Gegend der Schlagader einkehrt, welche das hineinge- preste Klümpchen ohne Zwang aufnimmt. Es hat An- ton v. Leeuwenhoek(c), Boerhaave(d), und ich habe ebenfalls dergleichen losgestossne Verstopfungen rükkwerts treiben gesehen, indem bald die Gerinnung von der verstärkten Kraft des Herzens zerstreut ward (e), und bald eine wirkliche Schwankung, das ist, da das Blut halb seinen natürlichen Weg, halb eine wiedrige Straße verfolgte, dem Blute seine ware Bewegung wieder anwies (f).
Anastomosirungen haben noch einen andern Nuzzen, das ist, sie ersezzen die Stelle zerstörter oder unwegsam gewordner Schlagadern. Es liegen überall im mensch- lichen Körper die Schlagadern nahe beisammen, und wenn sie nicht eine Zwischenwand von einander scheidet, so haben sie durch mittelmäßige Aestchen unter einander Gemeinschaft, so daß sich ein, oberhalb aus dem Stamme erwachsender Fortsaz, in den gerade von der entgegen gesezzten Seite herkommenden Ast, aus eben der, oder einer andern nachbarlichen Schlagader hin- einwirft (g). Es sey, daß nunmehr die Stammschlag- ader unter dem Aste zusammengedrükkt, zerstört, oder sonst untauglich gemacht werde, so würde gewis der Ein- flus des Schlagaderblutes von dem übrigen ganzen Gliede abgeschnitten werden, und alles was sich über dem verlezzten Orte befindet, würde fäulend absterben, wofern sich nicht die woltätige Kraft der Anastomosi- rungen hier ins Mittel schlüge. Da nämlich die Schlag- aderäste, die über dem Bande aus der Schlagader ent- springen, mehr Blut emfangen, und erweitert wer-
den
(c)[Spaltenumbruch]T. II. oper. S. 207.
(d)Prax. Med. T. I. S. 298.
(e)Exp. 93. leeuwenhoek T. III. S. 111. 117. senac Tr. du coeur T. I. S. 486.
(f)[Spaltenumbruch]Second memoi. S. 236. n. 1. Exp. 65. 93. S. 229.
(g) 2. Buch. molinelli de anev- rysin. T. I. S. 2. T. II. f. 3.
v. Hall. Phis.II.Th. F f
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Gegend der Schlagader einkehrt, welche das hineinge- preſte Kluͤmpchen ohne Zwang aufnimmt. Es hat An- ton v. Leeuwenhoek(c), Boerhaave(d), und ich habe ebenfalls dergleichen losgeſtoſſne Verſtopfungen ruͤkkwerts treiben geſehen, indem bald die Gerinnung von der verſtaͤrkten Kraft des Herzens zerſtreut ward (e), und bald eine wirkliche Schwankung, das iſt, da das Blut halb ſeinen natuͤrlichen Weg, halb eine wiedrige Straße verfolgte, dem Blute ſeine ware Bewegung wieder anwies (f).
Anaſtomoſirungen haben noch einen andern Nuzzen, das iſt, ſie erſezzen die Stelle zerſtoͤrter oder unwegſam gewordner Schlagadern. Es liegen uͤberall im menſch- lichen Koͤrper die Schlagadern nahe beiſammen, und wenn ſie nicht eine Zwiſchenwand von einander ſcheidet, ſo haben ſie durch mittelmaͤßige Aeſtchen unter einander Gemeinſchaft, ſo daß ſich ein, oberhalb aus dem Stamme erwachſender Fortſaz, in den gerade von der entgegen geſezzten Seite herkommenden Aſt, aus eben der, oder einer andern nachbarlichen Schlagader hin- einwirft (g). Es ſey, daß nunmehr die Stammſchlag- ader unter dem Aſte zuſammengedruͤkkt, zerſtoͤrt, oder ſonſt untauglich gemacht werde, ſo wuͤrde gewis der Ein- flus des Schlagaderblutes von dem uͤbrigen ganzen Gliede abgeſchnitten werden, und alles was ſich uͤber dem verlezzten Orte befindet, wuͤrde faͤulend abſterben, wofern ſich nicht die woltaͤtige Kraft der Anaſtomoſi- rungen hier ins Mittel ſchluͤge. Da naͤmlich die Schlag- aderaͤſte, die uͤber dem Bande aus der Schlagader ent- ſpringen, mehr Blut emfangen, und erweitert wer-
den
(c)[Spaltenumbruch]T. II. oper. S. 207.
(d)Prax. Med. T. I. S. 298.
(e)Exp. 93. leeuwenhoek T. III. S. 111. 117. ſenac Tr. du coeur T. I. S. 486.
(f)[Spaltenumbruch]Second memoi. S. 236. n. 1. Exp. 65. 93. S. 229.
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Gegend der Schlagader einkehrt, welche das hineinge-
preſte Kluͤmpchen ohne Zwang aufnimmt. Es hat An-
ton v. Leeuwenhoek (c), Boerhaave (d), und ich
habe ebenfalls dergleichen losgeſtoſſne Verſtopfungen
ruͤkkwerts treiben geſehen, indem bald die Gerinnung
von der verſtaͤrkten Kraft des Herzens zerſtreut ward (e),
und bald eine wirkliche Schwankung, das iſt, da das
Blut halb ſeinen natuͤrlichen Weg, halb eine wiedrige
Straße verfolgte, dem Blute ſeine ware Bewegung
wieder anwies (f).
Anaſtomoſirungen haben noch einen andern Nuzzen,
das iſt, ſie erſezzen die Stelle zerſtoͤrter oder unwegſam
gewordner Schlagadern. Es liegen uͤberall im menſch-
lichen Koͤrper die Schlagadern nahe beiſammen, und
wenn ſie nicht eine Zwiſchenwand von einander ſcheidet,
ſo haben ſie durch mittelmaͤßige Aeſtchen unter einander
Gemeinſchaft, ſo daß ſich ein, oberhalb aus dem
Stamme erwachſender Fortſaz, in den gerade von der
entgegen geſezzten Seite herkommenden Aſt, aus eben
der, oder einer andern nachbarlichen Schlagader hin-
einwirft (g). Es ſey, daß nunmehr die Stammſchlag-
ader unter dem Aſte zuſammengedruͤkkt, zerſtoͤrt, oder
ſonſt untauglich gemacht werde, ſo wuͤrde gewis der Ein-
flus des Schlagaderblutes von dem uͤbrigen ganzen
Gliede abgeſchnitten werden, und alles was ſich uͤber
dem verlezzten Orte befindet, wuͤrde faͤulend abſterben,
wofern ſich nicht die woltaͤtige Kraft der Anaſtomoſi-
rungen hier ins Mittel ſchluͤge. Da naͤmlich die Schlag-
aderaͤſte, die uͤber dem Bande aus der Schlagader ent-
ſpringen, mehr Blut emfangen, und erweitert wer-
den
(c)
T. II. oper. S. 207.
(d) Prax. Med. T. I. S. 298.
(e) Exp. 93. leeuwenhoek T.
III. S. 111. 117. ſenac Tr. du coeur
T. I. S. 486.
(f)
Second memoi. S. 236. n. 1.
Exp. 65. 93. S. 229.
(g) 2. Buch. molinelli de anev-
ryſin. T. I. S. 2. T. II. f. 3.
v. Hall. Phiſ. II. Th. F f
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/469>, abgerufen am 25.11.2024.
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