Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch. Die Absonderung.
sich zwischen zwo Erhöhungen gepaarter Klappen verirrt
hat, die Wände eines Gefäschen auswerts fortdrengt,
bis sie die Form einer runden Blase bekommen: es hat
diese Meinung Godfried Bidloo (f) in so fern mit an-
genommen, daß er zugab, es entstünden die Wasserbläs-
chen ebenfalls auch vom Flieswasser, aber von dem Na-
rungssafte, welcher sich in die Zwischenräume der
Schlagadern, und Blutadern ergisse (g). Hierzu fügte
noch Richard Mead (h), ein vormals sehr gelerter Arzt,
er habe Seilchen gesehen, die auf dem Wasser oben auf-
geschwommen, welche aus dünnen und fast zusammenge-
ketteten klaren Gefäschen entstanden wären, und Ueber-
bleibsel von verdorbnen Flieswasseradern gewesen. Doch
es erstrekkt sich überhaupt der Bezirk der Wasserbläschen
viel weiter, als der Flieswassergefässe ihrer, und man
hat in vielen Gegenden des menschlichen Körpers Was-
serbläschen gefunden, wo man mit allem Fleisse keine
Flieswassergefässe antreffen können, wovon das Ge-
hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben.
Das was Mead gesehen, scheint ein verdorbnes Nezze
zur Ursache gehabt zu haben.

Wir übergehen endlich die Hipotese eines berümten
Mannes, welcher die Wasserbläschen für eine Arbeit der
Würmer angesehen hat (k).

§. 13.
Gründe, die die Theorie hergibt.

Es sind noch andre Gründe übrig, welche man für
Ruyschens Meinung vorbringt, und die nichts desto-
weniger ihr Gewichte haben, ob man sie gleich nicht eben

so
(f) [Spaltenumbruch] Ebendas. S. 13.
(g) Der Saft ist überhaupt ge-
rinnbar. Phil Trans. n. 460.
(h) Monit. med. S. 126.
(i) Jn der rechten Halbkugel
des Gehirns war unterwerts eine
Blase, wie eine Gallenblase zu se-
[Spaltenumbruch] hen. Journ. des Medec. 1756. Febr.
Jm roten Adergewebe des Ge-
hirns waren Wasserbläschen un-
termischt, (welches eine Sache ist,
die in der That oft vorkömmt).
ruysch Epist. anat. XII. S. 21.
(k) tyson angef. Ort.

Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſich zwiſchen zwo Erhoͤhungen gepaarter Klappen verirrt
hat, die Waͤnde eines Gefaͤschen auswerts fortdrengt,
bis ſie die Form einer runden Blaſe bekommen: es hat
dieſe Meinung Godfried Bidloo (f) in ſo fern mit an-
genommen, daß er zugab, es entſtuͤnden die Waſſerblaͤs-
chen ebenfalls auch vom Flieswaſſer, aber von dem Na-
rungsſafte, welcher ſich in die Zwiſchenraͤume der
Schlagadern, und Blutadern ergiſſe (g). Hierzu fuͤgte
noch Richard Mead (h), ein vormals ſehr gelerter Arzt,
er habe Seilchen geſehen, die auf dem Waſſer oben auf-
geſchwommen, welche aus duͤnnen und faſt zuſammenge-
ketteten klaren Gefaͤschen entſtanden waͤren, und Ueber-
bleibſel von verdorbnen Flieswaſſeradern geweſen. Doch
es erſtrekkt ſich uͤberhaupt der Bezirk der Waſſerblaͤschen
viel weiter, als der Flieswaſſergefaͤſſe ihrer, und man
hat in vielen Gegenden des menſchlichen Koͤrpers Waſ-
ſerblaͤschen gefunden, wo man mit allem Fleiſſe keine
Flieswaſſergefaͤſſe antreffen koͤnnen, wovon das Ge-
hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben.
Das was Mead geſehen, ſcheint ein verdorbnes Nezze
zur Urſache gehabt zu haben.

