im geringsten kein grössrer Grad von Wärme. Die Anmerkung des Baks bestätigte Johann Alfons Bo- rell(f) durch einen Versuch; wie auch Wilhelm Cok- burne(g), und es haben diese Männer, wenn sie Ther- mometer zu Hülfe nahmen, gefunden, daß die Einge- weide des Unterleibes nicht eine geringere Wärme haben, als das Herz selbst. Jch erinnere mich aber auch selbst von einer jungen Kazze, daß ich am farenheitschen Ther- mometer einerlei Grad der Wärme gefunden habe, wel- cher den 88 Grad nicht überstieg. Jn der Dole ist er nur um einen Grad grösser (g*).
Dasjenige, was man von dem Aufbrausen des Blutes erzälet, wiederstreitet den Versuchen ebenfalls. Jch habe mit meinen Augen den Chil ins rechte Herz- ohr einfallen und ganz ruhig mit dem Blute vermischen gesehen, und das hat Karl Drelincourt ebenfalls gese- hen, als er ausserdem den Chilgang, und die Achselblut- ader unterbunden hatte (h). Es besizzt aber auch das Flieswasser keine offenbare Säure (i) und man findet eben so wenig im Blute des Herzens selbst einen andern, als salzigen Geschmak (k), wie solches die kartesianische Zergliederer selbst zugestehen müssen (l): eben so wenig brauset das Blut weder mit dem Flieswasser, noch mit der Narungsmilch, oder mit irgend einem sauern Flüßi- gen (m), auf, ob es schon mit starken abgezognen Säften kocht, welche sich aber auch in blossem Wasser schon er- hizzen (n) und mit dem Oele in Flamme geraten: eben so wenig zeigen die Erscheinungen unter dem Vergrösse- rungsglase dergleichen Gewül in dem Lebenssafte (o), als man im Aufbrausen notwendig zum Grunde sezzen mus; und es faren in gesundem Blute gar keine Luftblasen auf.
Wollte
(f)[Spaltenumbruch]Mot. animal. L. II. c. 7. prop. 96.
(g)Oeconom. anim. S. 29.
(g*)whytt Physiolog. S. 16.
(h)Canicid.
(i) S. 122.
(k)[Spaltenumbruch]
S. 72.
(l)blancard de circulatio. sangu. per fibras. S. 59.
(m) S. 75. 76. 77. 78.
(n) S. 79.
(o) S. 164. 274. 285. 286.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
im geringſten kein groͤſſrer Grad von Waͤrme. Die Anmerkung des Baks beſtaͤtigte Johann Alfons Bo- rell(f) durch einen Verſuch; wie auch Wilhelm Cok- burne(g), und es haben dieſe Maͤnner, wenn ſie Ther- mometer zu Huͤlfe nahmen, gefunden, daß die Einge- weide des Unterleibes nicht eine geringere Waͤrme haben, als das Herz ſelbſt. Jch erinnere mich aber auch ſelbſt von einer jungen Kazze, daß ich am farenheitſchen Ther- mometer einerlei Grad der Waͤrme gefunden habe, wel- cher den 88 Grad nicht uͤberſtieg. Jn der Dole iſt er nur um einen Grad groͤſſer (g*).
