Blutadern ein fortgesezzter Strom ist, und augenschein- lich die voranschwimmende Säulen von den folgenden angeschlagen werden; theils, weil das Blut mit Be- schleunigung seines Stroms gegen die Wunde einer ge- rizzten Blutader herbeischist, und das ohne Zweifel ein- zig und allein an Blutadern, die sich nicht zusammen zu ziehen verstehen, und nach dem Tode, und wenn man aus Thieren das Herz herausgerissen, weil die vordre und der Wunde nächste Welle, an demjenigen Orte, dem man den Wiederstand benommen hat, herausdringt, und den folgenden Wellen Plazz macht, deren Drukk nun eine desto grössere Thätigkeit äussert, je kleiner der Wieder- stand ist, den er vor sich findet. Was den Wiederstand betrift, so kann man mit Augen sehen, wie das Blut der Stämme sich wieder das Blut der Aeste auflehnt (u).
Ferner, wie sich Schlagadern mit ihren Schenkeln nicht wirklich Kegelförmig gegen einander neigen (x), so faren die Seiten der Blutadern auch nicht wirklich auf Kegelart auseinander. Es thut dieses nicht das gesamm- te Sistem der Blutadern, indem solches, mit den Hol- adern verglichen, nicht die Spizze, sondern die Grund- fläche eines Kegels ist (y). Nicht zwo, mit ihrem Stam- me, in welchem sie zusammen wachsen, verglichne Blut- adern. Denn es sind auch diese zwo Blutadern weiter, als ihr Stamm (z). Es thuts auch nicht eine einzelne Blutader, wenn man sie ohne ihre Aeste betrachtet. Denn es sind Blutadern, wenn sie eine lange Strekke ohne Aeste durchlaufen, nicht nur selbst eilindrisch, son- dern es ist auch jedwede Blutader zwischen zween Aesten gleichweit, und sie erweitert sich nur alsdenn stärker, so- bald sie durch einen neuen Ast einen Zuwachs bekömmt. Doch alsdenn fällt die ganze Sache auf die Stammöff- nung, welche kleiner als die Oefnung der Aeste wird.
Jst
(u)[Spaltenumbruch]Second Memoire. Exp. 137. 145.
(x) 2. Buch.
(y)[Spaltenumbruch]
Ebendas.
(z) Ebendas.
Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Blutadern ein fortgeſezzter Strom iſt, und augenſchein- lich die voranſchwimmende Saͤulen von den folgenden angeſchlagen werden; theils, weil das Blut mit Be- ſchleunigung ſeines Stroms gegen die Wunde einer ge- rizzten Blutader herbeiſchiſt, und das ohne Zweifel ein- zig und allein an Blutadern, die ſich nicht zuſammen zu ziehen verſtehen, und nach dem Tode, und wenn man aus Thieren das Herz herausgeriſſen, weil die vordre und der Wunde naͤchſte Welle, an demjenigen Orte, dem man den Wiederſtand benommen hat, herausdringt, und den folgenden Wellen Plazz macht, deren Drukk nun eine deſto groͤſſere Thaͤtigkeit aͤuſſert, je kleiner der Wieder- ſtand iſt, den er vor ſich findet. Was den Wiederſtand betrift, ſo kann man mit Augen ſehen, wie das Blut der Staͤmme ſich wieder das Blut der Aeſte auflehnt (u).
Ferner, wie ſich Schlagadern mit ihren Schenkeln nicht wirklich Kegelfoͤrmig gegen einander neigen (x), ſo faren die Seiten der Blutadern auch nicht wirklich auf Kegelart auseinander. Es thut dieſes nicht das geſamm- te Siſtem der Blutadern, indem ſolches, mit den Hol- adern verglichen, nicht die Spizze, ſondern die Grund- flaͤche eines Kegels iſt (y). Nicht zwo, mit ihrem Stam- me, in welchem ſie zuſammen wachſen, verglichne Blut- adern. Denn es ſind auch dieſe zwo Blutadern weiter, als ihr Stamm (z). Es thuts auch nicht eine einzelne Blutader, wenn man ſie ohne ihre Aeſte betrachtet. Denn es ſind Blutadern, wenn ſie eine lange Strekke ohne Aeſte durchlaufen, nicht nur ſelbſt eilindriſch, ſon- dern es iſt auch jedwede Blutader zwiſchen zween Aeſten gleichweit, und ſie erweitert ſich nur alsdenn ſtaͤrker, ſo- bald ſie durch einen neuen Aſt einen Zuwachs bekoͤmmt. Doch alsdenn faͤllt die ganze Sache auf die Stammoͤff- nung, welche kleiner als die Oefnung der Aeſte wird.
Jſt
(u)[Spaltenumbruch]Second Memoire. Exp. 137. 145.
(x) 2. Buch.
(y)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ.
(z) Ebendaſ.
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Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Blutadern ein fortgeſezzter Strom iſt, und augenſchein-
lich die voranſchwimmende Saͤulen von den folgenden
angeſchlagen werden; theils, weil das Blut mit Be-
ſchleunigung ſeines Stroms gegen die Wunde einer ge-
rizzten Blutader herbeiſchiſt, und das ohne Zweifel ein-
zig und allein an Blutadern, die ſich nicht zuſammen zu
ziehen verſtehen, und nach dem Tode, und wenn man
aus Thieren das Herz herausgeriſſen, weil die vordre und
der Wunde naͤchſte Welle, an demjenigen Orte, dem man
den Wiederſtand benommen hat, herausdringt, und den
folgenden Wellen Plazz macht, deren Drukk nun eine
deſto groͤſſere Thaͤtigkeit aͤuſſert, je kleiner der Wieder-
ſtand iſt, den er vor ſich findet. Was den Wiederſtand
betrift, ſo kann man mit Augen ſehen, wie das Blut
der Staͤmme ſich wieder das Blut der Aeſte auflehnt (u).
Ferner, wie ſich Schlagadern mit ihren Schenkeln
nicht wirklich Kegelfoͤrmig gegen einander neigen (x), ſo
faren die Seiten der Blutadern auch nicht wirklich auf
Kegelart auseinander. Es thut dieſes nicht das geſamm-
te Siſtem der Blutadern, indem ſolches, mit den Hol-
adern verglichen, nicht die Spizze, ſondern die Grund-
flaͤche eines Kegels iſt (y). Nicht zwo, mit ihrem Stam-
me, in welchem ſie zuſammen wachſen, verglichne Blut-
adern. Denn es ſind auch dieſe zwo Blutadern weiter,
als ihr Stamm (z). Es thuts auch nicht eine einzelne
Blutader, wenn man ſie ohne ihre Aeſte betrachtet.
Denn es ſind Blutadern, wenn ſie eine lange Strekke
ohne Aeſte durchlaufen, nicht nur ſelbſt eilindriſch, ſon-
dern es iſt auch jedwede Blutader zwiſchen zween Aeſten
gleichweit, und ſie erweitert ſich nur alsdenn ſtaͤrker, ſo-
bald ſie durch einen neuen Aſt einen Zuwachs bekoͤmmt.
Doch alsdenn faͤllt die ganze Sache auf die Stammoͤff-
nung, welche kleiner als die Oefnung der Aeſte wird.
Jſt
(u)
Second Memoire. Exp. 137.
145.
(x) 2. Buch.
(y)
Ebendaſ.
(z) Ebendaſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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