Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Die Wirkung des
ader zwar durch ein sanftes Abprellen (b), aber doch von
der alten Linie, der sie erst folgten, abgeschleudert wor-
den, und sich wieder unter erst welchem Winkel der
Achse nähern, jezzt nichts anders thun, als die mit der
Achse parallel gezogne Linien durchschneiden, und auf sol-
che Stoffe stossen, die diese Linien besezzt halten. Es
mus aber auch notwendig das Zusammenziehn der Schlag-
ader, vermöge dessen die Kügelchen wieder gegen die Achse
getrieben werden, nach Linien, die die Achse nach dem
Perpendikel durchschneiden, erst die den Wänden nächste
Kügelchen, und hiernechst auch die übrige Kügelchen,
die an die vorige von hinten anstossen, auf diejenige Kü-
gelchen zurükkestossen, die die Achse einnehmen. Hin-
gegen nötigen die, welche die Achse, oder doch mit selbi-
ger benachbarte Linien, einnehmen, dieselben vermittelst
des Drukkes, Kraft dessen sie die übrige Reihen fort-
räumen, daß sie in der That nach dem Perpendikel an
die Wände anprellen müssen. Da sie solchergestalt denen
Reihen begegnen, welche von den Wänden zurükkege-
worfen worden, so müssen sich notwendig die auf gegen-
seitige Stoffe treffende Kügelchen an einander reiben.
Ferner, da die zwote Welle etwas schneller folgt, und die
vordre um etwas träger voranzieht (c), und da die vor-
dre die folgende stöst, so kann man eine jede Welle für
einen Körper ansehen, welcher sich zwischen der treibenden
Gewalt und dem Wiederstande in einer Zusammenpres-
sung befindet.

Auf diese Art entstehet in der Bewegung der Kügel-
gen derjenige Aufrur, von dem wir anderswo noch ein-
mal reden wollen. Es bestätigen aber die Versuche die-
sen Kamf und dieses Aufeinandertreffen der entgegenge-
sezzten Ströme im Blute augenscheinlich, indem in der
That zween einander entgegenlaufende Ströme auf einan-

der
(b) [Spaltenumbruch] bazzicaluve Theor. tumor.
f.
8. bis 13.
(c) [Spaltenumbruch] bartholom. de moox de
instauratio. med.
S. 168.

Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ader zwar durch ein ſanftes Abprellen (b), aber doch von
der alten Linie, der ſie erſt folgten, abgeſchleudert wor-
den, und ſich wieder unter erſt welchem Winkel der
Achſe naͤhern, jezzt nichts anders thun, als die mit der
Achſe parallel gezogne Linien durchſchneiden, und auf ſol-
che Stoffe ſtoſſen, die dieſe Linien beſezzt halten. Es
mus aber auch notwendig das Zuſammenziehn der Schlag-
ader, vermoͤge deſſen die Kuͤgelchen wieder gegen die Achſe
getrieben werden, nach Linien, die die Achſe nach dem
Perpendikel durchſchneiden, erſt die den Waͤnden naͤchſte
Kuͤgelchen, und hiernechſt auch die uͤbrige Kuͤgelchen,
die an die vorige von hinten anſtoſſen, auf diejenige Kuͤ-
gelchen zuruͤkkeſtoſſen, die die Achſe einnehmen. Hin-
gegen noͤtigen die, welche die Achſe, oder doch mit ſelbi-
ger benachbarte Linien, einnehmen, dieſelben vermittelſt
des Drukkes, Kraft deſſen ſie die uͤbrige Reihen fort-
raͤumen, daß ſie in der That nach dem Perpendikel an
die Waͤnde anprellen muͤſſen. Da ſie ſolchergeſtalt denen
Reihen begegnen, welche von den Waͤnden zuruͤkkege-
worfen worden, ſo muͤſſen ſich notwendig die auf gegen-
ſeitige Stoffe treffende Kuͤgelchen an einander reiben.
Ferner, da die zwote Welle etwas ſchneller folgt, und die
vordre um etwas traͤger voranzieht (c), und da die vor-
dre die folgende ſtoͤſt, ſo kann man eine jede Welle fuͤr
einen Koͤrper anſehen, welcher ſich zwiſchen der treibenden
Gewalt und dem Wiederſtande in einer Zuſammenpreſ-
ſung befindet.

Auf dieſe Art entſtehet in der Bewegung der Kuͤgel-
gen derjenige Aufrur, von dem wir anderswo noch ein-
mal reden wollen. Es beſtaͤtigen aber die Verſuche die-
ſen Kamf und dieſes Aufeinandertreffen der entgegenge-
ſezzten Stroͤme im Blute augenſcheinlich, indem in der
That zween einander entgegenlaufende Stroͤme auf einan-

