Jst die Ursache nicht wahr, so wird auch der Erfolg nicht wahr seyn können.
Es ist aber ausgemacht, daß Blutadern verstopft seyn können; ausgemacht ist es, daß sie aufschwellen und sich übermäßig und viel stärker ausdehnen lassen, als man an den Schlagadern warnimmt. Jch habe sie oft von geronnenem Geblüte verstopft gesehen, welches sich in wilde Fäserchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti- us(b) und Blancard(b*) die Holader mit einer fetten Materie erfüllt, und zweimal weiter gesehen, als sie na- türlicher Weise seyn mus. Jch habe alle Blutadern an der Gebärmutter verstopft, fast von fester Beschaffenheit, und voll geronnenen und derben Geblütes gefunden.
Es ist aber mehr als zu gemein, daß sich Blutadern übermäßig erweitern, welches beweiset, daß sie in so fern verstopft sind, daß sie ihr eingenommenes Blut nicht eben so gut wieder los werden können. Sie schwellen im schwangern Zustande, an den Saamengefässen (c), mit- telst eines Fleischbruches und Saamenaderbruches, in dem Unterleibe der Wassersüchtigen (d), in verhärteten Geschwülsten der Eingeweide (wie mans augenscheinlich sieht), und endlich in der tiefen Fettenzündung (phleg- mone), und zwar stärker, als die Schlagadern (e), wie auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank- heiten überhaupt (g). Jn Geschwülsten sind bei perio- dischen Blutungen die Blutadern äusserst geschwollen ge- wesen (g*). Jn einem dreitägigen Wechselfieber war die Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die
(c) An einer schwangern Frau. Obs. of a Societ. at Edimb. S. 413. 414.
(d)salzmann mir. abscess. hi- stor. peyer de ovari. hydrop.
(e)Franciscus de sauvages de pulsu S. 27. Theor. tumor. S. 14.
(f)[Spaltenumbruch]qvesnai des fievres. S. 212. matani de anevrysm. S. 110. darunter beide den Kramf beschul- digen.
(g) Sie häufen das Blut in den Blutadern an boerhaave Prax. medic. T. I. S. 98.
(g*)anonym. de febr. intermitt. S. 51.
(g**) Ebenders. S. 129.
M m 4
des Blutes, in den Blutadern.
Jſt die Urſache nicht wahr, ſo wird auch der Erfolg nicht wahr ſeyn koͤnnen.
Es iſt aber ausgemacht, daß Blutadern verſtopft ſeyn koͤnnen; ausgemacht iſt es, daß ſie aufſchwellen und ſich uͤbermaͤßig und viel ſtaͤrker ausdehnen laſſen, als man an den Schlagadern warnimmt. Jch habe ſie oft von geronnenem Gebluͤte verſtopft geſehen, welches ſich in wilde Faͤſerchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti- us(b) und Blancard(b*) die Holader mit einer fetten Materie erfuͤllt, und zweimal weiter geſehen, als ſie na- tuͤrlicher Weiſe ſeyn mus. Jch habe alle Blutadern an der Gebaͤrmutter verſtopft, faſt von feſter Beſchaffenheit, und voll geronnenen und derben Gebluͤtes gefunden.
Es iſt aber mehr als zu gemein, daß ſich Blutadern uͤbermaͤßig erweitern, welches beweiſet, daß ſie in ſo fern verſtopft ſind, daß ſie ihr eingenommenes Blut nicht eben ſo gut wieder los werden koͤnnen. Sie ſchwellen im ſchwangern Zuſtande, an den Saamengefaͤſſen (c), mit- telſt eines Fleiſchbruches und Saamenaderbruches, in dem Unterleibe der Waſſerſuͤchtigen (d), in verhaͤrteten Geſchwuͤlſten der Eingeweide (wie mans augenſcheinlich ſieht), und endlich in der tiefen Fettenzuͤndung (phleg- mone), und zwar ſtaͤrker, als die Schlagadern (e), wie auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank- heiten uͤberhaupt (g). Jn Geſchwuͤlſten ſind bei perio- diſchen Blutungen die Blutadern aͤuſſerſt geſchwollen ge- weſen (g*). Jn einem dreitaͤgigen Wechſelfieber war die Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die
(c) An einer ſchwangern Frau. Obſ. of a Societ. at Edimb. S. 413. 414.
