es mus ein besonderes Uebel der Lunge, das mit einem Fieber verbunden gewesen, den Pulsschlag aufgehalten haben. Jch habe aber auch sonst keine herumziehende Landfieber, oder Fieber von schlimmerer Natur gesehen, in denen nicht der Puls entweder mit seiner Stärke, oder mit der Schnelligkeit von der natürlichen Ordnung abweicht (p).
So oft nämlich die Lunge von erst welcher Ursache, von einem Fasergewächse, von verhärteten Drüsen, oder vielleicht von einem Nervenkramfe verstopft wird, und das Blut weder ohngehindert von der rechten Kammer in die linke durchkömmt, noch indessen eine grosse und fieberhafte Anstrengung, das Blut durch die Lunge hin- durchzubringen, angewendet wird; so mus alsdenn al- lerdings der Pulsschlag unrichtig und selten seyn. Denn wenn das Blut nur sehr sparsam in die Aorte kömmt, so wird die Schlagader weder Blut empfangen, noch der Finger des Arztes ihre Erweiterung an der Handwur- zel fülen können: keins wird aber zur Aorte kommen, wofern der Weg zu den linken Hölungen des Körpers nicht durch die Lunge frei ist. Folglich ist der Pulsschlag bei keuchenden oder engbrüstigen Personen selten (q), wie ich vor nicht gar langer Zeit an einem berümten Grei- sen, in dem Anfalle der Engbrüstigkeit, mit Augen gese- hen. An einem Menschen, dessen sehr dikkes Blut so gleich zusammenlief, so bald es aus der Ader flos, und an dessen erblasten Körper die Höle des linken Herzohrs er- weitert war, zälte man, da er noch lebte, von 23 bis 35 Schläge (r), und weniger Pulsschläge habe ich weder jemals erfaren, noch irgend wo gelesen.
Viel
(p)[Spaltenumbruch]
P. Alpinus, von denen zu Alexandrien anstekkenden Pestfie- bern. De medic. aegypt. L. I. c. 14. rye angef. Ort. S. 6. Russel von den Fiebern zu Aleppo. Natural [Spaltenumbruch]
history of Aleppo S. 209. 230. massa de febrib. pestil.
(q)zecchi Consil. medic. S. 181.
(r)Henkel 4. Sammlung. S. 46.
des Blutes, durch die Schlagadern.
es mus ein beſonderes Uebel der Lunge, das mit einem Fieber verbunden geweſen, den Pulsſchlag aufgehalten haben. Jch habe aber auch ſonſt keine herumziehende Landfieber, oder Fieber von ſchlimmerer Natur geſehen, in denen nicht der Puls entweder mit ſeiner Staͤrke, oder mit der Schnelligkeit von der natuͤrlichen Ordnung abweicht (p).
So oft naͤmlich die Lunge von erſt welcher Urſache, von einem Faſergewaͤchſe, von verhaͤrteten Druͤſen, oder vielleicht von einem Nervenkramfe verſtopft wird, und das Blut weder ohngehindert von der rechten Kammer in die linke durchkoͤmmt, noch indeſſen eine groſſe und fieberhafte Anſtrengung, das Blut durch die Lunge hin- durchzubringen, angewendet wird; ſo mus alsdenn al- lerdings der Pulsſchlag unrichtig und ſelten ſeyn. Denn wenn das Blut nur ſehr ſparſam in die Aorte koͤmmt, ſo wird die Schlagader weder Blut empfangen, noch der Finger des Arztes ihre Erweiterung an der Handwur- zel fuͤlen koͤnnen: keins wird aber zur Aorte kommen, wofern der Weg zu den linken Hoͤlungen des Koͤrpers nicht durch die Lunge frei iſt. Folglich iſt der Pulsſchlag bei keuchenden oder engbruͤſtigen Perſonen ſelten (q), wie ich vor nicht gar langer Zeit an einem beruͤmten Grei- ſen, in dem Anfalle der Engbruͤſtigkeit, mit Augen geſe- hen. An einem Menſchen, deſſen ſehr dikkes Blut ſo gleich zuſammenlief, ſo bald es aus der Ader flos, und an deſſen erblaſten Koͤrper die Hoͤle des linken Herzohrs er- weitert war, zaͤlte man, da er noch lebte, von 23 bis 35 Schlaͤge (r), und weniger Pulsſchlaͤge habe ich weder jemals erfaren, noch irgend wo geleſen.
Viel
(p)[Spaltenumbruch]
P. Alpinus, von denen zu Alexandrien anſtekkenden Peſtfie- bern. De medic. aegypt. L. I. c. 14. rye angef. Ort. S. 6. Ruſſel von den Fiebern zu Aleppo. Natural [Spaltenumbruch]
hiſtory of Aleppo S. 209. 230. maſſa de febrib. peſtil.
(q)zecchi Conſil. medic. S. 181.
