Emfindung und Wärme (e), so den Winter hinbringen; so bald aber ihr Herz von erst welcher Ursache erwacht, und wieder zu schlagen beginnt, so kehrt das Leben wie- der in ihre Körper zurükke, und die Wärme fängt von neuem ihr Spiel an. So leben die Bergmäuse (Mur- melthiere) ohne Bewegung, und wie ein Marmor er- starrt, die langen Wintertage durch (e*).
Endlich gehört hieher noch, was man von der Ur- sache der Kälte oder der Wärme in den Fischen bereits gesagt hat, oder noch sagen kann. Fische, denen die Natur Lungen ausgeteilt hat, haben ein grosses Herz (f), eine Menge Bluts (g), eine größre, als menschliche, Wärme (h). Die ohne Lungen gelassen sind, deren Herz ist klein, und viel kleiner, als in den Vögeln (i). Ohnlängst fand ich das Herz im Karpen 9 Gran schwer, da der Fisch 4920 wog, und folglich war das Herz gleich vom ganzen Körper: da es im Menschen ge- meiniglich zehn Unzen wiegt, und der ganze Körper 150 Pfunde oder 1400 Unzen schwer ist, so verhält sich die Schwere unsers Herzens, zur Schwere des ganzen Körpers, wie 1 zu 240. Es geschehen aber auch in den Fischen viel weniger Pulsschläge, in ihnen ist ein kleiner Vorrat von Blute, und es war der Durchmesser der Aorte, in eben dem Karpen, der einen Fus lang war, nicht grösser, als der ste Theil vom Zolle, welches, wenn alles übrige gleich ist, ein Verhältnis ist, welches die Menge Bluts in dergleichen Fischen, gegen das Blut im Men- schen, wie 72 zu 171. die Kubos aber wie 373248 zu 5000211, oder wie 1 zu 13 angibt. Man kann auch nicht einwenden, daß der grössre Umfang des Herzens in den Wallfischartigen wenigstens halb der Lunge zu gute
kom-
(e)[Spaltenumbruch]Harvei u. s. f. Siehe 6. Buch. 1. Abschn. §. 43.
(e*)Journ. oeconom. 1758. Märzmonat.
(f) 4. Buch.
(g)[Spaltenumbruch]
Von den Meerkälbern. mar- tens Spizberg. Reise.
(h) 5. Buch. 2. Absch. §. 3.
(i) 4. Buch.
H h 2
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Emfindung und Waͤrme (e), ſo den Winter hinbringen; ſo bald aber ihr Herz von erſt welcher Urſache erwacht, und wieder zu ſchlagen beginnt, ſo kehrt das Leben wie- der in ihre Koͤrper zuruͤkke, und die Waͤrme faͤngt von neuem ihr Spiel an. So leben die Bergmaͤuſe (Mur- melthiere) ohne Bewegung, und wie ein Marmor er- ſtarrt, die langen Wintertage durch (e*).
Endlich gehoͤrt hieher noch, was man von der Ur- ſache der Kaͤlte oder der Waͤrme in den Fiſchen bereits geſagt hat, oder noch ſagen kann. Fiſche, denen die Natur Lungen ausgeteilt hat, haben ein groſſes Herz (f), eine Menge Bluts (g), eine groͤßre, als menſchliche, Waͤrme (h). Die ohne Lungen gelaſſen ſind, deren Herz iſt klein, und viel kleiner, als in den Voͤgeln (i). Ohnlaͤngſt fand ich das Herz im Karpen 9 Gran ſchwer, da der Fiſch 4920 wog, und folglich war das Herz gleich vom ganzen Koͤrper: da es im Menſchen ge- meiniglich zehn Unzen wiegt, und der ganze Koͤrper 150 Pfunde oder 1400 Unzen ſchwer iſt, ſo verhaͤlt ſich die Schwere unſers Herzens, zur Schwere des ganzen Koͤrpers, wie 1 zu 240. Es geſchehen aber auch in den Fiſchen viel weniger Pulsſchlaͤge, in ihnen iſt ein kleiner Vorrat von Blute, und es war der Durchmeſſer der Aorte, in eben dem Karpen, der einen Fus lang war, nicht groͤſſer, als der ſte Theil vom Zolle, welches, wenn alles uͤbrige gleich iſt, ein Verhaͤltnis iſt, welches die Menge Bluts in dergleichen Fiſchen, gegen das Blut im Men- ſchen, wie 72 zu 171. die Kubos aber wie 373248 zu 5000211, oder wie 1 zu 13 angibt. Man kann auch nicht einwenden, daß der groͤſſre Umfang des Herzens in den Wallfiſchartigen wenigſtens halb der Lunge zu gute
kom-
(e)[Spaltenumbruch]Harvei u. ſ. f. Siehe 6. Buch. 1. Abſchn. §. 43.
(e*)Journ. oeconom. 1758. Maͤrzmonat.
(f) 4. Buch.
(g)[Spaltenumbruch]
Von den Meerkaͤlbern. mar- tenſ Spizberg. Reiſe.
(h) 5. Buch. 2. Abſch. §. 3.
(i) 4. Buch.
