefässen hervor, als der Gekrösegang: noch andre entstünden aus der zwoten Klasse, z. E. die Nervenröhren. Es scheint nämlich der vortrefliche Mann die Gefässe der kleineren Ordnungen vor Augen gehabt zu haben.
Eben so bildete sich auch der berümte J. Daniel Kuntsche(q), welcher aus der Schule des G. Erhard Hambergers war, ein, daß das äusserste absondernde Gefäs die inwendige Fläche eines ausfürenden Gefässes
um-
[Spaltenumbruch]Thom. morgan Philosoph. prin- cip. S. 172. bergier in einer be- sondern Streitschrift, die er im Jare 1701. zu Paris herausge- geben.
(o)[Spaltenumbruch]
Vorhergeh. 13. §.
(p)Tr. des liqueurs. S. 129. 130.
(q)De secretion. in genere. n. 36.
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Doch wenn man uͤberhaupt ſagen ſoll, was an der Sache ſey, ſo ſind allerdings die mereſten Ausfuͤrungs- gaͤnge, auch an ihren kleinſten Wuͤrzelchen, aller Orten glatt, wovon vor andern die Nieren, die Speichelgaͤnge und der ganze Gekroͤſegang ein Beiſpiel geben, indem der lezte ſo gleich die nezzfoͤrmige Beſchaffenheit ablegt, ſobald er den gemeinſchaftlichen Gallengang verlaͤſt. Man kan ferner an eben der Niere mit Augen ſehen, wie der Weg von den roten Schlagaͤderchen in die harn- fuͤrende Gaͤnge in einem Stuͤkke fortgeht, und ſich end- lich die zottige Form mit der Natur eines waͤßrigen und ſchnell bewegten Saftes ſchlecht vertraͤgt, indem von neuem, der (o) durch die ſehr kleine Muͤndung des ausduͤnſtenden Flokkchen in einem weiten Auswurfsgang fallende Saft, von ſeiner Geſchwindigkeit ſo viel ver- liert, als das Loch des Flokkchen enger als die Oefnung des Kanals iſt.
Jch uͤbergehe die ſubtilere Einteilung des Vieuſ- ſens(p), welcher drei Arten von Ausfuͤrungsgaͤngen macht, darunter einige aus Schlagadern entſtehen, und in Blutadern eingefuͤgt werden, und das ſind die Fettgaͤn- ge, Flieswaſſerſchlagader- und Flieswaſſerblutadergaͤnge: andere kaͤmen aus flieswaſſerſchlagaderhaften Gefaͤſſen hervor, als der Gekroͤſegang: noch andre entſtuͤnden aus der zwoten Klaſſe, z. E. die Nervenroͤhren. Es ſcheint naͤmlich der vortrefliche Mann die Gefaͤſſe der kleineren Ordnungen vor Augen gehabt zu haben.
Eben ſo bildete ſich auch der beruͤmte J. Daniel Kuntſche(q), welcher aus der Schule des G. Erhard Hambergers war, ein, daß das aͤuſſerſte abſondernde Gefaͤs die inwendige Flaͤche eines ausfuͤrenden Gefaͤſſes
um-
[Spaltenumbruch]Thom. morgan Philoſoph. prin- cip. S. 172. bergier in einer be- ſondern Streitſchrift, die er im Jare 1701. zu Paris herausge- geben.
(o)[Spaltenumbruch]
Vorhergeh. 13. §.
(p)Tr. des liqueurs. S. 129. 130.
