Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Die Wirkung des
tur das Reiben zur Mutter habe (z). Berümte Män-
ner wandten, diese fast allgemeinstimmige Aufführung
der Natur, auf das Blut an. Es erwogen also be-
rümte Männer bei sich (a), daß das Blut ununterbro-
chen und schnell vom Herzen in die grosse Schlagader
ausgeschüttet werde: daß es sich an den Wänden des
Herzens (b) und an den Häuten der Schlagadern reibe,
von diesen zurükke gestossen werde, daß daraus unter den
Kügelchen ein Strudeln entstehe, und daß sich diese Kü-
gelchen unter sich selbst (c) und an ihren Röhren, und
zwar um desto nachdrükklicher reiben, je kleiner die Ge-
fässe an sich sind, in denen sie ihr Reiben verrichten, bis
sie überhaupt, mit ihrer ganzen grösten Kreislinie, die
ganze Schlagaderöffnung bestreichen. Sie sahen aber
auch, daß sich die Wände der Gefässe, durch den reissen-
den und wechselweise nachlassenden Strom, von ihrer
grösten Erweiterung, zu der kleinsten Erweiterung brin-
gen lissen (d), und daß sie sich von der schmälsten Breite
zur grösten ausspannen lissen. Sie erfuren, daß das
Blut, von dem die Rede ist, seiner Natur nach verbrenn-
liche Stoffe hege (e), daß es folglich zum heiswerden

besser,
(z) [Spaltenumbruch] boyle, of the great efficacy
of languid and unheeded local
motion. mvsschenbroek Essays.

S. 480. 481. boerhaave Elem.
chem. T. I.
S. 176. Selbst im
luftleeren Raume erregt das Rei-
ben Wärme. boyle Physico-me-
chanical exper. touching the spe-
cies of air
u. s. w. S. 44. Selbst
in der Luft werden blos von einer
sehr schnellen Bewegung Bleiku-
geln heis. Von einem heissen Ge-
wichte geschmelzte Kugeln. Lucan.
(a) boerhaave Instit. rei med.
n. 220. Georg. martine de ani-
mal. similib. Prop. II.
S. 146.
Thomas schwenke c. 4. Browne
langrish Medical practice
S. 60.
(b) Daß ein Theil der Wärme
von der beigemischten Luft, ein
[Spaltenumbruch] andrer Theil vom Reiben herkom-
me, indem das Blut von der
Grundlinie des Herzens zur Spiz-
ze hinab ströme, und wechselweise
von der Spizze zum Grunde wie-
der zurükk stiege, und solcherge-
stalt sich an den Wänden des Her-
zens riebe. Physique des corps ani-
mes.
S. 46.
(c) boerhaave. n. 220.
(d) Von dieser Ursache und von
den festen Theilen eines belebten
Körpers, leitet die Wärme her
Joh. de gorter de perspirat. c. 8.
Fast eben dieses ist auch der Ge-
danke des berümten Lorry. An-
gef. Ort. T. II. S. 256.