der
(b) [Spaltenumbruch] bazzicaluve Theor. tumor.
f.
8. bis 13.
(c) [Spaltenumbruch] bartholom. de moox de
inſtauratio. med.
S. 168.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0462" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Die Wirkung des</hi></fw><lb/>
ader zwar durch ein &#x017F;anftes Abprellen <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bazzicaluve</hi> Theor. tumor.<lb/>
f.</hi> 8. bis 13.</note>, aber doch von<lb/>
der alten Linie, der &#x017F;ie er&#x017F;t folgten, abge&#x017F;chleudert wor-<lb/>
den, und &#x017F;ich wieder unter er&#x017F;t welchem Winkel der<lb/>
Ach&#x017F;e na&#x0364;hern, jezzt nichts anders thun, als die mit der<lb/>
Ach&#x017F;e parallel gezogne Linien durch&#x017F;chneiden, und auf &#x017F;ol-<lb/>
che Stoffe &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, die die&#x017F;e Linien be&#x017F;ezzt halten. Es<lb/>
mus aber auch notwendig das Zu&#x017F;ammenziehn der Schlag-<lb/>
ader, vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en die Ku&#x0364;gelchen wieder gegen die Ach&#x017F;e<lb/>
getrieben werden, nach Linien, die die Ach&#x017F;e nach dem<lb/>
Perpendikel durch&#x017F;chneiden, er&#x017F;t die den Wa&#x0364;nden na&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Ku&#x0364;gelchen, und hiernech&#x017F;t auch die u&#x0364;brige Ku&#x0364;gelchen,<lb/>
die an die vorige von hinten an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, auf diejenige Ku&#x0364;-<lb/>
gelchen zuru&#x0364;kke&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, die die Ach&#x017F;e einnehmen. Hin-<lb/>
gegen no&#x0364;tigen die, welche die Ach&#x017F;e, oder doch mit &#x017F;elbi-<lb/>
ger benachbarte Linien, einnehmen, die&#x017F;elben vermittel&#x017F;t<lb/>
des Drukkes, Kraft de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die u&#x0364;brige Reihen fort-<lb/>
ra&#x0364;umen, daß &#x017F;ie in der That nach dem Perpendikel an<lb/>
die Wa&#x0364;nde anprellen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Da &#x017F;ie &#x017F;olcherge&#x017F;talt denen<lb/>
Reihen begegnen, welche von den Wa&#x0364;nden zuru&#x0364;kkege-<lb/>
worfen worden, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich notwendig die auf gegen-<lb/>
&#x017F;eitige Stoffe treffende Ku&#x0364;gelchen an einander reiben.<lb/>
Ferner, da die zwote Welle etwas &#x017F;chneller folgt, und die<lb/>
vordre um etwas tra&#x0364;ger voranzieht <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">b</hi>artholom. de <hi rendition="#k">moox</hi> de<lb/>
in&#x017F;tauratio. med.</hi> S. 168.</note>, und da die vor-<lb/>
dre die folgende &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;o kann man eine jede Welle fu&#x0364;r<lb/>
einen Ko&#x0364;rper an&#x017F;ehen, welcher &#x017F;ich zwi&#x017F;chen der treibenden<lb/>
Gewalt und dem Wieder&#x017F;tande in einer Zu&#x017F;ammenpre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung befindet.</p><lb/>
            <p>Auf die&#x017F;e Art ent&#x017F;tehet in der Bewegung der Ku&#x0364;gel-<lb/>
gen derjenige Aufrur, von dem wir anderswo noch ein-<lb/>
mal reden wollen. Es be&#x017F;ta&#x0364;tigen aber die Ver&#x017F;uche die-<lb/>
&#x017F;en Kamf und die&#x017F;es Aufeinandertreffen der entgegenge-<lb/>
&#x017F;ezzten Stro&#x0364;me im Blute augen&#x017F;cheinlich, indem in der<lb/>
That zween einander entgegenlaufende Stro&#x0364;me auf einan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0462] Sechſtes Buch. Die Wirkung des ader zwar durch ein ſanftes Abprellen (b), aber doch von der alten Linie, der ſie erſt folgten, abgeſchleudert wor- den, und ſich wieder unter erſt welchem Winkel der Achſe naͤhern, jezzt nichts anders thun, als die mit der Achſe parallel gezogne Linien durchſchneiden, und auf ſol- che Stoffe ſtoſſen, die dieſe Linien beſezzt halten. Es mus aber auch notwendig das Zuſammenziehn der Schlag- ader, vermoͤge deſſen die Kuͤgelchen wieder gegen die Achſe getrieben werden, nach Linien, die die Achſe nach dem Perpendikel durchſchneiden, erſt die den Waͤnden naͤchſte Kuͤgelchen, und hiernechſt auch die uͤbrige Kuͤgelchen, die an die vorige von hinten anſtoſſen, auf diejenige Kuͤ- gelchen zuruͤkkeſtoſſen, die die Achſe einnehmen. Hin- gegen noͤtigen die, welche die Achſe, oder doch mit ſelbi- ger benachbarte Linien, einnehmen, dieſelben vermittelſt des Drukkes, Kraft deſſen ſie die uͤbrige Reihen fort- raͤumen, daß ſie in der That nach dem Perpendikel an die Waͤnde anprellen muͤſſen. Da ſie ſolchergeſtalt denen Reihen begegnen, welche von den Waͤnden zuruͤkkege- worfen worden, ſo muͤſſen ſich notwendig die auf gegen- ſeitige Stoffe treffende Kuͤgelchen an einander reiben. Ferner, da die zwote Welle etwas ſchneller folgt, und die vordre um etwas traͤger voranzieht (c), und da die vor- dre die folgende ſtoͤſt, ſo kann man eine jede Welle fuͤr einen Koͤrper anſehen, welcher ſich zwiſchen der treibenden Gewalt und dem Wiederſtande in einer Zuſammenpreſ- ſung befindet. Auf dieſe Art entſtehet in der Bewegung der Kuͤgel- gen derjenige Aufrur, von dem wir anderswo noch ein- mal reden wollen. Es beſtaͤtigen aber die Verſuche die- ſen Kamf und dieſes Aufeinandertreffen der entgegenge- ſezzten Stroͤme im Blute augenſcheinlich, indem in der That zween einander entgegenlaufende Stroͤme auf einan- der (b) bazzicaluve Theor. tumor. f. 8. bis 13. (c) bartholom. de moox de inſtauratio. med. S. 168.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/462
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/462>, abgerufen am 16.07.2024.