gehalten wird, und die zarten Hautwärzchen bei einer unangenemen Emfindung ausdörret, da sonst eben die- ser Damf mit dem Schweisse verfliegt, und zu Wasser versammelt, diese Wärzchen lindert, welchen der Schmuzz, er entstehe woher er wollte, beschwerlich zu fallen pflegt. Bei Schwindsüchtigen ist freilich ein Fieber gegenwärtig, und doch leugnen wir nicht, daß nicht das schärfer gewordne Blut, welches sich mit harn- haften Theilen und geschmelzten Fette erhizzt hat, auch zugleich mit der fortrükkenden Bewegung eine grössere Geschwindigkeit annehmen könnte. Jn den Wechselfie- bern verbindet sich die Emfindung einer beschwerlichen Kälte, mit einer waren Wärme am Thermometer, wie ich voriängst gesehen habe, und nun mit Vergnügen der Beistimmung des vortreflichen Haens versichert wer- de (q). Was aber das gegenteilige Exempel betrift, welches eben derselbe anzieht, so scheinet mir solches zu zeigen, daß sich blos in den innern Stämmen der Schlagadern das Blut noch bewegt habe, daß dadurch Wärme hervorgebracht werden können, da nunmehr kein Blut mehr zu den äussern Aesten hinkommen konnte (r).
Daß es endlich nicht allezeit Kälte sey, wenn sich Kranke über Kälte beklagen, lerne ich mit Danke die- sem vortreflichen Manne ab, und daß man einige den Nerven unangenehme Emfindungen für Kälte anzusehen pflege, da doch bei selbigen eine wirkliche Wärme beste- hen kann, sehe ich ebenfalls aus seinen Schriften, indem die Umstehenden eine regelmäßige Wärme, bei einem ordentlichen Pulsschlage warnahmen, da sich doch der Kranke über einen beständigen Frost am Arme und an der Hand beschwerte (r*). Bei einer eitrigen Lunge fand sich ganzer vier und zwanzig Stunden lang ein eiskalter
Frost
(q)[Spaltenumbruch]
Jm Froste eines Wechselfie- bers war die Wärme 98. 100. 164 Grade gros. T. II. S. 163.
(r) S. 220. Unter den Achseln [Spaltenumbruch]
war die Wärme 96, an der Hand- wurzel 73 Grade. de haen. T. III. S. 144.
(r*)De haen. T. III. S. 149.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
gehalten wird, und die zarten Hautwaͤrzchen bei einer unangenemen Emfindung ausdoͤrret, da ſonſt eben die- ſer Damf mit dem Schweiſſe verfliegt, und zu Waſſer verſammelt, dieſe Waͤrzchen lindert, welchen der Schmuzz, er entſtehe woher er wollte, beſchwerlich zu fallen pflegt. Bei Schwindſuͤchtigen iſt freilich ein Fieber gegenwaͤrtig, und doch leugnen wir nicht, daß nicht das ſchaͤrfer gewordne Blut, welches ſich mit harn- haften Theilen und geſchmelzten Fette erhizzt hat, auch zugleich mit der fortruͤkkenden Bewegung eine groͤſſere Geſchwindigkeit annehmen koͤnnte. Jn den Wechſelfie- bern verbindet ſich die Emfindung einer beſchwerlichen Kaͤlte, mit einer waren Waͤrme am Thermometer, wie ich voriaͤngſt geſehen habe, und nun mit Vergnuͤgen der Beiſtimmung des vortreflichen Haens verſichert wer- de (q). Was aber das gegenteilige Exempel betrift, welches eben derſelbe anzieht, ſo ſcheinet mir ſolches zu zeigen, daß ſich blos in den innern Staͤmmen der Schlagadern das Blut noch bewegt habe, daß dadurch Waͤrme hervorgebracht werden koͤnnen, da nunmehr kein Blut mehr zu den aͤuſſern Aeſten hinkommen konnte (r).