(q)De ſecretion. in genere. n. 36.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0664"n="644"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Abſonderung.</hi></fw><lb/><p>Doch wenn man uͤberhaupt ſagen ſoll, was an der<lb/>
Sache ſey, ſo ſind allerdings die mereſten Ausfuͤrungs-<lb/>
gaͤnge, auch an ihren kleinſten Wuͤrzelchen, aller Orten<lb/>
glatt, wovon vor andern die Nieren, die Speichelgaͤnge<lb/>
und der ganze Gekroͤſegang ein Beiſpiel geben, indem<lb/>
der lezte ſo gleich die nezzfoͤrmige Beſchaffenheit ablegt,<lb/>ſobald er den gemeinſchaftlichen Gallengang verlaͤſt.<lb/>
Man kan ferner an eben der Niere mit Augen ſehen,<lb/>
wie der Weg von den roten Schlagaͤderchen in die harn-<lb/>
fuͤrende Gaͤnge in einem Stuͤkke fortgeht, und ſich end-<lb/>
lich die zottige Form mit der Natur eines waͤßrigen<lb/>
und ſchnell bewegten Saftes ſchlecht vertraͤgt, indem<lb/>
von neuem, der <noteplace="foot"n="(o)"><cb/>
Vorhergeh. 13. §.</note> durch die ſehr kleine Muͤndung des<lb/>
ausduͤnſtenden Flokkchen in einem weiten Auswurfsgang<lb/>
fallende Saft, von ſeiner Geſchwindigkeit ſo viel ver-<lb/>
liert, als das Loch des Flokkchen enger als die Oefnung<lb/>
des Kanals iſt.</p><lb/><p>Jch uͤbergehe die ſubtilere Einteilung des <hirendition="#fr">Vieuſ-<lb/>ſens</hi><noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">Tr. des liqueurs.</hi> S. 129.<lb/>
130.</note>, welcher drei Arten von Ausfuͤrungsgaͤngen<lb/>
macht, darunter einige aus Schlagadern entſtehen, und<lb/>
in Blutadern eingefuͤgt werden, und das ſind die Fettgaͤn-<lb/>
ge, Flieswaſſerſchlagader- und Flieswaſſerblutadergaͤnge:<lb/>
andere kaͤmen aus flieswaſſerſchlagaderhaften Gefaͤſſen<lb/>
hervor, als der Gekroͤſegang: noch andre entſtuͤnden<lb/>
aus der zwoten Klaſſe, z. E. die Nervenroͤhren. Es<lb/>ſcheint naͤmlich der vortrefliche Mann die Gefaͤſſe der<lb/>
kleineren Ordnungen vor Augen gehabt zu haben.</p><lb/><p>Eben ſo bildete ſich auch der beruͤmte J. Daniel<lb/><hirendition="#fr">Kuntſche</hi><noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">De ſecretion. in genere. n.</hi><lb/>
36.</note>, welcher aus der Schule des G. Erhard<lb/><hirendition="#fr">Hambergers</hi> war, ein, daß das aͤuſſerſte abſondernde<lb/>
Gefaͤs die inwendige Flaͤche eines ausfuͤrenden Gefaͤſſes<lb/><fwplace="bottom"type="catch">um-</fw><lb/><notexml:id="seg2pn_23_2"prev="#seg2pn_23_1"place="foot"n="(i)"><cb/><hirendition="#aq">Thom. <hirendition="#k">morgan</hi> Philoſoph. prin-<lb/>
cip.</hi> S. 172. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">bergier</hi></hi> in einer be-<lb/>ſondern Streitſchrift, die er im<lb/>
Jare 1701. zu Paris herausge-<lb/>
geben.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[644/0664]
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Doch wenn man uͤberhaupt ſagen ſoll, was an der
Sache ſey, ſo ſind allerdings die mereſten Ausfuͤrungs-
gaͤnge, auch an ihren kleinſten Wuͤrzelchen, aller Orten
glatt, wovon vor andern die Nieren, die Speichelgaͤnge
und der ganze Gekroͤſegang ein Beiſpiel geben, indem
der lezte ſo gleich die nezzfoͤrmige Beſchaffenheit ablegt,
ſobald er den gemeinſchaftlichen Gallengang verlaͤſt.
Man kan ferner an eben der Niere mit Augen ſehen,
wie der Weg von den roten Schlagaͤderchen in die harn-
fuͤrende Gaͤnge in einem Stuͤkke fortgeht, und ſich end-
lich die zottige Form mit der Natur eines waͤßrigen
und ſchnell bewegten Saftes ſchlecht vertraͤgt, indem
von neuem, der (o) durch die ſehr kleine Muͤndung des
ausduͤnſtenden Flokkchen in einem weiten Auswurfsgang
fallende Saft, von ſeiner Geſchwindigkeit ſo viel ver-
liert, als das Loch des Flokkchen enger als die Oefnung
des Kanals iſt.
Jch uͤbergehe die ſubtilere Einteilung des Vieuſ-
ſens (p), welcher drei Arten von Ausfuͤrungsgaͤngen
macht, darunter einige aus Schlagadern entſtehen, und
in Blutadern eingefuͤgt werden, und das ſind die Fettgaͤn-
ge, Flieswaſſerſchlagader- und Flieswaſſerblutadergaͤnge:
andere kaͤmen aus flieswaſſerſchlagaderhaften Gefaͤſſen
hervor, als der Gekroͤſegang: noch andre entſtuͤnden
aus der zwoten Klaſſe, z. E. die Nervenroͤhren. Es
ſcheint naͤmlich der vortrefliche Mann die Gefaͤſſe der
kleineren Ordnungen vor Augen gehabt zu haben.
Eben ſo bildete ſich auch der beruͤmte J. Daniel
Kuntſche (q), welcher aus der Schule des G. Erhard
Hambergers war, ein, daß das aͤuſſerſte abſondernde
Gefaͤs die inwendige Flaͤche eines ausfuͤrenden Gefaͤſſes
um-
(i)
(o)
Vorhergeh. 13. §.
(p) Tr. des liqueurs. S. 129.
130.
(q) De ſecretion. in genere. n.
36.
(i)
Thom. morgan Philoſoph. prin-
cip. S. 172. bergier in einer be-
ſondern Streitſchrift, die er im
Jare 1701. zu Paris herausge-
geben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/664>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.