folgt; es scheint aber kein Zweifel zu seyn, daß nicht auch eben dieses an warmen Thieren statt finden sollte, und so gar am Menschen selbst.
Wenigstens habe ich, und das oftermals, an kalten Thierchen deutlich gesehen, daß, wenn die Kraft des Herzens matt wird, und in den Schlagadern ein gerin- ger Vorrat von Blute ist, daß die Oefnung der Schlag- ader nur klein, aber die Dikke der Wände sehr ansen- lich sey (n). Es ist aber diese Beschaffenheit der Schlag- ader, wärend der Zusammenziehung der Schlagader, in einem warmblütigen Thiere wirklich vorhanden. Fer- ner, wenn das sich wieder ermunternde Herz, einen ge- hörigen Vorrat von Blute in die Schlagader hinein- treibt, so wächst in Fröschen die Oefnung der Schlag- adern im Lichten (o), und nach diesem Ebenmaaße nimmt zugleich die Dikke der Membranen ab. Es ist aber die- ser Zustand der Erweiterung einer Schlagader sehr än- lich. Jch habe aber gesehen, daß die Oefnung einer leeren Schlagader nicht grösser gewesen, als die Dikke der Membranen war (p), ich habe sie kleiner (q), und doppelt so klein (r), ich habe sie so gar in einer stärkern Erweiterung um dreimal grösser gefunden (s), so daß überhaupt die Schlagaderwand sechs und mehrmal schmäler, und zugleich dichter gemacht ward. So sez- zen sich die Membranen einer Schlagader, vermöge ihrer eignen Springkraft, selbst kurz darauf in ihren ersten und angebornen losen Zustand wieder, welcher eine Art von der schlagaderhaften Zusammenziehung, und von einer muskelhaften ganz verschieden ist, und den Schlagadern selbst wesentlich ist, welche ohne Fleischfasern sind. Es hat diese Verdichtung Jakob Keil(t) nicht gänzlich aus- ser Acht gelassen: doch hat er sie nur klein angegeben,
und
(n)[Spaltenumbruch]Second Memoire sur le mou- vement du sang. Exp. 91. 92. 183.
(o)Exp. 91. 92. 95. 183.
(p)Exp. 69. 71.
(q)[Spaltenumbruch]Exp. 77.
(r)Exp. 77. 92.
(s)Exp. 92.
(t)De sanguin. velocit. S. 28.
Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
folgt; es ſcheint aber kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht auch eben dieſes an warmen Thieren ſtatt finden ſollte, und ſo gar am Menſchen ſelbſt.
Wenigſtens habe ich, und das oftermals, an kalten Thierchen deutlich geſehen, daß, wenn die Kraft des Herzens matt wird, und in den Schlagadern ein gerin- ger Vorrat von Blute iſt, daß die Oefnung der Schlag- ader nur klein, aber die Dikke der Waͤnde ſehr anſen- lich ſey (n). Es iſt aber dieſe Beſchaffenheit der Schlag- ader, waͤrend der Zuſammenziehung der Schlagader, in einem warmbluͤtigen Thiere wirklich vorhanden. Fer- ner, wenn das ſich wieder ermunternde Herz, einen ge- hoͤrigen Vorrat von Blute in die Schlagader hinein- treibt, ſo waͤchſt in Froͤſchen die Oefnung der Schlag- adern im Lichten (o), und nach dieſem Ebenmaaße nimmt zugleich die Dikke der Membranen ab. Es iſt aber die- ſer Zuſtand der Erweiterung einer Schlagader ſehr aͤn- lich. Jch habe aber geſehen, daß die Oefnung einer leeren Schlagader nicht groͤſſer geweſen, als die Dikke der Membranen war (p), ich habe ſie kleiner (q), und doppelt ſo klein (r), ich habe ſie ſo gar in einer ſtaͤrkern Erweiterung um dreimal groͤſſer gefunden (s), ſo daß uͤberhaupt die Schlagaderwand ſechs und mehrmal ſchmaͤler, und zugleich dichter gemacht ward. So ſez- zen ſich die Membranen einer Schlagader, vermoͤge ihrer eignen Springkraft, ſelbſt kurz darauf in ihren erſten und angebornen loſen Zuſtand wieder, welcher eine Art von der ſchlagaderhaften Zuſammenziehung, und von einer muskelhaften ganz verſchieden iſt, und den Schlagadern ſelbſt weſentlich iſt, welche ohne Fleiſchfaſern ſind. Es hat dieſe Verdichtung Jakob Keil(t) nicht gaͤnzlich auſ- ſer Acht gelaſſen: doch hat er ſie nur klein angegeben,
und
(n)[Spaltenumbruch]Second Memoire ſur le mou- vement du ſang. Exp. 91. 92. 183.
(o)Exp. 91. 92. 95. 183.
(p)Exp. 69. 71.
(q)[Spaltenumbruch]Exp. 77.
(r)Exp. 77. 92.
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[382/0402]
Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
folgt; es ſcheint aber kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht
auch eben dieſes an warmen Thieren ſtatt finden ſollte,
und ſo gar am Menſchen ſelbſt.
Wenigſtens habe ich, und das oftermals, an kalten
Thierchen deutlich geſehen, daß, wenn die Kraft des
Herzens matt wird, und in den Schlagadern ein gerin-
ger Vorrat von Blute iſt, daß die Oefnung der Schlag-
ader nur klein, aber die Dikke der Waͤnde ſehr anſen-
lich ſey (n). Es iſt aber dieſe Beſchaffenheit der Schlag-
ader, waͤrend der Zuſammenziehung der Schlagader, in
einem warmbluͤtigen Thiere wirklich vorhanden. Fer-
ner, wenn das ſich wieder ermunternde Herz, einen ge-
hoͤrigen Vorrat von Blute in die Schlagader hinein-
treibt, ſo waͤchſt in Froͤſchen die Oefnung der Schlag-
adern im Lichten (o), und nach dieſem Ebenmaaße nimmt
zugleich die Dikke der Membranen ab. Es iſt aber die-
ſer Zuſtand der Erweiterung einer Schlagader ſehr aͤn-
lich. Jch habe aber geſehen, daß die Oefnung einer
leeren Schlagader nicht groͤſſer geweſen, als die Dikke
der Membranen war (p), ich habe ſie kleiner (q), und
doppelt ſo klein (r), ich habe ſie ſo gar in einer ſtaͤrkern
Erweiterung um dreimal groͤſſer gefunden (s), ſo daß
uͤberhaupt die Schlagaderwand ſechs und mehrmal
ſchmaͤler, und zugleich dichter gemacht ward. So ſez-
zen ſich die Membranen einer Schlagader, vermoͤge ihrer
eignen Springkraft, ſelbſt kurz darauf in ihren erſten und
angebornen loſen Zuſtand wieder, welcher eine Art von
der ſchlagaderhaften Zuſammenziehung, und von einer
muskelhaften ganz verſchieden iſt, und den Schlagadern
ſelbſt weſentlich iſt, welche ohne Fleiſchfaſern ſind. Es
hat dieſe Verdichtung Jakob Keil (t) nicht gaͤnzlich auſ-
ſer Acht gelaſſen: doch hat er ſie nur klein angegeben,
und
(n)
Second Memoire ſur le mou-
vement du ſang. Exp. 91. 92. 183.
(o) Exp. 91. 92. 95. 183.
(p) Exp. 69. 71.
(q)
Exp. 77.
(r) Exp. 77. 92.
(s) Exp. 92.
(t) De ſanguin. velocit. S. 28.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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