und ich gestehe es leicht zu, daß sie im Menschen kleiner, als in Thieren von kaltem Blute sey, da in diesen die äusserste Membran, der vom Herzen zurükkegestossnen innern Membran, unbeweglich wiedersteht, im Men- schen dagegen auch diese äussere selbst nachgibt.
Auf diese Verdichtung der Häute der Schlagadern, gründet sich die so berümte Zusammendrükkung derje- nigen Schlagäderchen bei unserm ehemaligen Leh- rer(u), welche zwischen den Häuten einer grössern Schlagader hin und her kreuzen, und es hat dieser vor- trefliche Alte, auf dieser Zusammendrükkung, einen gros- sen Theil seiner Theorie über die Entkräftungen des ho- hen Alters (x) und über den natürlichen Todt erbaut. Vom hohen Alter soll die Untersuchung für einem andern Ort aufgehoben bleiben: es mag hier genung seyn, zu erinnern, daß sich die Gefäschen der grössern Schlag- adern (y) in dem äussersten Zellgewebe verbreiten, und daß felbige folglich, von dem durch die grosse Röhre herbeigetriebnen Blute, unter allen übrigen den klein- sten Drukk empfangen: ferner, daß diese Gefäschen in lebendigen Thieren, wie ich mit Zuverläßigkeit gesehen habe, weder leer, noch blas werden: daß aber in der That die kleinsten Gesäschen, die wenig bekant sind, und sich zwischen der muskelhaften und innersten Aderdekke befinden, zusammengedrükkt werden können. Dennoch kann aber dieses nicht die Ursache seyn, warum so sehr oft (z), und im hohen Alter am gewönlichsten, die Schlagadern knochig werden. Denn daß davon der Grund in dem ausgegossnen Safte liege, habe ich bei andrer Gelegenheit gezeigt (a), welches auch der berümte J. Friderich Crell(b) sehr wohl eingesehen.
Jm
(u)[Spaltenumbruch]Praelectio. in Instit. rei me- dic. CCXIII. T. II. S. 254. schrei- ber Element. S. 297.
(x)Instit. re. medic. n. 477.
(y) 2. Buch.
(z)bvchwald Obs. 3. vesal. angef. Ort. Baß angef. Ort. fi- [Spaltenumbruch]
scher de senio S. 46. Vergl. da- mit Adolph. Bernh. winkler de lithiasi vasorum corpor. hum.
(a)Opuscul. Patholog obs. 47.
(b)De arter. coron. instar ossis indurat.
des Blutes, durch die Schlagadern.
und ich geſtehe es leicht zu, daß ſie im Menſchen kleiner, als in Thieren von kaltem Blute ſey, da in dieſen die aͤuſſerſte Membran, der vom Herzen zuruͤkkegeſtoſſnen innern Membran, unbeweglich wiederſteht, im Men- ſchen dagegen auch dieſe aͤuſſere ſelbſt nachgibt.
Auf dieſe Verdichtung der Haͤute der Schlagadern, gruͤndet ſich die ſo beruͤmte Zuſammendruͤkkung derje- nigen Schlagaͤderchen bei unſerm ehemaligen Leh- rer(u), welche zwiſchen den Haͤuten einer groͤſſern Schlagader hin und her kreuzen, und es hat dieſer vor- trefliche Alte, auf dieſer Zuſammendruͤkkung, einen groſ- ſen Theil ſeiner Theorie uͤber die Entkraͤftungen des ho- hen Alters (x) und uͤber den natuͤrlichen Todt erbaut. Vom hohen Alter ſoll die Unterſuchung fuͤr einem andern Ort aufgehoben bleiben: es mag hier genung ſeyn, zu erinnern, daß ſich die Gefaͤschen der groͤſſern Schlag- adern (y) in dem aͤuſſerſten Zellgewebe verbreiten, und daß felbige folglich, von dem durch die groſſe Roͤhre herbeigetriebnen Blute, unter allen uͤbrigen den klein- ſten Drukk empfangen: ferner, daß dieſe Gefaͤschen in lebendigen Thieren, wie ich mit Zuverlaͤßigkeit geſehen habe, weder leer, noch blas werden: daß aber in der That die kleinſten Geſaͤschen, die wenig bekant ſind, und ſich zwiſchen der muskelhaften und innerſten Aderdekke befinden, zuſammengedruͤkkt werden koͤnnen. Dennoch kann aber dieſes nicht die Urſache ſeyn, warum ſo ſehr oft (z), und im hohen Alter am gewoͤnlichſten, die Schlagadern knochig werden. Denn daß davon der Grund in dem ausgegoſſnen Safte liege, habe ich bei andrer Gelegenheit gezeigt (a), welches auch der beruͤmte J. Friderich Crell(b) ſehr wohl eingeſehen.