H h 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0503"n="483"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">bewegten Blutes, in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
Emfindung und Waͤrme <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#fr">Harvei</hi> u. ſ. f. Siehe 6.<lb/>
Buch. 1. Abſchn. §. 43.</note>, ſo den Winter hinbringen;<lb/>ſo bald aber ihr Herz von erſt welcher Urſache erwacht,<lb/>
und wieder zu ſchlagen beginnt, ſo kehrt das Leben wie-<lb/>
der in ihre Koͤrper zuruͤkke, und die Waͤrme faͤngt von<lb/>
neuem ihr Spiel an. So leben die Bergmaͤuſe (Mur-<lb/>
melthiere) ohne Bewegung, und wie ein Marmor er-<lb/>ſtarrt, die langen Wintertage durch <noteplace="foot"n="(e*)"><hirendition="#aq">Journ. oeconom.</hi> 1758.<lb/>
Maͤrzmonat.</note>.</p><lb/><p>Endlich gehoͤrt hieher noch, was man von der Ur-<lb/>ſache der Kaͤlte oder der Waͤrme in den Fiſchen bereits<lb/>
geſagt hat, oder noch ſagen kann. Fiſche, denen die<lb/>
Natur Lungen ausgeteilt hat, haben ein groſſes Herz <noteplace="foot"n="(f)">4. Buch.</note>,<lb/>
eine Menge Bluts <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
Von den Meerkaͤlbern. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">mar-<lb/>
tenſ</hi></hi> Spizberg. Reiſe.</note>, eine groͤßre, als menſchliche,<lb/>
Waͤrme <noteplace="foot"n="(h)">5. Buch. 2. Abſch. §. 3.</note>. Die ohne Lungen gelaſſen ſind, deren<lb/>
Herz iſt klein, und viel kleiner, als in den Voͤgeln <noteplace="foot"n="(i)">4. Buch.</note>.<lb/>
Ohnlaͤngſt fand ich das Herz im Karpen 9 Gran ſchwer,<lb/>
da der Fiſch 4920 wog, und folglich war das Herz<lb/>
gleich <formulanotation="TeX">\frac {"1"} {"546"}</formula> vom ganzen Koͤrper: da es im Menſchen ge-<lb/>
meiniglich zehn Unzen wiegt, und der ganze Koͤrper<lb/>
150 Pfunde oder 1400 Unzen ſchwer iſt, ſo verhaͤlt ſich<lb/>
die Schwere unſers Herzens, zur Schwere des ganzen<lb/>
Koͤrpers, wie 1 zu 240. Es geſchehen aber auch in den<lb/>
Fiſchen viel weniger Pulsſchlaͤge, in ihnen iſt ein kleiner<lb/>
Vorrat von Blute, und es war der Durchmeſſer der<lb/>
Aorte, in eben dem Karpen, der einen Fus lang war, nicht<lb/>
groͤſſer, als der <formulanotation="TeX">\frac {"7"} {"100"}</formula>ſte Theil vom Zolle, welches, wenn alles<lb/>
uͤbrige gleich iſt, ein Verhaͤltnis iſt, welches die Menge<lb/>
Bluts in dergleichen Fiſchen, gegen das Blut im Men-<lb/>ſchen, wie 72 zu 171. die Kubos aber wie 373248 zu<lb/>
5000211, oder wie 1 zu 13 angibt. Man kann auch<lb/>
nicht einwenden, daß der groͤſſre Umfang des Herzens in<lb/>
den Wallfiſchartigen wenigſtens halb der Lunge zu gute<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">kom-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[483/0503]
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Emfindung und Waͤrme (e), ſo den Winter hinbringen;
ſo bald aber ihr Herz von erſt welcher Urſache erwacht,
und wieder zu ſchlagen beginnt, ſo kehrt das Leben wie-
der in ihre Koͤrper zuruͤkke, und die Waͤrme faͤngt von
neuem ihr Spiel an. So leben die Bergmaͤuſe (Mur-
melthiere) ohne Bewegung, und wie ein Marmor er-
ſtarrt, die langen Wintertage durch (e*).
Endlich gehoͤrt hieher noch, was man von der Ur-
ſache der Kaͤlte oder der Waͤrme in den Fiſchen bereits
geſagt hat, oder noch ſagen kann. Fiſche, denen die
Natur Lungen ausgeteilt hat, haben ein groſſes Herz (f),
eine Menge Bluts (g), eine groͤßre, als menſchliche,
Waͤrme (h). Die ohne Lungen gelaſſen ſind, deren
Herz iſt klein, und viel kleiner, als in den Voͤgeln (i).
Ohnlaͤngſt fand ich das Herz im Karpen 9 Gran ſchwer,
da der Fiſch 4920 wog, und folglich war das Herz
gleich [FORMEL] vom ganzen Koͤrper: da es im Menſchen ge-
meiniglich zehn Unzen wiegt, und der ganze Koͤrper
150 Pfunde oder 1400 Unzen ſchwer iſt, ſo verhaͤlt ſich
die Schwere unſers Herzens, zur Schwere des ganzen
Koͤrpers, wie 1 zu 240. Es geſchehen aber auch in den
Fiſchen viel weniger Pulsſchlaͤge, in ihnen iſt ein kleiner
Vorrat von Blute, und es war der Durchmeſſer der
Aorte, in eben dem Karpen, der einen Fus lang war, nicht
groͤſſer, als der [FORMEL]ſte Theil vom Zolle, welches, wenn alles
uͤbrige gleich iſt, ein Verhaͤltnis iſt, welches die Menge
Bluts in dergleichen Fiſchen, gegen das Blut im Men-
ſchen, wie 72 zu 171. die Kubos aber wie 373248 zu
5000211, oder wie 1 zu 13 angibt. Man kann auch
nicht einwenden, daß der groͤſſre Umfang des Herzens in
den Wallfiſchartigen wenigſtens halb der Lunge zu gute
kom-
(e)
Harvei u. ſ. f. Siehe 6.
Buch. 1. Abſchn. §. 43.
(e*) Journ. oeconom. 1758.
Maͤrzmonat.
(f) 4. Buch.
(g)
Von den Meerkaͤlbern. mar-
tenſ Spizberg. Reiſe.
(h) 5. Buch. 2. Abſch. §. 3.
(i) 4. Buch.
H h 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/503>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.