Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Siebendes Buch. Die Absonderung. nur einen Theil von der grauen Gehirnsubstanz, einenTheil der Leber oder Milz zeige, daß hingegen die meiste Materie von dieser Gehirnsubstanz, und von dieser Leber, oder Milz, welche vom gefärbten Talche nicht erfüllt worden, oder von diesem Talche nicht wieder die Fäulnis und das losweichende Wasser beschüzzt wird, im Wasser selbst allmälich zernichtet wird, zu einer Art von Schleim wird, und auf den Boden der Flasche fällt, oder über- haupt von der Hand des emsigen Aderskeletirers unter unter dem schimflichen Namen eines Unrats auf die Seite geworfen wird. Es hat Boerhaave recht, wenn er blos erinnert, man könne zur Zeit durch die vollständigsten Aussprizzungen noch nicht erweislich ma- chen, daß in Gefässen nichts als Gefässe wären, oder daß das ganze Eingeweide, welches ein wächsernes Blut erfüllt, aus lauter Gefässen bestünde. Eben dieses er- innern Bernard Siegfried Albin (d), und Anton Fer- rein (e), und die Sache selbst nimmt ihnen diese Erinne- rung ebenfalls aus dem Munde. Doch wenn unser grosse Lehrer darum behaupten will, daß es Drüsen oder Bläschen gewesen, was unter Ruyschens Händen von dem Eingeweide verloren gegangen, so können wir der Stärke seines Grundes keinen Beifall geben. Es sagte zwar der vortrefliche Mann, es würden ses (d) [Spaltenumbruch]
Daß nicht alles Gefässe sind, sondern jeglicher Theil seine eigne Substanz habe. Adnotat. L. III. S. 11. (e) Daß weder die Kernchen das
Fleisch ihrer Eingeweide ausma- [Spaltenumbruch] chen, noch die weissen Körnerchen in der Milz, und den Nieren, noch die roten zuweit zerstreute Punkte, zureichend sind, die Na- tur der Eingeweide zu bestimmen. Memoir. de l'Acad. des scienc. 1749. S. 495. 496. Siebendes Buch. Die Abſonderung. nur einen Theil von der grauen Gehirnſubſtanz, einenTheil der Leber oder Milz zeige, daß hingegen die meiſte Materie von dieſer Gehirnſubſtanz, und von dieſer Leber, oder Milz, welche vom gefaͤrbten Talche nicht erfuͤllt worden, oder von dieſem Talche nicht wieder die Faͤulnis und das losweichende Waſſer beſchuͤzzt wird, im Waſſer ſelbſt allmaͤlich zernichtet wird, zu einer Art von Schleim wird, und auf den Boden der Flaſche faͤllt, oder uͤber- haupt von der Hand des emſigen Aderſkeletirers unter unter dem ſchimflichen Namen eines Unrats auf die Seite geworfen wird. Es hat Boerhaave recht, wenn er blos erinnert, man koͤnne zur Zeit durch die vollſtaͤndigſten Ausſprizzungen noch nicht erweislich ma- chen, daß in Gefaͤſſen nichts als Gefaͤſſe waͤren, oder daß das ganze Eingeweide, welches ein waͤchſernes Blut erfuͤllt, aus lauter Gefaͤſſen beſtuͤnde. Eben dieſes er- innern Bernard Siegfried Albin (d), und Anton Fer- rein (e), und die Sache ſelbſt nimmt ihnen dieſe Erinne- rung ebenfalls aus dem Munde. Doch wenn unſer groſſe Lehrer darum behaupten will, daß es Druͤſen oder Blaͤschen geweſen, was unter Ruyſchens Haͤnden von dem Eingeweide verloren gegangen, ſo koͤnnen wir der Staͤrke ſeines Grundes keinen Beifall geben. Es ſagte zwar der vortrefliche Mann, es wuͤrden ſes (d) [Spaltenumbruch]
Daß nicht alles Gefaͤſſe ſind, ſondern jeglicher Theil ſeine eigne Subſtanz habe. Adnotat. L. III. S. 11. (e) Daß weder die Kernchen das
Fleiſch ihrer Eingeweide ausma- [Spaltenumbruch] chen, noch die weiſſen Koͤrnerchen in der Milz, und den Nieren, noch die roten zuweit zerſtreute Punkte, zureichend ſind, die Na- tur der Eingeweide zu beſtimmen. Memoir. de l’Acad. des ſcienc. 1749. S. 495. 496. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0648" n="628"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch. Die Abſonderung.