Daß es endlich nicht allezeit Kaͤlte ſey, wenn ſich Kranke uͤber Kaͤlte beklagen, lerne ich mit Danke die- ſem vortreflichen Manne ab, und daß man einige den Nerven unangenehme Emfindungen fuͤr Kaͤlte anzuſehen pflege, da doch bei ſelbigen eine wirkliche Waͤrme beſte- hen kann, ſehe ich ebenfalls aus ſeinen Schriften, indem die Umſtehenden eine regelmaͤßige Waͤrme, bei einem ordentlichen Pulsſchlage warnahmen, da ſich doch der Kranke uͤber einen beſtaͤndigen Froſt am Arme und an der Hand beſchwerte (r*). Bei einer eitrigen Lunge fand ſich ganzer vier und zwanzig Stunden lang ein eiskalter
Froſt
(q)[Spaltenumbruch]
Jm Froſte eines Wechſelfie- bers war die Waͤrme 98. 100. 164 Grade gros. T. II. S. 163.
(r) S. 220. Unter den Achſeln [Spaltenumbruch]
war die Waͤrme 96, an der Hand- wurzel 73 Grade. de haen. T. III. S. 144.
(r*)De haen. T. III. S. 149.
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Sechſtes Buch. Die Wirkung des
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unangenemen Emfindung ausdoͤrret, da ſonſt eben die-
ſer Damf mit dem Schweiſſe verfliegt, und zu Waſſer
verſammelt, dieſe Waͤrzchen lindert, welchen der
Schmuzz, er entſtehe woher er wollte, beſchwerlich zu
fallen pflegt. Bei Schwindſuͤchtigen iſt freilich ein
Fieber gegenwaͤrtig, und doch leugnen wir nicht, daß
nicht das ſchaͤrfer gewordne Blut, welches ſich mit harn-
haften Theilen und geſchmelzten Fette erhizzt hat, auch
zugleich mit der fortruͤkkenden Bewegung eine groͤſſere
Geſchwindigkeit annehmen koͤnnte. Jn den Wechſelfie-
bern verbindet ſich die Emfindung einer beſchwerlichen
Kaͤlte, mit einer waren Waͤrme am Thermometer, wie
ich voriaͤngſt geſehen habe, und nun mit Vergnuͤgen der
Beiſtimmung des vortreflichen Haens verſichert wer-
de (q). Was aber das gegenteilige Exempel betrift,
welches eben derſelbe anzieht, ſo ſcheinet mir ſolches zu
zeigen, daß ſich blos in den innern Staͤmmen der
Schlagadern das Blut noch bewegt habe, daß dadurch
Waͤrme hervorgebracht werden koͤnnen, da nunmehr kein
Blut mehr zu den aͤuſſern Aeſten hinkommen konnte (r).
Daß es endlich nicht allezeit Kaͤlte ſey, wenn ſich
Kranke uͤber Kaͤlte beklagen, lerne ich mit Danke die-
ſem vortreflichen Manne ab, und daß man einige den
Nerven unangenehme Emfindungen fuͤr Kaͤlte anzuſehen
pflege, da doch bei ſelbigen eine wirkliche Waͤrme beſte-
hen kann, ſehe ich ebenfalls aus ſeinen Schriften, indem
die Umſtehenden eine regelmaͤßige Waͤrme, bei einem
ordentlichen Pulsſchlage warnahmen, da ſich doch der
Kranke uͤber einen beſtaͤndigen Froſt am Arme und an
der Hand beſchwerte (r*). Bei einer eitrigen Lunge fand
ſich ganzer vier und zwanzig Stunden lang ein eiskalter
Froſt
(q)
Jm Froſte eines Wechſelfie-
bers war die Waͤrme 98. 100. 164
Grade gros. T. II. S. 163.
(r) S. 220. Unter den Achſeln
war die Waͤrme 96, an der Hand-
wurzel 73 Grade. de haen. T. III.
S. 144.
(r*) De haen. T. III. S. 149.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/516>, abgerufen am 16.07.2024.
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