(d)ſalzmann mir. abſceſſ. hi- ſtor. peyer de ovari. hydrop.
(e)Franciſcus de ſauvageſ de pulſu S. 27. Theor. tumor. S. 14.
(f)[Spaltenumbruch]qveſnai des fievres. S. 212. matani de anevryſm. S. 110. darunter beide den Kramf beſchul- digen.
(g) Sie haͤufen das Blut in den Blutadern an boerhaave Prax. medic. T. I. S. 98.
(g*)anonym. de febr. intermitt. S. 51.
(g**) Ebenderſ. S. 129.
M m 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0571"n="551"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Blutes, in den Blutadern.</hi></fw><lb/><p>Jſt die Urſache nicht wahr, ſo wird auch der Erfolg<lb/>
nicht wahr ſeyn koͤnnen.</p><lb/><p>Es iſt aber ausgemacht, daß Blutadern verſtopft<lb/>ſeyn koͤnnen; ausgemacht iſt es, daß ſie aufſchwellen und<lb/>ſich uͤbermaͤßig und viel ſtaͤrker ausdehnen laſſen, als man<lb/>
an den Schlagadern warnimmt. Jch habe ſie oft von<lb/>
geronnenem Gebluͤte verſtopft geſehen, welches ſich in<lb/>
wilde Faͤſerchen verwandelt hatte <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">Opuſcul. patholog. obſ.</hi> 19. 20.</note>. Es hat <hirendition="#fr">Bonti-<lb/>
us</hi><noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Medic. Ind.</hi></note> und <hirendition="#fr">Blancard</hi><noteplace="foot"n="(b*)"><hirendition="#aq">Chirurg.</hi> S. 431.</note> die Holader mit einer fetten<lb/>
Materie erfuͤllt, und zweimal weiter geſehen, als ſie na-<lb/>
tuͤrlicher Weiſe ſeyn mus. Jch habe alle Blutadern an<lb/>
der Gebaͤrmutter verſtopft, faſt von feſter Beſchaffenheit,<lb/>
und voll geronnenen und derben Gebluͤtes gefunden.</p><lb/><p>Es iſt aber mehr als zu gemein, daß ſich Blutadern<lb/>
uͤbermaͤßig erweitern, welches beweiſet, daß ſie in ſo fern<lb/>
verſtopft ſind, daß ſie ihr eingenommenes Blut nicht eben<lb/>ſo gut wieder los werden koͤnnen. Sie ſchwellen im<lb/>ſchwangern Zuſtande, an den Saamengefaͤſſen <noteplace="foot"n="(c)">An einer ſchwangern Frau.<lb/><hirendition="#aq">Obſ. of a Societ. at Edimb.</hi> S. 413.<lb/>
414.</note>, mit-<lb/>
telſt eines Fleiſchbruches und Saamenaderbruches, in<lb/>
dem Unterleibe der Waſſerſuͤchtigen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſalzmann</hi> mir. abſceſſ. hi-<lb/>ſtor. <hirendition="#k">peyer</hi> de ovari. hydrop.</hi></note>, in verhaͤrteten<lb/>
Geſchwuͤlſten der Eingeweide (wie mans augenſcheinlich<lb/>ſieht), und endlich in der tiefen Fettenzuͤndung (<hirendition="#aq">phleg-<lb/>
mone</hi>), und zwar ſtaͤrker, als die Schlagadern <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Franciſcus de <hirendition="#k">ſauvageſ</hi> de<lb/>
pulſu</hi> S. 27. <hirendition="#aq">Theor. tumor.</hi> S. 14.</note>, wie<lb/>
auch vom Kramfe <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">qveſnai</hi> des fievres.</hi> S. 212.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">matani</hi> de anevryſm.</hi> S. 110.<lb/>
darunter beide den Kramf beſchul-<lb/>
digen.</note> und in allen langwierigen Krank-<lb/>
heiten uͤberhaupt <noteplace="foot"n="(g)">Sie haͤufen das Blut in den<lb/>
Blutadern an <hirendition="#aq"><hirendition="#k">boerhaave</hi> Prax.<lb/>
medic. T. I.</hi> S. 98.</note>. Jn Geſchwuͤlſten ſind bei perio-<lb/>
diſchen Blutungen die Blutadern aͤuſſerſt geſchwollen ge-<lb/>
weſen <noteplace="foot"n="(g*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">anonym.</hi> de febr. intermitt.</hi><lb/>
S. 51.</note>. Jn einem dreitaͤgigen Wechſelfieber war die<lb/>
Pfortader ungemein aufgelaufen <noteplace="foot"n="(g**)">Ebenderſ. S. 129.</note>. Wenn man die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Hals-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[551/0571]
des Blutes, in den Blutadern.
