finden (f), da bei einigen Menschen in gewissen seltnen Fällen Blutadern geschlagen haben. Denn es ist aus unzälbaren Versuchen bekannt, daß auch so gar grosse, entblöste, und wegen ihres Geschwulstes auch durch die unverlezzte Haut durchschimmernde Blutadern, an leben- digen Menschen und Thieren, bei einerlei Durchmesser unbeweglich stille liegen.
Eine divergirende Kegelfignr ist dem Pulsiren gar nicht hinderlich (g), da nicht nur Blutadern, die in Stämme zusammenflissen, vielmehr enger werden, son- dern auch das aus einer Schlagader in eine Blutader flissende Geblüte, in der That den Trieb des Pulsschla- gens mit sich dahin verpflanzt (h), und da in Blutader- geschwülsten (varix) und an unterbundnen Blutadern kein Pulsschlag entsteht, wo er doch recht gros hätte seyn müssen, indem das Ende einer solchen Blutader nicht blos enger, sondern auch so gar blind ist.
Vor allem andern aber erhellt der Grund, warum eine Blutader nicht klopfet, daher, weil die Beschleuni- gungskraft des Herzens nicht bis an sie gelangt, da sie sonst wechselweise immer mehr und mehr Blut in eine Schlagader ausschüttet. Denn auch dieser gewechselte Fortstos des Blutes, den das Zusammenziehn in den Schlagadern hervorbringt, ist nirgens in den Blut- adern gegenwärtig (i).
Nun ist noch übrig, die Ursache zu ergründen, war- um das wechselweise Zusammenziehn des Herzens, das Blutaderblut nicht ebenfalls wechselweise beflügelt, da doch in der That die Bewegung des Blutaderblutes von dem Herzen herrührt. Hier stehen verschiedne Schriftsteller mit verschiednen Erklärungen auf.
Der
(f)[Spaltenumbruch]
Folgende §. 4.
(g) Daß der Puls davon gehin- dert werde. G. cole de secret. S. 107. Es wird vom vortrefl. Senac wiederlegt, am angef. Orte. T. II. S. 201. 202.
(h)[Spaltenumbruch]
R. Jackson angef. Ort. S. 6. J. Dan. schlichting Memoir. presentes. S. 121.
(i) 6. Buch. 4. Abschn. §. 4.
Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
finden (f), da bei einigen Menſchen in gewiſſen ſeltnen Faͤllen Blutadern geſchlagen haben. Denn es iſt aus unzaͤlbaren Verſuchen bekannt, daß auch ſo gar groſſe, entbloͤſte, und wegen ihres Geſchwulſtes auch durch die unverlezzte Haut durchſchimmernde Blutadern, an leben- digen Menſchen und Thieren, bei einerlei Durchmeſſer unbeweglich ſtille liegen.
Eine divergirende Kegelfignr iſt dem Pulſiren gar nicht hinderlich (g), da nicht nur Blutadern, die in Staͤmme zuſammenfliſſen, vielmehr enger werden, ſon- dern auch das aus einer Schlagader in eine Blutader fliſſende Gebluͤte, in der That den Trieb des Pulsſchla- gens mit ſich dahin verpflanzt (h), und da in Blutader- geſchwuͤlſten (varix) und an unterbundnen Blutadern kein Pulsſchlag entſteht, wo er doch recht gros haͤtte ſeyn muͤſſen, indem das Ende einer ſolchen Blutader nicht blos enger, ſondern auch ſo gar blind iſt.
Vor allem andern aber erhellt der Grund, warum eine Blutader nicht klopfet, daher, weil die Beſchleuni- gungskraft des Herzens nicht bis an ſie gelangt, da ſie ſonſt wechſelweiſe immer mehr und mehr Blut in eine Schlagader ausſchuͤttet. Denn auch dieſer gewechſelte Fortſtos des Blutes, den das Zuſammenziehn in den Schlagadern hervorbringt, iſt nirgens in den Blut- adern gegenwaͤrtig (i).
Nun iſt noch uͤbrig, die Urſache zu ergruͤnden, war- um das wechſelweiſe Zuſammenziehn des Herzens, das Blutaderblut nicht ebenfalls wechſelweiſe befluͤgelt, da doch in der That die Bewegung des Blutaderblutes von dem Herzen herruͤhrt. Hier ſtehen verſchiedne Schriftſteller mit verſchiednen Erklaͤrungen auf.
Der
(f)[Spaltenumbruch]
Folgende §. 4.
(g) Daß der Puls davon gehin- dert werde. G. cole de ſecret. S. 107. Es wird vom vortrefl. Senac wiederlegt, am angef. Orte. T. II. S. 201. 202.
(h)[Spaltenumbruch]
R. Jackſon angef. Ort. S. 6. J. Dan. ſchlichting Memoir. preſentés. S. 121.
(i) 6. Buch. 4. Abſchn. §. 4.
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Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
finden (f), da bei einigen Menſchen in gewiſſen ſeltnen
Faͤllen Blutadern geſchlagen haben. Denn es iſt aus
unzaͤlbaren Verſuchen bekannt, daß auch ſo gar groſſe,
entbloͤſte, und wegen ihres Geſchwulſtes auch durch die
unverlezzte Haut durchſchimmernde Blutadern, an leben-
digen Menſchen und Thieren, bei einerlei Durchmeſſer
unbeweglich ſtille liegen.
Eine divergirende Kegelfignr iſt dem Pulſiren gar
nicht hinderlich (g), da nicht nur Blutadern, die in
Staͤmme zuſammenfliſſen, vielmehr enger werden, ſon-
dern auch das aus einer Schlagader in eine Blutader
fliſſende Gebluͤte, in der That den Trieb des Pulsſchla-
gens mit ſich dahin verpflanzt (h), und da in Blutader-
geſchwuͤlſten (varix) und an unterbundnen Blutadern
kein Pulsſchlag entſteht, wo er doch recht gros haͤtte
ſeyn muͤſſen, indem das Ende einer ſolchen Blutader
nicht blos enger, ſondern auch ſo gar blind iſt.
Vor allem andern aber erhellt der Grund, warum
eine Blutader nicht klopfet, daher, weil die Beſchleuni-
gungskraft des Herzens nicht bis an ſie gelangt, da ſie
ſonſt wechſelweiſe immer mehr und mehr Blut in eine
Schlagader ausſchuͤttet. Denn auch dieſer gewechſelte
Fortſtos des Blutes, den das Zuſammenziehn in den
Schlagadern hervorbringt, iſt nirgens in den Blut-
adern gegenwaͤrtig (i).
Nun iſt noch uͤbrig, die Urſache zu ergruͤnden, war-
um das wechſelweiſe Zuſammenziehn des Herzens, das
Blutaderblut nicht ebenfalls wechſelweiſe befluͤgelt, da
doch in der That die Bewegung des Blutaderblutes
von dem Herzen herruͤhrt. Hier ſtehen verſchiedne
Schriftſteller mit verſchiednen Erklaͤrungen auf.
Der
(f)
Folgende §. 4.
(g) Daß der Puls davon gehin-
dert werde. G. cole de ſecret. S.
107. Es wird vom vortrefl. Senac
wiederlegt, am angef. Orte. T. II.
S. 201. 202.
(h)
R. Jackſon angef. Ort. S.
6. J. Dan. ſchlichting Memoir.
preſentés. S. 121.
(i) 6. Buch. 4. Abſchn. §. 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/592>, abgerufen am 22.11.2024.
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