Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.bewegten Blutes, in den Schlagadern. ten Körpern zusammenriebe: hier sey von Flüßigkeitendie Rede, welche durch höchst glatte Gefässe durchschlup- fen; Wasser werde durchs Reiben so wenig warm, daß es auch dem vom Reiben in harten Körpern zu befürch- tenden Brande vorbeuge (d). Das Wasser werde von keinem, auch nicht viel schnellerm Bewegen warm. Das Blut laufe in einer Minute 150, folglich in einer Sekunde (e) drittehalb Fus in der Ader durch. Es ge- denket aber der berümte Ulloa (f) eines reissenden Ba- ches, der innerhalb 291/2 Sekunden 35 Toisen (hexapeda, eine Länge von 6 Fus) zurükklege, und folglich in einer Sekunde über sieben Fus durchlaufe. Noch viel schnel- ler stürze sich der grosse Amazonenflus fort, indem er in den engen Päßen der Gebürge Pongo, in einer Se- kunde zwölf Fus hinter sich lege (g), und ein andrer Flus durchlaufe in eben der Zeit vier Klafter von einerlek Maaße (h), und man fände zwischen den Alpen Wasser- fälle, die noch viel reissender, als dieser sonst schiffbare Flus wären. Es hat auch der berümte J. Theophilus Desaguliers (i) aus der Erfarung gelernt, daß ein 16 Fus hoch herabfallendes Wasser, in einer Sekunde über 32 Fus durchlaufe. Jndessen kommen Wasserfälle in gar keine Betrachtung, die nicht höher als 16 Fus herabfallen. Der, welcher sich nahe bei der Kirche von Lauterbrunn mit der angenemsten Aussicht herabstürzt, ist wenigstens 800 Fus hoch, und dem ohngeachtet be- halten doch die Schneegewässer, bei allem diesem unge- heuren Sturze, ihre von den Alpen mitgebrachte Kälte unverändert, und sie übertreffen die gemeinen Gewässer um ein vieles an küler Erfrischung. Man weis aber auch, daß dasjenige Wasser, welches ein Zergliederer in (d) [Spaltenumbruch]
shebreare S. 59. (e) 6. B. 1. Abschn. §. 6. (f) S. 369. Deutsch. (g) Voy. du fleuve des Ama- zones. (h) [Spaltenumbruch]
Introductio. S. 64. (i) Course of experim. philos. T. II. S. 422. H h 4
bewegten Blutes, in den Schlagadern. ten Koͤrpern zuſammenriebe: hier ſey von Fluͤßigkeitendie Rede, welche durch hoͤchſt glatte Gefaͤſſe durchſchlup- fen; Waſſer werde durchs Reiben ſo wenig warm, daß es auch dem vom Reiben in harten Koͤrpern zu befuͤrch- tenden Brande vorbeuge (d). Das Waſſer werde von keinem, auch nicht viel ſchnellerm Bewegen warm. Das Blut laufe in einer Minute 150, folglich in einer Sekunde (e) drittehalb Fus in der Ader durch. Es ge- denket aber der beruͤmte Ulloa (f) eines reiſſenden Ba- ches, der innerhalb 29½ Sekunden 35 Toiſen (hexapeda, eine Laͤnge von 6 Fus) zuruͤkklege, und folglich in einer Sekunde uͤber ſieben Fus durchlaufe. Noch viel ſchnel- ler ſtuͤrze ſich der groſſe Amazonenflus fort, indem er in den engen Paͤßen der Gebuͤrge Pongo, in einer Se- kunde zwoͤlf Fus hinter ſich lege (g), und ein andrer Flus durchlaufe in eben der Zeit vier Klafter von einerlek Maaße (h), und man faͤnde zwiſchen den Alpen