Dasjenige, was man von dem Aufbrauſen des Blutes erzaͤlet, wiederſtreitet den Verſuchen ebenfalls. Jch habe mit meinen Augen den Chil ins rechte Herz- ohr einfallen und ganz ruhig mit dem Blute vermiſchen geſehen, und das hat Karl Drelincourt ebenfalls geſe- hen, als er auſſerdem den Chilgang, und die Achſelblut- ader unterbunden hatte (h). Es beſizzt aber auch das Flieswaſſer keine offenbare Saͤure (i) und man findet eben ſo wenig im Blute des Herzens ſelbſt einen andern, als ſalzigen Geſchmak (k), wie ſolches die karteſianiſche Zergliederer ſelbſt zugeſtehen muͤſſen (l): eben ſo wenig brauſet das Blut weder mit dem Flieswaſſer, noch mit der Narungsmilch, oder mit irgend einem ſauern Fluͤßi- gen (m), auf, ob es ſchon mit ſtarken abgezognen Saͤften kocht, welche ſich aber auch in bloſſem Waſſer ſchon er- hizzen (n) und mit dem Oele in Flamme geraten: eben ſo wenig zeigen die Erſcheinungen unter dem Vergroͤſſe- rungsglaſe dergleichen Gewuͤl in dem Lebensſafte (o), als man im Aufbrauſen notwendig zum Grunde ſezzen mus; und es faren in geſundem Blute gar keine Luftblaſen auf.
Wollte
(f)[Spaltenumbruch]Mot. animal. L. II. c. 7. prop. 96.
(g)Oeconom. anim. S. 29.
(g*)whytt Phyſiolog. S. 16.
(h)Canicid.
(i) S. 122.
(k)[Spaltenumbruch]
S. 72.
(l)blancard de circulatio. ſangu. per fibras. S. 59.
(m) S. 75. 76. 77. 78.
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Sechſtes Buch. Die Wirkung des
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rell (f) durch einen Verſuch; wie auch Wilhelm Cok-
burne (g), und es haben dieſe Maͤnner, wenn ſie Ther-
mometer zu Huͤlfe nahmen, gefunden, daß die Einge-
weide des Unterleibes nicht eine geringere Waͤrme haben,
als das Herz ſelbſt. Jch erinnere mich aber auch ſelbſt
von einer jungen Kazze, daß ich am farenheitſchen Ther-
mometer einerlei Grad der Waͤrme gefunden habe, wel-
cher den 88 Grad nicht uͤberſtieg. Jn der Dole iſt er
nur um einen Grad groͤſſer (g*).
Dasjenige, was man von dem Aufbrauſen des
Blutes erzaͤlet, wiederſtreitet den Verſuchen ebenfalls.
Jch habe mit meinen Augen den Chil ins rechte Herz-
ohr einfallen und ganz ruhig mit dem Blute vermiſchen
geſehen, und das hat Karl Drelincourt ebenfalls geſe-
hen, als er auſſerdem den Chilgang, und die Achſelblut-
ader unterbunden hatte (h). Es beſizzt aber auch das
Flieswaſſer keine offenbare Saͤure (i) und man findet
eben ſo wenig im Blute des Herzens ſelbſt einen andern,
als ſalzigen Geſchmak (k), wie ſolches die karteſianiſche
Zergliederer ſelbſt zugeſtehen muͤſſen (l): eben ſo wenig
brauſet das Blut weder mit dem Flieswaſſer, noch mit
der Narungsmilch, oder mit irgend einem ſauern Fluͤßi-
gen (m), auf, ob es ſchon mit ſtarken abgezognen Saͤften
kocht, welche ſich aber auch in bloſſem Waſſer ſchon er-
hizzen (n) und mit dem Oele in Flamme geraten: eben
ſo wenig zeigen die Erſcheinungen unter dem Vergroͤſſe-
rungsglaſe dergleichen Gewuͤl in dem Lebensſafte (o), als
man im Aufbrauſen notwendig zum Grunde ſezzen mus;
und es faren in geſundem Blute gar keine Luftblaſen auf.
Wollte
(f)
Mot. animal. L. II. c. 7.
prop. 96.
(g) Oeconom. anim. S. 29.
(g*) whytt Phyſiolog. S. 16.
(h) Canicid.
(i) S. 122.
(k)
S. 72.
(l) blancard de circulatio.
ſangu. per fibras. S. 59.
(m) S. 75. 76. 77. 78.
(n) S. 79.
(o) S. 164. 274. 285. 286.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/490>, abgerufen am 22.11.2024.
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