Jm
(u)[Spaltenumbruch]Praelectio. in Inſtit. rei me- dic. CCXIII. T. II. S. 254. ſchrei- ber Element. S. 297.
(x)Inſtit. re. medic. n. 477.
(y) 2. Buch.
(z)bvchwald Obſ. 3. veſal. angef. Ort. Baß angef. Ort. fi- [Spaltenumbruch]
ſcher de ſenio S. 46. Vergl. da- mit Adolph. Bernh. winkler de lithiaſi vaſorum corpor. hum.
(a)Opuſcul. Patholog obſ. 47.
(b)De arter. coron. inſtar oſſis indurat.
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[383/0403]
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aͤuſſerſte Membran, der vom Herzen zuruͤkkegeſtoſſnen
innern Membran, unbeweglich wiederſteht, im Men-
ſchen dagegen auch dieſe aͤuſſere ſelbſt nachgibt.
Auf dieſe Verdichtung der Haͤute der Schlagadern,
gruͤndet ſich die ſo beruͤmte Zuſammendruͤkkung derje-
nigen Schlagaͤderchen bei unſerm ehemaligen Leh-
rer (u), welche zwiſchen den Haͤuten einer groͤſſern
Schlagader hin und her kreuzen, und es hat dieſer vor-
trefliche Alte, auf dieſer Zuſammendruͤkkung, einen groſ-
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hen Alters (x) und uͤber den natuͤrlichen Todt erbaut.
Vom hohen Alter ſoll die Unterſuchung fuͤr einem andern
Ort aufgehoben bleiben: es mag hier genung ſeyn, zu
erinnern, daß ſich die Gefaͤschen der groͤſſern Schlag-
adern (y) in dem aͤuſſerſten Zellgewebe verbreiten, und
daß felbige folglich, von dem durch die groſſe Roͤhre
herbeigetriebnen Blute, unter allen uͤbrigen den klein-
ſten Drukk empfangen: ferner, daß dieſe Gefaͤschen in
lebendigen Thieren, wie ich mit Zuverlaͤßigkeit geſehen
habe, weder leer, noch blas werden: daß aber in der
That die kleinſten Geſaͤschen, die wenig bekant ſind, und
ſich zwiſchen der muskelhaften und innerſten Aderdekke
befinden, zuſammengedruͤkkt werden koͤnnen. Dennoch
kann aber dieſes nicht die Urſache ſeyn, warum ſo ſehr
oft (z), und im hohen Alter am gewoͤnlichſten, die
Schlagadern knochig werden. Denn daß davon der
Grund in dem ausgegoſſnen Safte liege, habe ich bei
andrer Gelegenheit gezeigt (a), welches auch der beruͤmte
J. Friderich Crell (b) ſehr wohl eingeſehen.
Jm
(u)
Praelectio. in Inſtit. rei me-
dic. CCXIII. T. II. S. 254. ſchrei-
ber Element. S. 297.
(x) Inſtit. re. medic. n. 477.
(y) 2. Buch.
(z) bvchwald Obſ. 3. veſal.
angef. Ort. Baß angef. Ort. fi-
ſcher de ſenio S. 46. Vergl. da-
mit Adolph. Bernh. winkler de
lithiaſi vaſorum corpor. hum.
(a) Opuſcul. Patholog obſ. 47.
(b) De arter. coron. inſtar oſſis
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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