Wir uͤbergehen endlich die Hipoteſe eines beruͤmten
Mannes, welcher die Waſſerblaͤschen fuͤr eine Arbeit der
Wuͤrmer angeſehen hat (k).

§. 13.
Gruͤnde, die die Theorie hergibt.

Es ſind noch andre Gruͤnde uͤbrig, welche man fuͤr
Ruyſchens Meinung vorbringt, und die nichts deſto-
weniger ihr Gewichte haben, ob man ſie gleich nicht eben

ſo
(f) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. S. 13.
(g) Der Saft iſt uͤberhaupt ge-
rinnbar. Phil Trans. n. 460.
(h) Monit. med. S. 126.
(i) Jn der rechten Halbkugel
des Gehirns war unterwerts eine
Blaſe, wie eine Gallenblaſe zu ſe-
[Spaltenumbruch] hen. Journ. des Medec. 1756. Febr.
Jm roten Adergewebe des Ge-
hirns waren Waſſerblaͤschen un-
termiſcht, (welches eine Sache iſt,
die in der That oft vorkoͤmmt).
ruyſch Epiſt. anat. XII. S. 21.
(k) tyſon angef. Ort.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0656" n="636"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch. Die Ab&#x017F;onderung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich zwi&#x017F;chen zwo Erho&#x0364;hungen gepaarter Klappen verirrt<lb/>
hat, die Wa&#x0364;nde eines Gefa&#x0364;schen auswerts fortdrengt,<lb/>
bis &#x017F;ie die Form einer runden Bla&#x017F;e bekommen: es hat<lb/>
die&#x017F;e Meinung Godfried <hi rendition="#fr">Bidloo</hi> <note place="foot" n="(f)"><cb/>
Ebenda&#x017F;. S. 13.</note> in &#x017F;o fern mit an-<lb/>
genommen, daß er zugab, es ent&#x017F;tu&#x0364;nden die Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x0364;s-<lb/>
chen ebenfalls auch vom Flieswa&#x017F;&#x017F;er, aber von dem Na-<lb/>
rungs&#x017F;afte, welcher &#x017F;ich in die Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume der<lb/>
Schlagadern, und Blutadern ergi&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(g)">Der Saft i&#x017F;t u&#x0364;berhaupt ge-<lb/>
rinnbar. <hi rendition="#aq">Phil Trans. n.</hi> 460.</note>. Hierzu fu&#x0364;gte<lb/>
noch Richard <hi rendition="#fr">Mead</hi> <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Monit. med.</hi> S. 126.</note>, ein vormals &#x017F;ehr gelerter Arzt,<lb/>
er habe Seilchen ge&#x017F;ehen, die auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er oben auf-<lb/>
ge&#x017F;chwommen, welche aus du&#x0364;nnen und fa&#x017F;t zu&#x017F;ammenge-<lb/>
ketteten klaren Gefa&#x0364;schen ent&#x017F;tanden wa&#x0364;ren, und Ueber-<lb/>
bleib&#x017F;el von verdorbnen Flieswa&#x017F;&#x017F;eradern gewe&#x017F;en. Doch<lb/>
es er&#x017F;trekkt &#x017F;ich u&#x0364;berhaupt der Bezirk der Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x0364;schen<lb/>
viel weiter, als der Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihrer, und man<lb/>
hat in vielen Gegenden des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erbla&#x0364;schen gefunden, wo man mit allem Flei&#x017F;&#x017F;e keine<lb/>
Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e antreffen ko&#x0364;nnen, wovon das Ge-<lb/>
hirn <note place="foot" n="(i)">Jn der rechten Halbkugel<lb/>
des Gehirns war unterwerts eine<lb/>
Bla&#x017F;e, wie eine Gallenbla&#x017F;e zu &#x017F;e-<lb/><cb/>
hen. <hi rendition="#aq">Journ. des Medec. 1756. Febr.</hi><lb/>
Jm roten Adergewebe des Ge-<lb/>
hirns waren Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x0364;schen un-<lb/>