Jſt die Urſache nicht wahr, ſo wird auch der Erfolg
nicht wahr ſeyn koͤnnen.
Es iſt aber ausgemacht, daß Blutadern verſtopft
ſeyn koͤnnen; ausgemacht iſt es, daß ſie aufſchwellen und
ſich uͤbermaͤßig und viel ſtaͤrker ausdehnen laſſen, als man
an den Schlagadern warnimmt. Jch habe ſie oft von
geronnenem Gebluͤte verſtopft geſehen, welches ſich in
wilde Faͤſerchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti-
us (b) und Blancard (b*) die Holader mit einer fetten
Materie erfuͤllt, und zweimal weiter geſehen, als ſie na-
tuͤrlicher Weiſe ſeyn mus. Jch habe alle Blutadern an
der Gebaͤrmutter verſtopft, faſt von feſter Beſchaffenheit,
und voll geronnenen und derben Gebluͤtes gefunden.
Es iſt aber mehr als zu gemein, daß ſich Blutadern
uͤbermaͤßig erweitern, welches beweiſet, daß ſie in ſo fern
verſtopft ſind, daß ſie ihr eingenommenes Blut nicht eben
ſo gut wieder los werden koͤnnen. Sie ſchwellen im
ſchwangern Zuſtande, an den Saamengefaͤſſen (c), mit-
telſt eines Fleiſchbruches und Saamenaderbruches, in
dem Unterleibe der Waſſerſuͤchtigen (d), in verhaͤrteten
Geſchwuͤlſten der Eingeweide (wie mans augenſcheinlich
ſieht), und endlich in der tiefen Fettenzuͤndung (phleg-
mone), und zwar ſtaͤrker, als die Schlagadern (e), wie
auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank-
heiten uͤberhaupt (g). Jn Geſchwuͤlſten ſind bei perio-
diſchen Blutungen die Blutadern aͤuſſerſt geſchwollen ge-
weſen (g*). Jn einem dreitaͤgigen Wechſelfieber war die
Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die
Hals-
(a)
Opuſcul. patholog. obſ. 19. 20.
(b) Medic. Ind.
(b*) Chirurg. S. 431.
(c) An einer ſchwangern Frau.
Obſ. of a Societ. at Edimb. S. 413.
414.
(d) ſalzmann mir. abſceſſ. hi-
ſtor. peyer de ovari. hydrop.
(e) Franciſcus de ſauvageſ de
pulſu S. 27. Theor. tumor. S. 14.
(f)
qveſnai des fievres. S. 212.
matani de anevryſm. S. 110.
darunter beide den Kramf beſchul-
digen.
(g) Sie haͤufen das Blut in den
Blutadern an boerhaave Prax.
medic. T. I. S. 98.
(g*) anonym. de febr. intermitt.
S. 51.
(g**) Ebenderſ. S. 129.
M m 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/571>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.