Ausgang hat, vielleichter unterdrükkt werden kann. Es gibt kaum einige Flüßigkeit, deren Strasse nicht der von seinem Wege verirrte Harn zu verfolgen gesucht hat, indem selbiger an seinen Eigenschaften so kenntlich ist, daß er nicht aus der Harnröhre reiner flist. Wenn man die Harngänge unterbindet, so flist eine Menge zähen Schleims fort (t), und bindet man die Nieren- schlagadern, so erfolgt ein Harnerbrechen (u), wie man beides an Hunden versucht hat.
Wenn in irgend einer Krankheit die Absonderung und die Ausfürung des Harns gehindert wird, so flist der Harn durch den hintern, durch den Schweis, die Brüste, Speichel, und durchs Zellgewebe fort. Ein Knabe erlitte, als er in 17 Tagen den Harn nicht lassen konnte, unterdessen einen beständigen Durchlauf (x). Jn einer wirklichen und gänzlichen Verstopfung des Harns (Ischuria) lief der Harn durch den hintern ab, indem sich selbiger durch seine Dünnheit und den Geruch ver- riet (y). Jn eben dieser Krankheit fand der Harn durch den hintern einen glükklichen Abflus (z). Als der Harn bereits zwölf Tage lang verstopft war, und bereits eine schlimme Schlafsucht dazu schlug, führte die Natur eine Menge Harn, mit grosser Erleichterung des Kranken, durchs Gedärme ab (a). Und bisweilen mindert ein Durchlauf die Menge des Harns (a*).
Es führt auch eben der Weg, der den Harn durch den hintern ableitet, denselben auch zum Magen hin. Es gab der vormals berümte Wundarzt Lancfranc selbst, als er an Steinschmerzen krank lag, Harn durchs Erbrechen von sich (b). Die ehedem durch ihre Krank-
heit
(t)[Spaltenumbruch]nvck Defens. duct. aquosor. S. 10.
(u)helvet. Oecon. anim. S. 156.
(x)Philosoph. Transact. n. 337.
(y)pechlin Observ. XI. L. I.
(z)[Spaltenumbruch]rhodivs Obs. 90. Cent. II. Vergleicht damit 84.
(a)groenevelt de tuto can- tharidum usu S. 171. 172.
(a*)robinson Discharg. S. 80.
(b) Jn der Chirurg. S. 223. 6. der Vened. Samml.
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Ausgang hat, vielleichter unterdruͤkkt werden kann. Es gibt kaum einige Fluͤßigkeit, deren Straſſe nicht der von ſeinem Wege verirrte Harn zu verfolgen geſucht hat, indem ſelbiger an ſeinen Eigenſchaften ſo kenntlich iſt, daß er nicht aus der Harnroͤhre reiner fliſt. Wenn man die Harngaͤnge unterbindet, ſo fliſt eine Menge zaͤhen Schleims fort (t), und bindet man die Nieren- ſchlagadern, ſo erfolgt ein Harnerbrechen (u), wie man beides an Hunden verſucht hat.
Wenn in irgend einer Krankheit die Abſonderung und die Ausfuͤrung des Harns gehindert wird, ſo fliſt der Harn durch den hintern, durch den Schweis, die Bruͤſte, Speichel, und durchs Zellgewebe fort. Ein Knabe erlitte, als er in 17 Tagen den Harn nicht laſſen konnte, unterdeſſen einen beſtaͤndigen Durchlauf (x). Jn einer wirklichen und gaͤnzlichen Verſtopfung des Harns (Iſchuria) lief der Harn durch den hintern ab, indem ſich ſelbiger durch ſeine Duͤnnheit und den Geruch ver- riet (y). Jn eben dieſer Krankheit fand der Harn durch den hintern einen gluͤkklichen Abflus (z). Als der Harn bereits zwoͤlf Tage lang verſtopft war, und bereits eine ſchlimme Schlafſucht dazu ſchlug, fuͤhrte die Natur eine Menge Harn, mit groſſer Erleichterung des Kranken, durchs Gedaͤrme ab (a). Und bisweilen mindert ein Durchlauf die Menge des Harns (a*).
Es fuͤhrt auch eben der Weg, der den Harn durch den hintern ableitet, denſelben auch zum Magen hin. Es gab der vormals beruͤmte Wundarzt Lancfranc ſelbſt, als er an Steinſchmerzen krank lag, Harn durchs Erbrechen von ſich (b). Die ehedem durch ihre Krank-
heit
(t)[Spaltenumbruch]nvck Defenſ. duct. aquoſor. S. 10.
(u)helvet. Oecon. anim. S. 156.
(x)Philoſoph. Tranſact. n. 337.
(y)pechlin Obſerv. XI. L. I.
(z)[Spaltenumbruch]rhodivſ Obſ. 90. Cent. II. Vergleicht damit 84.
(a)groenevelt de tuto can- tharidum uſu S. 171. 172.
(a*)robinſon Diſcharg. S. 80.
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von ſeinem Wege verirrte Harn zu verfolgen geſucht
hat, indem ſelbiger an ſeinen Eigenſchaften ſo kenntlich
iſt, daß er nicht aus der Harnroͤhre reiner fliſt. Wenn
man die Harngaͤnge unterbindet, ſo fliſt eine Menge
zaͤhen Schleims fort (t), und bindet man die Nieren-
ſchlagadern, ſo erfolgt ein Harnerbrechen (u), wie man
beides an Hunden verſucht hat.
Wenn in irgend einer Krankheit die Abſonderung
und die Ausfuͤrung des Harns gehindert wird, ſo fliſt
der Harn durch den hintern, durch den Schweis, die
Bruͤſte, Speichel, und durchs Zellgewebe fort. Ein
Knabe erlitte, als er in 17 Tagen den Harn nicht laſſen
konnte, unterdeſſen einen beſtaͤndigen Durchlauf (x). Jn
einer wirklichen und gaͤnzlichen Verſtopfung des Harns
(Iſchuria) lief der Harn durch den hintern ab, indem
ſich ſelbiger durch ſeine Duͤnnheit und den Geruch ver-
riet (y). Jn eben dieſer Krankheit fand der Harn durch
den hintern einen gluͤkklichen Abflus (z). Als der Harn
bereits zwoͤlf Tage lang verſtopft war, und bereits eine
ſchlimme Schlafſucht dazu ſchlug, fuͤhrte die Natur eine
Menge Harn, mit groſſer Erleichterung des Kranken,
durchs Gedaͤrme ab (a). Und bisweilen mindert ein
Durchlauf die Menge des Harns (a*).
Es fuͤhrt auch eben der Weg, der den Harn durch
den hintern ableitet, denſelben auch zum Magen hin.
Es gab der vormals beruͤmte Wundarzt Lancfranc
ſelbſt, als er an Steinſchmerzen krank lag, Harn durchs
Erbrechen von ſich (b). Die ehedem durch ihre Krank-
heit
(t)
nvck Defenſ. duct. aquoſor.
S. 10.
(u) helvet. Oecon. anim. S.
156.
(x) Philoſoph. Tranſact. n. 337.
(y) pechlin Obſerv. XI. L. I.
(z)
rhodivſ Obſ. 90. Cent. II.
Vergleicht damit 84.
(a) groenevelt de tuto can-
tharidum uſu S. 171. 172.
(a*) robinſon Diſcharg. S. 80.
(b) Jn der Chirurg. S. 223. 6.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/620>, abgerufen am 29.11.2024.
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