Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.in den Schlagadern. ben, und dessen Wirksamkeit ersezzen, allerdings von gros-ser Wichtigkeit sei. Denn ob schon die Fasern, welche den muskelhaften Theil einer Schlagader ausmachen, eine geringe Dikke haben, und nicht häufig zugegen sind (t); und obschon das Zusammenziehn geringe zu seyn scheint, womit sich eine Schlagader an einem lebenden Thiere, unter dem Fingerdrukke zurükkebegibt (u), so ersezzt doch die unermesliche Länge des Muskelfeldes, welches den Schlagadern zugeordnet ist, die Kleinheit dieser Fasern. Es stellen nämlich alle grosse Schlagadern, bis auf Jch sehe auch nicht, daß die Kraft dieses Zusammen- Helfte (t) [Spaltenumbruch]
2. Buch. (u) Sur le Mouvem. du sang. exp. 44. 50. remvs Exp. 2. Es ist nämlich diese Bewegung an ei- ner erweiterten und niedersinken- den Schlagader so gelinde, daß man diese Bewegung oft gar nicht gewar wird. (x) Sur le mouvement du sang. Exp. 46. Das Schlagen erstrekkt sich nicht ausserhalb der äussern Dekke der Gedärme weiter fort. van den bos de viv. corp. huma. solid. Exp. 9. Jndessen ist ein be- rümter Mann, unser guter Freund, aus der Ursache wieder mich ein- genommen, daß er schreibt, ich hätte das Zusammenziehn der Schlagadern geleugnet; er zieht indessen auf die ganze Schlagader, was ich blos von ihren kleinen Aesten behauptet habe. Almagest. S. 239. n. 144. (y) Dieses war der Gedanke
[Spaltenumbruch] des vortreflichen Peter Anton Michelotti am angef. Orte. S. 95, da selbiger behauptete, daß die Kräfte, die das Blut bewegen, vom Zusammenziehn der Schlag- adern überhaupt nicht den gering- sten Zuwachs bekämen. Es schreibt aber auch der berümte Schreiber, der sonst in dem Aufeinanderfol- gen des Blutes in den verschiede- nen Stellen einer Schlagader, mit uns einerlei Meinung ist, demohn- geachtet doch, daß die helfte vom Blutcilinder, und in den kleinen Gefässen, noch mehr als die helfte zum Herzen zurükke getrieben wer- de. Almagest. S. 240. Der be- rümte Sherbeare hielte diese peristaltische Folge in der Schlag- aderbewegung für so wenig wahr, daß er sie zum Beweise der Unge- reimtheit wieder die Gewalt des Herzens anwendet. Princip. of Pra- ctiee S. 204. in den Schlagadern. ben, und deſſen Wirkſamkeit erſezzen, allerdings von groſ-ſer Wichtigkeit ſei. Denn ob ſchon die Faſern, welche den muskelhaften Theil einer Schlagader ausmachen, eine geringe Dikke haben, und nicht haͤufig zugegen ſind (t); und obſchon das Zuſammenziehn geringe zu ſeyn ſcheint, womit ſich eine Schlagader an einem lebenden Thiere, unter dem Fingerdrukke zuruͤkkebegibt (u), ſo erſezzt doch die unermesliche Laͤnge des Muskelfeldes, welches den Schlagadern zugeordnet iſt, die Kleinheit dieſer Faſern. Es ſtellen naͤmlich alle groſſe Schlagadern, bis auf Jch ſehe auch nicht, daß die Kraft dieſes Zuſammen- Helfte (t) [Spaltenumbruch]
2. Buch. (u) Sur le Mouvem. du ſang. exp. 44. 50. remvſ Exp. 2. Es iſt naͤmlich dieſe Bewegung an ei- ner erweiterten und niederſinken- den Schlagader ſo gelinde, daß man dieſe Bewegung oft gar nicht gewar wird. (x) Sur le mouvement du ſang. Exp. 46. Das Schlagen erſtrekkt ſich nicht auſſerhalb der aͤuſſern Dekke der Gedaͤrme weiter fort. van den boſ de viv. corp. huma. ſolid. Exp. 9. Jndeſſen iſt ein be- ruͤmter Mann, unſer guter Freund, aus der Urſache wieder mich ein- genommen, daß er ſchreibt, ich haͤtte das Zuſammenziehn der Schlagadern geleugnet; er zieht indeſſen auf die ganze Schlagader, was ich blos von ihren kleinen Aeſten behauptet habe. Almageſt. S. 239. n. 144. (y) Dieſes war der Gedanke