(e) Die Kräfte verhalten sich
wechselweise zwischen dem Feuer
und

Sechſtes Buch. Die Wirkung des
tur das Reiben zur Mutter habe (z). Beruͤmte Maͤn-
ner wandten, dieſe faſt allgemeinſtimmige Auffuͤhrung
der Natur, auf das Blut an. Es erwogen alſo be-
ruͤmte Maͤnner bei ſich (a), daß das Blut ununterbro-
chen und ſchnell vom Herzen in die groſſe Schlagader
ausgeſchuͤttet werde: daß es ſich an den Waͤnden des
Herzens (b) und an den Haͤuten der Schlagadern reibe,
von dieſen zuruͤkke geſtoſſen werde, daß daraus unter den
Kuͤgelchen ein Strudeln entſtehe, und daß ſich dieſe Kuͤ-
gelchen unter ſich ſelbſt (c) und an ihren Roͤhren, und
zwar um deſto nachdruͤkklicher reiben, je kleiner die Ge-
faͤſſe an ſich ſind, in denen ſie ihr Reiben verrichten, bis
ſie uͤberhaupt, mit ihrer ganzen groͤſten Kreislinie, die
ganze Schlagaderoͤffnung beſtreichen. Sie ſahen aber
auch, daß ſich die Waͤnde der Gefaͤſſe, durch den reiſſen-
den und wechſelweiſe nachlaſſenden Strom, von ihrer
groͤſten Erweiterung, zu der kleinſten Erweiterung brin-
gen liſſen (d), und daß ſie ſich von der ſchmaͤlſten Breite
zur groͤſten ausſpannen liſſen. Sie erfuren, daß das
Blut, von dem die Rede iſt, ſeiner Natur nach verbrenn-
liche Stoffe hege (e), daß es folglich zum heiswerden

beſſer,
(z) [Spaltenumbruch] boyle, of the great efficacy
of languid and unheeded local
motion. mvſſchenbroek Eſſays.

S. 480. 481. boerhaave Elem.
chem. T. I.
S. 176. Selbſt im
luftleeren Raume erregt das Rei-
ben Waͤrme. boyle Phyſico-me-
chanical exper. touching the ſpe-
cies of air
u. ſ. w. S. 44. Selbſt
in der Luft werden blos von einer
ſehr ſchnellen Bewegung Bleiku-
geln heis. Von einem heiſſen Ge-
wichte geſchmelzte Kugeln. Lucan.
(a) boerhaave Inſtit. rei med.
n. 220. Georg. martine de ani-
mal. ſimilib. Prop. II.
S. 146.
Thomas ſchwenke c. 4. Browne
langriſh Medical practice
S. 60.
(b) Daß ein Theil der Waͤrme
von der beigemiſchten Luft, ein
[Spaltenumbruch] andrer Theil vom Reiben herkom-
me, indem das Blut von der
Grundlinie des Herzens zur Spiz-
ze hinab ſtroͤme, und wechſelweiſe
von der Spizze zum Grunde wie-
der zuruͤkk ſtiege, und ſolcherge-
ſtalt ſich an den Waͤnden des Her-
zens riebe. Phyſique des corps ani-
més.
S. 46.
(c) boerhaave. n. 220.
(d) Von dieſer Urſache und von
den feſten Theilen eines belebten
Koͤrpers, leitet die Waͤrme her
Joh. de gorter de perſpirat. c. 8.
Faſt eben dieſes iſt auch der Ge-
danke des beruͤmten Lorry. An-
gef. Ort. T. II. S. 256.
(e) Die Kraͤfte verhalten ſich
wechſelweiſe zwiſchen dem Feuer
und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0494" n="474"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Die Wirkung des</hi></fw><lb/>
tur das Reiben zur Mutter habe <note place="foot" n="(z)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boyle,</hi> of the great efficacy<lb/>
of languid and unheeded local<lb/>
motion. <hi rendition="#k">mv&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> E&#x017F;&#x017F;ays.</hi><lb/>
S. 480. 481. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boerhaave</hi> Elem.<lb/>
chem. T. I.</hi> S. 176. Selb&#x017F;t im<lb/>
luftleeren Raume erregt das Rei-<lb/>
ben Wa&#x0364;rme. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boyle</hi> Phy&#x017F;ico-me-<lb/>
chanical exper. touching the &#x017F;pe-<lb/>
