Es beruht die Dichtheit der ganzen Masse auf der Menge der Kügelchen, und ihrem Verhältnisse gegen das Salzwasser. Denn da sie schwerer, als Salzwasser sind|, so wird auch unter einerlei Umfange, eine Blut- masse um desto grösser seyn, je ein grösserer Theil des ganzen Geblüts aus Kügelchen besteht. Je grösser da- gegen der Vorrat des Salzwassers ist, desto kleiner ist auch in dergleichen Blute die Röte, die Schwere, und Wärme (z).
Es ist sehr zu vermuten, daß selbst die Kügelchen zum Theil fester gebaut, zum Theil weicher sind, welches bereits eine Entdekkung (a) oder ein Versuch Antons von Leeuwenhoek gewesen ist. Folglich wird davon die Gelieferung auch bald zärter, weicher, oder dichter und hartnäkkiger seyn. So ist in zarten Mädgen, in Per- sonen, die eine schwache Lunge haben, in Thieren, die so zu reden, vom häufigem Gebrauche des Wassers vom Lorbeerkirschblättern gleichsam vergiftet worden, die Blutgerinnung so zart, obwohl rot, und von schönem Scharlache, aber schlecht zusammenhängend, und sie kömmt einem flüßigen Safte näher, als einem geron- nenen.
Ferner können sich beiderlei Dichtheiten mit einan- der vereinigen, es können nämlich die Kügelchen nicht nur dichte, sondern auch häufig seyn; und so kann auch das Gegenteil von beiden Eigenschaften Plazz haben. Wenn also beiderlei Dichtheiten wachsen, so wird die Portion des Kuchens gegen das Salzwasser grösser, und der Kuchen an sich selbst dichter und fester seyn, und folg- lich das ganze Blut, bei einerlei Volumen, schwerer wie- gen, welches besonders von dem Kuchen gelten mus (c). Jm Gegenteile ist in der Schwächligkeit der Bleichsucht nicht nur die Portion des Salzwassers grösser, sondern (b)
es
(z)[Spaltenumbruch]Schwenke S. 38. 171. 172.
(a)leeuwenhoek Philosoph. Trans. n. 117.
(c)Schwenke S. 38.
(b)[Spaltenumbruch]Br. langrish Physical ex- per. upon brutes.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Es beruht die Dichtheit der ganzen Maſſe auf der Menge der Kuͤgelchen, und ihrem Verhaͤltniſſe gegen das Salzwaſſer. Denn da ſie ſchwerer, als Salzwaſſer ſind|, ſo wird auch unter einerlei Umfange, eine Blut- maſſe um deſto groͤſſer ſeyn, je ein groͤſſerer Theil des ganzen Gebluͤts aus Kuͤgelchen beſteht. Je groͤſſer da- gegen der Vorrat des Salzwaſſers iſt, deſto kleiner iſt auch in dergleichen Blute die Roͤte, die Schwere, und Waͤrme (z).
Es iſt ſehr zu vermuten, daß ſelbſt die Kuͤgelchen zum Theil feſter gebaut, zum Theil weicher ſind, welches bereits eine Entdekkung (a) oder ein Verſuch Antons von Leeuwenhoek geweſen iſt. Folglich wird davon die Gelieferung auch bald zaͤrter, weicher, oder dichter und hartnaͤkkiger ſeyn. So iſt in zarten Maͤdgen, in Per- ſonen, die eine ſchwache Lunge haben, in Thieren, die ſo zu reden, vom haͤufigem Gebrauche des Waſſers vom Lorbeerkirſchblaͤttern gleichſam vergiftet worden, die Blutgerinnung ſo zart, obwohl rot, und von ſchoͤnem Scharlache, aber ſchlecht zuſammenhaͤngend, und ſie koͤmmt einem fluͤßigen Safte naͤher, als einem geron- nenen.
Ferner koͤnnen ſich beiderlei Dichtheiten mit einan- der vereinigen, es koͤnnen naͤmlich die Kuͤgelchen nicht nur dichte, ſondern auch haͤufig ſeyn; und ſo kann auch das Gegenteil von beiden Eigenſchaften Plazz haben. Wenn alſo beiderlei Dichtheiten wachſen, ſo wird die Portion des Kuchens gegen das Salzwaſſer groͤſſer, und der Kuchen an ſich ſelbſt dichter und feſter ſeyn, und folg- lich das ganze Blut, bei einerlei Volumen, ſchwerer wie- gen, welches beſonders von dem Kuchen gelten mus (c). Jm Gegenteile iſt in der Schwaͤchligkeit der Bleichſucht nicht nur die Portion des Salzwaſſers groͤſſer, ſondern (b)
es
(z)[Spaltenumbruch]Schwenke S. 38. 171. 172.
(a)leeuwenhoek Philoſoph. Tranſ. n. 117.
(c)Schwenke S. 38.