termi&#x017F;cht, (welches eine Sache i&#x017F;t,<lb/>
die in der That oft vorko&#x0364;mmt).<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ruy&#x017F;ch</hi> Epi&#x017F;t. anat. XII.</hi> S. 21.</note> und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben.<lb/>
Das was <hi rendition="#fr">Mead</hi> ge&#x017F;ehen, &#x017F;cheint ein verdorbnes Nezze<lb/>
zur Ur&#x017F;ache gehabt zu haben.</p><lb/>
            <p>Wir u&#x0364;bergehen endlich die Hipote&#x017F;e eines beru&#x0364;mten<lb/>
Mannes, welcher die Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x0364;schen fu&#x0364;r eine Arbeit der<lb/>
Wu&#x0364;rmer ange&#x017F;ehen hat <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ty&#x017F;on</hi></hi> angef. Ort.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.<lb/>
Gru&#x0364;nde, die die Theorie hergibt.</head><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind noch andre Gru&#x0364;nde u&#x0364;brig, welche man fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;chens</hi> Meinung vorbringt, und die nichts de&#x017F;to-<lb/>
weniger ihr Gewichte haben, ob man &#x017F;ie gleich nicht eben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0656] Siebendes Buch. Die Abſonderung. ſich zwiſchen zwo Erhoͤhungen gepaarter Klappen verirrt hat, die Waͤnde eines Gefaͤschen auswerts fortdrengt, bis ſie die Form einer runden Blaſe bekommen: es hat dieſe Meinung Godfried Bidloo (f) in ſo fern mit an- genommen, daß er zugab, es entſtuͤnden die Waſſerblaͤs- chen ebenfalls auch vom Flieswaſſer, aber von dem Na- rungsſafte, welcher ſich in die Zwiſchenraͤume der Schlagadern, und Blutadern ergiſſe (g). Hierzu fuͤgte noch Richard Mead (h), ein vormals ſehr gelerter Arzt, er habe Seilchen geſehen, die auf dem Waſſer oben auf- geſchwommen, welche aus duͤnnen und faſt zuſammenge- ketteten klaren Gefaͤschen entſtanden waͤren, und Ueber- bleibſel von verdorbnen Flieswaſſeradern geweſen. Doch es erſtrekkt ſich uͤberhaupt der Bezirk der Waſſerblaͤschen viel weiter, als der Flieswaſſergefaͤſſe ihrer, und man hat in vielen Gegenden des menſchlichen Koͤrpers Waſ- ſerblaͤschen gefunden, wo man mit allem Fleiſſe keine Flieswaſſergefaͤſſe antreffen koͤnnen, wovon das Ge- hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben. Das was Mead geſehen, ſcheint ein verdorbnes Nezze zur Urſache gehabt zu haben. Wir uͤbergehen endlich die Hipoteſe eines beruͤmten Mannes, welcher die Waſſerblaͤschen fuͤr eine Arbeit der Wuͤrmer angeſehen hat (k). §. 13. Gruͤnde, die die Theorie hergibt. Es ſind noch andre Gruͤnde uͤbrig, welche man fuͤr Ruyſchens Meinung vorbringt, und die nichts deſto- weniger ihr Gewichte haben, ob man ſie gleich nicht eben ſo (f) Ebendaſ. S. 13. (g) Der Saft iſt uͤberhaupt ge- rinnbar. Phil Trans. n. 460. (h) Monit. med. S. 126. (i) Jn der rechten Halbkugel des Gehirns war unterwerts eine Blaſe, wie eine Gallenblaſe zu ſe- hen. Journ. des Medec. 1756. Febr. Jm roten Adergewebe des Ge- hirns waren Waſſerblaͤschen un- termiſcht, (welches eine Sache iſt, die in der That oft vorkoͤmmt). ruyſch Epiſt. anat. XII. S. 21. (k) tyſon angef. Ort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/656
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/656>, abgerufen am 20.11.2024.