cies of air</hi> u. &#x017F;. w. S. 44. Selb&#x017F;t<lb/>
in der Luft werden blos von einer<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chnellen Bewegung Bleiku-<lb/>
geln heis. Von einem hei&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
wichte ge&#x017F;chmelzte Kugeln. <hi rendition="#fr">Lucan.</hi></note>. Beru&#x0364;mte Ma&#x0364;n-<lb/>
ner wandten, die&#x017F;e fa&#x017F;t allgemein&#x017F;timmige Auffu&#x0364;hrung<lb/>
der Natur, auf das Blut an. Es erwogen al&#x017F;o be-<lb/>
ru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner bei &#x017F;ich <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boerhaave</hi> In&#x017F;tit. rei med.<lb/>
n. 220. Georg. <hi rendition="#k">martine</hi> de ani-<lb/>
mal. &#x017F;imilib. Prop. II.</hi> S. 146.<lb/><hi rendition="#aq">Thomas <hi rendition="#k">&#x017F;chwenke</hi> c. 4. Browne<lb/><hi rendition="#k">langri&#x017F;h</hi> Medical practice</hi> S. 60.</note>, daß das Blut ununterbro-<lb/>
chen und &#x017F;chnell vom Herzen in die gro&#x017F;&#x017F;e Schlagader<lb/>
ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet werde: daß es &#x017F;ich an den Wa&#x0364;nden des<lb/>
Herzens <note place="foot" n="(b)">Daß ein Theil der Wa&#x0364;rme<lb/>
von der beigemi&#x017F;chten Luft, ein<lb/><cb/>
andrer Theil vom Reiben herkom-<lb/>
me, indem das Blut von der<lb/>
Grundlinie des Herzens zur Spiz-<lb/>
ze hinab &#x017F;tro&#x0364;me, und wech&#x017F;elwei&#x017F;e<lb/>
von der Spizze zum Grunde wie-<lb/>
der zuru&#x0364;kk &#x017F;tiege, und &#x017F;olcherge-<lb/>
&#x017F;talt &#x017F;ich an den Wa&#x0364;nden des Her-<lb/>
zens riebe. <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ique des corps ani-<lb/>
més.</hi> S. 46.</note> und an den Ha&#x0364;uten der Schlagadern reibe,<lb/>
von die&#x017F;en zuru&#x0364;kke ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werde, daß daraus unter den<lb/>
Ku&#x0364;gelchen ein Strudeln ent&#x017F;tehe, und daß &#x017F;ich die&#x017F;e Ku&#x0364;-<lb/>
gelchen unter &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boerhaave.</hi> n.</hi> 220.</note> und an ihren Ro&#x0364;hren, und<lb/>
zwar um de&#x017F;to nachdru&#x0364;kklicher reiben, je kleiner die Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an &#x017F;ich &#x017F;ind, in denen &#x017F;ie ihr Reiben verrichten, bis<lb/>
&#x017F;ie u&#x0364;berhaupt, mit ihrer ganzen gro&#x0364;&#x017F;ten Kreislinie, die<lb/>
ganze Schlagadero&#x0364;ffnung be&#x017F;treichen. Sie &#x017F;ahen aber<lb/>
auch, daß &#x017F;ich die Wa&#x0364;nde der Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, durch den rei&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
den und wech&#x017F;elwei&#x017F;e nachla&#x017F;&#x017F;enden Strom, von ihrer<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Erweiterung, zu der klein&#x017F;ten Erweiterung brin-<lb/>
gen li&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(d)">Von die&#x017F;er Ur&#x017F;ache und von<lb/>
den fe&#x017F;ten Theilen eines belebten<lb/>
Ko&#x0364;rpers, leitet die Wa&#x0364;rme her<lb/><hi rendition="#aq">Joh. de <hi rendition="#k">gorter</hi> de per&#x017F;pirat. c.</hi> 8.<lb/>
Fa&#x017F;t eben die&#x017F;es i&#x017F;t auch der Ge-<lb/>
danke des beru&#x0364;mten <hi rendition="#fr">Lorry.</hi> An-<lb/>