(r)Henkel 4. Sammlung. S. 46.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0433"n="413"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Blutes, durch die Schlagadern.</hi></fw><lb/>
es mus ein beſonderes Uebel der Lunge, das mit einem<lb/>
Fieber verbunden geweſen, den Pulsſchlag aufgehalten<lb/>
haben. Jch habe aber auch ſonſt keine herumziehende<lb/>
Landfieber, oder Fieber von ſchlimmerer Natur geſehen,<lb/>
in denen nicht der Puls entweder mit ſeiner Staͤrke, oder<lb/>
mit der Schnelligkeit von der natuͤrlichen Ordnung<lb/>
abweicht <noteplace="foot"n="(p)"><cb/>
P. <hirendition="#fr">Alpinus,</hi> von denen zu<lb/>
Alexandrien anſtekkenden Peſtfie-<lb/>
bern. <hirendition="#aq">De medic. aegypt. L. I. c. 14.<lb/><hirendition="#k">rye</hi></hi> angef. Ort. S. 6. <hirendition="#fr">Ruſſel</hi> von<lb/>
den Fiebern zu Aleppo. <hirendition="#aq">Natural<lb/><cb/>
hiſtory of Aleppo</hi> S. 209. 230.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">maſſa</hi> de febrib. peſtil.</hi></note>.</p><lb/><p>So oft naͤmlich die Lunge von erſt welcher Urſache,<lb/>
von einem Faſergewaͤchſe, von verhaͤrteten Druͤſen, oder<lb/>
vielleicht von einem Nervenkramfe verſtopft wird, und<lb/>
das Blut weder ohngehindert von der rechten Kammer<lb/>
in die linke durchkoͤmmt, noch indeſſen eine groſſe und<lb/>
fieberhafte Anſtrengung, das Blut durch die Lunge hin-<lb/>
durchzubringen, angewendet wird; ſo mus alsdenn al-<lb/>
lerdings der Pulsſchlag unrichtig und ſelten ſeyn. Denn<lb/>
wenn das Blut nur ſehr ſparſam in die Aorte koͤmmt, ſo<lb/>
wird die Schlagader weder Blut empfangen, noch der<lb/>
Finger des Arztes ihre Erweiterung an der Handwur-<lb/>
zel fuͤlen koͤnnen: keins wird aber zur Aorte kommen,<lb/>
wofern der Weg zu den linken Hoͤlungen des Koͤrpers<lb/>
nicht durch die Lunge frei iſt. Folglich iſt der Pulsſchlag<lb/>
bei keuchenden oder engbruͤſtigen Perſonen ſelten <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">zecchi</hi> Conſil. medic.</hi> S.<lb/>
181.</note>, wie<lb/>
ich vor nicht gar langer Zeit an einem beruͤmten Grei-<lb/>ſen, in dem Anfalle der Engbruͤſtigkeit, mit Augen geſe-<lb/>
hen. An einem Menſchen, deſſen ſehr dikkes Blut ſo gleich<lb/>
zuſammenlief, ſo bald es aus der Ader flos, und an<lb/>
deſſen erblaſten Koͤrper die Hoͤle des linken Herzohrs er-<lb/>
weitert war, zaͤlte man, da er noch lebte, von 23 bis<lb/>
35 Schlaͤge <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#fr">Henkel</hi> 4. Sammlung. S. 46.</note>, und weniger Pulsſchlaͤge habe ich weder<lb/>
jemals erfaren, noch irgend wo geleſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Viel</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[413/0433]
des Blutes, durch die Schlagadern.
es mus ein beſonderes Uebel der Lunge, das mit einem
Fieber verbunden geweſen, den Pulsſchlag aufgehalten
haben. Jch habe aber auch ſonſt keine herumziehende
Landfieber, oder Fieber von ſchlimmerer Natur geſehen,
in denen nicht der Puls entweder mit ſeiner Staͤrke, oder
mit der Schnelligkeit von der natuͤrlichen Ordnung
abweicht (p).
So oft naͤmlich die Lunge von erſt welcher Urſache,
von einem Faſergewaͤchſe, von verhaͤrteten Druͤſen, oder
vielleicht von einem Nervenkramfe verſtopft wird, und
das Blut weder ohngehindert von der rechten Kammer
in die linke durchkoͤmmt, noch indeſſen eine groſſe und
fieberhafte Anſtrengung, das Blut durch die Lunge hin-
durchzubringen, angewendet wird; ſo mus alsdenn al-
lerdings der Pulsſchlag unrichtig und ſelten ſeyn. Denn
wenn das Blut nur ſehr ſparſam in die Aorte koͤmmt, ſo
wird die Schlagader weder Blut empfangen, noch der
Finger des Arztes ihre Erweiterung an der Handwur-
zel fuͤlen koͤnnen: keins wird aber zur Aorte kommen,
wofern der Weg zu den linken Hoͤlungen des Koͤrpers
nicht durch die Lunge frei iſt. Folglich iſt der Pulsſchlag
bei keuchenden oder engbruͤſtigen Perſonen ſelten (q), wie
ich vor nicht gar langer Zeit an einem beruͤmten Grei-
ſen, in dem Anfalle der Engbruͤſtigkeit, mit Augen geſe-
hen. An einem Menſchen, deſſen ſehr dikkes Blut ſo gleich
zuſammenlief, ſo bald es aus der Ader flos, und an
deſſen erblaſten Koͤrper die Hoͤle des linken Herzohrs er-
weitert war, zaͤlte man, da er noch lebte, von 23 bis
35 Schlaͤge (r), und weniger Pulsſchlaͤge habe ich weder
jemals erfaren, noch irgend wo geleſen.
Viel
(p)
P. Alpinus, von denen zu
Alexandrien anſtekkenden Peſtfie-
bern. De medic. aegypt. L. I. c. 14.
rye angef. Ort. S. 6. Ruſſel von
den Fiebern zu Aleppo. Natural
hiſtory of Aleppo S. 209. 230.
maſſa de febrib. peſtil.
(q) zecchi Conſil. medic. S.
181.
(r) Henkel 4. Sammlung. S. 46.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/433>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.