</hi></fw><lb/> nur einen Theil von der grauen Gehirnſubſtanz, einen<lb/> Theil der Leber oder Milz zeige, daß hingegen die meiſte<lb/> Materie von dieſer Gehirnſubſtanz, und von dieſer Leber,<lb/> oder Milz, welche vom gefaͤrbten Talche nicht erfuͤllt<lb/> worden, oder von dieſem Talche nicht wieder die Faͤulnis<lb/> und das losweichende Waſſer beſchuͤzzt wird, im Waſſer<lb/> ſelbſt allmaͤlich zernichtet wird, zu einer Art von Schleim<lb/> wird, und auf den Boden der Flaſche faͤllt, oder uͤber-<lb/> haupt von der Hand des emſigen Aderſkeletirers unter<lb/> unter dem ſchimflichen Namen eines Unrats auf die<lb/> Seite geworfen wird. Es hat <hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> recht,<lb/> wenn er blos erinnert, man koͤnne zur Zeit durch die<lb/> vollſtaͤndigſten Ausſprizzungen noch nicht erweislich ma-<lb/> chen, daß in Gefaͤſſen nichts als Gefaͤſſe waͤren, oder<lb/> daß das ganze Eingeweide, welches ein waͤchſernes Blut<lb/> erfuͤllt, aus lauter Gefaͤſſen beſtuͤnde. Eben dieſes er-<lb/> innern Bernard Siegfried <hi rendition="#fr">Albin</hi> <note place="foot" n="(d)"><cb/> Daß nicht alles Gefaͤſſe ſind,<lb/> ſondern jeglicher Theil ſeine eigne<lb/> Subſtanz habe. <hi rendition="#aq">Adnotat. L. III.</hi><lb/> S. 11.</note>, und Anton <hi rendition="#fr">Fer-<lb/> rein</hi> <note place="foot" n="(e)">Daß weder die Kernchen das<lb/> Fleiſch ihrer Eingeweide ausma-<lb/><cb/> chen, noch die weiſſen Koͤrnerchen<lb/> in der Milz, und den Nieren,<lb/> noch die roten zuweit zerſtreute<lb/> Punkte, zureichend ſind, die Na-<lb/> tur der Eingeweide zu beſtimmen.<lb/><hi rendition="#aq">Memoir. de l’Acad. des ſcienc.</hi><lb/> 1749. S. 495. 496.</note>, und die Sache ſelbſt nimmt ihnen dieſe Erinne-<lb/> rung ebenfalls aus dem Munde. Doch wenn unſer<lb/> groſſe Lehrer darum behaupten will, daß es Druͤſen oder<lb/> Blaͤschen geweſen, was unter <hi rendition="#fr">Ruyſchens</hi> Haͤnden von<lb/> dem Eingeweide verloren gegangen, ſo koͤnnen wir der<lb/> Staͤrke ſeines Grundes keinen Beifall geben.</p><lb/> <p>Es ſagte zwar der vortrefliche Mann, es wuͤrden<lb/> die Blaͤschen zwiſchen den angefuͤllten Schlagadern zu-<lb/> ſammengedruͤkkt, und alſo vernichtet. Doch wenn ſie<lb/> zu Nichte gegangen waͤren, ſo haͤtte das Sprizzentalch<lb/> nicht aus der Schlagader in den Ausfuͤrungsgang kommen<lb/> koͤnnen. Man ſezze, es ſey zwiſchen dem Schlagaͤderchen,<lb/> oder dem Gange ein Blaͤschen; man ſezze, es werde die-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſes</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [628/0648]
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
nur einen Theil von der grauen Gehirnſubſtanz, einen
Theil der Leber oder Milz zeige, daß hingegen die meiſte
Materie von dieſer Gehirnſubſtanz, und von dieſer Leber,
oder Milz, welche vom gefaͤrbten Talche nicht erfuͤllt
worden, oder von dieſem Talche nicht wieder die Faͤulnis
und das losweichende Waſſer beſchuͤzzt wird, im Waſſer
ſelbſt allmaͤlich zernichtet wird, zu einer Art von Schleim
wird, und auf den Boden der Flaſche faͤllt, oder uͤber-
haupt von der Hand des emſigen Aderſkeletirers unter
unter dem ſchimflichen Namen eines Unrats auf die
Seite geworfen wird. Es hat Boerhaave recht,
wenn er blos erinnert, man koͤnne zur Zeit durch die
vollſtaͤndigſten Ausſprizzungen noch nicht erweislich ma-
chen, daß in Gefaͤſſen nichts als Gefaͤſſe waͤren, oder
daß das ganze Eingeweide, welches ein waͤchſernes Blut
erfuͤllt, aus lauter Gefaͤſſen beſtuͤnde. Eben dieſes er-
innern Bernard Siegfried Albin (d), und Anton Fer-
rein (e), und die Sache ſelbſt nimmt ihnen dieſe Erinne-
rung ebenfalls aus dem Munde. Doch wenn unſer
groſſe Lehrer darum behaupten will, daß es Druͤſen oder
Blaͤschen geweſen, was unter Ruyſchens Haͤnden von
dem Eingeweide verloren gegangen, ſo koͤnnen wir der
Staͤrke ſeines Grundes keinen Beifall geben.
Es ſagte zwar der vortrefliche Mann, es wuͤrden
die Blaͤschen zwiſchen den angefuͤllten Schlagadern zu-
ſammengedruͤkkt, und alſo vernichtet. Doch wenn ſie
zu Nichte gegangen waͤren, ſo haͤtte das Sprizzentalch
nicht aus der Schlagader in den Ausfuͤrungsgang kommen
koͤnnen. Man ſezze, es ſey zwiſchen dem Schlagaͤderchen,
oder dem Gange ein Blaͤschen; man ſezze, es werde die-
ſes
(d)
Daß nicht alles Gefaͤſſe ſind,
ſondern jeglicher Theil ſeine eigne
Subſtanz habe. Adnotat. L. III.
S. 11.
(e) Daß weder die Kernchen das
Fleiſch ihrer Eingeweide ausma-
chen, noch die weiſſen Koͤrnerchen
in der Milz, und den Nieren,
noch die roten zuweit zerſtreute
Punkte, zureichend ſind, die Na-
tur der Eingeweide zu beſtimmen.
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1749. S. 495. 496.
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