Doch da eben diese kartesianische Schule die Ursachen der Dinge mit einem neugierigen Auge zu mustern an- fing, so fanden berümte Männer verschiedne ehimische Erscheinungen, da der Kamf wiedriger Salze eine Wärme erzeugte. Dieser helfenden Beistände wusten sie sich mit vielen Ernste zu bedienen. Der erste war J. Baptist Helmont(o), dieser alte Stifter einer neuern Theorie, welcher vom Schwefel und dem flüchtigen Blutsalze, die sich im Herzen untereinander rieben, die Wärme herleitete. Etwas zierlicher lies Franz Sil- vius(p) mit seinen Anhängern (q), worunter auch be- rümte Zergliederer (r) waren, das Blut im Körper, da es einem harnhaften Wesen nahe käme, mit der neuen und säuerlichen Narungsmilch, und einem sauren Flies- wasser zusammen aufbrausen, und so entstand die Theo- rie seiner Wärme, welche er mit vielem Beifalle unter die Leute brachte. Ein wenig anders, oder fast auf glei- chen Schlag, leitete der berümte Henshaw(s) die Gä- rungswärme im Blute vom Chil und dem Blute her. Von sauern Geistern und einem alkalischen Bodensazze im Blute, leitete Johann Paskal(t) die Hizze des Her- zens her; von dem neuen, in den Schlupfwinkeln des Herzens erwärmten und verdünntem Blute V. P. Plemp(u); aus dem Ueberbleibsel des vorigen Blutes Joachim Targir(x); aus der sauern gesalznen Milz- tinktur J. M. Tiling(y); aus einer säuerlichen Mate- rie, die in die Fasern des Herzens abflösse, Peter Chi-
rac
(o)[Spaltenumbruch]
Jn sole tabernaculum S. 621. 622.
(p)Dissert. VIII. n. 63. diss. X. n. 54. u. f.
(q)Cornel bontekoe dierige huvshouding. S. 297. von den sauern Theilchen, die mit dem flüchtig öligen Salze streiten.
(r)J. swammerdam de respi- [Spaltenumbruch]
rat. S. 8. Regnerus de graaf de succo pancreatico S. 100. 101. 3. Ausgabe. Beide stammen aus Silvii Schule her.
(s)Aerochalinos. S. 97.
(t)Traite des fermens. S. 320.
(u)Fundam. med. S. 155.
(x) S. 159.
(y)De vase brevi S. 554.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Doch da eben dieſe karteſianiſche Schule die Urſachen der Dinge mit einem neugierigen Auge zu muſtern an- fing, ſo fanden beruͤmte Maͤnner verſchiedne ehimiſche Erſcheinungen, da der Kamf wiedriger Salze eine Waͤrme erzeugte. Dieſer helfenden Beiſtaͤnde wuſten ſie ſich mit vielen Ernſte zu bedienen. Der erſte war J. Baptiſt Helmont(o), dieſer alte Stifter einer neuern Theorie, welcher vom Schwefel und dem fluͤchtigen Blutſalze, die ſich im Herzen untereinander rieben, die Waͤrme herleitete. Etwas zierlicher lies Franz Sil- vius(p) mit ſeinen Anhaͤngern (q), worunter auch be- ruͤmte Zergliederer (r) waren, das Blut im Koͤrper, da es einem harnhaften Weſen nahe kaͤme, mit der neuen und ſaͤuerlichen Narungsmilch, und einem ſauren Flies- waſſer zuſammen aufbrauſen, und ſo entſtand die Theo- rie ſeiner Waͤrme, welche er mit vielem Beifalle unter die Leute brachte. Ein wenig anders, oder faſt auf glei- chen Schlag, leitete der beruͤmte Henshaw(s) die Gaͤ- rungswaͤrme im Blute vom Chil und dem Blute her. Von ſauern Geiſtern und einem alkaliſchen Bodenſazze im Blute, leitete Johann Paskal(t) die Hizze des Her- zens her; von dem neuen, in den Schlupfwinkeln des Herzens erwaͤrmten und verduͤnntem Blute V. P. Plemp(u); aus dem Ueberbleibſel des vorigen Blutes Joachim Targir(x); aus der ſauern geſalznen Milz- tinktur J. M. Tiling(y); aus einer ſaͤuerlichen Mate- rie, die in die Faſern des Herzens abfloͤſſe, Peter Chi-
rac
(o)[Spaltenumbruch]
Jn ſole tabernaculum S. 621. 622.