Waſſer- faͤlle, die noch viel reiſſender, als dieſer ſonſt ſchiffbare Flus waͤren. Es hat auch der beruͤmte J. Theophilus Deſaguliers (i) aus der Erfarung gelernt, daß ein 16 Fus hoch herabfallendes Waſſer, in einer Sekunde uͤber 32 Fus durchlaufe. Jndeſſen kommen Waſſerfaͤlle in gar keine Betrachtung, die nicht hoͤher als 16 Fus herabfallen. Der, welcher ſich nahe bei der Kirche von Lauterbrunn mit der angenemſten Ausſicht herabſtuͤrzt, iſt wenigſtens 800 Fus hoch, und dem ohngeachtet be- halten doch die Schneegewaͤſſer, bei allem dieſem unge- heuren Sturze, ihre von den Alpen mitgebrachte Kaͤlte unveraͤndert, und ſie uͤbertreffen die gemeinen Gewaͤſſer um ein vieles an kuͤler Erfriſchung. Man weis aber auch, daß dasjenige Waſſer, welches ein Zergliederer in (d) [Spaltenumbruch]
ſhebreare S. 59. (e) 6. B. 1. Abſchn. §. 6. (f) S. 369. Deutſch. (g) Voy. du fleuve des Ama- zones. (h) [Spaltenumbruch]
Introductio. S. 64. (i) Courſe of experim. philoſ. T. II. S. 422. H h 4
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ten Koͤrpern zuſammenriebe: hier ſey von Fluͤßigkeiten
die Rede, welche durch hoͤchſt glatte Gefaͤſſe durchſchlup-
fen; Waſſer werde durchs Reiben ſo wenig warm, daß
es auch dem vom Reiben in harten Koͤrpern zu befuͤrch-
tenden Brande vorbeuge (d). Das Waſſer werde von
keinem, auch nicht viel ſchnellerm Bewegen warm.
Das Blut laufe in einer Minute 150, folglich in einer
Sekunde (e) drittehalb Fus in der Ader durch. Es ge-
denket aber der beruͤmte Ulloa (f) eines reiſſenden Ba-
ches, der innerhalb 29½ Sekunden 35 Toiſen (hexapeda,
eine Laͤnge von 6 Fus) zuruͤkklege, und folglich in einer
Sekunde uͤber ſieben Fus durchlaufe. Noch viel ſchnel-
ler ſtuͤrze ſich der groſſe Amazonenflus fort, indem er in
den engen Paͤßen der Gebuͤrge Pongo, in einer Se-
kunde zwoͤlf Fus hinter ſich lege (g), und ein andrer Flus
durchlaufe in eben der Zeit vier Klafter von einerlek
Maaße (h), und man faͤnde zwiſchen den Alpen Waſſer-
faͤlle, die noch viel reiſſender, als dieſer ſonſt ſchiffbare
Flus waͤren. Es hat auch der beruͤmte J. Theophilus
Deſaguliers (i) aus der Erfarung gelernt, daß ein
16 Fus hoch herabfallendes Waſſer, in einer Sekunde
uͤber 32 Fus durchlaufe. Jndeſſen kommen Waſſerfaͤlle
in gar keine Betrachtung, die nicht hoͤher als 16 Fus
herabfallen. Der, welcher ſich nahe bei der Kirche von
Lauterbrunn mit der angenemſten Ausſicht herabſtuͤrzt,
iſt wenigſtens 800 Fus hoch, und dem ohngeachtet be-
halten doch die Schneegewaͤſſer, bei allem dieſem unge-
heuren Sturze, ihre von den Alpen mitgebrachte Kaͤlte
unveraͤndert, und ſie uͤbertreffen die gemeinen Gewaͤſſer
um ein vieles an kuͤler Erfriſchung. Man weis aber
auch, daß dasjenige Waſſer, welches ein Zergliederer
in
(d)
ſhebreare S. 59.
(e) 6. B. 1. Abſchn. §. 6.
(f) S. 369. Deutſch.
(g) Voy. du fleuve des Ama-
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(h)
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