gef. Ort. <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 256.</note>, und daß &#x017F;ie &#x017F;ich von der &#x017F;chma&#x0364;l&#x017F;ten Breite<lb/>
zur gro&#x0364;&#x017F;ten aus&#x017F;pannen li&#x017F;&#x017F;en. Sie erfuren, daß das<lb/>
Blut, von dem die Rede i&#x017F;t, &#x017F;einer Natur nach verbrenn-<lb/>
liche Stoffe hege <note xml:id="seg2pn_20_1" next="#seg2pn_20_2" place="foot" n="(e)">Die Kra&#x0364;fte verhalten &#x017F;ich<lb/>
wech&#x017F;elwei&#x017F;e zwi&#x017F;chen dem Feuer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw></note>, daß es folglich zum heiswerden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;&#x017F;er,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0494] Sechſtes Buch. Die Wirkung des tur das Reiben zur Mutter habe (z). Beruͤmte Maͤn- ner wandten, dieſe faſt allgemeinſtimmige Auffuͤhrung der Natur, auf das Blut an. Es erwogen alſo be- ruͤmte Maͤnner bei ſich (a), daß das Blut ununterbro- chen und ſchnell vom Herzen in die groſſe Schlagader ausgeſchuͤttet werde: daß es ſich an den Waͤnden des Herzens (b) und an den Haͤuten der Schlagadern reibe, von dieſen zuruͤkke geſtoſſen werde, daß daraus unter den Kuͤgelchen ein Strudeln entſtehe, und daß ſich dieſe Kuͤ- gelchen unter ſich ſelbſt (c) und an ihren Roͤhren, und zwar um deſto nachdruͤkklicher reiben, je kleiner die Ge- faͤſſe an ſich ſind, in denen ſie ihr Reiben verrichten, bis ſie uͤberhaupt, mit ihrer ganzen groͤſten Kreislinie, die ganze Schlagaderoͤffnung beſtreichen. Sie ſahen aber auch, daß ſich die Waͤnde der Gefaͤſſe, durch den reiſſen- den und wechſelweiſe nachlaſſenden Strom, von ihrer groͤſten Erweiterung, zu der kleinſten Erweiterung brin- gen liſſen (d), und daß ſie ſich von der ſchmaͤlſten Breite zur groͤſten ausſpannen liſſen. Sie erfuren, daß das Blut, von dem die Rede iſt, ſeiner Natur nach verbrenn- liche Stoffe hege (e), daß es folglich zum heiswerden beſſer, (z) boyle, of the great efficacy of languid and unheeded local motion. mvſſchenbroek Eſſays. S. 480. 481. boerhaave Elem. chem. T. I. S. 176. Selbſt im luftleeren Raume erregt das Rei- ben Waͤrme. boyle Phyſico-me- chanical exper. touching the ſpe- cies of air u. ſ. w. S. 44. Selbſt in der Luft werden blos von einer ſehr ſchnellen Bewegung Bleiku- geln heis. Von einem heiſſen Ge- wichte geſchmelzte Kugeln. Lucan. (a) boerhaave Inſtit. rei med. n. 220. Georg. martine de ani- mal. ſimilib. Prop. II. S. 146. Thomas ſchwenke c. 4. Browne langriſh Medical practice S. 60. (b) Daß ein Theil der Waͤrme von der beigemiſchten Luft, ein andrer Theil vom Reiben herkom- me, indem das Blut von der Grundlinie des Herzens zur Spiz- ze hinab ſtroͤme, und wechſelweiſe von der Spizze zum Grunde wie- der zuruͤkk ſtiege, und ſolcherge- ſtalt ſich an den Waͤnden des Her- zens riebe. Phyſique des corps ani- més. S. 46. (c) boerhaave. n. 220. (d) Von dieſer Urſache und von den feſten Theilen eines belebten Koͤrpers, leitet die Waͤrme her Joh. de gorter de perſpirat. c. 8. Faſt eben dieſes iſt auch der Ge- danke des beruͤmten Lorry. An- gef. Ort. T. II. S. 256. (e) Die Kraͤfte verhalten ſich wechſelweiſe zwiſchen dem Feuer und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/494
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/494>, abgerufen am 25.11.2024.