(p)Diſſert. VIII. n. 63. diſſ. X. n. 54. u. f.
(q)Cornel bontekoe dierige huvshouding. S. 297. von den ſauern Theilchen, die mit dem fluͤchtig oͤligen Salze ſtreiten.
(r)J. ſwammerdam de reſpi- [Spaltenumbruch]
rat. S. 8. Regnerus de graaf de ſucco pancreatico S. 100. 101. 3. Ausgabe. Beide ſtammen aus Silvii Schule her.
(s)Aerochalinos. S. 97.
(t)Traité des fermens. S. 320.
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Sechſtes Buch. Die Wirkung des
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fing, ſo fanden beruͤmte Maͤnner verſchiedne ehimiſche
Erſcheinungen, da der Kamf wiedriger Salze eine
Waͤrme erzeugte. Dieſer helfenden Beiſtaͤnde wuſten
ſie ſich mit vielen Ernſte zu bedienen. Der erſte war
J. Baptiſt Helmont (o), dieſer alte Stifter einer neuern
Theorie, welcher vom Schwefel und dem fluͤchtigen
Blutſalze, die ſich im Herzen untereinander rieben, die
Waͤrme herleitete. Etwas zierlicher lies Franz Sil-
vius (p) mit ſeinen Anhaͤngern (q), worunter auch be-
ruͤmte Zergliederer (r) waren, das Blut im Koͤrper, da
es einem harnhaften Weſen nahe kaͤme, mit der neuen
und ſaͤuerlichen Narungsmilch, und einem ſauren Flies-
waſſer zuſammen aufbrauſen, und ſo entſtand die Theo-
rie ſeiner Waͤrme, welche er mit vielem Beifalle unter
die Leute brachte. Ein wenig anders, oder faſt auf glei-
chen Schlag, leitete der beruͤmte Henshaw (s) die Gaͤ-
rungswaͤrme im Blute vom Chil und dem Blute her.
Von ſauern Geiſtern und einem alkaliſchen Bodenſazze
im Blute, leitete Johann Paskal (t) die Hizze des Her-
zens her; von dem neuen, in den Schlupfwinkeln des
Herzens erwaͤrmten und verduͤnntem Blute V. P.
Plemp (u); aus dem Ueberbleibſel des vorigen Blutes
Joachim Targir (x); aus der ſauern geſalznen Milz-
tinktur J. M. Tiling (y); aus einer ſaͤuerlichen Mate-
rie, die in die Faſern des Herzens abfloͤſſe, Peter Chi-
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(o)
Jn ſole tabernaculum S.
621. 622.
(p) Diſſert. VIII. n. 63. diſſ. X.
n. 54. u. f.
(q) Cornel bontekoe dierige
huvshouding. S. 297. von den
ſauern Theilchen, die mit dem
fluͤchtig oͤligen Salze ſtreiten.
(r) J. ſwammerdam de reſpi-
rat. S. 8. Regnerus de graaf de
ſucco pancreatico S. 100. 101.
3. Ausgabe. Beide ſtammen aus
Silvii Schule her.
(s) Aerochalinos. S. 97.
(t) Traité des fermens. S. 320.
(u) Fundam. med. S. 155.
(x) S. 159.
(y) De vaſe brevi S. 554.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/486>, abgerufen am 22.11.2024.
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