[Spaltenumbruch] des vortreflichen Peter Anton Michelotti am angef. Orte. S. 95, da ſelbiger behauptete, daß die Kraͤfte, die das Blut bewegen, vom Zuſammenziehn der Schlag- adern uͤberhaupt nicht den gering- ſten Zuwachs bekaͤmen. Es ſchreibt aber auch der beruͤmte Schreiber, der ſonſt in dem Aufeinanderfol- gen des Blutes in den verſchiede- nen Stellen einer Schlagader, mit uns einerlei Meinung iſt, demohn- geachtet doch, daß die helfte vom Blutcilinder, und in den kleinen Gefaͤſſen, noch mehr als die helfte zum Herzen zuruͤkke getrieben wer- de. Almageſt. S. 240. Der be- ruͤmte Sherbeare hielte dieſe periſtaltiſche Folge in der Schlag- aderbewegung fuͤr ſo wenig wahr, daß er ſie zum Beweiſe der Unge- reimtheit wieder die Gewalt des Herzens anwendet. Princip. of Pra- ctiee S. 204. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0351" n="331"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Schlagadern.</hi></fw><lb/> ben, und deſſen Wirkſamkeit erſezzen, allerdings von groſ-<lb/> ſer Wichtigkeit ſei. Denn ob ſchon die Faſern, welche<lb/> den muskelhaften Theil einer Schlagader ausmachen,<lb/> eine geringe Dikke haben, und nicht haͤufig zugegen ſind <note place="foot" n="(t)"><cb/> 2. Buch.</note>;<lb/> und obſchon das Zuſammenziehn geringe zu ſeyn ſcheint,<lb/> womit ſich eine Schlagader an einem lebenden Thiere,<lb/> unter dem Fingerdrukke zuruͤkkebegibt <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">Sur le Mouvem. du ſang.<lb/> exp. 44. 50. <hi rendition="#k">remvſ</hi> Exp.</hi> 2. Es<lb/> iſt naͤmlich dieſe Bewegung an ei-<lb/> ner erweiterten und niederſinken-<lb/> den Schlagader ſo gelinde, daß<lb/> man dieſe Bewegung oft gar nicht<lb/> gewar wird.</note>, ſo erſezzt doch<lb/> die unermesliche Laͤnge des Muskelfeldes, welches den<lb/> Schlagadern zugeordnet iſt, die Kleinheit dieſer Faſern.</p><lb/> <p>Es ſtellen naͤmlich alle groſſe Schlagadern, bis auf<lb/> diejenigen fort, welche nicht uͤber den ſechſten Theil einer<lb/> Linie breit ſind <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Sur le mouvement du ſang.<lb/> Exp.</hi> 46. Das Schlagen erſtrekkt<lb/> ſich nicht auſſerhalb der aͤuſſern<lb/> Dekke der Gedaͤrme weiter fort.<lb/><hi rendition="#aq">van den <hi rendition="#k">boſ</hi> de viv. corp. huma.<lb/> ſolid. Exp.</hi> 9. Jndeſſen iſt ein be-<lb/> ruͤmter Mann, unſer guter Freund,<lb/> aus der Urſache wieder mich ein-<lb/> genommen, daß er ſchreibt, ich<lb/> haͤtte das Zuſammenziehn der<lb/> Schlagadern geleugnet; er zieht<lb/> indeſſen auf die ganze Schlagader,<lb/> was ich blos von ihren kleinen<lb/> Aeſten behauptet habe. <hi rendition="#aq">Almageſt.</hi><lb/> S. 239. <hi rendition="#aq">n.</hi> 144.</note>, in der That eine einzige fortlaufende<lb/> Muskelroͤhre vor, welche ſich vom Herzen bis zu den lez-<lb/> ten Aeſten dieſes Durchmeſſers erſtrekkt, und indem ſich<lb/> dieſe Roͤhre von der Herzenskraft erweitert, ſo macht ſie<lb/> ſich, ſo wie es das Anſehn hat, zu gleicher Zeit enger, und<lb/> treibt das Blut fort.