(b)[Spaltenumbruch]Br. langriſh Phyſical ex- per. upon brutes.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0534"n="514"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Sechſtes Buch. Die Wirkung des</hi></fw><lb/><p>Es beruht die Dichtheit der ganzen Maſſe auf der<lb/>
Menge der Kuͤgelchen, und ihrem Verhaͤltniſſe gegen<lb/>
das Salzwaſſer. Denn da ſie ſchwerer, als Salzwaſſer<lb/>ſind|, ſo wird auch unter einerlei Umfange, eine Blut-<lb/>
maſſe um deſto groͤſſer ſeyn, je ein groͤſſerer Theil des<lb/>
ganzen Gebluͤts aus Kuͤgelchen beſteht. Je groͤſſer da-<lb/>
gegen der Vorrat des Salzwaſſers iſt, deſto kleiner iſt<lb/>
auch in dergleichen Blute die Roͤte, die Schwere, und<lb/>
Waͤrme <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#fr">Schwenke</hi> S. 38. 171. 172.</note>.</p><lb/><p>Es iſt ſehr zu vermuten, daß ſelbſt die Kuͤgelchen<lb/>
zum Theil feſter gebaut, zum Theil weicher ſind, welches<lb/>
bereits eine Entdekkung <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">leeuwenhoek</hi> Philoſoph.<lb/>
Tranſ. n.</hi> 117.</note> oder ein Verſuch Antons von<lb/><hirendition="#fr">Leeuwenhoek</hi> geweſen iſt. Folglich wird davon die<lb/>
Gelieferung auch bald zaͤrter, weicher, oder dichter und<lb/>
hartnaͤkkiger ſeyn. So iſt in zarten Maͤdgen, in Per-<lb/>ſonen, die eine ſchwache Lunge haben, in Thieren, die ſo<lb/>
zu reden, vom haͤufigem Gebrauche des Waſſers vom<lb/>
Lorbeerkirſchblaͤttern gleichſam vergiftet worden, die<lb/>
Blutgerinnung ſo zart, obwohl rot, und von ſchoͤnem<lb/>
Scharlache, aber ſchlecht zuſammenhaͤngend, und ſie<lb/>
koͤmmt einem fluͤßigen Safte naͤher, als einem geron-<lb/>
nenen.</p><lb/><p>Ferner koͤnnen ſich beiderlei Dichtheiten mit einan-<lb/>
der vereinigen, es koͤnnen naͤmlich die Kuͤgelchen nicht<lb/>
nur dichte, ſondern auch haͤufig ſeyn; und ſo kann auch<lb/>
das Gegenteil von beiden Eigenſchaften Plazz haben.<lb/>
Wenn alſo beiderlei Dichtheiten wachſen, ſo wird die<lb/>
Portion des Kuchens gegen das Salzwaſſer groͤſſer, und<lb/>
der Kuchen an ſich ſelbſt dichter und feſter ſeyn, und folg-<lb/>
lich das ganze Blut, bei einerlei Volumen, ſchwerer wie-<lb/>
gen, welches beſonders von dem Kuchen gelten mus <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#fr">Schwenke</hi> S. 38.</note>.<lb/>
Jm Gegenteile iſt in der Schwaͤchligkeit der Bleichſucht<lb/>
nicht nur die Portion des Salzwaſſers groͤſſer, ſondern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">es</fw><lb/><noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Br. <hirendition="#k">langriſh</hi> Phyſical ex-<lb/>
per. upon brutes.</hi></note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[514/0534]
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Es beruht die Dichtheit der ganzen Maſſe auf der
Menge der Kuͤgelchen, und ihrem Verhaͤltniſſe gegen
das Salzwaſſer. Denn da ſie ſchwerer, als Salzwaſſer
ſind|, ſo wird auch unter einerlei Umfange, eine Blut-
maſſe um deſto groͤſſer ſeyn, je ein groͤſſerer Theil des
ganzen Gebluͤts aus Kuͤgelchen beſteht. Je groͤſſer da-
gegen der Vorrat des Salzwaſſers iſt, deſto kleiner iſt
auch in dergleichen Blute die Roͤte, die Schwere, und
Waͤrme (z).
Es iſt ſehr zu vermuten, daß ſelbſt die Kuͤgelchen
zum Theil feſter gebaut, zum Theil weicher ſind, welches
bereits eine Entdekkung (a) oder ein Verſuch Antons von
Leeuwenhoek geweſen iſt. Folglich wird davon die
Gelieferung auch bald zaͤrter, weicher, oder dichter und
hartnaͤkkiger ſeyn. So iſt in zarten Maͤdgen, in Per-
ſonen, die eine ſchwache Lunge haben, in Thieren, die ſo
zu reden, vom haͤufigem Gebrauche des Waſſers vom
Lorbeerkirſchblaͤttern gleichſam vergiftet worden, die
Blutgerinnung ſo zart, obwohl rot, und von ſchoͤnem
Scharlache, aber ſchlecht zuſammenhaͤngend, und ſie
koͤmmt einem fluͤßigen Safte naͤher, als einem geron-
nenen.
Ferner koͤnnen ſich beiderlei Dichtheiten mit einan-
der vereinigen, es koͤnnen naͤmlich die Kuͤgelchen nicht
nur dichte, ſondern auch haͤufig ſeyn; und ſo kann auch
das Gegenteil von beiden Eigenſchaften Plazz haben.
Wenn alſo beiderlei Dichtheiten wachſen, ſo wird die
Portion des Kuchens gegen das Salzwaſſer groͤſſer, und
der Kuchen an ſich ſelbſt dichter und feſter ſeyn, und folg-
lich das ganze Blut, bei einerlei Volumen, ſchwerer wie-
gen, welches beſonders von dem Kuchen gelten mus (c).
Jm Gegenteile iſt in der Schwaͤchligkeit der Bleichſucht
nicht nur die Portion des Salzwaſſers groͤſſer, ſondern
es
(b)
(z)
Schwenke S. 38. 171. 172.
(a) leeuwenhoek Philoſoph.
Tranſ. n. 117.
(c) Schwenke S. 38.
(b)
Br. langriſh Phyſical ex-
per. upon brutes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/534>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.