Man hat demnach schon vor langer Zeit gezeigt, daß die schwarze Fläche eines blutigen Kuchen, womit er den Boden der Schaale bedekkt, wenn man den Blut- gallert umwendet, und die erste Fläche nun zur obern macht, eine schöne Röthe bekomme (g), und daß nun- mehr die Schwärze, und traurige Farbe auf diejenige Schicht hinabsinkt (h), welche erst scharlachen gefärbt war. Nunmehr ist es also eine Schicht von abgeson- dert schwimmenden Kügelchen, da sie bisher aus sehr vie- len über einander gethürmten Kügelchen bestand: und die unterste trägt eine unzälbare Menge von Plättchen, und ist von allen übrigen beschwert, da sie erst die öber- ste war.
Und daher kömmt es nun, daß das Blut in einem weiten und flachen Fusbekken (i) durchgehens rot er- scheint; in einem tiefen und engen Gefässe hingegen, wie ich vom Weine gesagt habe, ins schwarze fällt. Und daher kömmt es auch, daß das Blut, welches man ins Wasser laufen läst, da nunmehr die Kügelchen, wel- che sich im Kuchen an einander hängen, jezzt von einan- der loslassen, einen viel schönern Purpur im Wasser an sich nimmt (k). Folglich wird Blut durchs Blasen, Reiben, und wenn sich die Luft zwischen die Massen der Kügelchen legt, weil dadurch die Kugeln getrennet wer- den, zu einer Scharlachröte erhoben (l). Daher ent- steht in einem sterbenden oder todten Thiere selbst, wenn man in die Lunge oder in die Lungenblutader Luft einbläst, und wenn die Gefässe von einander gezogen, zwischen die
Blut-
(g)[Spaltenumbruch]mvsschenbroek de aere S. 10. A. de heyde Obs. 87. malpigh. Posthum. S. 19. 41. papa de humor. c. 1. 9. bohn. Circul. anat. S. 170. boyle S. 12.
(h)Schwenke S. 117. Mal- pigh angef. Ort. Bohn angef. Ort. Sandris S. 102.
(l)bennet Theatr. tabidor. S. 9. pirch T. II. S. 274. michelotti und helvetivs Hist. de l' Aca- dem. 1718. S. 26. hales Haema- statiks S. 105.
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Man hat demnach ſchon vor langer Zeit gezeigt, daß die ſchwarze Flaͤche eines blutigen Kuchen, womit er den Boden der Schaale bedekkt, wenn man den Blut- gallert umwendet, und die erſte Flaͤche nun zur obern macht, eine ſchoͤne Roͤthe bekomme (g), und daß nun- mehr die Schwaͤrze, und traurige Farbe auf diejenige Schicht hinabſinkt (h), welche erſt ſcharlachen gefaͤrbt war. Nunmehr iſt es alſo eine Schicht von abgeſon- dert ſchwimmenden Kuͤgelchen, da ſie bisher aus ſehr vie- len uͤber einander gethuͤrmten Kuͤgelchen beſtand: und die unterſte traͤgt eine unzaͤlbare Menge von Plaͤttchen, und iſt von allen uͤbrigen beſchwert, da ſie erſt die oͤber- ſte war.
Und daher koͤmmt es nun, daß das Blut in einem weiten und flachen Fusbekken (i) durchgehens rot er- ſcheint; in einem tiefen und engen Gefaͤſſe hingegen, wie ich vom Weine geſagt habe, ins ſchwarze faͤllt. Und daher koͤmmt es auch, daß das Blut, welches man ins Waſſer laufen laͤſt, da nunmehr die Kuͤgelchen, wel- che ſich im Kuchen an einander haͤngen, jezzt von einan- der loslaſſen, einen viel ſchoͤnern Purpur im Waſſer an ſich nimmt (k). Folglich wird Blut durchs Blaſen, Reiben, und wenn ſich die Luft zwiſchen die Maſſen der Kuͤgelchen legt, weil dadurch die Kugeln getrennet wer- den, zu einer Scharlachroͤte erhoben (l). Daher ent- ſteht in einem ſterbenden oder todten Thiere ſelbſt, wenn man in die Lunge oder in die Lungenblutader Luft einblaͤſt, und wenn die Gefaͤſſe von einander gezogen, zwiſchen die
Blut-
(g)[Spaltenumbruch]mvſſchenbroek de aere S. 10. A. de heyde Obſ. 87. malpigh. Poſthum. S. 19. 41. papa de humor. c. 1. 9. bohn. Circul. anat. S. 170. boyle S. 12.
(h)Schwenke S. 117. Mal- pigh angef. Ort. Bohn angef. Ort. Sandris S. 102.
(l)bennet Theatr. tabidor. S. 9. pirch T. II. S. 274. michelotti und helvetivſ Hiſt. de l’ Aca- dem. 1718. S. 26. haleſ Haema- ſtatiks S. 105.
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[507/0527]
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Man hat demnach ſchon vor langer Zeit gezeigt,
daß die ſchwarze Flaͤche eines blutigen Kuchen, womit
er den Boden der Schaale bedekkt, wenn man den Blut-
gallert umwendet, und die erſte Flaͤche nun zur obern
macht, eine ſchoͤne Roͤthe bekomme (g), und daß nun-
mehr die Schwaͤrze, und traurige Farbe auf diejenige
Schicht hinabſinkt (h), welche erſt ſcharlachen gefaͤrbt
war. Nunmehr iſt es alſo eine Schicht von abgeſon-
dert ſchwimmenden Kuͤgelchen, da ſie bisher aus ſehr vie-
len uͤber einander gethuͤrmten Kuͤgelchen beſtand: und
die unterſte traͤgt eine unzaͤlbare Menge von Plaͤttchen,
und iſt von allen uͤbrigen beſchwert, da ſie erſt die oͤber-
ſte war.
Und daher koͤmmt es nun, daß das Blut in einem
weiten und flachen Fusbekken (i) durchgehens rot er-
ſcheint; in einem tiefen und engen Gefaͤſſe hingegen,
wie ich vom Weine geſagt habe, ins ſchwarze faͤllt.
Und daher koͤmmt es auch, daß das Blut, welches man
ins Waſſer laufen laͤſt, da nunmehr die Kuͤgelchen, wel-
che ſich im Kuchen an einander haͤngen, jezzt von einan-
der loslaſſen, einen viel ſchoͤnern Purpur im Waſſer an
ſich nimmt (k). Folglich wird Blut durchs Blaſen,
Reiben, und wenn ſich die Luft zwiſchen die Maſſen der
Kuͤgelchen legt, weil dadurch die Kugeln getrennet wer-
den, zu einer Scharlachroͤte erhoben (l). Daher ent-
ſteht in einem ſterbenden oder todten Thiere ſelbſt, wenn
man in die Lunge oder in die Lungenblutader Luft einblaͤſt,
und wenn die Gefaͤſſe von einander gezogen, zwiſchen die
Blut-
(g)
mvſſchenbroek de aere
S. 10. A. de heyde Obſ. 87.
malpigh. Poſthum. S. 19. 41.
papa de humor. c. 1. 9. bohn.
Circul. anat. S. 170. boyle S. 12.
(h) Schwenke S. 117. Mal-
pigh angef. Ort. Bohn angef.
Ort. Sandris S. 102.
(i)
Fr. bayle Problem. V. Hel-
vetius angef. Ort.
(k) Pujati angef. Ort. S. 90.
(l) bennet Theatr. tabidor. S. 9.
pirch T. II. S. 274. michelotti
und helvetivſ Hiſt. de l’ Aca-
dem. 1718. S. 26. haleſ Haema-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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