</p><lb/> <p>Jch ſehe auch nicht, daß die Kraft dieſes Zuſammen-<lb/> ziehens das Blut wieder zuruͤkke treibe <note place="foot" n="(y)">Dieſes war der Gedanke<lb/><cb/> des vortreflichen Peter Anton<lb/><hi rendition="#fr">Michelotti</hi> am angef. Orte. S. 95,<lb/> da ſelbiger behauptete, daß die<lb/> Kraͤfte, die das Blut bewegen,<lb/> vom Zuſammenziehn der Schlag-<lb/> adern uͤberhaupt nicht den gering-<lb/> ſten Zuwachs bekaͤmen. Es ſchreibt<lb/> aber auch der beruͤmte <hi rendition="#fr">Schreiber,</hi><lb/> der ſonſt in dem Aufeinanderfol-<lb/> gen des Blutes in den verſchiede-<lb/> nen Stellen einer Schlagader, mit<lb/> uns einerlei Meinung iſt, demohn-<lb/> geachtet doch, daß die helfte vom<lb/> Blutcilinder, und in den kleinen<lb/> Gefaͤſſen, noch mehr als die helfte<lb/> zum Herzen zuruͤkke getrieben wer-<lb/> de. <hi rendition="#aq">Almageſt.</hi> S. 240. Der be-<lb/> ruͤmte <hi rendition="#fr">Sherbeare</hi> hielte dieſe<lb/> periſtaltiſche Folge in der Schlag-<lb/> aderbewegung fuͤr ſo wenig wahr,<lb/> daß er ſie zum Beweiſe der Unge-<lb/> reimtheit wieder die Gewalt des<lb/> Herzens anwendet. <hi rendition="#aq">Princip. of Pra-<lb/> ctiee</hi> S. 204.</note>, daß die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Helfte</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0351]
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den muskelhaften Theil einer Schlagader ausmachen,
eine geringe Dikke haben, und nicht haͤufig zugegen ſind (t);
und obſchon das Zuſammenziehn geringe zu ſeyn ſcheint,
womit ſich eine Schlagader an einem lebenden Thiere,
unter dem Fingerdrukke zuruͤkkebegibt (u), ſo erſezzt doch
die unermesliche Laͤnge des Muskelfeldes, welches den
Schlagadern zugeordnet iſt, die Kleinheit dieſer Faſern.
Es ſtellen naͤmlich alle groſſe Schlagadern, bis auf
diejenigen fort, welche nicht uͤber den ſechſten Theil einer
Linie breit ſind (x), in der That eine einzige fortlaufende
Muskelroͤhre vor, welche ſich vom Herzen bis zu den lez-
ten Aeſten dieſes Durchmeſſers erſtrekkt, und indem ſich
dieſe Roͤhre von der Herzenskraft erweitert, ſo macht ſie
ſich, ſo wie es das Anſehn hat, zu gleicher Zeit enger, und
treibt das Blut fort.
Jch ſehe auch nicht, daß die Kraft dieſes Zuſammen-
ziehens das Blut wieder zuruͤkke treibe (y), daß die
Helfte
(t)
2. Buch.
(u) Sur le Mouvem. du ſang.
exp. 44. 50. remvſ Exp. 2. Es
iſt naͤmlich dieſe Bewegung an ei-
ner erweiterten und niederſinken-
den Schlagader ſo gelinde, daß
man dieſe Bewegung oft gar nicht
gewar wird.
(x) Sur le mouvement du ſang.
Exp. 46. Das Schlagen erſtrekkt
ſich nicht auſſerhalb der aͤuſſern
Dekke der Gedaͤrme weiter fort.
van den boſ de viv. corp. huma.
ſolid. Exp. 9. Jndeſſen iſt ein be-
ruͤmter Mann, unſer guter Freund,
aus der Urſache wieder mich ein-
genommen, daß er ſchreibt, ich
haͤtte das Zuſammenziehn der
Schlagadern geleugnet; er zieht
indeſſen auf die ganze Schlagader,
was ich blos von ihren kleinen
Aeſten behauptet habe. Almageſt.
S. 239. n. 144.
(y) Dieſes war der Gedanke
des vortreflichen Peter Anton
Michelotti am angef. Orte. S. 95,
da ſelbiger behauptete, daß die
Kraͤfte, die das Blut bewegen,
vom Zuſammenziehn der Schlag-
adern uͤberhaupt nicht den gering-
ſten Zuwachs bekaͤmen. Es ſchreibt
aber auch der beruͤmte Schreiber,
der ſonſt in dem Aufeinanderfol-
gen des Blutes in den verſchiede-
nen Stellen einer Schlagader, mit
uns einerlei Meinung iſt, demohn-
geachtet doch, daß die helfte vom
Blutcilinder, und in den kleinen
Gefaͤſſen, noch mehr als die helfte
zum Herzen zuruͤkke getrieben wer-
de. Almageſt. S. 240. Der be-
ruͤmte Sherbeare hielte dieſe
periſtaltiſche Folge in der Schlag-
aderbewegung fuͤr ſo wenig wahr,
daß er ſie zum Beweiſe der Unge-
reimtheit wieder die Gewalt des
Herzens anwendet. Princip. of Pra-
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