grossen Männern die gröste Bescheidenheit besas, eine solche Rechnung abgefast, welche ihm lange nicht so schmeichelte, als ihm wohl die Sache schmeichelte. Er sezzte also für eine Stunde 2000 Pulsschläge, deren es doch 4500 gibt. Er nahm an, es würden drei Quent- chen Bluts in die Aorte geworfen, da doch zwo Unzen und darüber in dieselbe getrieben werden. Und hier- aus schlos er, daß dennoch in einer Stunde mehr Blut durchs Herz herumgefüret werde, als man in den Gefässen des ganzen Körpers antrift (g), nämlich fast 50 Pfunde. Jn seinen nach dem Tode aufgeleg- ten Schriften hinterlies er noch, daß der Umlauf in einer Stunde zweimal verrichtet würde. Es waren die- sem Manne zwar die rechte Zalen gar nicht unbekannt, er war aber zu schamhaft dazu, und er wollte lieber sol- che gebrauchen, die ihm weniger günstig waren (h).
Hierauf sezzte Johann Walaeus für eine aus dem Herzen geworfne Blutwelle einen einzigen Skrupel an, um mit Fleis sparsam zu rechnen, und ebenfalls 2000 Pulsschläge (i).
Vopiscus Fortunatus Plemp rechnete, da die Kraft der Warheit schon bestätigt war, 5376 Herzschläge, allein er schränkte unbillig die Blutwelle auf zehn Gran ein, er schäzzte die Blutmasse auf 30 Pfunde, und so wird ein vollkommner Kreislauf in drei Stunden, und etwas darüber vollendet (k).
Werner Rolfink zälte 4420 Schläge, er schäzzte wieder die Blutwelle auf einen halben Skrupel, die Pfunde Blut lies er, wie sie Plemp angegeben hatte; solchergestalt ging erst in zehn Stunden ein einziger Um- lauf zu Ende (l).
Richard
(g)[Spaltenumbruch]De motu cordis. Diss. I. S. 88.
(h) Beim birch T. IV. S. 535.
(i) Beim T. bartholin. in der leztern Auflage seiner Anatomien. Exercit. I. S. 773.
(k)[Spaltenumbruch]Fundam. Medic. S. 115. Wenigstens folgt dieses aus den Rechnungen so.
(l) Nach der Rochnung. Diss. anat. S. 846.
Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
groſſen Maͤnnern die groͤſte Beſcheidenheit beſas, eine ſolche Rechnung abgefaſt, welche ihm lange nicht ſo ſchmeichelte, als ihm wohl die Sache ſchmeichelte. Er ſezzte alſo fuͤr eine Stunde 2000 Pulsſchlaͤge, deren es doch 4500 gibt. Er nahm an, es wuͤrden drei Quent- chen Bluts in die Aorte geworfen, da doch zwo Unzen und daruͤber in dieſelbe getrieben werden. Und hier- aus ſchlos er, daß dennoch in einer Stunde mehr Blut durchs Herz herumgefuͤret werde, als man in den Gefaͤſſen des ganzen Koͤrpers antrift (g), naͤmlich faſt 50 Pfunde. Jn ſeinen nach dem Tode aufgeleg- ten Schriften hinterlies er noch, daß der Umlauf in einer Stunde zweimal verrichtet wuͤrde. Es waren die- ſem Manne zwar die rechte Zalen gar nicht unbekannt, er war aber zu ſchamhaft dazu, und er wollte lieber ſol- che gebrauchen, die ihm weniger guͤnſtig waren (h).
Hierauf ſezzte Johann Walaeus fuͤr eine aus dem Herzen geworfne Blutwelle einen einzigen Skrupel an, um mit Fleis ſparſam zu rechnen, und ebenfalls 2000 Pulsſchlaͤge (i).
Vopiscus Fortunatus Plemp rechnete, da die Kraft der Warheit ſchon beſtaͤtigt war, 5376 Herzſchlaͤge, allein er ſchraͤnkte unbillig die Blutwelle auf zehn Gran ein, er ſchaͤzzte die Blutmaſſe auf 30 Pfunde, und ſo wird ein vollkommner Kreislauf in drei Stunden, und etwas daruͤber vollendet (k).
Werner Rolfink zaͤlte 4420 Schlaͤge, er ſchaͤzzte wieder die Blutwelle auf einen halben Skrupel, die Pfunde Blut lies er, wie ſie Plemp angegeben hatte; ſolchergeſtalt ging erſt in zehn Stunden ein einziger Um- lauf zu Ende (l).
Richard
(g)[Spaltenumbruch]De motu cordis. Diſſ. I. S. 88.
(h) Beim birch T. IV. S. 535.
(i) Beim T. bartholin. in der leztern Auflage ſeiner Anatomien. Exercit. I. S. 773.
(k)[Spaltenumbruch]Fundam. Medic. S. 115. Wenigſtens folgt dieſes aus den Rechnungen ſo.
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Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
groſſen Maͤnnern die groͤſte Beſcheidenheit beſas, eine
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ſchmeichelte, als ihm wohl die Sache ſchmeichelte. Er
ſezzte alſo fuͤr eine Stunde 2000 Pulsſchlaͤge, deren es
doch 4500 gibt. Er nahm an, es wuͤrden drei Quent-
chen Bluts in die Aorte geworfen, da doch zwo Unzen
und daruͤber in dieſelbe getrieben werden. Und hier-
aus ſchlos er, daß dennoch in einer Stunde mehr
Blut durchs Herz herumgefuͤret werde, als man
in den Gefaͤſſen des ganzen Koͤrpers antrift (g), naͤmlich
faſt 50 Pfunde. Jn ſeinen nach dem Tode aufgeleg-
ten Schriften hinterlies er noch, daß der Umlauf in
einer Stunde zweimal verrichtet wuͤrde. Es waren die-
ſem Manne zwar die rechte Zalen gar nicht unbekannt,
er war aber zu ſchamhaft dazu, und er wollte lieber ſol-
che gebrauchen, die ihm weniger guͤnſtig waren (h).
Hierauf ſezzte Johann Walaeus fuͤr eine aus dem
Herzen geworfne Blutwelle einen einzigen Skrupel
an, um mit Fleis ſparſam zu rechnen, und ebenfalls
2000 Pulsſchlaͤge (i).
Vopiscus Fortunatus Plemp rechnete, da die Kraft
der Warheit ſchon beſtaͤtigt war, 5376 Herzſchlaͤge,
allein er ſchraͤnkte unbillig die Blutwelle auf zehn Gran
ein, er ſchaͤzzte die Blutmaſſe auf 30 Pfunde, und ſo
wird ein vollkommner Kreislauf in drei Stunden, und
etwas daruͤber vollendet (k).
Werner Rolfink zaͤlte 4420 Schlaͤge, er ſchaͤzzte
wieder die Blutwelle auf einen halben Skrupel, die
Pfunde Blut lies er, wie ſie Plemp angegeben hatte;
ſolchergeſtalt ging erſt in zehn Stunden ein einziger Um-
lauf zu Ende (l).
Richard
(g)
De motu cordis. Diſſ. I.
S. 88.
(h) Beim birch T. IV. S. 535.
(i) Beim T. bartholin. in der
leztern Auflage ſeiner Anatomien.
Exercit. I. S. 773.
(k)
Fundam. Medic. S. 115.
Wenigſtens folgt dieſes aus den
Rechnungen ſo.
(l) Nach der Rochnung. Diſſ.
anat. S. 846.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/580>, abgerufen am 16.07.2024.
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